Dienstag, 12 September 2017 09:06

Leserbriefe Ausgabe 18-17

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Bannzone Glurns - Apfelplantage
Protest
Der Heimatpflegeverband Südtirol ist entrüstet darüber, dass die Landesregierung mit  Beschluss Nr. 914 vom 29.08.2017 die Aufsichtsbeschwerde der Grundeigentümerin gegen die Maßnahme des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler vom 04.05.2017 angenommen hat und damit die Bannzone, die die Landesregierung selbst im Jahr 2014 ausgewiesen hat, ad absurdum führt, weil jetzt eine Apfelplantage mit hoher Gerüstkonstruktion die Ansicht auf die historische Stadtmauer – ein Wahrzeichen des mittelalterlichen Städtchens - stören darf. Es ist auch widersprüchlich, dass auf der einen Seite die Sanierung und Revitalisierung alter Bausubstanz in Glurns vom Land gefördert wird, andererseits die Ansicht auf dieses einmalige Gesamtensemble durch diesen Landesregierungsbeschluss beeinträchtigt werden darf. Die Begründungen der Landesregierung für die Annahme des Rekurses, die sie alle direkt von der Rekursstellerin übernommen hat, sind teilweise sehr fragwürdig. Die Gutachten der eigenen Ämter – in diesem Fall des Denkmalamtes  - in den Wind zu schlagen, scheint leider auch in der Ära Kompatscher  Usus zu sein.
Es handelt sich hier um einen Präzedenzfall, weil auch andere Besitzer von Grundstücken rund um Glurns dasselbe Recht der Verbauung in Zukunft in Anspruch nehmen dürfen. Der von der Landesregierung einstimmig gefasste Beschluss –  selbst der zuständige Landesrat für Denkmalpflege hat sich nicht für die Berücksichtigung der Bannzone stark gemacht -  weist keine Art von Kohärenz auf: Man bringt nicht den Mut und Willen auf, getroffene Maßnahmen zum Schutz unserer Kulturlandschaft auch konsequent zu verteidigen. Das ist schade und ärgerlich zugleich! Eine intakte Stadtbefestigung wie jene in Glurns ist im Umkreis von vielen Hunderten Kilometern nicht zu finden und die Landesregierung müsste alles tun, um dieses hohe Kulturgut zu schützen.
Die Obfrau des Heimatpflegeverbandes:
Dr. Claudia Plaikner
Der Bezirksobmann des Vinschgau:
Franz Fliri


Bannzone Glurns: Die Landesregierung opfert historisches Umfeld der Stadtmauer und den Willen der Gemeinde dem Intensivobstbau. Und unterminiert die eigene Glaubwürdigkeit.
Die Stadt Glurns ist in ihrer Anlage und Geschlossenheit ein Juwel alpiner Stadtkultur: Mit ihrem Mauerring repräsentiert sie Wehrhaftigkeit, Siedlungsdichte und Funktionalität alpiner Städte auf kleinstem Raum in aller Vollendung. Ganz zu recht steht sie daher unter Schutz, der durch eine Bannzone vor der Stadtmauer ergänzt worden ist. Damit sollte das Vorfeld der Stadt freigehalten, ihre Sichtbarkeit gewahrt und ihre Ausstrahlung auf Dauer gesichert werden.
So wurde auch der Intensivobstabau vor der Stadtmauer unter Verwendung von Spalieren weitgehend untersagt. Einer der Grundbesitzer bewies allerdings besondere Findigkeit und zog mit Holzgerüsten auf Metallschuhen (anstelle der verbotenen Betonsäulen, Folien und Hagelnetzen) unverdrossen eine Anlage hoch. Damit wurde dem Buchstaben des Verbots zwar oberflächlich entsprochen, nicht aber der Zielsetzung der Bannzone, die freie Sichtbarkeit der Stadtmauer zu gewährleisten. Der Gemeinde und dem Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, die sich dagegen zur Wehr setzten, begegnete der Grundbesitzer mit einer Aufsichtsbeschwerde an die Landesregierung, die gestern in diesem Fall entschieden hat:
Sie gab, gegen das Gutachten des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler, gegen den Willen der Gemeinderats und trotz der Eingaben des Heimatpflegeverbandes dem Wunsch des Bauern (und auch des Bauernbundes) in ihrer gestrigen Sitzung statt. Anstatt andere Lösungen ins Auge zu fassen, wie etwa einen denkbaren Grundtausch mit Landesflächen, wurde dem Wunsch des Grundbesitzers gegen das öffentliche Interesse der Vorzug gegeben.
Der gestern gefasste Beschluss ist ein Etappensieg für den Rekurssteller, eine Niederlage für Landschaftsschutz und Denkmalpflege und ein Debakel für die Glaubwürdigkeit der Landesregierung: Die anfängliche Erklärung der Regierung Kompatscher, sich an Gutachten der Ämter halten zu wollen, wurde wieder einmal dementiert. Individuelles Interesse erhält den Vorzug vor Rechtstaatlichkeit, wie bereits im Fall der sanierten Kraftwerke in Martell vor einem Monat. Lobby-Druck und ängstliches Schielen auf Wählerstimmen zählen mehr als verantwortliches und mutiges Regierungshandeln. Der von Landesrat Schuler angekündigte Flächentausch ist nur ein ferner Ausgleich, auf deren Umsetzung wir gespannt sind. Daran glauben können wir längst nicht mehr. Zugleich gibt der Vorgang einen Vorgeschmack darauf, wer im neuen Gesetz für Raum und Landschaft das Sagen haben wird.
Bozen, 30.08.2017; Hans Heiss, Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba, L.Abg.


Lösungsvorschlag
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, hab im Fernseh gesehen, dass Sie vorschlagen, 100 Lehrer aus Nordtirol importieren zu wollen, um dem Lehrermangel Herr zu werden. Mein Vorschlag wäre: Wir schicken ein paar tausend Schüler nach Nordtirol. Damit schlagen wir drei Fliegen mit einer Klappe: 1. Die Vinschgerbahn wird entlastet. 2. Die Kontakte zur Urheimat werden verstärkt. 3. Endlich könnten die Vinschger Deutsch lernen.
Hochchtungsvoll Tschianni Bodini

 

Naturns, wohin geht deine Entwicklung?
Vor ca 20 Jahren wurde in Naturns für die zukünftige Entwicklung ein Leitbild erstellt. Auch bei der Nachhaltigkeitsdebatte (2010 2012) wurden Richtlinien für ein nachhaltiges Wirtschaften beschrieben.     Unter Nachhaltigkeit ist jene Entwicklung zu verstehen, die auch das Wohlergehen für die nächsten Generationen ermöglichen kann. Dies bedeutet, dass unsere Generation nicht mehr an Hilfsmittel (Resourcen) verbrauchen darf, als es unbedingt notwendig ist. Auch unser Lebensraum, die Natur und Kulturlandschaft sollte nicht unnötigerweise verändert werden. Dementsprechend wurde 2012 ein sinnvoller Leitspruch geprägt: „Nicht das Mehr   sondern das Wie und Besser“. Damit – hoffte ich damals – dass ein Umdenken eingeleitet werde. Nun stellt sich die Frage: Was ist bis heute – nach  5-6 Jahren – von den guten Absichten zu erkennen? Im Sinne der Nachhaltigkeit leider sehr wenig, im Gegenteil, ich nenne dazu zwei Beispiele: Die übergroßen Hotelbauten und die derzeitige Bautätigkeit am Sonnenberg. Um den Tourismus noch mehr anzukurbeln, werden in kürzester Zeit große Hotelbetriebe aufgeführt. Hat Naturns das noch nötig?  Naturns ist ja jetzt schon wirtschaftlich gut aufgestellt, so ist es schon öfters gesagt bzw. beschrieben worden. Nachdem zur heutigen Zeit die Trinkwasserreserven eh schon knapp zu werden drohen, was dann, wenn noch viele Betten dazu kommen sollen? Was soll mit den großen Hotelbetrieben geschehen, wenn z.B. wegen irgendwelcher Krisen weniger Touristen ins Land kommen. Niemand hat die Garantie, dass der derzeitige, gute  Zustand in 40 – 50 Jahren gleichbleiben wird und auch  ob  die eigene Nachkommenschaft die Betriebe weiterführen will oder kann? Zu Zeit werden schon Arbeitsplätze geschaffen und ein Mehrgewinn erwartet, auch dies kann später zu sozialen und wirtschaftlichen  Problemen führen. Abschließend zu diesem Thema folgendes: Aufgrund der derzeitigen, guten Wirtschaftslage geht es den jetzt bestsehenden Betrieben recht gut. Sollte dies während der nächsten Jahrzehnte auch noch anhalten – was wir alle erhoffen – so können die nachfolgenden Besitzer immer noch das eine oder andere verbessern. Wenn nicht , dann können alle froh sein, dass unsere Generation auf dem Bau von weiteren Großbetrieben verzichtet hat.
Mit diesen – eben genannten  - Gedanken möchte ich als zweites Thema die derzeitige Bautätigkeit am Sonnenberg ansprechen. Dabei handelt es sich nicht mehr um notwendige Infrastrukturen wie z.B. Zufahrtswege und andere Verbesserungen im landwirtschaftlichen Bereich, sondern um jene Kunstbauten, die  zur Aufwertung des Wandergebietes dienen sollten. So z.B. Aussichtsplattformen, Klettersteige, flach angelegte, familienfreundliche Wanderwege, Kirchbachbrücke u.dgl. mehr. Frage: Hat dies der Sonnenberg noch nötig? Ist der Sonnenberg mit seinen einzigartigen Geländeformationen, den günstigen Klimaverhältnissen und mit der bequemen Erreichbarkeit (Seilbahnen, Zufahrtswege) nicht schon attraktiv genug? Wenn schon nach einer Aufwertung gerufen werde, so hätte ich einen besseren Vorschlag. Nachdem der Sonnenberg mit Worte wie einmalig und Ursprünglichkeit beworben wird, so wäre es zutreffender, wenn z.B.  an zwei günstig gelegenen Orten, entlang des Meraner Höhenweges die Ackerwirtschaft mit all den dazugehörigen Arbeitsgängen wieder aufgenommen würde. Dies würde das Landschaftsbild artenreicher und farbenfroher erscheinen lassen und den interessierten Wandergästen könnte somit der Werdegang von der Saat bis zum eigenen Brot gezeigt werden. Vielen Gästen interessiert ja, wie die Leute früher auf den steilen Berghöfen leben und arbeiten mussten um die Großfamilien ernähren zu können. Als ich meinen diesbezüglichen Vorschlag vorbrachte, wurde dieser als zu zeitaufwändig, Arbeitskräftemangel, unrentabel und nicht zeitgemäß abgetan. Diese Argumente kann ich nicht als zutreffend betrachten. Jene Zeiten, als alles händisch gemacht werden musste, sind Gott sei Dank vorbei. So hat man damals z.B. zur Heuernte  3-4 Wochen gebraucht, dann war die Kornernte fällig und gleich nachher die Grummeternte. Damals waren die Sommermonate wirklich anstrengend, die besonders als nachgeborene Geschwister auswärts etwas Geld verdienen wollten und nicht immer und gratis zur Verfügung standen. Diese Umstände führten mitsamt der Möglichkeit Milch zu liefern (Materialseilbahnen) zur totalen Auflassung der Getreidewirtschaft. Dank der inzwischen möglich gewordenen Maschinenausstattung kann jetzt das Heu in 10 – 14 Tagen eingebracht werden. Bis zur Grummeternte dauert es dann 6 – 7 Wochen. Während dieser „Zwischenzeit“ wäre es leicht möglich, die Kornernte durchzuführen, es gäbe auch noch Leute, die z.B.  beim Kornschnitt mithelfen würden. Auch für die Vorarbeiten (Pflügen, Säen usw) und Nacharbeiten wäre bei etwas guten Willen die Zeit aufzubringen. Was die Rentabilität betrifft folgendes: Natürlich ist dabei kein direkter „Geldfluss“ zu erwarten. Für die Bergbauern mit Viehhaltung ist das Stroh und die Körnerfrucht ein wertvolles Hilfsmittel und indirekt wäre dies auch für die Betreiber der Gastbetriebe gewinnbringender, von den Kunstbauen wird dies auch erwartet. Kunstbauten entfremden das Landschaftsbild, die Getreidewirtschaft bereichert es in der ursprünglichen Form. Ob mein Vorschlag zeitgemäß ist oder nicht, lasse ich die Leser selbst entscheiden. Für mich wäre es schon früher aktuell gewesen, und warum? Weil inzwischen schon viel zu viel an Erfahrungswissen und auch die entsprechenden Arbeitsgeräte verloren und verschwunden sind. Zusammenfassend ist zu sagen: Um wirklich im Sinne der Nachhaltigkeit leben und wirtschaften zu können, müssen wir uns wieder mehr den gesamten Vorgängen in der Natur zuwenden und nicht das „fortdauernde Heil“ in rein materiellen und technischen Möglichkeiten sichern. Nicht das Mehr, Größer und Schneller sondern Wie und Besser, damit die Nachkommenschaft ach noch halbwegs gut leben kann, sowie es unsere Generation tun konnte und noch kann.
Adolf Fliri, Naturns

Frechheit und Zumutung
Gerne wandere ich des öfteren durch unsere Bergwelt, und genieße allein oder auch mit Freunden schöne Aussichten, frische Höhenluft und die Ruhe auf den Wanderwegen. All dies wird allerdings immer mehr von Radfahrern gestört. Ich beschwere mich nun öffentlich. Ein Beispiel: Der Wanderweg vom Stilfserjoch hinunter auf die Furkelhütte, einer der wunderbarsten Panormamawege mit historischer Bedeutung, wird auch tagsüber von Radfahrern benutzt. Ich habe kürzlich erlebt, dass sich einige Radfahrer fast geräuschlos annähern, von den Fußgängern in steilem Gelände erwarten, dass diese zur Seite treten. Eine Frechheit und eine Zumutung, finde ich. Dazu muss man wissen, dass es Radfahrern vor 9.00 Uhr in der Früh und nach 17.00 Uhr gestattet ist, den Weg zu benutzen. Zwischen 9 und 17 Uhr ist der Weg also den Fußgängern vorbehalten. Viele Radfahrer halten sich nicht an diese Regelung. Das ist unverantwortlich. Die Gastwirte empfehlen den Radfahrern neben anderen auch diesen Steig, zum eigenen Profit und auf Kosten der Wanderer. Denn Teile des Weges (wie im Übrigen auch andere Wege) sind in einem desolatem Zustand. Durch das Abbremsen der Fahrräder wird der Untergrund gelockert und bei Regen ausgeschwemmt. Für Wanderer sind solche Wege dann nur noch beschwerlich zu bewältigen. Wir sollten das Hochgebirge mehr schätzen. Ich füge hinzu, dass sich die Region im Nationalpark Stilfserjoch befindet und ich finde, dass Radfahrer im Park, im Besonderen auf Wanderwegen, nichts zu suchen haben. Es gibt genügend Alm- oder Forstwege, die für Radfahrer geeignet sind, ohne Wanderer zu verschrecken oder die Wanderwege zu beschädigen. Es muss also nicht sein, dass Radfahrer überall fahren dürfen.
Ferdinand Pichler, Tarsch

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