Dienstag, 12 September 2017 12:00

Vermummt und zugenäht

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s54 rad stilfserjochPrad-Stilfserjoch - Strömender Regen, Eiseskälte und 10 cm Schnee am Stilfserjoch: der heurige Stilfserjoch Radtag machte es den Radfahrern alles andere als leicht. Mitten unter die wackeren Biker hat sich Vinschgerwind-Mitarbeiterin Cornelia Knoll mit ihrem E-Bike gewagt. Ein Erlebnisbericht.

von Cornelia Knoll

7 Uhr morgens….Der Wecker klingelt mich aus meinen Träumen. Draußen ziehen Nebel weit ins Tal hinab; es nieselt leicht. Oh je; ich wollte doch heut zum Stilfserjoch Radtag mit meinem E-Bike, 48 Kehren weit 25 km bis zum Pass hinaufradeln…?


Einige Sonnenstrahlen zeigen sich nun doch und so mache ich mich winterlich warm eingepackt, auf nach Prad, um dort die 2000 Höhenmeter per Zweirad anzugehen.
Seit 6 Uhr wird dort unerschrockenen Bergradlern mitten auf dem Dorfplatz Frühstück serviert. Jetzt um 09.00 Uhr stehen nur mehr einzelne Biker unter den weißen Zeltdächern um sich vor dem erneut strömenden Regen einigermaßen zu schützen. Am Infostand höre ich, dass der heutige Radtag auf der Franzenshöhe enden wird. Es sei zu gefährlich, bis zum Joch zu fahren, da dort bereits 10 cm Schnee gefallen sind.
„Nun gut“, denke ich mir, das müsste trotz des gruseligen Wetters zu schaffen sein. Ich schwinge mich auf`s Rad und stürzte mich voller Enthusiasmus in den legendären 17. Stilfserjoch-Radtag.
Bis nach Gomagoi begegne ich nur wenigen Radlern. Kein Vergleich zum letzten Jahr als 11.000 Radfahrer fast gleichzeitig die Kurven heraufströmten und Autofahrern jegliches Weiterkommen fast unmöglich machten.
Heute am 2. September ist die Straße ab Gomagoi seit 8.00 Uhr gänzlich für den motorisierten Verkehr gesperrt. Gut so, denn an der Suldner-Stilfser Kreuzung strömen nun hunderte, mit Regenzelten vermummte, Biker von allen Seiten ein.
2 Stunden später auf 1600 m Höhe. Es hat aufgehört zu regnen, die Wolken lichten sich und geben den Blick auf die verschneiten Bergspitzen frei. Ganze 4 Grad Celsius zeigt mein Bike-Monitor nun an, meine Finger in den nassen Handschuhen sind steifgefroren.
Doch Hilfe naht. In der 38 Kehre steht das 1. Versorgungsstandl. Mit heißem Tee, süßen Keksen und aufmunternden Worten empfangen uns die Park-Mitarbeiter und bieten Unterschlupf. Hier unter schützenden Zeltdächern treffen sich Radrennfahrer, Mountain-Biker, Einrad-Jongleure sowie Handradler zum gemeinsamen Plausch. Es scheint als ob die Schneeluft für mehr Gemütlichkeit und Entspanntheit sorgen würde. Niemand scheint es besonders eilig zu haben, das Ziel zu erklimmen. Viel wichtiger ist dieses Jahr wohl das „Miteinander Radeln“.
200 Höhenmeter weiter.  Es beginnt leicht zu schneien. Umhüllt von wirbelnden Flocken und motivierten Mitstreitern an meiner Seite erklimme ich endlich die allerletzten Meter zur Franzenshöhe (2190m.) Ich kann es kaum erwarten meine durchgeweichte Kleidung schnellstens loszuwerden.
Vor dem Berggasthof ist ein riesiges Zelt aufgebaut. Rundherum unzählige Räder mitten im Schnee. Drinnen surbelnde Heizlüfter und fast kleidungslose Damen und Herren die sich fröhlich ihre heutigen Erlebnisse erzählen. Käsenocken, hausgemachter Kuchen und eine heiße Dusche bekomme ich im Gasthof. Welche Wohltat!
14 Uhr, klare Sicht und eine schneefreie Straße. Es ist Zeit mich auf den Heimweg zu machen; 18 lange Kilometer bis zu meinem warmen Auto. Doch dies schaffe ich sowie weitere 1089 Radfahrer sicher auch noch!

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