Dienstag, 13 Juni 2017 00:00

Mut zum Leben

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s17 596Es war an einem kalten Februartag 2015 in Sulden als sich Edmund Paulmichls Leben auf einen Schlag änderte.

Es dämmerte bereits als der Suldner Inhaber eines Supermarktes sein Auto starten wollte. Plötzlich jedoch versagte Edmunds rechter Arm seinen Dienst, hing nur mehr schlaff herunter und er konnte die Zündung nicht mehr starten.

Nichtsahnend dass diese Lähmung ein erstes Symptom einer schweren Gehirnblutung war, drehte er den Zündschlüssel einfach mit seiner linken Hand um, fuhr rückwärts, stieg aus und stürzte ohnmächtig zu Boden. Dort wurde er im Schnee liegend sofort gefunden, vom Gemeindearzt Dr. Hofer erstversorgt und direkt mit dem Rettungswagen nach Bozen in die “STROKE UNIT“ (spezialisierte Abteilung für Schlaganfälle) gebracht.
Das ganze Ausmaß der Gehirnblutung wurde hier erst ersichtlich und die ersten Tage galten einzig der Hoffnung, dass der 6 fache Vater überhaupt überleben würde. Tagelang lag Edmund kurz vor seinem 46-igsten Geburtstag rechtsseitig total gelähmt dort im Koma.
Doch schon 1 Woche später meldete sich Edmunds Lebensmut zurück, die Blutung stoppte und langsam zeigte der junge Patient wieder Reaktionen. „An diese Wochen in Bozen kann ich mich überhaupt nicht erinnern“, sagt Edmund. „Es ist als wenn sich ein schwarzer Nebel über mein Bewusstsein gelegt und erst Wochen später wieder im Krankenhaus Meran gelichtet hätte“
Dorthin wurde Edmund nach der Akutphase gebracht um wieder sitzen, sprechen und laufen zu lernen. Es sollten insgesamt 6 Monate Reha-Aufenthalt werden in denen der Suldner alle Phasen seiner Krankheit durchlaufen musste. Zuerst nur im Bett liegend und vollkommen angewiesen auf fremde Hilfe, lernte er nach harten und langen Reha-Übungen zu sitzen und nach einiger Zeit auch wieder einige wenige Wörter zu sprechen.
Jeder Lernschritt in Richtung Selbstständigkeit, sowie der Besuch seiner geliebten Kinder, Familie, Mutter, Verwandte und Freunde halfen dem jungen Mann aus dem damaligen seelischen Tief herauszukommen und weiterzumachen.
Er, der immer Aktive und Gesprächige; der früher jeden Tag 18 Stunden am Tag gearbeitet hatte, Kunden und seiner Familie jeden Wunsch von den Augen abgelesen und nebenher auf kilometerlangen Bergtouren seinen Ausgleich gefunden hatte; sollte nun für immer gelähmt sein?
„Nein, erzählt Edmund heute 2,5 Jahre nach seiner Erkrankung mit fließender Sprache. „Nein, das konnte nicht sein, durfte nicht sein. Ich wollte wieder so werden wie ich früher war und dafür wollte ich kämpfen.“ Doch stellte sich dies als harter Kampf heraus und erst nach monatelanger Therapie in der Reha Meran lernte Edmund sogar einige Schritte am Stock zu laufen und seinen Rollstuhl selbstständig zu bedienen.
Eine Lungenembolie stoppte kurz Edmunds Genesung, doch überstand er auch diese und konnte nach 6 Monaten in eine neue behindertengerechte Wohnung in Meran entlassen werden. Froh über das Zusammensein mit seiner Familie, fand er sich aber alsbald in sozialer Isolation wieder. Er versuchte seinem einsamen Alltag etwas zu entkommen indem er mit seinem elektrischen Rollstuhl die neue Heimat erkundigte, auf einen Cafe in die Stadt fuhr und neue Bekannte dort suchte. Doch Fehlanzeige..! In der Stadt schien jeder mit sich selbst beschäftigt zu sein und einen Rollstuhlfahrer sprach so einfach auch niemand an. Ein großer Lichtblick waren Edmunds Kinder in dieser Zeit. Unbeschwert machten sie mit ihrem Vater Ausflüge, begleiteten ihn in die Stadt und ermöglichten ihm so ein fast normales Leben.
Und doch;… Edmunds Heimweh nach Sulden und den Menschen dort wurde immer stärker. Vor einem Jahr entschied er sich wieder in seine ursprüngliche Heimat zurückzukehren und bewohnt dort nun eine gemütliche Parterrewohnung in welcher seine Kinder ihn alle 2 Wochen besuchen kommen.
„Hier fühle ich mich nun endlich wieder glücklich“, lacht Edmund „Endlich kann ich wieder meine Selbstständigkeit leben, kann im Dorf herumfahren und treffe überall Freunde und Bekannte, die mit mir kommunizieren wollen. Ich fühle mich wieder als Teil der Gesellschaft und brauche nie Angst haben um Hilfe zu bitten. Viele hier in Sulden hören mir zu und sorgen ungefragt für mich wenn Not am Mann ist. Es ist schön, dass meine Mutter mir hier zur Seite steht und dass immer wieder jemand in der Wohnung vorbeikommt, die Tür aufmacht und einfach nur …“Hoi Edmund, griasti, wia geats dir“…mir zuruft „erzählt der Suldner.
Seit einigen Monaten arbeitet der ehemals selbstständige Geschäftsmann wieder 4 Stunden/Tag im nahegelegenen “Supermarket Rungg“ in Sulden an der Kasse. Es sei ein großes Geschenk diese geliebte Arbeit wieder ausführen zu dürfen und so mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen „Seitdem hat sich meine körperliche und seelische Situation enorm verbessert“, sprudelt es aus Edmund heraus. „Ich gehe nun sogar einige Schritte ohne Hilfe, lerne jeden Tag dazu und wünsche mir dass ich bald wieder richtig laufen kann und so auch wieder mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen darf“.

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