Vinschgau/Südtirol - Explodierende Gas- und in der Folge davon Strompreise lassen auch in Südtirol, auch im Vinschgau Verbraucher zur Ader. Warum ist das so? Die Frage ist berechtigt, zumal Südtirol doppelt so viel Strom erzeugt als es verbraucht. Der Vinschgerwind hat bei Michael Wunderer nachgefragt.
von Erwin Bernhart
Es geht drunter und drüber auf dem Strommarkt. Die Verbraucher in Südtirol (in Italien, in Europa) spüren das auf der Stromrechnung. Die Stromkosten sind im Laufe des vergangenen Jahres um rund 129 Prozent gestiegen. Seit dem 1. Jänner 2022 müssen für die Kilowattstunde Strom 46,03 Cent, einschließlich aller Steuern, gezahlt werden. Auch bei uns. Dabei wird in Südtirol doppelt so viel Strom erzeugt, wie im Lande verbraucht wird. Vor einem Jahr lag der Kilowattstundenpreis für den Endverbraucher noch bei 20.06 Cent.
Was ist da los? Der Vinschgerwind hat beim Prader Michael Wunderer nachgefragt. Wunderer, seit 15 Jahren in der Energiewirtschaft tätig, ist Vizeobmann der E-Werk-Prad-Genossenschaft und seit 2015 Abteilungsleiter beim Südtiroler Energieverband (SEV) im Bereich Energiehandel und Geschäftsentwicklung.
Wunderer verweist zunächst auf die Geschichte des Energiemarktes und dort vor allem auf die von der EU angestoßene Liberalisierung. Der ehemalige italienische, staatliche Monopolbetrieb ENEL, in dessen Hand der Löwenanteil sowohl der Erzeugung, als auch der Übertragung und Verteilung und zudem der Verkauf von Strom lag, wurde ab 1999 sukzessive zerlegt und zerschlagen. Ziel war es unter anderem, neuen Marktteilnehmern, vor allem im erneuerbaren Bereich, einen diskriminierungsfreien Zugang zum Strommarkt zu ermöglichen. Im Schatten von ENEL überlebten nämlich nur einige wenige kommunale Unternehmen (etwa die Etschwerke) oder einige historische Genossenschaften (etwa die Energie-Werk-Prad Genossenschaft).
Im Jahr 1999 wurde die Liberalisierung in Italien durch das Bersani-Dekret konkret in Gang gesetzt. Mit dem Bersani-Dekret wurde jener weitsichtige Passus im Autonomiestatut von 1972 wirksam und es begann der Run zuerst auf das Stromverteilernetz und dann auf die Großableitungskonzessionen. Der Vinschger Stromkrieg mit dem Land war eine der Folgen, in dem es um die Frage der Beteiligung der Vinschger Gemeinden an den Konzessionen am Reschensee und später am Marteller Stausee gegangen ist. Auch ging es um die Frage der eigenständigen Verwaltung des Stromnetzes im Vinschgau, welches mittlerweile vom Vinschgauer Energeikonsortium umgesetzt ist.
Das ist die Kurzfassung, wie sich die Liberalisierung des Strommarktes im Vinschgau ausgewirkt hat.
Aus der damaligen SEL ist durch Fusion mit den Etschwerken Alperia entstanden und mit wenigen Ausnahmen sind die Südtiroler Großkraftwerke in der Hand von Alperia und die wiederum gehört der autonomen Provinz Bozen. Daneben sind neue Wasserkraftwerke entstanden, in Rojen, in Langtaufers, das Punikraftwerk in Planeil, Saldur in Matsch, jenes in Schleis, das Kloster Marienberg hat eines bauen lassen, das Kraftwerk am Rambach, in Partschins wurde ausgebaut... Zudem mehrere kleinere Kraftwerke.
Die Power im Land ist soweit gediehen, dass die Produktion von elektrischem Strom vorwiegend aus Wasserkraft von insgesamt rund 6 Terawattstunden doppelt so hoch ist wie der Verbrauch in Südtirol. Gigantisch. Warum zum Teufel steigen dann die Strompreise dermaßen an?
Nahezu alle Kraftwerke, sagt Michael Wunderer, müssen aufgrund des derzeitigen Strommarktmodells, ihren Strom an der Strombörse anbieten und verkaufen. An der Strombörse werden die Preise gebildet. Das funktioniert für Verbraucher im Sinne eines niedrigen Strompreises gut, solange die Energiepreise am Weltmarkt niedrig sind. Also billiges Erdgas, billiger Atomstrom, billiger Kohlestrom. Strom aus erneuerbaren Energiequellen, Strom aus Wasser, aus Wind, aus Sonne sind ohnehin billig. Denn weder Wasser noch Wind noch die Sonne schicken Rechnungen.
Das Gefüge des Billigen ist durcheinandergeraten. Der Gaspreis ist in den letzten Monaten durch die Decke gegangen und hat sich gegenüber dem Vorjahr nahezu verfünffacht. Als Grund dafür nennt Wunderer den enorm gestiegenen Bedarf an Erdgas in Ostasien, also in den brummenden Volkswirtschaften von China und Indien. Der zweite Grund ist der, dass nach dem Winter 2020/2021 die Gasspeicher in Europa ziemlich leer waren und dass das Auffüllen genau mit dem Bedarf in China zusammengefallen ist. Das verhältnismäßig geringe Gasabgebot am Markt hat die Preise explodieren lassen.
Was haben aber die internationalen Gaspreise mit unserer Stromrechnung zu tun? Zur Erinnerung: Der Strom, der in den heimischen Wasserkraftwerken erzeugt wird, wird vorwiegend über die Mailänder Börse (oder anderen europäischen Börsen) gehandelt und ebendort wird der Preis bestimmt.
„Der Preis an der Strombörse“, sagt Michael Wunderer, „ergibt sich im Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage. Dieser Gleichgewichtspreis nennt sich „Market-Clearing-Price“. Es ist gerade das letzte Angebot zu jeder Stunde, welches an der Börse noch einen Zuschlag erhält, um gerade noch die Nachfrage zu decken. Das Kraftwerk mit den teuersten Grenzkosten - also das Grenzkraftwerk (welches als letztes Kraftwerk den Zuschlag erhält) - definiert den Börsenpreis für alle anderen eingesetzten Kraftwerke, unabhängig von den jeweiligen Erzeugungskosten.“
Tatsächlich ist die Erzeugung von Strom mit fossilem Erdgas eine der teuersten. Zum einen wegen des besagten Preisanstieges und zum anderen wegen der CO2-Zertifikate, die jährlich festgelegt und künstlich verknappt werden. Der Preis für CO2-Zertifikate ist von 20 auf 80 Euro pro Tonne CO2 gestiegen. Die für den Klimaschutz gut gemeinte Aktion bringt das ganze System in arge Verlegenheit.
Plötzlich ist die Erzeugung von Strom durch Atomkraft und sogar jene durch Kohlekraftwerke im Verhältnis deutlich lukrativer als die Erzeugung von Strom mit Erdgas. Das derzeitige Strommarktmodell ist paradox geworden.
Zuerst kommen die mit den niedrigsten Grenzkosten dran, das sind die Erneuerbaren Energie-Anlage, also Wind- und Sonnenkraftwerke, auch die Wasserkraftwerke. Es ist ein zugesichertes Vorrangprinzip für die Stromeinspeisung in das öffentliche Stromnetz. Als nächste Kraftwerke folgen jene mit den nächstniedrigen Grenzkosten. Europaweit sind das Atomkraftwerke, gefolgt von Kohlekraftwerken, Gasturbinen und Heizölkraftwerke. Der Sinn dahinter: Es sollen jene Kraftwerke vom Markt gedrängt werden, die Strom teuer herstellen.
Weil die flexibleren Gaskraftwerke plötzlich die teuersten sind, werden Dreckschleudern wie Kohlekraftwerke äußerst rentabel. Ein Irrsinn. Ein Irrsinn gerade auch in Südtirol, wenn dort doppelt so viel Strom - aus Wasserkraft - erzeugt wie verbraucht wird. Die EU weiß sich nicht anders zu helfen, als die Atomkraft und die Stromerzeugung mittels Gas als „nachhaltig“, als „green“ einzustufen. Mit dieser Klassifikation würden Förderungen und günstige Kredite fließen können. Als „vorgestrig“ bezeichnet Michael Wunderer dieses Ansinnen.
„Der Strompreis“, sagt Michael Wunderer, „wird wohl hoch bleiben, weil er vom Ankauf von fossilem Erdgas abhängt.“ In Italien wird fast die Hälfte des Stromes durch Erdgas erzeugt (Kohle 6 %, Erneuerbare Quellen 45 %, Atomenergie 3,2 %). „Hätten beispielsweise Italien oder Deutschland den Ausbau der Erneuerbaren Energie Anlagen in den letzten Jahren nicht zu sehr ausgebremst, stünden heute mehr Erneuerbare zur Verfügung und die derzeitige Preisexplosion hätte es zumindest in diesem Ausmaß nicht gegeben“, sagt Wunderer.
Gibt es einen Ausweg aus dieser paradoxen Situation?
„Das aktuelle Strommarktdesign ist nach wie vor auf die fossile Welt ausgerichtet,“ sagt Wunderer: „Es lässt beispielsweise zu, dass konventionelle Kraftwerke aufgrund ihrer Inflexibilität Strommengen produzieren, welche zum Teil nicht benötigt werden. Die so herbeigeführten Leistungsspitzen führen dann teilweise zur Abregelung von Erneuerbaren Energie Anlagen, die günstigen, sauberen und emissionsfreien Strom erzeugen. Das Gegenteil müsste eigentlich der Fall sein.“
Inzwischen gibt es eine Reihe von technischen Lösungen, mit welchen ein kostengünstiges, dezentrales, sauberes und smart vernetztes Stromsystem gelingen könne. Mit dem neuerdings geplanten massiven Ausbau der erneuerbaren Energiesysteme werden die Tage zunehmen, in welchen die Stromproduktion den Bedarf übersteigen wird. Anstatt diese Anlagen abzuregeln, sei es sinnvoll, Strom zu speichern, oder in andere Anwendungen umzuleiten z. B. zum Heizen (Power to Heat) oder mittels Wasserstoff dem Verkehr zur Verfügung zu stellen (Power to Gas).
Die Frage ist, ob diese Abhängigkeiten vom internationalen Gas- und damit Strommarkt so bleiben muss. Wunderer führt als Beispiel die lokalen Energiegenossenschaften an, etwa jene in Prad. Die Genossenschaften können ihren Strom an die Mitglieder über das eigene Verteilernetz weitergeben. Genossenschaften sind nicht gewinnorientiert, sondern können erwirtschaftetes Geld für Investitionen, für günstige Strompreise, für Optimierungen einsetzen. Im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften, wo die erwirtschafteten Gewinne an Gesellschafter und Aktionäre ausgeschüttet werden.
Aber: Auch die Genossenschaften sind im nationalen Markt eingebettet, allerdings muss theoretisch nur dann Strom „dazugekauft“ werden, wenn die Eigenproduktion nicht ausreicht. Weil in den Wintermonaten gegenüber dem Verbrauch zu wenig Strom erzeugt wird (wie es aktuell aufgrund eines Kraftwerkumbaus in Prad der Fall ist), sind auch die Genossenschaften mehr oder weniger vom aktuellen Strompreishöhenflug betroffen. „Im Großen und Ganzen“, sagt Wunderer, „genießen die Genossenschaftsmitglieder allerdings einen gesicherten und stabilen Strompreis und sie sind weniger von den Einflüssen von außen betroffen.“
Ob ein solches Genossenschaftsmodell in Südtirol funktionieren könnte? Theoretisch ja, sagt Wunderer. Es bestünde nämlich die Möglichkeit, den lokal erzeugten Strom über bilaterale Geschäfte, also außerhalb der Börse, zwischen Erzeuger und Verkäufer abzuwickeln und Preis und Menge für einen vorgegebenen Zeitpunkt zu definieren. „Die Energiewirtschaft erzeugt in Südtirol unbestritten eine hohe Wertschöpfung. Ein Teil dieses ökonomischen Mehrwertes sollte bei jedem einzelnen Verbraucher ankommen. Vielleicht müssen die Spielregeln geändert werden, indem nicht nur im Interesse einzelner Gesellschafter und Aktionäre gehandelt wird, sondern im Interesse seiner Verbraucher. Ein Ansatz in diese Richtung könnte eine lokale Verbrauchergenossenschaft für alle Südtiroler sein, oder eine Einführung eines nicht gewinnorientierten Landestraders. Zu diesem Thema hat es bereits in Vergangenheit viele Ideen vom Prader Energiepionier und Verfechter des Genossenschaftswesens Georg Wunderer gegeben. Leider fanden diese Ideen bis heute auf Landesebene keine Umsetzung“, sagt Georg Wunderers Neffe Michael Wunderer.
Mals/Laatsch/Schleis/Burgeis-Glurns - Die „politische“ Wahl des Glurnser Katastervertreters Egon Paulmichl, bei der Armin Bertagnolli „ausigwassert“ worden ist, könnte sich als Boomerang für die Glurnser entwickeln.
von Erwin Bernhart
Über die politische Wahl des Katastervertreters in Glurns hat der Vinschgerwind in der Ausgabe 1/2022 berichtet. Zur Erinnerung: Armin Bertagnolli, seit 20 Jahren Glurnser Katastervertreter und Obmann bei der Bergnung Untere Malser Haide wurde ab- und an seiner Stelle Egon Paulmichl mehrheitlich gewählt. Die Katastervertreter von Mals, Laatsch, Schleis und Burgeis sind gegen diese Wahl Sturm gelaufen, denn die Voraussetzungen für ihre Kandidatur hat sich mit Bertagnollis grundlegend geändert. Ein Rücktritt Paulmichls, der in Glurns politischen Rückhalt von der Liste Für Glurns entlang vom Kurt Warger bis hinauf zur VizeBMin Rosa Prieth und BM Erich Wallnöfer genießt, kam nicht in Frage und soll, so die Katastervertreter, darin gegipfelt haben, dass Paulmichl beim Bonifizierungskonsortium in Schlanders vor versammelten Delegiertenrat gesagt haben soll, dass man ihn nicht zurücktreten lasse. Die Katastervertreter Lukas Punter (Mals), Stefan Strobl (Burgeis), Günther Wallnöfer (Laatsch) und Lorenz Noggler (Schleis) forderten von Paulmichl, dass er Obmann der Anlage Untere Malser Haide machen und damit die Aufgaben Bertagnollis übernehmen solle. Dieses Druckmittel funktionierte in keine Richtung. Paulmichl weigerte sich, die Obmannschaft über die Beregnungsanlage zu übernehmen. Ein Rücktritt aller Katasterverteter wurde vom Malser BM Josef Thurner, selbst Bauer und auf die Beregnung angewiesen, und von den örtlichen Bauernbünden verhindert. Obmann will und kann auch keiner der Kataservertreter machen, denn die 2009 errichtete Beregnungsanlage ist eine komplexe Sache, umfasst knapp 600 Hektar, ein E-Werk und alle möglichen Kulturen mit unterschiedlichem Wasserbedarf. Von geringfügigen Reibereien („a Gosch voll kriag“) abgesehen hat Bertagnolli die Anlage beherrscht, Filter gesäubert, Schweißarbeiten durchgeführt und den Bau des 1 Million Kilowattstunden abwerfenden E-Werkes vor 5 Jahren vorangetrieben. Von Lichtenberg aufwärts war Bertagnolli bei den Beregnungsanlagen im Einsatz. Auch in Glurns kann diese Leistung nicht aberkannt werden. Erschwerend hinzu kommt, dass Beregnungswart Benno Malloth in Pension geht.
Nun müssen die Katastervertreter die Anlage auf andere Füße stellen. Der Gedanke, der von allen Katastervertretern grunsätzlich geteilt wird: einen Techniker anstellen. Die Beantwortung der Frage, welche Firma oder wer das sein kann oder soll, dürfte in Glurns wie ein Boomerang eingeschlagen haben: Armin Bertagnolli.
Knapp zwanzig Jahre widmete Stefan Kobler sein sportliches Leben dem Eishockey. Im vergangenen Sommer fiel er schließlich schweren Herzens die Entscheidung, seine Eishockeykarriere an den Nagel zu hängen. Doch komplett auf seinen geliebten Sport verzichten konnte der Prader nicht, weshalb er schließlich beim HC Meran Pircher, mit dem er sich einen Meistertitel in der zweiten italienischen Liga holte, das Amt des Präsidenten übernahm.
Von Sarah Mitterer
Dass ein Vinschger in Meran einmal die Eishockeyfäden ziehen würde, hätte man wohl nie gedacht. Doch seit dem Sommer 2021 ist dies Realität. Denn mit Stefan Kobler übernahm ein Prader das Amt des Präsidenten beim HC Meran Pircher. Angefangen hat Koblers Liebe zum Eishockey jedoch im Vinschgau, genauer gesagt in Prad. Mit acht Jahren zog sich der 28-Jährige erstmals die Schlittschuhe über und entdeckte seine Leidenschaft für den schnellsten Mannschaftssport der Welt. Dass er später einmal so lange dem schnellsten Mannschaftssport der Welt treu bleiben und gar Präsident eines Eishockeyvereins werden würde, hätte er damals noch nicht gedacht. In Prad absolvierte er die Jugendkategorien bis zur U14, anschließend folgte der Wechsel nach Meran, wo er die weiteren Jugendsektoren durchlief, ehe ihm im Jahr 2011 der Sprung in die erste Mannschaft des HC Meran gelang. In den Folgejahren wurde der gelernte Stürmer zum Verteidiger umgeschult und war jahrelang eine fixe Größe in der Meraner Abwehr. Rückblickend auf seine Karriere war die Saison 2015/16 sein persönliches Highlight. „Das Meisterjahr war ein spezielles Jahr. Wir waren nicht der Favorit, haben den großen Titelanwärter Neumarkt, welche auf dem Papier klar die bessere Mannschaft war, im Halbfinale besiegt und schließlich den Titel geholt.“ In den darauffolgenden Saisonen scheiterte Kobler mit seinen Teamkameraden gleich mehrmals knapp im Finale und somit blieb es für ihn bei einem Meistertitel in Meran. Im Sommer 2021, als Meran sich entschied an der grenzüberschreitenden Meisterschaft, der Alps Hockey League sowie an der italienische Serie A teilzunehmen, fiel er schließlich den Entschluss seine Spielerkarriere zu beenden. „Für mich war die AlpsHL nie Thema, da dies aus Arbeitsgründen nicht zu bewältigen gewesen wäre. Daher habe ich meine Position im Verein an einem anderen Ort gesucht.“ Und so wurde er schließlich der Präsident der Adler. Angst vor seiner neuen Herausforderung kam nie auf: „Ich bin in die Position hineingewachsen und habe die Herausforderung angenommen.“ Seine Entscheidung bereut Kobler nicht. Auch die vielen Eishockeyfans in Meran sind ihm dankbar für sein Engagement und hoffen auf eine lange Amtszeit ihres „Vinschger-Meraner“ Präsidenten.
Online - Sich austauschen über die Arbeit im vergangenen Jahr, über Erkenntnisse und Erfolge berichten und über neue Initiativen diskutieren – das machten Südtirols Apfelbotschafterinnen und -botschafter vor Kurzem online.
Nicht nur die zahlreichen Apfelführungen, die auch im letzten Jahr wieder stattgefunden haben, waren Thema des diesjährigen Online-Treffens, an dem 27 Südtiroler Apfelbotschafter:innen vor kurzem teilnahmen. Im Mittelpunkt der Zusammenkunft via Videokonferenz standen heuer vor allem eine neue Initiative des Südtiroler Apfelkonsortiums sowie aktuelle wissenschaftliche Ansätze rund um die beliebte Frucht aus dem Labor des Versuchszentrums Laimburg.
Nach der Begrüßung durch Iris Schwarzer von IDM Südtirol folgte der Jahresrückblick über die Tätigkeiten des letzten Jahres. Aktuell gibt es 80 aktive Apfelbotschafter und -botschafterinnen. Rund 30 davon haben heuer bereits den Auffrischungskurs besucht. Im Team dazugekommen sind auch 15 neue Gesichter. 42 Apfelbotschafter:innen haben von Mai bis November 2021 fast 400 Apfelführungen mit über 4.700 Interessierten geleitet.
„Um den Menschen die Südtiroler Apfelkultur näherzubringen, sie für die nachhaltige Entwicklung der Apfelwirtschaft zu sensibilisieren und über deren Wichtigkeit für das Land aufzuklären, vermitteln unsere Apfelbotschafterinnen und Apfelbotschafter mit Leidenschaft ihr ganzes Wissen“, erklärt Anna Oberkofler vom Südtiroler Apfelkonsortium. Durch Schulprojekte, Apfelführungen, Interviews, Live-Übertragungen und Filmaufnahmen gelingt es, das Bewusstsein für das Qualitätsprodukt Apfel zu stärken und zu verbreiten.
Auch eine neue Initiative wurde vorgestellt. Die Arbeitsgruppe „Kommunikation der Südtiroler Obstwirtschaft“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Südtiroler Medien sowie spezifische Zielgruppen mit Informationen über die Apfelwelt zu versorgen und zugleich die Kommunikationstätigkeit zu bündeln. Der Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums Georg Kössler sagt: „Es geht vor allem auch um die Kommunikation nach innen, damit die verschiedenen Akteure relevante Informationen direkt erhalten, und ihr Bewusstsein für das große Apfelnetzwerk weiter schärfen.“ Aus diesem Grund bietet die Arbeitsgruppe den verschiedenen Organisationen in der Welt des Südtiroler Apfels an, sie zu besuchen und direkt zu informieren.
Anschließend folgte ein Vortrag inklusive virtueller Führung von Peter Robatscher über das Labor für Aromen und Metaboliten des Versuchszentrums Laimburg, wo Untersuchungen im Bereich Lebensmittelqualität und Pflanzengesundheit durchgeführt und natürlich vorkommende Inhaltsstoffe in landwirtschaftlichen Produkten und Pflanzenteilen identifiziert und quantifiziert werden. Das Treffen klang schließlich mit einer digitalen Marende aus.
Mals - Demnächst kommt dem LEADER-Lenkungsausschuss ein Projekt auf dem Tisch, welches eine „Modellregion Obervinschgau“ zum Ziel hat. Aus dem vor Jahren abgelehnten Antrag auf eine „Bioregion“ erwächst damit ein zweiter Anlauf.
von Erwin Bernhart
Kann dem neuen Malser BM Josef Thurner gelingen, was seinem Vorgänger Ulrich Veith versagt geblieben ist? Jedenfalls hat der Gemeindeausschuss von Mals am 26. Jänner 2022 einen Projektantrag genehmigt, der eine Studie für eine „Modellregion Obervinschgau“ zum Ziel hat. Einen Antrag für eine „Modellregion Obervinschgau“ hat es von Seiten Veiths bereits gegeben und weil dieser sich vorwiegend auf die Bioschiene fixiert hat, wurde er vom Lenkungsausschuss in Schlanders nicht bewilligt. Angeregt und BM Josef Thurner darauf aufmerksam gemacht hatte die aktuelle Studie der Bauernbundobmann Raimung Prugger. Auch weil noch Geld im Topf „Interreg ELR 2014-2020 Schwerpunkt 19“ vorhanden ist. Am heutigen Donnerstag, den 10. Februar, wird Thurner seinen Projektantrag dem Lenkungsausschuss in Schlandes vorstellen.
„Es handelt sich um eine Studie“, betont Thurner. Untersucht werden soll, ob Bedarf und Bereitschaft zu Kooperationen vorhanden ist, etwa zwischen Landwirtschaft und Tourismus, zwischen Handwerkern, ob die Konsumenten an Nachhaltigkeit, an Regionalität interessiert sind, ob es genügend Arbeitsplätze gibt usw. Die Studie soll sektorenübergreifend herausfinden, welche Möglichkeiten näher untersucht werden sollen und ob es sich lohnen kann, Dinge umzusetzen.
Als Projektträgerin hat die Gemeinde Mals ihren Antrag so unterfüttert: „Das ausgearbeitete Projekt „Modellregion Obervinschgau“ unterstützt und entwickelt innovative lokale, auf Kooperation basierende Wertschöpfungspartnerschaften von KMUs; es soll die unterschiedlichen Aspekte vereinen, Kooperationspotenziale nutzen, potenzielle Kooperationspartner zusammenbringen und diese fachlich begleiten und potenzielle Finanzierungsmöglichkeiten ausloten.“ Die Projektsumme beläuft sich auf rund 148.000 Euro. LEADER unterstützt im Normalfall solche Anträge mit 80 %. Deshalb, so im Ausschussbeschluss, sind im Gemeindehaushalt rund 30.000 Euro Eigenfinanzierung vorzusehen.
Thurner sagt, dass in einem zweiten Moment auch die benachbarten Gemeinden in die Studie einsteigen können. Diesbezügliche Gespräche habe es bereits mit Vertretern der Gemeinden Graun und Taufers bereits gegeben.
von Angelika Ploner
Es ist eine komplexe Materie, jene der Steuerboni auf die verschiedensten Arbeiten an Gebäuden. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig, und dazu kommt seit relativ kurzer Zeit auch die Möglichkeit, den Steuerbonus zu „verkaufen“, sprich diesen nicht (wie bisher üblich) in der Steuererklärung zu veranlagen und über einen gewissen Zeitraum (meist 10 Jahre) abzusetzen, sondern diesen entweder an das bauausführende Unternehmen abzutreten oder an einen Dritten (zumeist, aber nicht zwingend, eine Bank) zu verkaufen.
Grundsätzlich sind die steuerlichen Förderungen für Bau- und energetsische Maßnahmen bis am 31. Dezember 2024 aufgeschoben. Davon ausgenommen sind der Superbonus von 110 Prozent, der Fassadenbonus und der Steuerbonus für Elektrostationen für E-Fahrzeuge.
Auch sollte vorab genau geprüft werden, ob die Voraussetzungen für den Steuerabzug gegeben sind.
Steuerabzug 110% für bestimmte energetische Baumaßnahmen (Absatz 28 und 43)
Dieser im Sommer 2020 eingeführte Bonus gilt nur für spezifische Maßnahmen, sprich für die thermische Isolierung der Außenmauern und des Daches und für den Austausch der Heizungsanlage in Wohngebäuden (sogenannte primäre Arbeiten – interventi trainanti).
Mit dem Haushaltsgesetz 2022 wurden die Termine wie folgt verlängert:
Die primären Arbeiten (interventi trainanti), durchgeführt von
• Kondominien
• physischen Personen, allerdings beschränkt auf Immobilien mit 2 bis 4 (Kataster)Einheiten auch wenn diese einer einzigen Person gehören bzw. im Miteigentum von mehreren physischen Personen sind (die Förderung für Arbeiten an Gemeinschaftsanteilen sind auf das ganze Haus anwendbar, für die einzelnen Wohnungen hingegen beschränkt auf 2 Einheiten) geben Anrecht auf den Steuerbonus in folgendem Ausmaß:
110 % für getragenen Spesen (Zahlung!) innert 31.12.2023
70 % für getragenen Spesen (Zahlung!) im Jahr 2024
65 % für getragenen Spesen (Zahlung!) im Jahr 2025
Die primären Arbeiten (interventi trainanti), durchgeführt von physischen Personen auf Einfamilienhäusern (singola unitá immobiliare, sogenannte „villette“) können im Ausmaß von 110 % der innert 31.12.2022 getragenen Spesen (Zahlung) geltend gemacht werden, sofern innerhalb 30. Juni 2022 zumindest 30 % der Arbeiten durchgeführt wurden.
Obige Termine und Voraussetzungen gelten auch für die sekundären Maßnahmen, wie z.B. Fenster, Photovoltaikanlage, Ladestationen Fahrzeuge.
Der Steuerbonus für im Jahr 2022 erfolgte Zahlungen ist in 4 gleichbleibenden Jahresraten in der Steuererklärung verwendbar, kann aber auch an die ausführende(n) Baufirma oder an einen Dritten, z. B. eine Bank, abgetreten werden.
Alle Arbeiten müssen weiterhin für die Beanspruchung des Bonus von einem qualifizierten Techniker bestätigt werden, welcher hierbei auch die Angemessenheit der Ausgaben prüfen muss. Dies gilt sowohl für die Verwendung des Bonus in der Steuererklärung, als auch für die Abtretung des Bonus. Zusätzlich ist immer auch der Prüfvermerk (visto di conformitá) eines Wirtschaftsberaters erforderlich.
Verlängerung Steuerbonus energetische Sanierung (Absatz 37, a)
Diese nach wie vor sehr interessante Steuerabsetzmöglichkeit wird bis zum 31.12.2024 verlängert. Grundsätzlich beträgt der Steuerbonus 65 % (z. B. Ummantelung, Dach), während für Brennwertkessel, Biomasse-Heizanlagen, Austausch von Fenstern und Sonnenschutz die eingeführte Reduzierung auf 50 % bestätigt wird. Für Kondominien kann der Ökobonus auf 80 – 85 % und für Gemeinschaftsteile auf 70 – 75 Prozent erhöht werden.
Verlängerung Steuerbonus Wiedergewinnungsarbeiten (Absatz 37, b)
Der Steuerbonus von 50% für außerordentliche Instandhaltungs- und Wiedergewinnungsarbeiten bis zu einem Höchstbetrag von 96.000 € pro Wohnung ist bis zum 31.12.2024 verlängert worden.
Verlängerung Steuerbonus auf Möbel und Elektrogeräte (Absatz 37, b)
Auch dieser Bonus wird bis zum 31.12.2024 verlängert, wobei als Zugangsvoraussetzung die Durchführung von Wiedergewinnungsarbeiten mit Beginn ab dem 1.1. des jeweiligen Vorjahres vorgesehen ist. Der Bonus wird in Höhe von 50 % der Ausgaben, absetzbar in 10 gleichen Jahresraten, gewährt, und zwar für 2022 bis zu einem Höchstbetrag (der Spesen) von 10.000 €, für 2023 und 2024 bis zu einem Höchstbetrag (der Spesen) von 5.000 €. Es ändern sich auch die Energieeffizienzklassen: Die Backöfen müssen zumindest der Klasse A, die Wasch- und Spülmaschinen sowie die Wäschetrockner der Klasse E und die Kühlschränke und Tiefkühltruhen der Klasse F entsprechen.
Verlängerung Steuerbonus Garten und Grünanlagen (Absatz 38)
Auch der Steuerbonus für die Errichtung und Pflege von Gärten und Grünanlagen (36 % auf Spesen bis höchstens 5.000 €) wird bis zum 31.12.2024 verlängert.
Verlängerung Steuerbonus Instandhaltung Fassaden (Absatz 39)
Der mit dem Haushaltsgesetz 2020 eingeführte Steuerbonus (bisher in Höhe von 90 %) für Instandhaltungsarbeiten an Häuserfassaden wird bis zum 31.12.2022 verlängert, der Bonus allerdings auf 60 % der getragenen Spesen (weiterhin ohne Obergrenze) reduziert. Nach wie vor gilt, dass sich das Haus in einer urbanistischen Zone A oder B (Bestätigung durch Gemeinde) befinden und die Fassade von öffentlichem Grund aus einsehbar sein muss.
Neu: Neuer Steuerbonus für Eliminierung architektonischer Barrieren (Absatz 42)
Für den Abbau von architektonischen Barrieren in bestehenden Gebäuden (also nicht nur Wohnungen) wird für 2022 ein Steuerbonus in Höhe von 75 % gewährt. Der Bonus kann in 5 gleichbleibenden Jahresraten in der Steuererklärung beansprucht oder an die ausführende Firma oder einen Dritten (z. B. Bank) abgetreten werden, wobei folgende Obergrenzen für die Spesen zu berücksichtigen sind:
50.000 € für Einfamilienhäuser bzw. autonome Wohneinheiten (funktionell unabhängig voneinander) in Mehrfamilienhäusern (z. B. Reihenhaus mit separatem Eingang und Heizanlage)
40.000 € pro Einheit in Häusern (typisch: Kondominien)
mit 2 – 8 Einheiten
30.000 € pro Einheit in Häusern mit mehr als 8 Einheiten.
Abtretung Steuerbonus:
Der Steuerbonus für energetische Sanierung, jener für die Wiedergewinnungsarbeiten sowie jener für die Fassade kann an die ausführende (Bau)Firma oder einen Dritten (z.B. Bank) abgetreten werden, wobei es des Bestätigungsvermerks (inkl. Angemessenheit der Ausgaben) eines Technikers und des Prüfvermerks eines Wirtschaftsberaters bedarf. Lediglich für Spesen unter 10.000 € sind obige Bestätigungen nicht erforderlich (bei Fassadenbonus hingegen immer, unabhängig von Höhe der Spesen). Neu ist in diesem Zusammenhang, dass nunmehr auch die Spesen für die Erstellung von Autoabstellplätzen (Garage) abgetreten werden können.
ZUSAMMENFASSUNG – auf einen Blick
Das staatliche Haushaltsgesetz 2022 bestätigt die Verlängerung des Steuerabzuges für Sanierungsarbeiten 50 %, den Bonus für Ankauf von Möbeln (ab 01.01.2022 von 16.000 auf 10.000 Euro reduziert), für Energieeinsparung 50-65-70-75 % und für die Instandsetzung der Grünanlagen 36 % bis einschließlich 31.12.2024.
Der Fassadenbonus wird bis 31.12.2022 verlängert und die Abschreibung von 90 % auf 60 % reduziert.
Der Superbonus 110 % ist für Kondominien bis 31.12.2025 und für Einfamilienhäusern bis 31.12.2022 möglich, vorausgesetzt es wurden 30 % der Arbeiten innerhalb 30.06.2022 abgeschlossen.
Neu hinzugekommen ist der Steuerbonus für den Abbau der architektonischen Barrieren im Ausmaß von 75 % für den Zeitraum 01.01 – 31.12.2022.
Quellen: Kanzlei Contracta, Verbrauchterzentrale Südtirol, Südtiroler Wirtschaftszeitung
Linard Andri führt das Architekturbüro Modunita architects in Müstair zusammen mit Martin Pinggera und Ivan Zangerle. Der Name Modunitá leitet sich aus den rätoromanischen Wortteilen modul und unitá her. Modul steht für Element, unitá für Einheit. Architektur versteht sich gewissermaßen als eine Zusammenfügung von verschiedenen Elementen.
Vinschgerwind: Wie haben Sie als Schweizer Architekt mit dem Vinschger ArchitektenMartin Pinggera zusammengefunden?
Linard Andri: Martin hat sich nach seinem Architekturstudium in Innsbruck bei uns im Büro von „La Chasa Andri und Zangerle GmbH“ beworben. Nach drei erfolgreichen Jahren haben wir 2019 das Architekturbüro Modunita architects gegründet, da unsere Ansichten, Visionen und architektonischen Vorstellungen ähnlich waren.
Vinschgerwind: Haben sie Ihre Aufgabenfelder abgesteckt?
Linard Andri: Bei uns sind diese klar aufgeteilt. Die Entwurfs- und Planungsphase wird hauptsächlich von Martin und mir geleitet. Unser Partner Ivan Zangerle ist für die Ausschreibung und die Bauleitung zuständig. Wir beschäftigen noch drei Mitarbeiter*innen, die auch ihre Aufgabengebiete haben. Erst durch ein gut eingespieltes Team und durchFreude an der Arbeit können gute Projekte entstehen.
Vinschgerwind: Modunita ist grenzüberschreitend tätig.
Linard Andri: Ja, unser Auftragsgebiet geht weit über das Val Müstair hinaus. Wir sind von Oberitalien bis in den Raum Chur tätig. Dort haben wir eine Filiale.
Vinschgerwind: Wie schaut Ihre Auftragslage derzeit aus?
Linard Andri: Momentan sieht die Auftragslage sehr gut aus. Einige Kunden haben durch die Coronapandemie Zeit gefunden, sich mit dem Bauen auseinanderzusetzen. Andere wiederum mussten ihr Bauvorhaben wegen finanzieller Schwierigkeiten zwischenzeitlich auf Eis legen.
Vinschgerwind: An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?
Linard Andri: Wir arbeiten an verschiedenen Umbauprojekten sowie an Neubauten. Kürzlich durften wir auch eine größere Ferienanlage entwerfen. Sehr erfreut sind wir immer wieder, Projekte für die Firma LICO in Müstair planen und durchführen zu dürfen. Zur Zeit planen wir für LICO das neue Bürogebäude. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsgebäude mit mehreren Büros. Dort werden auch wir von Modunita architects einziehen. Wir freuen uns schon auf die neuen, hellen Arbeitsräume. Dadurch wird es uns möglich, unser Team zu erweitern.
Vinschgerwind: Öffentliche und private Bauten - in welchem Verhältnis stehen sie?
Linard Andri: Derzeit sind wir vermehrt mit privaten Bauten beschäftigt. Gerne stellen wir uns aber auch der Herausforderung von öffentlichen Arbeiten und Projekten. Unter anderem haben wir kürzlich gemeinsam mit einem Südtiroler Architekten an einem Wettbewerb teilgenommen und den zweiten Platz erreicht.
Vinschgerwind: Gibt es Unterschiede zwischen den Ansprüchen der Bauherren in der Schweiz und in Südtirol?
Linard Andri: Während der Architekt in der Schweiz den Kunden vom Ankauf des Grundstücks über den Entwurf bis hin zum Einzug ins neue Haus berät und begleitet, ist es in Südtirol etwas anders. Hier ist es häufig üblich, dass wir den Bauherren nur bis zum genehmigten Projekt begleiten. Ab da übernimmt er selbst viele Arbeiten.
Vinschgerwind: Unterschiede im Baustil?
Linard Andri: Die Baustile sind an jedem Ort recht unterschiedlich. Unser Ziel ist es immer, die Entwürfe und Projekte dem jeweiligen Ort anzupassen; dadurch wird jedes Bauwerk individuell und erhält seinen eigenen Charakter.
Vinschgerwind: Als Planer stehen Sie im Spannungsfeld mit Bauherr:in und Handwerker:in. Wie gehen Sie damit um?
Linard Andri: Mit der Zeit und mit den Erfahrungen kennen wir die Handwerker, und die Handwerker kennen uns. Das heißt, sie wissen, wie wir es gerne hätten und wie es aussehen soll. Wichtig ist, dass die Bauherren uns vertrauen und wir gemeinsam mit viel Herzblut am Projekt arbeiten können.
Vinschgerwind: Was sind die häufigsten Schwierigkeiten, und wie finden Sie Lösungen?
Linard Andri: Meistens liegt die Schwierigkeit in der Kommunikation, Wichtig ist dabei immer, dass wir offen reden. Meistens lässt sich dann eine gemeinsame Lösung finden. Das gegenseitige Vertrauen ist - wie gesagt- die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit und somit für ein gutes Projekt.
Vinschgerwind: Können sich die Südtiroler einen Schweizer Architekten überhaupt leisten?
Linard Andri: Unser Honorar wird immer an die lokalen Honorarbedingungen angepasst. Das heißt, wir arbeiten nach den Honorarbestimmungen der Kammer der Architekten, die in Italien und der Schweiz verschieden sind.
Vinschgerwind: Welche grundsätzliche Aufgabe hat die Architektur?
Linard Andri: Das ist eine schwierige Frage. Allgemein kann gesagt werden, dass Architektur Menschen begeistern soll. Gute Architektur soll auf das Vorhandene reagieren und soll zu Diskussionen anregen.
Vinschgerwind: Was sind die häufigsten Fehler beim Bauen?
Linard Andri: Die häufigsten Fehler liegen im Zeitmanagement. Viele Kunden kommen erst im letzten Moment zu uns. Sie wollen dann innerhalb kürzester Zeit eine Baubewilligung, und es fehlt des Öfteren die ausreichende Zeit, um ein Projekt reifen zu lassen.
Vinschgerwind: Bauen in der Zukunft – welche Entwicklung sehen Sie?
Linard Andri: Das Bauen wird sich in mehrerlei Hinsicht verändern. Zum einen zeigt sich bereits in der Gegenwart ein höheres Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz und damit der Wunsch zu mehr Nachhaltigkeit und ökologischer Bauweise. Zum Beispiel hat sich das Bauen bis heute bereits so weit entwickelt, dass es möglich ist, Hochhäuser in Holzbauweise zu errichten. Außerdem spielt die Erarbeitung innovativer Energiekonzepte, sprich – der Einsatz von regenerativen bzw. alternativen Energien, eine zunehmende Rolle. Auch wird es in Zukunft zu einem vermehrten Einsatz von digitalen Gebäudetechnologien („smart home“) kommen. Dies kann auch wieder zu einer Energieeinsparung beitragen, z.B. werden Temperaturen im Haus von Sensoren gemessen und automatisch reguliert werden.
Vinschgerwind: Neue Wohnkonzepte?
Linard Andri: Ich glaube, dass durch das Streben nach Individualisierung und Flexibilität neue Wohnkonzepte erdacht werden müssen. Das Wohnen muss sich in Zukunft viel flexibler gestalten lassen und sich den unterschiedlichen Lebensstilen der Bewohner*innen anpassen. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf die Entwicklung und freue mich auf die Herausforderungen, die die Zukunft bringen mag.
Vinschgerwind: Materialknappheit und Preis - derzeit große Hindernisse?
Linard Andri: Für uns als Planer sind die Preise durch die aktuelle Materialknappheit und die Marktlage schwer zu kalkulieren. Durch die zurzeit hohen Förderungen wird sehr viel gebaut und Techniker, sowie Handwerker sind stark ausgelastet. Durch diese Umstände werden die Preise nach oben getrieben.
Vinschgerwind: Einfluss der Coronapandemie?
Linard Andri: Die Coronapandemie hat durch die Ressourcenknappheit Lieferengpässe vor allem bei Holz, Stahl und Dämmstoffen herbeigeführt. Das führt dazu, dass man kurzfristig Alternativen für bereits definierte Materialien finden muss. Dabei braucht es wieder vermehrt Flexibilität. Wenn man aus der Pandemie auch positive Lehren ziehen kann, dann ist es sicher, dass lokale Materialien durch die geringen Transportwege wieder vermehrt in den Vordergrund rücken.
Vinschgerwind: Welche Handschrift tragen Ihre Bauten - beschreiben Sie Ihren Baustil?
Linard Andri: Unsere Bauten zeichnen sich durch eine einfache Formsprache, Natürlichkeit und Funktionalität aus. Der Entwurf greift stets örtliche Tradition auf und wird im Projekt neu interpretiert.
Vinschgerwind: Welche Materialien bevorzugen Sie?
Linard Andri: Ich bevorzuge natürliche und echte Materialien. Gerne arbeiten wir mit Holz, Eisen, Stein und Glas. Dabei achten wir möglichst auf Regionalität und heimischen Bezug. Dies bedeutet dann wiederum kurze Transportwege und Stärkung der lokalen Wirtschaft.
Vinschgerwind: Was sind einige Kriterien, die ein Material für Sie erfüllen muss?
Linard Andri: Ich bin ein Mensch, der immer alles angreifen und befühlen muss. Manchmal verbrenne ich mir dabei auch die Finger (lacht). Wir belassen die von uns verbauten Baustoffe so weit als möglich in ihrer Natürlichkeit. Betonwände werden meist unverputzt sichtbar gelassen; Stahl bleibt ungefärbt, Holz geölt oder geseift.
Vinschgerwind: Ensembleschutz und Wiedergewinnung historischer Bausubstanz – ein großes Thema?
Linard Andri: Ja sicher. Viele Bauten müssen wir zusammen mit der Kantonalen Denkmalpflege ausarbeiten. Wir sehen es durchaus positiv, wenn historische Substanz erhalten bleibt.
Was alt ist, soll alt bleiben. Es ist kein Widerspruch, das Alte mit Neuem zu ergänzen. Wichtig dabei ist, dass die ausgewählten Materialien miteinander harmonieren. Mit anderen Worten: Wenn das Alte noch brauchbar ist, sollte es auf jeden Fall belassen werden. Das neue und ergänzende Element darf ruhig als solches sichtbar gezeigt werden. Altes zu imitieren ist für uns keine Option.
Vinschgerwind: Auf welches Projekt in Ihrem Portfolio sind Sie besonders stolz?
Linard Andri: Auf viele Projekte kann ich mit Freude zurückblicken. Ich denke, dass jedes einzelne seinen eigenen Charakter hat. Allen gemeinsam aber ist, dass jedes die Handschrift von Modunita architects trägt.
Vinschgerwind: Wie schaut Ihr Traumhaus aus?
Linard Andri: Das Planen und die Verwirklichung des eigenen Traumhauses ist eine große Herausforderung. Sicher sind schon viele Ideen und Vorstellungen da, die in diesem Entwurf vereint und untergebracht werden wollen. Ein Vorteil dabei kann sein, dass Planer und Bauherr derselbe ist; Wünsche, Vorstellungen, Ziele decken sich hundertprozentig.
Interview: Magdalena Dietl Sapelza
Zur Person: Andri Linard Müstair, geb. 1971, ist Hochbauzeichner in den Bereichen Entwurf und Planung. Er arbeitete im Büro La Chasa in Müstair. 2000 übernahm er das Büro mit Ivan Zangerle. 2019 gründete er das Architekturbüro Modunita architects mit Martin Pinggera.
Valchava - Planung und Bauleitung:
Architekturbüro Modunita architects Müstair
Das Haus Bättig steht zwischen dem Siedlungsrand und der angrenzenden Weideflächen auf einem Hanggrundstück in Valchava im Val Müstair (Schweiz).
Angepasst an die Bauparzelle und deren Topografie wurde das Wohnhaus in einer lang gestreckten Form in das Gelände eingebettet. Das zweigeschossige Haus macht sich den Geländeverlauf geschickt zunutze.
Der leicht abfallende Hang ermöglicht es, ebenerdig und barrierefrei in die jeweiligen Etagen zu gelangen. Die Form des Baukörpers und die gezielt gesetzten Öffnungen ermöglichen weite Blicke in die schöne Landschaft des Val Müstair.Der Entwurfsgedanke lag darin, das Gebäude mit natürlichen und zurückhaltenden Materialien in die Landschaft einzufügen. Die Holzbauweise - lediglich die erdberührten Bauteile wurden in Beton ausgeführt - lässt das Gebäude eine einfache Formsprache sprechen. Auch einfache Gebäudegeometrien, sowie das fehlende Vordach verleihen dem Haus Klarheit und eine gewisse Eleganz. Die angebaute Garage bzw. der Eingangsbereich in schwarzem Holz, hebt sich optisch bewusst vom Hauptgebäude ab, um jenem seiner Einfachheit nicht zu berauben.
Die Organisation des Grundrisses ermöglicht eine flexible Nutzung des Gebäudes. Im Erdgeschoss befindet sich der großzügige Wohnraum, ein Badezimmer, ein Schlafzimmer, sowie ein Galleriegeschoss, das als Bibliothek funktionieren kann. Das Untergeschoss bietet mit zwei weiteren Schlafzimmern und einem Badezimmer Platz für Besucher*innen. Im hinteren Bereich, der im Hang liegt, befinden sich die technischen Räume.
Innen besticht das Gebäude durch ein offenes Raumkontinuum und linear organisiertem Grundriss. Hohe Räume, sowie eine reduzierte Farbgebung und Materialwahl verleihen dem Wohnraum optische Großzügigkeit, Leichtigkeit und Helligkeit.
Rund ein Viertel aller CO2-Emissionen weltweit sind der Baubranche zuzurechnen. Dem will der neu entstandene Innovationscluster VIVIUS mit Information, Beratung und Baubegleitung entgegentreten. Nachhaltiges Bauen im alpinen Raum steht im Mittelpunkt von VIVIUS: Sieben renommierte Südtiroler Unternehmen bilden das Konsortium, das es sich seit 2020 zur Aufgabe macht, den ökologischen Fußabdruck neuer Gebäude drastisch zu verringern. Dafür kooperiert VIVIUS mit Forschungseinrichtungen, erarbeitet Grundlagen, macht Planern, Handwerksbetrieben, Bauherren und Baufrauen neue Ideen zugänglich. Sensibilisierungsarbeit steht im Mittelpunkt des Innovationsclusters. Interessierte können sich bei VIVIUS melden.
Es gibt gute Gründe, die Art und Weise, wie gebaut wird, auf den Prüfstand zu stellen. Architektin Christine Pfeifer aus Eppan ist die Präsidentin des Innovationsclusters VIVIUS:
„Wir müssen einen Bau ganzheitlich denken und den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten, von seiner Entstehung über die Nutzung bis hin zum Rückbau.“
Wird ein Wohnbedürfnis durch Neubau erfüllt, entstehen die meisten Treibhausgase schon vor dem Einzug.
Die Zeit für eine Bauwende sei längst da, sagt Christine Pfeifer. Die spürbaren Klimaveränderungen machen sie sichtbar notwendig. Im Innovationscluster können die Ressourcen einzelner Betriebe gebündelt und kann eine Brücke hin zur Forschung geschlagen werden. Als Innovationscluster sei es möglich, Personen, die einen Bau in Auftrag geben, für klimagerechtes Bauen zu sensibilisieren. Klein- und Kleinstbetriebe, die Südtirols Bauwirtschaft prägen, können so auch mit den notwendigen Zukunftsthemen befasst werden.
Zusammenarbeit sei notwendig, erklärt Geschäftsführer Stefan Pircher:
„Wir wollen von anderen lernen, unser Wissen teilen und dadurch einen technologischen Fortschritt zum Wohl der Umwelt erreichen.“
Nachhaltig zu denken bedeute, nicht unmittelbar und kurzfristig das Optimum herauszuholen, sondern unter Einhaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen langfristig und in Einklang mit der Natur zu handeln. Nur im Austausch entwickle sich ein Betrieb weiter.
„Wer nichts preisgibt, wird auch nichts erfahren“,
sagt der VIVIUS-Geschäftsführer.
VIVIUS wird von sieben Südtiroler Unternehmen getragen, die in der Baubranche seit Jahren gemeinsam erfolgreich Projekte umsetzen: Elektro a. haller, Energytech Ingenieure, Heidi Felderer Bau, Havoklima, holzius, Katmetal und Pfeifer Partners.
Zukunftsinteresse vor Einzelinteressen
VIVIUS baut an einem Netzwerk von interessierten Betrieben, Einrichtungen und Personen, die sich mit dem Thema nachhaltiges Bauen im alpinen Raum beschäftigen, arbeitet an Einzelprojekten und konkretisiert sie. So will sich der Innovationscluster als wissensstarker Ansprechpartner rund um nachhaltiges Bauen etablieren.
„Wir sind ein Kompetenz- und Beratungszentrum, an welches sich interessierte Bauherren und Baufrauen aus dem privaten und öffentlichen Bereich wenden können“,
erklärt Christine Pfeifer.
Sie verweist auf ein Wohnhaus aus Vollholz im „Klimahaus A Nature Standard“, das die Diözese in Brixen verwirklicht hat und an dem mehrere Partnerbetriebe von VIVIUS beteiligt waren:
„Um den ökologischen Fußabdruck zu verringern, haben wir den gesamten Lebenszyklus dieses Gebäudes betrachtet und das Verbesserungspotential für alle Lebensphasen berechnet“,
erklärte die Architektin. Das sei von der Entstehung über die Nutzung bis hin zur notwendigen Instandhaltung und den Abbau des Gebäudes gegangen. Mitarbeiter des Innovationsclusters haben die Umsetzung begleitet und Instrumente zur Messung und Verbesserung von Nachhaltigkeit entwickelt und eingesetzt. BIM ist die Abkürzung von „Building Information Modeling“: Es ermöglicht die vernetzte Planung, den Bau und die Bewirtschaftung von Gebäuden mittels Software. Alle relevanten Bauwerksdaten werden digital modelliert, kombiniert, erfasst und sind als virtuelles Modell verfügbar. Dieses dient als Grundlage für die Ausführung und Überwachung des Baus und wird ständig aktualisiert. Dabei entsteht zum Gebäude ein dreidimensionaler digitaler Zwilling. Innovative Unternehmen nutzen diese Daten und lassen daraus neue Anwendungen entstehen.
Das ist auch Ziel der Betriebe von VIVIUS. Als Innovationscluster für nachhaltiges Bauen im alpinen Raum hat das Konsortium die Aufgabe, neue Lösungsansätze und Methoden zu entwickeln. Die Projekte werden in Zusammenarbeit mit Betrieben, Universitäten und Forschungseinrichtungen erarbeitet. Genauso wichtig ist der Wissenstransfer zwischen Bauenden, Betrieben im Bausektor und Schulen.
Nachhaltiges Bauen bedeute, konkurrenzfähig zu bleiben, sagt Martin Haller. Er ist Teil des Innovationsclusters: „Als Handwerksbetriebe von VIVIUS ziehen wir am selben Strang, sind uns unserer Verantwortung am Bau und gegenüber der Natur bewusst und bringen technologische und baustoffliche Neuerungen voran“, betont er. Die Zusammenarbeit im Netzwerk ermögliche außerdem eine kosteneffiziente Umsetzung.
Interessierte können sich von Montag bis
Mittwoch zu Bürozeiten unter
Tel. +39 342 989 7547 melden und sich
jederzeit per Mail an team@vivius.it wenden.
Weitere Infos auf www.vivius.it.
„Initiative Drususkaserne“ hinterfragt den aktuellen Bebauungsplan des Kasernenareals in Schlanders
von „Initiative Drususkaserne“
Spätestens seit das Areal der ehemaligen Kaserne „Drusus“ in Schlanders 2013 von der Gemeinde erworben wurde (Kaufpreis etwa 2Mio. € für 3 ha), beschäftigt sich die Schlanderser Gemeindeverwaltung intensiv mit der Frage: Was tun mit diesem nun verfügbaren Areal, das in bester Lage zwischen der Fraktion Kortsch und dem Dorfkern, und in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs liegt? Um diese Frage zu beantworten, wurde 2011 zunächst ein Bürgerbeteiligungsprozess eingeläutet, d.h. Bürgerinnen und Bürger konnten aktiv Ideen in den Workshops vorbringen und diese in Gruppen ausarbeiten, auch Fragebögen an die Bevölkerung kamen zum Einsatz. 2017 beauftragte die Gemeindeverwaltung die DeA GmbH aus Rom, welche die internationale Ausschreibung der Gemeinde gewonnen hatte, mit der Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie. Die Studie wurde im Herbst 2018 dem damals amtierenden Gemeinderat vorgestellt: Sie sieht allem voran den Abriss von drei der vier Gebäudekomplexe, welche das Exerzierfeld umrahmen, sowie die Terrassierung des Geländes vor.
Das derzeit im Gemeindebesitz befindliche Gelände soll in drei Phasen von je fünf Jahren Schritt für Schritt an private Investoren veräußert werden, um Wohnraum und Gewerbegebiet zu schaffen. Ein verschwindend kleiner Teil der Fläche soll in öffentlicher Hand bleiben und in einen Park bzw. „Boulevard“ umgestaltet werden. Im Rahmen der Gemeinderatssitzung vom 18. November 2021 wurde der Plan (einsehbar auf der Website der Gemeinde) für diese öffentlichen Flächen vorgestellt. Nun, am 18. Januar, hat der Gemeindeausschuss den Beschluss gefasst, die erste der drei Phasen zur Veräußerung des Areals an Investoren einzuleiten. Doch gibt es eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, welche sich intensiv mit dem Projekt beschäftigt hat, und einige kritische Fragen stellt.
Leistbares Wohnen
Leistbares Wohnen und Nachhaltigkeit? Was steckt hinter diesen Schlagworten des Durchführungsplanes?
Das Thema, welches den Südtirolerinnen und Südtirolern mehr denn je unter den Nägeln brennt, ist sicher das Leistbare Wohnen. Als Lösungsansatz werden derzeit meist nur der soziale und der geförderte Wohnbau, bzw. Wohnbau für Ansässige und mit Preisdeckelung, vom Land vorgesehen. Diese werden zum Teil so kostengünstig und komfortabel als möglich, aber oft nicht unter ökologischen Aspekten realisiert. Die Gemeindeverwaltung sieht vor, dass neben dem geförderten und dem sozialen Wohnbau ein neues Konzept, das Leistbare Wohnen, im Kasernenareal umgesetzt wird. Für dieses propagierte Leistbare Wohnen gibt es derzeit noch kein klares Konzept oder definierte Richtlinien. Die Landesregierung arbeitet zwar an einem entsprechenden Gesetzesentwurf, jedoch ist eine Veräußerung des Areals an private Investoren unter diesen Umständen sehr problematisch. Sollten die Wohnungen mit Preisdeckelung nur zum Verkauf stehen, und nicht dem Mietmarkt zugeführt werden, entgeht sehr vielen Menschen wieder die Hoffnung auf bezahlbaren Wohnraum.
Nachhaltigkeit
Ein weiterer Punkt ist der Nachhaltigkeitsaspekt des Plans. So soll ein „autofreies“ Quartier entstehen. Doch ist ein Quartier tatsächlich autofrei, wenn Autos nur in die vorgesehenen Tiefgaragen verschoben werden, sich also ebenso im Quartier befinden, aber eben unterirdisch?
Wie nachhaltig ist ein Plan, der den Abriss von Gebäuden vorsieht, die aus hiesigen Materialien gebaut wurden? So bestehen die Kasernengebäude aus bis zu 60 cm dicken Mauern, gebaut aus Steinen des Schlanderser Sonnenbergs, die mühsam von Ansässigen transportiert wurden. Eine der Fassaden der Gebäude (jenem Richtung Bahnhofsallee) wurde mit kostbarem hiesigen Marmor geziert. Diese Materialien verleihen dem Ort eine besondere Qualität und eine einmalige Authentizität, die nun aber leider vom Abriss bedroht wird.
„Nachhaltigkeit“ in modernen Bauprozessen
Wenn es ums Thema nachhaltiges und energieeffizientes Bauen geht, dann ist in Südtirol die KlimaHaus Agentur das anerkannte Kompetenzzentrum, welches seit 2002 eine Reihe von Standards und verschiedene Gebäudezertifizierungen entwickelt hat. Doch wie bei allen hoch komplexen Themen, ist es schwierig diese auf ein reines Zertifikat zu reduzieren.
Um wirklich von nachhaltigem Bauen sprechen zu können, müssen wir den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten. So ist es nicht zielführend, nur die Energie während der Lebensdauer einzusparen, auch die sogenannte graue Energie gilt es zu reduzieren, d.h. jene Energie, welche benötigt wird, um Materialien zu gewinnen – bis hin zum Transport und Einbau der verschiedenen Gebäudeteile und schlussendlich bis zur Entsorgung. Nicht umsonst wird Zement, welcher für die Betonherstellung benötigt wird, als leiser Klimakiller bezeichnet. Die weltweite Zementproduktion verursacht geschätzt 8 % der globalen CO2-Emissionen. Dies ist nur ein Beispiel von vielen.
Auch bei der Entsorgung können viele Materialien signifikante ökologische Probleme bereiten. Steinwolle kann z.B. weder sinnvoll recycelt noch verbrannt werden und landet am Ende seines Lebenszyklus als Sondermüll in entsprechenden Endlagern.
Die Entwicklung einer dynamischen Baukultur, die die sich häufig verändernden Familiensituationen und Bedürfnisse von wechselnden Generationen berücksichtigt, muss Ziel jeder Bauentwicklung in den Gemeinden sein, ebenso wie die Umwandlung von Leerstand in Nutzraum mit Erhalt von bestehenden Freiflächen.
Fazit
Wie nachhaltig kann es unter oben erklärten heutigen Baubedingungen sein, alte, mit lokalen Materialien errichtete Gebäude, mit solchen zu ersetzen, welche mit sehr schwer entsorgbaren Materialien aus allen Erdteilen erbaut werden?
Das Areal der Drususkaserne bietet sicherlich eine große Chance, viele Lösungsansätze auf die Herausforderungen unserer Zeit zu liefern, aber genauso viele Möglichkeiten Wege zu gehen, welche für einige Wenige wirtschaftliche Vorteile bringen, aber nicht zu Ende gedacht wurden. Die „Initiative Drususkaserne“ möchte daher alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Schlanders dazu motivieren, sich zu informieren, Bedarf und Bedürfnisse aufzuzeigen, Anregungen und Kritiken mitzuteilen, gerne an die Mailadresse der Initiative:
idrukas@gmail.com
von Angelika Ploner
Posada Ayana ist ein idyllisches 17-Zimmer-Hotel in der pulsierenden uruguayischen Stadt José Ignacio und gleichzeitig das erste freistehende Skyspace in Südamerika. Das Hotel befindet sich in unmittelbarer Nähe des berühmten Mansa-Strandes und will auserwählten Gästen einen entspannten Aufenthalt mit dem Hauch des Glamours der Côte d‘Azur der 50er und 60er Jahre und dem Komfort von „adult only“ bieten. Lokale Produktion und Nachhaltigkeit sind ebenfalls wichtige Kriterien des Hauses.
Robert und Edda Kofler, Besitzer und zugleich kreative Gestaltungsleiter der Posada Ayana, arbeiteten mit dem bekannten US-amerikanischen Land-Art-Künstler James Turrell und seinem Team über zwei Jahre an der Errichtung des ersten freistehenden Skyspaces in Südamerika, unter dem Namen Ta Khut. Ta Khut heißt auf Altägyptisch „das Licht“ und lehnt sich an James Turrells auf der ganzen Welt verstreuten “Lichtwerke” an.
Mit 9.44 m Durchschnitt und 7.62 m Höhe besteht die Struktur aus 42 Tonnen weißem Laaser Marmor. Dieser steht für die Verbindung von Robert Kofler zu Laas, waren doch beide Eltern gebürtige Südtiroler und hatte er selbst als Kind viele Sommer in Laas verbracht. „Als James Turrell über die Materialien für dieses Projekt sprach, dachte er an weißen Stein oder Marmor für die Stupa“, erinnert Robert Kofler sich an die Vorgeschichte des Baus. Damit war klar, dass die Wahl auf Laaser Marmor fiel. Patrick Pritzi von Lasa Marmo begleitet das Projekt auf der technischen Seite: „Wir konnten bei diesem Projekt aufgrund der kleinen Marmorriemen den Verschnitt sehr klein halten und das Material bestmöglich nutzen, was dem Nachhaltigkeitsgedanken des Bauherren sehr entgegen kam.“
Bei Turrells immersiver Lichtinstallation kann man durch einen knapp 5 m großen Himmelsausschnitt wie auf einem unendlich tiefen Bildschirm das Sternenzelt beobachten. Der Bau ruht auf einer 26 m langen, rechteckigen, tempelähnlichen mit Erde und Gras verkleideten Struktur mit Eingängen auf beiden Seiten der Kuppel. Die Türen sind in Lapacho-Holz gehalten, die Pflasterung mit erdigem, merlotfarbenem Granit soll an Turrells Heimat Arizona erinnern.
James Turrell resümiert nicht ohne Stolz: „Dieses Werk stellt die Verschmelzung zweier großer Traditionen dar. Man trifft die Pyramidenstruktur in der Gobi in China und in der westlichen Hemisphäre in der Maya-Kultur aber auch in Ägypten. Durch diese Verschmelzung kann man den eigentlich aus Tibet stammenden Stupa sehen, der über Sri Lanka, Thailand, China bis nach Japan führt. Ich liebe die Idee, das Vergängliche und das Physische durch das Medium Licht zu vereinen; das Licht von außen und das Licht nach innen zu kombinieren.“
Auch Edda und Robert Kofler sind begeistert vom Resultat: „Wir können es kaum erwarten, dieses Kunstwerk mit unseren Gästen und der ganzen Welt zu teilen.“ Wem Uruguay zu weit ist um so ein Skyspace zu erleben, hat die Möglichkeit auch in Lech am Arlberg. Allerdings ohne Laaser Marmor.
von Magdalena Dietl Sapelza
Handwerk hat goldenen Boden. Dieses Sprichwort hat seine Gültigkeit heute mehr denn je. Denn in den Bereichen Handwerk und Industrie können sich gut ausgebildete Fachkräfte eine goldene Nase verdienen. Viele Türen stehen ihnen offen. Und sie können sich in ihrem Berufen entfalten, vieles ausprobieren, denn den innovativen Entwicklungsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt.
Wichtige Bausteine auf dem Ausbildungsweg sind einerseits die Bereitschaft der Unternehmen Lehrlinge auszubilden und andererseits eine flankierende schulische Ausbildung durch die Berufsschulen, die ein umfassendes Wissen vermitteln, auch was die großen Herausforderungen der digitalisierten Welt betrifft. Denn ohne Computer und Roboter läuft fast gar nichts mehr.
Beim „Tag der offenen Tür“ Ende Jänner 2022 konnten die Lehrpersonen und Schüler:innen der Landesberufsschule Schlanders und der Fachschule für Steinbearbeitung Laas zahlreiche Gäste begrüßen. Darunter befanden sich Mittelschüler:innen, die im Hinblick auf ihre künftige Berufslaufbahn ihre Interessen ausloteten und sich ein Bild vom Bildungsangebot machen konnten. Zu Besuch waren auch Ex-Schüler:innen. Diese informierten sich über Neuerungen, und sie staunten über die neuen technischen Geräte.
Während die Fachschule für Steinbearbeitung die künstlerischen Fähigkeiten anspricht, ist die Landesberufsschule auf Berufe im Handwerk, in der Industrie und im Dienstleistungssektor ausgerichtet. Neben handwerklichen Fähigkeiten wird den Fertigkeiten an Computern und mit Robotern große Aufmerksamkeit geschenkt. Durch eine gezielte Ausbildungsoffensive versuchen die Schulveranstwortlichen um Direktorin Virginia Tanzer den steigenden Ansprüchen der Wirtschaft Rechnung zu tragen. Ein wichtiges Kriterium des Unterrichts: Schüler:innen sollen motiviert werden eigene Ideen zu entwickeln.
Wolfgang Platter, am Tag der Hlg. Albuin und Ingenuin, Patrone der Diözese Brixen (und Bozen), 5. Februar 2022
Das Benediktiner-Kloster Marienberg war und ist seit seiner Gründung ein Ort des Gebetes und der Arbeit. Aber ebenso war es über Jahrhunderte ein Ort des Lesens und Schreibens, der Pflege des Gottesdienstes und der Kirchenmusik. Die alte und die neue Bibliothek bergen Schätze des geschriebenen und gedruckten Wortes. Mit dem Buch über die Natur von Plinius dem Älteren darf ich auf den heutigen Seiten ein besonderes Kleinod aus der Marienberger Bibliothek vorstellen.
Plinius war ein römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter. Er wurde im Jahr 23 oder 24 n. Chr. in Novum Comum, dem heutigen Como geboren und starb am 25. August 79 bei Stabiae im Golf von Neapel während des großen Vulkanausbruches am Vesuv, bei dem auch Pompei verschüttet wurde.
Abt Markus und die Klostergemeinschaft haben es meinem Schwager Massimiliano Marini und mir erlaubt und ermöglicht, im heurigen Januar aus dem Marienberger Exemplar des Buches von Plinius zu fotografieren, das weltweit als die erste naturwissenschaftliche Enzyklopädie gilt. Und den Leserinnen und Lesern dieser Seiten kann ich nicht ohne Freude einen Blick in das bibliographische Kleinod Marienbergs ermöglichen.
In seinem insgesamt 37 Bücher umfassenden Werk hat Plinius die Kenntnisse und den Wissenstand zu vielen Fachgebieten zum Jahr 50 n. Chr. in lateinischer Sprache niedergeschrieben. Plinius hat seine Aufschreibungen dem nachmaligen Kaiser Titus gewidmet. Die Naturalis historia behandelt unterschiedlichste Themen, die man der Botanik, Zoologie, Medizin, Geographie, Klimatologie, Anthropologie, Astronomie, Mineralogie, Geologie, aber auch der Metallurgie, dem Kunsthandwerk und der Kunst und weiteren Fachgebieten zuordnen kann. Plinius selbst hat die von ihm beschriebenen Wissenschaften nicht benannt, sondern sein Werk in dessen struktureller Gliederung in die bereits genannten 37 Bücher mit insgesamt 2.493 Kapiteln unterteilt. Zu den ungefähr 40.000 darin behandelten Argumenten und Schlagworten hat Plinius etwa 500 Autoren der Antike eingearbeitet wie z.B. die Griechen Aristoteles, Theophrast und Hippokrates oder die Römer Cato, Varro und Agrippa.
Die Plinius-Ausgabe von Marienberg trägt als Eintragung das Jahr 1472. Das Buch ist im Kloster also schon 30 Jahre nach der Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg 1440 in Mainz angekauft und eingestellt worden. Ein Beweis, wie zeitgemäß und aktuell Bildung in Marienberg erworben, gelehrt und vermittelt wurde. Die Initialen jeden Buches sind in Blattvergoldung ausgeführt und nachfolgend abgebildet. Besonders interessant sind auch die Randnotizen im Buch, welche vertieft Studierende in Tinte und Latein angebracht haben.
Die Naturalis historia von Plinius ist heute im Internet in verschiedenen Sprachen von Latein über Englisch bis Deutsch als Digitalisat Seite für Seite verfüg- und konsultierbar.
Weil heute wieder die Angst vor dem Wolf umgeht, habe ich nachgelesen, was Plinius im Achten Buch, Kapitel 22 zu eben diesem Tier in der Übersetzung von Johann Daniel Denso (1764, Anton Ferdinand Rösens Buchhandlung Rostock und Greifswald) schreibt: „Man glaubt aber auch in Italien, daß der Anblick der Wölfe schädlich sey, und daß sie dem Menschen, welchen sie zuerst ansehen, die Sprache auf gegenwärtig benehmen.“ Wer jetzt Lust verspürt, seine Kenntnisse des Oberschullateins aus der kürzeren oder längeren Distanz zu den eigenen Schuljahren zu überprüfen, bitteschön, Plinius im O-Ton: „Sed in Italia quoque creditur luporum visus esse noxius vocemque homini, quem priores contemplentur, adimere ad praesens.“
Herbert Taschler, Udo Bernhart (Fotos)
Südtirol. Die junge Bergküche.
Christian Verlag: München 2022. 224 S.
Worin besteht die kulinarische Identität Südtirols? Aus dem Besten aus drei Welten. Die traditionellen Bauerngerichte sind nach wie vor beliebt. Wir mögen dampfende Knödel auf dem Mittagstisch genauso wie würzigen Speck auf dem Marendbrettl. So manchem noblen Gaumen mundeten in der Geschichte Gröstl und Brennsupp nicht. Feineres servierte die Küche der Donaumonarchie. Delikatessen wie exotische Früchte und Gewürze, auch Kaffee und Tee fanden ihren Weg ins heutige Südtirol, waren aber den Obrigkeiten vorbehalten. Nachdem das Land zu Italien gefallen war, besonders aber in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg und mit dem einsetzenden Tourismus, begegnete Südtirols Esskultur der Leggerezza der mediterranen und norditalienischen Küche. Und mit ihr mancher Köstlichkeit. Beinahe habe man sich in internationalen Trends á la Toast Hawaii verloren oder sich gar der einfachen Bauernküche geschämt, schreibt Herbert Taschler in seinem informativen Abriss über die Südtiroler Küche. Glücklicherweise besann man sich in den 70er Jahren auf das unverwechselbar Regionale. In der „neuen kulinarischen Identität der Südtiroler Küche“ verschmilzt alte Kost mit modernen Verarbeitungstechniken und der italienischen Kochtradition. Lokale Produkte bilden das Herzstück dieser neuen kulinarischen Identität, sorgsam hergestellt vom Bauern/Produzenten, dem wichtigen Partner des Küchenmeisters.
33 Genusstouren
Autor Herbert Taschler ist ein Gastronomiekenner. Aufgewachsen im Pustertal und im Überetsch zuhause, bereist und beschreibt er kulinarische Welten für renommierte Medien. Seine soeben erschienene Publikation stellt in 33 Ausflügen Kochtalente und ihre Betriebe vor, fragt sie nach ihrem Lieblingsgericht, präsentiert ihre Rezepte samt Weinempfehlung der Sommelier:es. Als besonderes Schmankerl schaut Taschler in Wein, Sekt-, Speck- und Käsekeller und stattet Hofbesuche ab. So erkennt man die Basis für die herausragende Küche, wertschätzt aber zudem die fleißigen Menschen dahinter.
Der Vinschger Fotograf Udo Bernhart setzt Menschen und Speisen fabelhaft in Szene. Mehr als eine Einladung zur Degustation.
Vinschger Meister:innen
In der Liga der außergewöhnlichen Küchenchefs und Kulinarik-Unternehmer spielt Chefköchin Evelin Frank. „Beste Qualität und am liebsten alles aus Südtirol“ kredenzt die Eyrserin in Burgstall. „Jung und wild, traditionell und weltoffen“ rockt sie seit 2016 die Küche im Muchele mit peppigen Neuinterpretationen wie Speckknödel 2.0.
Auf dem Weg von Burgstall in den Vinschgau lohnt sich ein Besuch bei Luis Haller, seines Zeichens Chefkoch in den historischen Mauern des Schlosswirt in Algund. Das Foto von seinem Laugenrindbackerl in Lagreinjus spricht wirklich Bände. Wäre eine Sünde, nicht einzukehren.
Der Autor wartet auch mit passionierten Hobbyköchen und ihren Lieblingsrezepten auf, unter ihnen ist Manuel Moro.
Für die hausgemachten Mezzelune darf es eine Kastanienfüllung sein, hergestellt in seiner privaten Küche in Kastelbell. Gemütlich beisammensitzen, ein gelungenes Essen bei einem guten Glas Wein: Pures Vergnügen.
Die junge Bergküche verwendet Kräuter. Trifft sich gut, dass die Marteller Kräuterrebellen Leander Regensburger und Lorenz Borghi an die 40 Bergkräuter, Blüten und Gewürze zu aromatischen Teemischungen vermengen.
Mit Lechner-Kraut und dem Schokoladenhersteller Venustis nimmt Taschler zwei Laaser Genusspioniere in seine Kollektion auf. Thomas Tappeiner schafft mit Frucht- und Likörschokoladen die Liaison zwischen Kakao und heimischem Obst. Experimentierfreudig gießt er Pralinen in Marmorwürfelform und bringt süße Überraschungen auf den Markt. Im Kontrast dazu stellt Lechner-Kraut in dritter Generation Sauerkraut her. Weil nicht mehr in jedem Keller ein Krautfass blubbert, versorgt der Familienbetrieb rund um Herbert und Evelyn Lechner seine Kunden mit dem natürlichen Produkt, das ohne Zusatzstoffe auskommt. Sogar Kimchi aus Vinschger Kobis ist erhältlich, denn Fermentation ist wieder angesagt!
Kaffee ist fest im kulinarischen Gedächtnis verankert. Lange war er Mangel-, eine Zeit lang auch Schmugglerware. Man nannte diese im Dialekt Kuntrawant, wovon Josef Gander aus Prad den Markennamen für seine Kaffeemanufaktur ableitete. Gander veredelt Kaffeebohnen aller Geschmacksnuancen in original Vinschger Röstung. Zum Genießen daheim oder in der stylischen Kaffeebar am Prader Hauptplatz.
Kuntrawant-Kaffee bekommt der Gast auch im Glurnser Restaurant Flurin von Thomas Ortler. Ein junger Schlemmerort in alten Mauern mit monatlich wechselnder Speisekarte, um auf das saisonale Angebot zu reagieren. Hiesige Zutaten verarbeitet die Flurinküche zu überraschenden Kreationen, die zeigen, wie elegant Vinschger Komponenten die Weltküche bespielen.
Zum Mohrenwirt auf dem Burgeiser Dorfplatz ist es nur mehr ein Katzensprung. Frische Produkte aus eigener Landwirtschaft und von nahen Zulieferern stehen auf der Zutatenliste von Chefkoch Roland Prieth. Seit einigen Jahren führt er die Küchengeschicke, kreiert Bewährtes und Neues. Passend zum geschichtsträchtigen Charme des Hauses, das in 14. Generation von Rudi Theiner und seinen Nachkommen geführt wird. Das Credo ihres Küchenchefs lautet: „Was ich mache, muss ich mit Liebe tun, dann bleibt Kochen eine Leidenschaft.“
„Südtirol. Die junge Bergküche“ ist ein Gustostückerl zum Lesen, Betrachten und Gluschten. Aber auch zum Verkosten und Nachkochen!
Maria Raffeiner
Viel erlebte Geschichte und Liebe zum Detail steckt im Buch „Oma Marie kocht“,
welches Franziska Heiß im vergangen Herbst in der „Edition Raetia“ herausbrachte.
von Christine Weithaler
Franziska Heiß wohnt in Glurns und ist Co-Gründerin, Leiterin und Chef-Designerin der Südtiroler Agentur „i-kiu design“, dem Tochterunternehmen der Wiener Webagentur „i-kiu“. Sie ist 1995 geboren und als älteste von drei Schwestern im Sarntal aufgewachsen. Gemeinsam mit ihren Eltern hat sie schon im „Poppawogen“ viele Kindheitstage in der Gaststube „Hudritt“ in Weißenbach verbracht. Die Großeltern führten das Gasthaus, in dem ihre Oma auf einem kleinen Holzherd für jeden kochte. Sie bereitete aus wenigen Zutaten traditionelle Gerichte schnell und einfach zu. Das hat die Enkelin schon als Kind zum Nachkochen inspiriert.
Nach der Matura an der LEWIT Meran Richtung Werbegrafik, bewarb sich Franziska an der Privatuniversität New Design in St. Pölten und studierte dort Grafik- & Informationsdesign. Schon als kleines Mädchen wollte sie Designerin werden. Ihre Idee, Oma Maries Rezepte in Bild und Schrift festzuhalten, setze Franziska in ihrer Bachelorarbeit um. Gemeinsam mit ihrer Oma erfasste sie die alltäglichen Gerichte. Sie sollten einfach, mit wenig Zutaten, ohne Großeinkäufe zu machen, für jedermann:frau nachzukochen sein. Das Schwierige daran war, die Zutaten der geübten Köchin für die Ungeübten, wie Franziska es eine war, in genaue Mengenangaben umzuwandeln und schriftlich festzuhalten. Wobei Gewürze immer nach Geschmack zu verwenden sind. Es war eine schöne Zusammenarbeit zwischen Alt und Jung, Oma Marie hatte viel Geduld für die Wünsche und Vorstellungen ihrer Enkelin. Die Seniorin verstand nicht, warum Franziska das alte Geschirr herausholte, um die Gerichte darin zu fotografieren. Bei den Mengenangaben sagte die Seniorin immer:“jo nor nimmsche holt, nor siechsche schu“. Die Herausforderung für die Studentin war es, diese Worte für Kochanfänger:innen umzuschreiben. Sie testete ihre Notizen selbst aus, indem sie jedes Rezept nachkochte. Die Rezepte im Buch sind immer für zwei Personen gedacht. Bei einigen gekennzeichneten Rezepten ist Franziska jedoch überzeugt es reiche für drei und vier Personen – auch wenn da Oma Marie nicht immer ihrer Meinung ist.
Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete Franziska drei Jahre bei der Wiener Webagentur „i-kiu“. Gegen Ende dieser Zeit lernte sie in Wien einen gebürtigen Matscher kennen. Dieser schloss dort auch gerade sein Studium ab und gemeinsam beschlossen sie nach Glurns zu ziehen. Franziska arbeitet weiterhin als Freelancerin und selbständige Designerin für die Wiener Werbeagentur. Seit ihrem Weggang fehlte der Muttergesellschaft jemand für den Bereich Design. Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit der Südtirolerin gründeten sie im Herbst 2021 eine Tochtergesellschaft, der Franziska als Geschäftsführerin und Chefdesignerin vorsteht. Die Aufträge werden über Zoom und soziale Netzwerke abgewickelt. Das Design ist ihre Leidenschaft. Zu der Tätigkeit als Geschäftsführerin kommen die Finanzplanung und die Buchhaltung dazu. Die etwas trockene Materie steht ihrer Kreativität gegenüber. Sie lernt beide Seiten lieben.
Vor ca. drei Jahren stellte sie ihr Bachelorprojekt der Edition Raetia vor. Das Interesse war groß. Das Kochbuch sollte jedoch mit doppelt so vielen Rezepten erweitert werden. So begann die ganze Arbeit von neuem. Da merkte Franziska, was hinter einer Veröffentlichung steckt. Rezepte mussten wiederum verschriftlicht, nachgekocht, fotografiert werden. Jede einzelne Seite gestaltete Franziska selbst. Die Typografie der Rezeptnamen ist eigen, stößt bei manchen auf Unverständnis, auch bei den Verleger:innen. Aber sie setzte ihre Idee durch. Darüber ist sie heute stolz. Viel Liebe zum Detail steckt in den Bildern der Gerichte, wie auch in den Bildern der Menschen in Sarner Tracht und Landschaft. Die Fotografien mitten in der Natur erforderten viel Organisation. Kurze Lebensgeschichten von Oma Marie runden das ganze Buch ab und machen es zu etwas Besonderem, für sie und die Familie.
Franziska arbeitet gern an mehreren Projekten, auch in ihrer Freizeit. So gründete sie Anfang dieses Jahres mit weiteren Frauen den Verein „Plattform für feministischen Austausch“. Dabei werden sich die Frauen in unterschiedlichen Formaten, neutral mit dem Thema Feminismus auseinander setzen. Ein Format ist schon am Start: Ein Podcast namens „ätsch bätsch – der feministische Podcast aus den Alpen“. Ziel des Projektes ist es, auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Mann und Frau in der Gesellschaft aufmerksam zu machen und deren Gleichstellung objektiv zu diskutieren. Sie planen Vortage und wünschen sich einen konstruktiven Austausch. Der Verein und Franziska möchte mit diesem Podcast Menschen zusammenführen und damit ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten.
Die Entscheidung, das Areal zu erwerben, auf dem sich die Disco Fix befindet, war keine Entscheidung für Leergut und gegen die Jugend.
Ganz im Gegenteil, es war eine notwendige und unaufschiebbare Entscheidung, die der Gemeinde Laas alle Optionen offenhält.
Die Raika Ritten hatte als Eigentümerin der Immobilie den Verkauf unwiderruflich beschlossen, da der Leasingpartner laut Raika Ritten in Schwierigkeiten kam. So wurde das Areal der Disco Fix sowohl auf dem privaten Markt als auch der Gemeinde Laas zum Kauf angeboten.
Von privater Seite meldeten sich verschiedene Interessenten; diese ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass sie die Disco nicht weiterbetreiben, sondern das Areal auf andere Weise nutzen möchten.
Mit dem Ziel, dass das Grundstück in Zukunft im öffentlichen Interesse genutzt werden kann, hat deshalb die Gemeinde Laas mit Beschluss des Gemeinderates vom 28.12.2021 das Areal erworben. Was jedoch die künftige Nutzung betrifft, gibt es im Augenblick zwar verschiedene Überlegungen, aber keine endgültige Entscheidung.
War das Betreiben von Discotheken bereits vor Corona nicht einfach, so hat die Pandemie gerade diesen Sektor häufig in finanzielle Schwierigkeiten gebracht.
Es kann jedoch kein Zweifel darüber bestehen, dass es nicht Aufgabe der öffentlichen Verwaltung ist, eine Disco zu betreiben.
Die Raika Ritten hat für das gesamte Areal 1,5 Mio. Euro gefordert. Auf der Grundlage eines Schätzgutachtens, das der Gemeindeausschuss Laas eingeholt hat, und nach intensiven-Verhandlungen mit der Raika Ritten konnte der Kaufpreis auf 750.000 Euro, also auf die Hälfte, reduziert werden.
Mit dem Kauf der Immobilie hat die Gemeinde dem derzeitigen Pächter der Disco Fix die Möglichkeit eingeräumt, den Discobetrieb unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen bis Ende Juni 2023 fortführen zu dürfen.
Welche Zweckbestimmung das Areal schlussendlich erhält, ist noch nicht definitiv.
Die Jugendlichen waren gerade in den vergangenen zwei Jahren während der Pandemie jene Gruppe, welche oftmals vergessen und mit ihren Problemen allein gelassen wurde. Gerade was den Unterhaltungssektor anbelangt, gibt es seit der Corona-Pandemie große Defizite.
Darum:
Bei einem Treffen der Bürgermeister/innen des Vinschgaus mit den Jugendreferenten/innen und den Verantwortlichen der Jugenddienste wurde beschlossen, dass der Bezirksausschuss an diesem Thema dranbleibt und die Wünsche der Jugendlichen und der Eltern erhebt und anschließend in Zusammenarbeit konkrete Maßnahmen bezüglich Freizeitangebote für Jugendliche im Vinschgau erarbeitet.
Der Gemeindeausschuss Laas
Laas - Die obere Laaser Alm ist nicht nur aber vor allem für die Laaser ein beliebtes Ausflugsziel, ein willkommener Treffpunkt im bislang relativ unberührten Laaser Tal. Die Laaser Alm ist im Besitz der Fraktion Laas, sie ist an die Sektion Laas im Alpenverein verpachtet, es werden im Sommer einfache Speisen und Getränke auf der Terrasse verabreicht. Ein Idyll.
Dieses Idylle könnte sich ändern. Denn die Fraktion Laas unter Fraktionspräsident Oswald Angerer ist derzeit gemeinsam mit der Gemeinde Laas mit BMin Verena Tröger an der Spitze dabei, prüfen zu lassen, ob sich die obere Laaser Alm als Schutzhütte eintragen und umfunktionieren lassen könnte. Angerer hat seinen Techniker beauftragt, entsprechende Dokumente zusammenzutragen. Angerer hatte dazu schon Vertreter des Alpinbeirates, des AVS, der Forst und des Nationalparkes und der Gemeinde auf die Alm geladen. Der Alpinbeirat ist Beratungsorgan des Landes unter anderem für das Sachgebiet Alpinistik. Angerer hofft, die Angelegenheit noch vor Beginn der Sommersaison abgeschlossen zu haben.
Hintergrund einer möglichen Umwandlung der oberen Laaser Alm zu einer Schutzhütte ist der neu angelegte Marmorrundweg, der von der Zufallhütte in Martell über den Haslhof, die obere Laaser Alm, über die Obere Tschenglser Alm zur Vellnairalm in Richtung Sulden und dann über das Madritschjoch wieder zur Zufallhütte führt. Jeder Ein- und jeder Ausstieg ist möglich. Bei der Planung des Marmorrundweges, der in 5 bis 7 Tagesetappen im Ganzen begangen werden kann, war von vornherein klar, dass das Laaser Tal ein „missing link“ sein wird, was die Übernachtungsmöglichkeit betrifft. Mit der oberen Laaser Alm als Schutzhütte sollte diese Lücke wohl geschlossen werden. Wenn es soweit sein sollte, sagt Angerer, werde die obere Laaser Alm halt etwas adaptiert werden müssen, die Sanitärräume, die Küche und Schlafmöglichkeiten auch im Winter. Eine Planung sei derzeit nicht vorhanden. Zudem sei für eine Klassifizierung als Schutzhütte Voraussetzung, dass keine Straße vorhanden sei.
Damit tritt Angerer jenem Protest in Laas entgegen, der Änderungen an der oberen Laaser Alm befürchtet. In Laas hat es eine Unterschriftenaktion gegen jegliche Änderungen an der oberen Laaser Alm gegeben. Man befürchtet einen wie auch immer gearteten alpinen Neubau samt Forststraßenzufahrt und damit Halli-Galli im beschaulichen Laaser Tal. Die mehr als 300 Unterschriften aus allen Landesteilen wurden vor Weihnachten an BMin Verena Tröger übergeben. In Laas selbst ist man über Änderungen an der oberen Laaser Alm, ohne Detailwissen zu haben, geteilter Meinung.
Angerer sagt, dass mit einer Schutzhütte auch eine mögliche Verpachtung leichter vonstatten gehen könnte. (eb)
Laas - Die letzte Titelgeschichte des Vinschgerwind „Jugend ohne Disco“ hat große Wellen geschlagen. Der Jugend Wunsch ist es, eine Disco im Vinschgau haben zu können. In einer vom Jugenddienst Vinschgau durchgeführten Umfrage haben 1.950 Jugendliche eine Disco im Vinschgau mit „sehr wichtig“ befürwortet. Denn es ist ein Unding, wenn viele Vinschger Jugendliche nach Lana, gar nach Brixen oder sogar bis nach Bruneck pilgern müssen, um tanzen, sich amüsieren und sich unterhalten zu können. Die Eltern sind in großer Sorge wegen der langen Hin- und Rückfahrten. Bekanntlich hat die Gemeinde Laas das Areal der „Disco Fix“ in Laas mit der Zweckbindung „Wertstoffhof“ um rund 750.000 Euro gekauft. Bekannt ist auch, dass der Pächter Thomas Ramoser die Disco Fix bis Juni 2023 weiterführen kann. Nun besteht zusätzliche Disco-Hoffnung. Es gibt nämlich informell zwei Interessenten, die sich um die „Disco Fix“ interessieren und sogar an einem Kauf Interesse haben. Die Disco solle so erhalten bleiben. Es gibt Ideen, die Disco um eine Eventgastronomie erweitern zu wollen. Die Laaser BMin Verena Tröger bestätigt das informelle Kauf-Interesse von zwei Personen. Von vornherein abwimmeln will die BMin dieses Ansinnen nicht und man sei dabei, gemeindeintern rechtlich abzuklären, ob und unter welchen Umständen ein Weiterverkauf der Immobilie möglich sein kann. (eb)
Am 20. Jänner 1972 trat das Zweite Autonomiestatut in Kraft. Nur wenige Tage später, am 29. Jänner 1972, erteilte das italienische Schatzministerium die Genehmigung zur Wiedererrichtung einer Zentralkasse in Südtirol. Ein Meilenstein in der Geschichte der Südtiroler Raiffeisenorganisation. Die Raiffeisen Landesbank Südtirol AG wird im kommenden Jahr 50 Jahre alt. Ihrer Gründung am 14. Juni 1973 als „Raiffeisen Zentrale Südtirol A.G.“ gingen jahrelange Bemühungen voraus, um eine zentrale Lücke in der Südtiroler Raiffeisenorganisation zu schließen.
Im oberen Vinschgau, inmitten der beeindruckenden Gebirgskulisse, liegt die Rescher Alm, die zu Fuß, mit Schneeschuhen oder auf Tourenskiern erreichbar ist. Der Aufstieg ist leicht zu bewältigen und man wird mit einem beeindruckenden Blick auf die umliegenden Berge, dem zugefrorenen Reschensee, der markanten Klopaierspitze und dem Skigebiet Schöneben belohnt.
Es gibt zwei Möglichkeiten die Rescher Alm auf 2.000 Meter zu erreichen: Eine Möglichkeit ist die kurze Wanderung vom Rojental aus. Man fährt mit dem Auto ins Rojental bis zum Parkplatz „Kopferbrugg“. Von hier aus gelangt man über die gewalzte und gespurte Forststraße in rund einer Stunde bei leichter Steigung zur Alm.
Die zweite, etwas längere Variante startet im Altdorf in Reschen beim Parkplatz am See in Reschen. Von dort folgt man zuerst der Markierung Nr. 5 in Richtung Rescher Alm und nachher immer der Winterwanderwegbeschilderung. Durch den verschneiten Wald geht es neben der Rodelbahn auf einem gespurten Aufstieg in leichter Steigung bei der Wallfahrtskirche Vallierteck vorbei immer bergauf. Sobald man den Weg erreicht, hält man sich rechts und erreicht schon bald die Rescher Alm auf 2.000 Meter. Der Abstieg erfolgt über den Aufstiegsweg.
Mit den Tourenski kann man sich die Route von Reschen aus über den Pofellift über die Pofelwiesen bis zur Alm selbst auswählen.
Diese beiden Winterwanderungen, zu Fuß, mit Schneeschuhen oder Tourenskiern zählen zu den schönsten im Vinschgauer Oberland.
Rund 60 km gespurte oder gewalzte Winterwanderwege ziehen sich durch die Ferienregion Reschenpass mit herrlichem Panorama mit Haider- und Reschensee.
Sulden - Von Schneeverhältnissen wie im vergangenen Winter konnten die sportlichen Freunde der kalten Jahreszeit in der bisherigen Wintersaison nur träumen. Auch im Langlaufsport zeigt es sich heuer oftmals schwierig geeignete Loipenbedingungen bei uns im Land vorzufinden.
Der Raiffeisen Langlaufcup – die Plattform für Nachwuchsathleten aus ganz Südtirol – hätte am letzten Samstag diesen Jänners eigentlich im Sarntal Station machen sollen.
Aufgrund unzureichender Schneebedingungen im Tal musste der organisierende Verein ASC Sarntal das Ruder aber weitergeben. Rund 10 Tage vor Wettkampftermin erklärte sich die Sektion Langlauf des Vinschger Traditionsverein ASV Prad Raiffeisen bereit die Organisation zu übernehmen. Austragungsort sollte Sulden sein, wo auf gute Schneeverhältnisse allermeist Verlass ist.
In sehr guter Zusammenarbeit mit der Ferienregion Ortlergebiet stampften die freiwilligen Helfer der Prader Sportvereinssektion Langlauf eine vorzeigbare Veranstaltung aus dem Boden. Die Stimmung war ausgelassen und trotz der bekannt lästigen Covid-Regeln fanden sich einige Zuschauer und Fans im Start-Zielbereich und an der Strecke ein. Schlussendlich gaben sich rund 150 Athletinnen und Athleten aus neun unterschiedlichen Vereinen am 29. Jänner in Sulden die Hand. Bei besten Loipenbedingungen unterm König Ortler galt es – je nach Kategorie – zwischen einem und zehn Kilomter zurückzulegen. Die jüngsten Teilnehmer waren dem Jahrgang 2015 zuzuordnen. Der älteste Teilnehmer stand mit Baujahr 1960 am Start.
Tagesschnellste bei den Männern war Oberhofer Hannes gefolgt von Oberhofer David, beide vom ASC Sesvenna, gefolgt von Bachmann Michael von der Renngemeinschaft 5V Loipe. Bei den Damen holte sich Negrini Elisa vom ASV Sesvenna den Tagessieg. Auf Platz zwei und drei landete Folie Ylvie, ebenfalls vom ASC Sesvenna und Schwitzer Marie vom ASC Sarntal.
Den Sieg in der Mannschaftswertung holte sich der ASC Sesvenna vor den Athleten des ASC Sarntal und dem Gastgeber ASV Prad Raiffeisen.
Ein gelungener Renntag in Sulden mit Ausblick, dass vielleicht die Höhenloipe unterm Ortler in Zukunft auch Schauplatz nationaler oder gar internationaler Wettkämpfe im Langlaufsport wird. Auf das vorhandene Potenzial gilt es in jedem Fall aufzubauen.
Für die Sektion Langlauf des ASV Prad Raiffeisen
Peter Pfeifer
Landesliga - In Kürze endet in der Landesliga die Winterpause. Normalerweise würden die Teams nun in die Rückrunde starten. Da in der Landesliga jedoch der letzte Hinrunden-Spieltag Ende November auf das neue Jahr verschoben wurde, müssen die Mannschaften zunächst noch das letzte Hinrundenmatch bestreiten, ehe die Rückrunde beginnt. Die Ausgangslage der drei Vinschger Teams könnte unterschiedlicher nicht sein: Naturns überwinterte auf Platz 5 und liegt auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Latsch startet von Platz 10 in den zweiten Teil der Saison, Partschins belegt aktuell Platz 15 und muss in der Rückrunde voll angreifen. (sam)
Naturbahnrodeln - Vom 10. bis 13. Februar sind Naturbahnrodler und Naturbahnrodlerinnen aus ganz Europa zu Gast in Laas. Grund dafür ist die Austragung der Europameisterschaft im Rennrodeln auf der Naturbahn. Vergeben werden die Europameistertitel im Einsitzer der Damen und Herren sowie im Doppelsitzer und im Teambewerb. Am Freitag werden die Trainingsläufe absolviert. Am Samstag werden beide Wertungsläufe im Doppelsitzer sowie der 1. Wertungslauf der Damen ausgetragen. Den Finallauf bestreiten die Damen am Sonntag. An diesem Tag kämpfen auch die Herren in zwei Läufen um den Titel. Die Austragung des Teambewerbes bildet den Abschluss der EM.
Unter den Starterinnen der italienischen Mannschaft befinden sich mit Greta Pinggera und Nadine Staffler auch zwei Lokalmatadorinnen. Die beiden Laaserinnen kennen die Bahn bestens und man darf auf ihre Leistung gespannt sein. Mit der Latscherin Sara Bachmann, welche für Deutschland an den Start geht, ist eine weitere Vinschgerin bei der EM in Laas dabei. (sam)
Martell/Südtirol - Die Wintersportart feiert bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand Cortina ihr Debüt. - Wettkampf-Skibergsteigen, bei uns in Südtirol besser bekannt als „Skitourengehen“, wird Teil der Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d‘Ampezzo. Das hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf der 138.sten IOC-Session in Tokio, anlässlich der Olympischen Sommerspiele, am 20. Juli 2021 einstimmig beschlossen.
„Die Aufnahme ins olympische Programm ist ein großartiger Schritt in der Entwicklung dieses faszinierenden Sports. Damit wird eine wichtige Seite in der Geschichte des Wintersports geschrieben. “, so Georg Altstätter, Präsident der Organisationskomitees der Marmotta Trophy. Auch hier im Vinschgau wird diese Sportart auf höchstem Niveau gelebt, so findet im März im Martelltal bereits zum fünften Mal ein ISMF Weltcup im Skibergsteigen statt.
Es handelt sich hierbei um einen Sport mit Zukunft und großen Visionen, welcher auch als Breitensport in den letzten Jahren immer mehr Zuwachs gefunden hat. Viele Begeisterte verschlägt es mit Skiern und Fell auf wunderschöne Wege abseits der präparierten Skipisten. Im Wettkampfbereich gibt es hier mehrere Disziplinen und verschiedene Alterskategorien der Teilnehmer. Bei Olypmia 2026 werden die Disziplinen Sprint, Individual und Staffel vertreten sein. Insgesamt sollen 48 Athlet*innen - aufgeteilt in je 24 Sportlerinnen und Sportler - an den Start gehen. Die endgültige Entscheidung über die genauen Modalitäten fällt im Juni 2022. Sprungbrett für diese Aufnahme war unter anderem die Durchführung von Skibergsteiger-Events bei der Jugendolympiade 2020 in Lausanne (SUI). Doch auch der Glaube und die harte Arbeit der nationalen Verbände sowie des internationalen Verbandes ISMF und nicht zuletzt der Weltcupveranstalter hat hierzu beigetragen. Nach vielen Jahren des Engagements, der Anstrengungen und der leidenschaftlichen Arbeit haben wurde die oberste Stufe erreicht und der berühmte olympische Traum verwirklicht. „Wir haben im Jahr 2008 mit der Organisation von Wettkämpfen im Skibergsteigen begonnen und von Beginn an die Zukunft dieser Sportart geglaubt und auch in diese investiert. Dass wir nun eine olympische Disziplin geworden sind, ist eine Bestätigung unsere Vision und motiviert uns, in diese Richtung weiterzuarbeiten.“, ist sich Egon Eberhöfer, Renndirektor der Marmotta Trophy sicher.
Schöneben/Mals - Vom 28. bis 30. Jänner fand auf Schöneben die erste „Amazfit Snowcross World Championship“ statt. 40 junge „Racer“ aus neun Nationen nahmen daran teil. Snowcross bzw. Snowskates ist eine neue Wintersportart, die vor allem in den Nordländern immer größeren Zulauf erfährt. Auf Schöneben ausgetragen wurden Snowcross Rennen mit vier Startern (zwei qualifizierten sich jeweils für das nächste Rennen) und Freestyle Bewerbe, bewertet von einer Jury. Renndirektor Tommy Einar Gydar Syversen aus Norwegen hatte die Tomsen Snowskates-Schuhe entwickelt, mit denen gefahren wurde. Es handelt sich um einen „Schuhski“ (Schuh und Ski alles ein Stück). Untergebracht waren die Sportler:innen und Organisatoren im FinKa Hostel in Mals. Wie kam der Bewerb in den Vinschgau? Auf der Suche nach einem geeigneten Skigebiet knüpfte Syversen Kontakt mit dem Geschäftsführer des Skigebiets Schöneben/Haideralm Helmut Thurner. Die ersten Weichen für die WM wurden gestellt. Auf der Fahrt nach Meran blieb Syversens Tesla dann unerwartet in Mals stecken. Dieser Umstand führte den Renndirektor in die FinKa und zu Sascha Plangger, Präsident der Vinschger Sozialgenossenschaft VISO. Das FinKa Hostel bot sich als geeignete Unterkunft für die Rennläufer:innen an und war nun eine Woche lang das Basiscamp für Sportler:innen und Organisatoren. „Es war wunderschön - alles bestens organisiert“, betonte Syversen. „Wir wollen nun jedes Jahr wiederkommen.“ 2023 soll Schöneben nach den nationalen Bewerben in den USA und in Korea erneut Austragungsort für das Finale sein. Die Snowcross Veranstaltung kann also eine touristische Aufwertung für den Vinschgau bringen. (mds)
Infos zum Event: www.snowcross.org
Eishockey - Ganz verabschieden als Eishockeyspieler konnte sich Stefan Kobler doch nicht. Bei seinem Heimatverein, dem ASV Prad, ist Kobler weiterhin als Spieler aktiv. Dort steht er mit vielen alten Eishockeykameraden auf dem Eis und nimmt mit ihnen an der Freizeitliga Dolomites Hockey League teil. „Es ist ein Hobby und meine große Leidenschaft und ein guter Ausgleich!“, erklärt der Prader. (sam)
Der Malser Karl Plattner ist der Meister unter den Künstlern aus der Grafschaft Vinschgau. Vor vielen Jahren ist er mit mir über Tanas und den Sonnenberg nach Laas gewandert. Dabei erklärte er Arbeitstechniken, die verwirrenden Grenzmauern, die Gründe warum immer wieder geteilt wurde. Durch diese erbschaftsbedingte Realteilung entstand im Talgrund und auf den „Multen“ bei Burgeis der „Vinschger Flecklteppich“, ein wichtiges Formelement in Plattners Malerei.
Es ergaben sich Gespräche über das Selbstverständnis der sonnenseitigen und der schattseitigen Vinschgauer und der „Berger“. Die damit verbundene „Weltanschauung“ wurde Thema vieler Überlegungen, die sich wie Ackerfurchen verzweigten.
Der weitgereiste und weltgewandte Künstler aus Mals sprach über diese Räume, als wären sie Bereiche seiner Herrschaft.
Aus dieser „Grafschaft Vinschgau“ stammen wichtige Künstler, Zeichner, Geistliche, Politker, Unternehmer, Architekten und ganz allgemein kreative Geister. Sie sind die Adeligen des Tales. Der Karl zeigte mir das Schwingen der Ackerfurchen, die sich als hörbare Wellen von einer Trockenmauer zur nächsten entwickeln.
„Das ist der Vinschgau“, meint er so nebenbei: Fleiß und Rechthaberei.
Vor etwa 30 Jahren gab es sie noch, die obstbaumlosen Ackerfelder mit den erdigen Ackerfurchen, in denen schon bald die Saat aufgehen wird.
Hans Wielander
Kochtipp
Zutaten (4 Portionen):
20 g Butter
100 g Schalotten, Lauch, Knollensellerie geschnitten
200 g frische Champignons
20 g Weizenmehl
1 l Knochenbrühe oder Wasser
50 ml Sahne
20 g Butter, gewürfelt, kalt
Salz, Pfeffer aus der Mühle
So gelingt‘s:
Die Champignons für die Suppe kurz waschen, gut abtrocknen und in beliebige Stücke schneiden. Die geschnittenen Schalotten, Lauch und Knollensellerie in Butter andünsten. Zerkleinerte Champignons dazugeben und mitdünsten. Mit Weizenmehl stauben, verrühren und kurz überkühlen. Mit heißer Brühe oder Wasser aufgießen. Die Suppe unter gelegentlichem Rühren aufkochen und anschließend 30 Minuten kochen lassen. Sahne dazugeben, mixen, passieren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Suppe mit kalter Butter verfeinern.
aufgezeichnet von Peter Tscholl
Martin Schatzer (Jahrgang 1984) ist Mitglied des SKV, Bezirk Vinschgau. Mit 14 Jahren hat er seine Kochlehre begonnen. 2020 machte er sich als Koch selbsständig und arbeitet jetzt am „Fischteich Brugg“ in Kortsch direkt am Vinschger Radweg zwischen Laas und Schlanders. Am Fischteich des Fischerklub Kortsch bietet Martin in den Sommermonaten abends auf Vorbestellung für Feinschmecker und Genießer auch eine Gourmetküche an.
Schlanders/Kulturhaus - Andrea Götsch, die junge Klarinettistin aus Algund, geboren 1994, ist seit 2019 als erste Südtirolerin Mitglied der Wiener Philharmoniker. Als Mitglied eines der bekanntesten Orchester der Welt spielte sie bereits zweimal beim Neujahrskonzert, das alljährlich in 92 Länder übertragen und von rund 50 Millionen Zusehern live mitverfolgt wird. Zum Auftakt der Konzertreihe in diesem Jahr spielte Andrea Götsch auf Einladung des Konzertvereins Musica Viva Vinschgau zusammen mit dem Amarida Ensemble am 30. Jänner im Kulturhaus von Schlanders. Musica Viva feierte im letzten Jahr das 30-jährige Bestehen, konnte aber coronabedingt nicht alle geplanten Konzerte durchführen und musste auch auf eine große Feier verzichten. Beim Konzert Ende Jänner konnten die vielen musikbegeisterten Vinschger:innen, sowie Besucher:innen aus dem Burggrafenamt das Quintett in Es-Dur KV 407 von Wolfgang A. Mozart, das Quintett op. 23 in Es-Dur von Giacomo Mayerbeer, das Streichquartett Nr. 2 in G-Dur von Ludwig Thuille und das Sextett für Klarinette, Horn und Streichquartett von John Ireland genießen. Während beim ersten Stück das Streichquartett mit Marco Serino (Violine), Johanna Wassermann (Violine, Viola), Sylvia Lanz (Viola) und Christian Bertoncello (Violoncello) in einem musikalischen Dialog mit dem Hornisten des Haydn Orchesters Alexander Perathoner stand, gab es im zweiten Stück ein stimmungsvolles und lebendiges Zusammenspiel zwischen dem Streichquartett und der Klarinettistin Andrea Götsch. Das Werk des 1861 in Bozen geborenen Ludwig Thuille wurde vom Streichquartett ausgeführt, während das letzte Stück des englischen Komponisten John Ireland sowohl vom Streichquartett, als auch vom Hornisten Alexander Pherathoner und der Klarinettistin Andreas Götsch auf wunderbare Weise dargeboten wurde. Am Ende des 90 minütigen Konzertes gab es einen großen Applaus für das 1984 von Johanna Wassermann gegründete Amarida Ensemble. (hzg)
Weil es uns wichtig ist, dass ihr euch was Gutes tut, hier mal ein kleines Rezept für ein Handpeeling. Viel Spaß damit...
Juze Freiraum und die Mobile Jugendarbeit ist für euch da!
Bis Ostern haben wir neue Öffnungszeiten für euch, die wir an euer Besucherverhalten angepasst haben. Freuen uns euch zu sehen!
Buchbesprechung
Bianca Schaalburg:
Der Duft der Kiefern. Meine Familie und ihre Geheimnisse.
Avant Verlag: Berlin 2021. 208 S.
Bleibt im Alltag wenig Zeit zum Lesen? Eine Graphic Novel geht immer. In dieser wechseln sich Comicelemente mit Kurztexten ab. Die Panels (Bildchen) sind in diesem Werk groß und klar, sie weiten die Texte in den Sprechblasen um eine effektvolle Dimension aus. Die Autorin und Zeichnerin erzählt von sich, von ihrer Berliner Familie und dem Interesse an all dem, was im Laufe der Jahrzehnte nie thematisiert wurde. Dabei entwickelt sie eine feine Spürnase und macht das Weckglas der Familiengeschichte auf, das lange unangetastet im Regal stand. Welche Rolle spielte ihr Großvater „als Buchhalter“ bei der Wehrmacht in Riga? War er an den Massenerschießungen von Juden beteiligt? Warum hatte seine Familie die Wohnung im Eisvogelweg 5 (Berlin Zehlendorf) erhalten und was war mit den drei jüdischen Bewohnern geschehen, die zuvor hier gewohnt hatten? Drei Stolpersteine erinnern noch heute vor dem Wohnhaus an sie. In den Straßenbelag eingelassene Gedenktäfelchen aus Messing, wie es sie auch in Meran für die Opfer des Holocaust gibt. Ihre Namen sind bekannt. Nicht ausreichend, findet Schaalburg. Sie gibt den drei Vertriebnen einen Platz in ihrem Werk, rekonstruiert im Berliner Jargon ihre möglichen Leben, überlegt, wie sich eine Art Wohngemeinschaft ergeben hätte können. Sie sind in Vernichtungslagern umgekommen. „Wie viel kann der Mensch aushalten?“ steht in handschriftlichen Lettern. Und: „Deshalb will ich ihnen meine Stimme geben.“ In Archiven wälzt sie Akten, untersucht Fotos mit der Lupe, studiert Dokumente auf Mikrofilm, unternimmt Reisen. Ihr Großvater, Feldwebel Schott, bleibt schemenhaft. In dynamischen Zeitsprüngen lernen Leser:innen die Verwandtschaft der Autorin kennen, die liebenswerten Marotten genauso wie die unterschiedlichen Techniken, sich zu erinnern. Ein beachtliches Werk über das Unausgesprochene in Familien, über Persönlichkeiten mit markigen Sprüchen und den großen Bogen der Familiengeschichte, der bis in die Gegenwart reicht. Aufrüttelnd!
Maria Raffeiner
Müstair - Die neugegründete Stiftung Chasa Chalavaina/Fundaziun Chasa Chalavaina realisiert den Ankauf des historischen Gebäudes – und setzt damit den Grundstein für den Ensembleschutz am Plaz Grond in Müstair.
Die im November 2021 gegründete Stiftung Chasa Chalavaina/Fundaziun Chasa Chalavaina wird mit dem Ankauf der Chasa Chalavaina Anfang Februar 2022 deren fortlaufenden Erhalt gewährleisten. Doch nicht nur das seit über 700 Jahren als Gasthaus existierende Gebäude, auch das einzigartige Ensemble am Plaz Grond in Müstair soll für die Zukunft gesichert werden. Es handelt sich um eine optimal abgestützte Nachfolge. Die einzigartige Historie des Hauses kann so für nachfolgende Generationen gerettet werden, die lebendige Authentizität des Hotels wird weiter bestehen bleiben. Die Stiftung ist zuversichtlich, dass im Zusammenspiel mit dem Kloster St. Johann, dem Kompetenzzentrum für Denkmalpflege und altes Handwerk – welches derzeit von der Stiftung Pro Kloster St. Johann aufgebaut wird – und des Hotels Chasa Chalavaina die jeweiligen Stärken gemeinsam genutzt werden können. Diese zielführende Symbiose dient der Wertschöpfung für den Ort, für das Tal und für die Region.
Das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster St. Johann legt großen Wert auf den Erhalt des Ensembles rund um den Plaz Grond. Das Weiterleben der Chasa Chalavaina als Hotel ermöglicht – vor allem in Kombination mit dem zukünftigen Kompetenzzentrum – die in unmittelbarer Klosternähe liegenden Strukturen am Plaz Grond sinnvoll einzusetzen. Auch soll die langjährige Erfahrung der Bauhütte des Klosters in den Bereichen altes Handwerk und Mittelalterhistorie der Chasa Chalavaina zugutekommen. Bei zukünftigen Restaurierungen wird die Expertise der Wissenschaftler und Handwerker, die bereits für das Kloster St. Johann wirken, eingebracht werden. Im Vordergrund steht das Bewahren des ursprünglichen Charakters des Hauses, das mit seinen 15 Zimmern, der Gaststube, der „schwarzen“, von Russ gefärbten Küche und dem Garten eines der ältesten Hotels der Schweiz sein dürfte. Ein Hotel, das laut Schweizer Heimatschutzverbund zu „den schönsten der Schweiz“ gehört.
Seit über 50 Jahren hat dort der 80-jährige Jon Baptista Fasser und dessen Team Gäste aus aller Welt empfangen und wird nun in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Die neue Besitzerin Stiftung Chasa Chalavaina wird in Zukunft für Erneuerungen und eventuelle Erweiterungen des Hauses verantwortlich sein, die sie mit Hilfe von Spenden und einer Verpachtung ermöglichen wird – in Absprache mit der Denkmalpflege des Kantons Graubünden. Die Wiedereröffnung ist anfangs dieses Sommers geplant.
Das Haus der Calven: seit 1.200 Jahren auf bewohntem Grund
Chasa Chalavaina – das Haus der Calven. Der Legende zufolge hielt hier, auf der Brüstung der Lauben, der Bündner Heerführer Benedikt Fontana am Abend vor der berüchtigten Calvenschlacht seine letzte Ansprache an jene 6.000 junge Männer, die am 22. Mai des Jahres 1499 die doppelt so große Truppe der Habsburger in die Flucht geschlagen hatten. Zu jenem Zeitpunkt war das Haus bereits zweihundert Jahre alt; Historiker gehen von einer Entstehung vor 1300 aus. Doch das mittelalterliche Gebäude war nicht das erste, das auf dem heutigen Grundstück stand: Die Fundamente früherer Grundmauern bezeugen karolingische Bautätigkeit – also jene Epoche, in der das gegenüberliegende Kloster erbaut wurde. Heute nicht mehr erkennbar ist der ehemals große Hof, dessen Datierung auf 1300 zurückgeht. Auch der große Stall, der in der Burgenzeit an der Ostseite des Hauses errichtet worden war, bestätigt die Theorie, dass es sich bereits zu dieser Zeit um ein Gasthaus handelte – hier kamen die Pferde und Maultiere der Reisenden unter.
1467 entsteht ein Wandgemälde mit der Mutter Gottes und dem Heiligen Rochus, Schutzpatron gegen die Pest, an der Nordseite des Hauses – die Pest hatte Anfang der 1630er Jahre auch im Münstertal gewütet. Etliche Umbauten erfolgten in mehreren Etappen im Laufe der kommenden Jahrhunderte, wie beispielsweise die zwei Stockwerke, welche das Haus im 17. Jahrhundert vergrößern. 1958 kauft die Familie Fasser das denkmalgeschützte Kleinod, welches sie mit Unterstützung des Kantons Graubünden und des Bundes erweitert und renoviert. Die Gaststube blieb in ihrer warmen Arventäfelung erhalten, wie auch die russgeschwärzte Küche mit ihrem traditionellen Holzbackofen. Zu finden sind heute noch das älteste Sgraffito Graubündens oder die Wappen der Vorgängerfamilie Hermanin aus dem 16. Jahrhundert – sowie das in Öl gemalte Portrait von Tonet Pernsteiner, der mit seinem Tod im Jahr 1879 eine kurze Unterbrechung des Hauses als Hotel und Gaststube einleitete. Die Namen der 15 Zimmer lassen nicht nur Rückschlüsse auf die Eigenschaften der Schlafkammern zu, auch der historische Charme des Hauses wird mit jedem einzelnen Namen deutlich. So scheint die Sonne besonders fein in der sulagliva, über dem früheren Hühnerstall befindet sich las pullas – und la stalletta spricht ebenso für sich selbst.
Die Stiftung Chasa Chalavaina wird mit ihrem Ankauf nicht nur die Tradition des Hauses und des Ensembles wahren. Sie bildet eine Körperschaft, die sich als weiterer Baustein in die lange Historie einfügt. Der achtsame Umgang mit der Vergangenheit ist jener Proviant, den es braucht, um gemeinsam mit Dorf- und Talbewohnern, aber auch mit Gästen und Interessierten aus aller Welt den Weg in die Zukunft zu beschreiten.
Kontakt: Stiftung Chasa Chalavaina - Giorgio Gadola, Präsident
giorgio.gadola@muestair.ch
Tel. +41 61 467 53 01
Kolping im Vinschgau - Hoffnung schenken mit Nothilfe. Normale Projektarbeit? Daran war und ist in den Pandemiejahren 2020, 2021 bis heute 2022 in vielen Kolping Partnerländern kaum zu denken. Stattdessen verlangte die große Not im Globalen Süden nach raschen, pragmatischen Hilfsmaßnahmen. Kolping INTERNATIONAL gemeinsam auch mit Kolping Südtirol, reagierte mit dem Kolping-Corona-Fonds.
„Wie sollen wir Geld verdienen, wenn wir zu Hause bleiben müssen? Wie sollen wir unsere Familien ernähren?“ Gleich zu Beginn der Pandemie zeigte sich, dass das Covid 19 Virus nicht nur eine gesundheitliche Bedrohung ist, sondern durch die strengen Maßnahmen gegen dessen Ausbreitung auch eine wirtschaftliche – und das besonders für die Ärmsten weltweit. Straßenverkäufer und Tagelöhner waren und sind z.T. durch die strengen Ausgangssperren plötzlich ohne Einkommen. Kleinbauern konnten ihre Felder nicht mehr bestellen. Unzählige Menschen verloren Job und Existenz, litten aufgrund fehlender Rücklagen Hunger.
Bereits Ende März 2020 entschied Kolping INTERNATIONAL daher, die Kolping Partner im Globalen Süden mit der Finanzierung von Nothilfe zu unterstützen. So konnte und kann sehr schnell humanitäre Hilfe in 29 Partnerländern eingeleitet werden. So zum Beispiel in Indien und Albanien durch Unterstützung mit Lebensmitteln; in Ecuador durch die Förderung von Gemüseanbau; in Uganda durch Hilfen gegen die Heuschreckenplage; in Argentinien durch Betreuung von Schülern aus gefährdeten Familien. Dies nur kleine Beispiele von „Hoffnung schenken mit Nothilfe!!“
Otto von Dellemann
Mals - Auch die vierte Ausgabe der Malser Weihnachtsaktion war ein voller Erfolg. Ca. 23.000 Lose wurden bis zur Ziehung abgegeben. 20 Gewinner sind namentlich ermittelt worden und konnten ihre tollen Preise entgegennehmen. Die Reihe der attraktiven Preise, die es zu gewinnen gab, wurde angeführt vom Hauptpreis: Ein nagelneuer Kleinwagen konnte auch heuer wieder als 1. Preis vergeben werden.
Vor diesem Hintergrund ziehen die Malser Kaufleute als Organisator eine überaus positive Bilanz. An die 80 Betriebe beteiligten sich als Sponsoren, Kleinsponsoren und aktive Teilnehmer mit Losausgabe. Tatkräftig unterstützt wurde die 4. Malser Weihnachtsaktion durch die Gemeinde Mals, die Raika, den HGV, den Tourismusverein und private Unternehmen. Der Dank der Organisatoren gilt allen Betrieben für deren finanzielle Unterstützung der Malser Weihnachtsaktion. Obmann des hds-Mals Hansi Zwick ist überzeugt: „Die einheimische Wirtschaft zu unterstützen und den lokalen Einkauf auch in den kleinen Orten zu fördern ist und war immer das Ziel von solchen Aktionen. Gleichzeitig werden viele schöne Preise und Einkaufsgutscheine an unsere Stammkunden vergeben. Das ist Genugtuung und Anspornung zugleich und so freuen wir uns schon auf eine neue Auflage der Weihnachtsaktion im nächsten Winter.“
Bezirk Landeck - Im Rahmen eines Pressegespräches berichtet Elmar Monz als Bezirksbauernobmann von Landeck über die aktuelle Situation der Landwirte. Es habe sich im Großen und Ganzen nicht viel geändert. In den rund 1.400 landwirtschaftlichen Betrieben herrsche allgemein eine recht gute Situation. Der Milchpreis betrage im Schnitt 42,03 Cent pro Kilogramm GVO-freie Rohmilch. Die Direktvermarktung habe regelrecht einen Aufschwung erlebt. Zu wissen, wo die Lebensmittel herkommen und wer der Erzeuger ist, steht wieder hoch im Kurs. Die Konsumenten sind bereit, vielleicht auch Corona bedingt, der Qualität entsprechende Preise zu zahlen. Im vergangenen Jahr haben sich einige Landwirte dazu entschlossen, eine Direktvermarktung anzubieten. Die Anzahl der BIO Betriebe sei auf 305 gesungen. „Landeck war einmal der BIO Bezirk schlechthin“, erinnert sich Monz. Er geht davon aus, dass im kommenden Jahr nur mehr die Hälfte BIO zertifiziert sein wird. Der Grund dafür seien die strengen und einheitlichen Vorgaben, welche ohne Ausnahme erfüllt werden müssen und in der Berglandwirtschaft nur schwer umsetzbar seien. „Was BIO betrifft hat die EU-Politik voll versagt, das Berggebiet ist ganz vergessen worden“, so Monz. Von den rund 100 Almen im Bezirk sind 30 Almen Sennalmen, auf 25 wird die Milch selbst verarbeitet. Mit der Einführung einer Almmilchkuh-Prämie wird ein Beitrag pro Kuh von 120 €, gedeckelt auf 40 Kühe, ausbezahlt. Diese Prämie verursachte bereits ein Mehr von Milchkühen auf den Almen von einem Prozent. (aw)
Mit den Aktionstagen Politische Bildung sollen politische Bildungsarbeit sichtbar gemacht und möglichst viele Akteur*innen zur Mitarbeit im politischen Bildungsbereich motiviert werden. Durch den gebündelten Auftritt in einer Aktionswoche soll auf die Bedeutung politischer Bildung für eine demokratische Gesellschaft aufmerksam gemacht werden.
Die Aktionstage Politische Bildung gibt es in Südtirol seit 2008. Sie sind als Beitrag zum Europaratsprojekt für eine “Erziehung zur demokratischen Staats-bürgerschaft und Menschenrechtserziehung” in mehreren deutschsprachigen Staaten entstanden.
In Südtirol finden die Aktionstage in der Woche vom 2. bis 9. Mai statt. Jedes Jahr wird ein Schwerpunktthema gewählt, das besonders in den Vordergrund gestellt wird. Akteur*innen vor Ort sind aufgerufen, im Aktionszeitraum eine Veranstaltung zu organisieren, die dann gemeinsam beworben wird.
Teilnehmen
Mach auch du mit und organisiere mit deinem Verein, deiner Organisation oder mit Gleichgesinnten eine Veranstaltung im Rahmen der Aktionstage.
Melde deine Initiative dem Amt für Weiterbildung. Ein Formular zur Eingabe aller notwendigen Informationen kann auf der Homepage heruntergeladen oder telefonisch, persönlich oder via E-Mail angefordert werden.
Einsendeschluss: 1. März 2022
Kontakt
Amt für Weiterbildung,
Andreas-Hofer-Str. 18, Tel. 0471 413381/95
E-Mail astrid.crepaz@provinz.bz.it
christine.spoegler@provinz.bz.it
www.provinz.bz.it/politische-bildung
Facebook: Politik, und jetzt? Politica e poi?
@aktionstagebz
Bezirksservice Vinschgau
mit Gianni Bodini
Bilderausstellung im Jörghof (Georgshof)
Schlossstraße Goldrain
Samstag, 12., 19. und 26. Februar 2022
von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr
Sonntag, 13., 20. und 27. Februar 2022 von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr
Bildungsausschuss Goldrain/Morter
Bildungsausschuss Schluderns
Bildungsausschuss Graun
Laas - Vor wenigen Tagen ist ein neuer Notarzthubschrauber am Flugrettungsstützpunkt Laas in Betrieb genommen worden. Und obwohl der neue Pelikan 3 für viele Laien fast genauso aussehen mag wie das Vorgängermodell, kann man von einem wichtigen Meilenstein in der Südtiroler Flugrettung sprechen. Das neue Modell Airbus BK117D3 verfügt nämlich nicht nur über fünf Rotorblätter, sondern bringt auch flugtechnisch eine Reihe bedeutender Vorteile mit sich: mehr Sicherheit und Leistung bei Einsätzen sowie mehr Flugkomfort für Patienten und Besatzung.
Rein optisch sind die fünf Rotorblätter des neuen Hubschraubers etwas kürzer als jene des Vorgängermodells mit vier. Und es sind genau diese kürzeren Rotorblätter, die dem Piloten ein einfacheres Manövrieren in der Luft ermöglichen. Dieses technische Upgrade sorgt für einen ruhigeren Flug und weniger Vibrationen, was beispielsweise beim Transport von Traumapatienten von Vorteil ist. Darüber hinaus kann das neue Modell rund 150 Kilogramm mehr an Gewicht aufnehmen als der bisherige Notarzthubschrauber. Dadurch können etwa zusätzliche Besatzungsmitglieder oder Gerätschaften bei schwierigen Bergrettungseinsätzen transportiert werden. Oder die Maschine kann zusätzlichen Treibstoff für längere Verlegungen zu entfernten Kliniken aufnehmen.
„Aus flugtechnischer Sicht ist der Vinschgau ein ohne Zweifel anspruchsvolles Gebiet, weil dort Einsätze vom Tal bis hinauf auf knapp 4000 Meter geflogen werden“, berichtet „HELI“-Präsident Georg Rammlmair. Aus diesem Grund war die Betreiberfirma Babcock, welche die Hubschrauber für den Verein HELI zur Verfügung stellt, daran interessiert ihre erste BK117D3 in Südtirol zu positionieren.
„Es handelt sich um eine der ersten Maschinen dieser Art in Italien und es freut uns natürlich, dass die Flugrettung Südtirol hier zum Zuge kommt“, erklärt Direktor Ivo Bonamico. „Dabei entstehen keine Mehrkosten und wir können sowohl unseren Patienten als auch unserer Besatzungen eine bessere Leistung und vor allem auch mehr Sicherheit bieten“, bestätigt Bonamico.
Die innovative Technik des Helikopters bringt angesichts seines ruhigen Fluges und der höheren Leistung auch aus medizinischer Sicht verschiedene Vorteile mit sich. „Die Besatzung ist beispielweise bei der Gewichtszuladung weniger limitiert und kann deshalb bei komplexen Einsätzen oder längeren Verlegungen besser reagieren.“, erklärt der ärztliche Leiter der Flugrettung Primar Marc Kaufmann.
JuVi - Jugendtheater Vinschgau sagt DANKE - Endlich war es soweit. Am Freitag 21. und Samstag 22. Jänner 2022 wurde das Halloween-Special von JuVi im Kulturhauses Karl Schönherr Schlanders nachgeholt. Die Proben und Vorbereitungen liefen in den letzten Wochen auf Hochtouren. Bis zuletzt hoffte JuVi, coronabedingt, auf die Auftritte. Während der Premierentag fast nach Plan verlief, musste Samstagabend dann doch noch die Regisseurin Nadia Schwienbacher kurzfristig als Spielerin einspringen. Dafür waren alle von JuVi froh. Die insgesamt 8 Aufführungen, welche an den zwei Abenden stündlich stattfanden, waren schnell ausverkauft. Innerhalb einer Stunde wurde das Publikum von einem Erzähler an fünf verschiedene Stationen und Orten, verteilt im ganzen Haus, geführt. Den Zuschauern bot sich mit toll inszenierten Lichtbildern eine schaurige Kulisse, sei es auf den Bühnen als auch im Stiegenhaus. Jede Station zeigte eine andere Szene, einen anderen makabren Lebensabschnitt von Gentiane und Pierre. Diese wurden immer von zwei neuen Schauspielern*innen, dem Lebensalter entsprechend, gespielt. Diese waren passend zum Stück geschminkt, wobei auch die Schminkvorlagen von einer Jugendlichen geschaffen wurden. Die Geschichte, geschrieben vom 18-jährigen Mathias Steiner aus Reschen, erzählt von der Kunst, der Liebe und dem Wahnsinn. Viele wirkten hinter und auf der Bühne mit. Kompliment an JuVi, für Spannung und Gänsehaut war gesorgt. Freuen wir uns auf weitere interessante Ideen und deren Inszenierung. (cw)
Mehr Infos dazu auf www.meinjuvi.org
Meran/Vinschgau - Ausstellung in der „Pobitzer Galerie Meran“, die am 11. Februar 2022 um 18 Uhr eröffnet wird. Matteo Bodini wird am Cello die musikalische Umrahmung gestalten.
Im Jahre 1976, also vor 45 Jahren, wurde die Kulturzeitschrift Arunda von Hans Wielander und einer kleinen Gruppe von kulturell interessierten Personen gegründet. Inzwischen ist die Nummer 102 erschienen. Nach fast einem halben Jahrhundert intensiver Tätigkeiten zeigen Hans Wielander und Gianni Bodini in der Galerie Pobitzer in einer Ausstellung Bilder aus dem Vinschgau und sämtliche Ausgaben der Arunda, die noch vorhanden sind. Die Arunda hat in dieser Zeitspanne ständig Format, Aufmachung und Grafik verändert. Es gab Monografien über das Brot, die Kastanien und die Erdäpfel von Siegfried de Rachewiltz, Musica alpina mit CD von Hans und Gerlinde Haid, Geformte Natur und Südtirol eine Elegie von Kristian Sotriffer. Einige Nummern wurden von Hans Wielander zusammengestellt: Der Vinschger Sonnenberg, Sand und Schnee, Geschichten aus dem Vinschgau. Auch Gianni Bodini hat einige Monografien herausgegeben: Steine/sassi, Menschen in den Alpen, die Via Claudia Augusta und vieles mehr. Neben den großformatigen Fotos von Gianni Bodini über Vinschger Landschaften werden in der Ausstellung in der Pobitzer Galerie erstmals sämtliche Ausgaben der Kulturzeitschrift Arunda präsentiert. (hzg)
Aus dem Gerichtssaal - Wenn ich ein Kortscher wär’, dann wär’ ich, so meinen zumindest die Göflaner, der glücklichste Mensch auf der Welt. Denn dann könnte ich jeden Tag auf etwas Schönes, nämlich auf Göflan, herabschauen. Doch wir wollen mit diesem Beitrag nicht das Kirchturmdenken in diesen prägenden Ortsteilen von Schlanders befeuern. Vielmehr wollen wir anknüpfen an die in einer früheren Rubrik geäußerten Zweifel, ob die am Isonzo, in Galizien, bei Stalingrad, in der Normandie und auf dem Balkan gefallenen Soldaten tatsächlich, wie auf dem dortigen Kriegerdenkmal angegeben, „wegen dem Land Tirol“ gestorben sind. Ich weiß nicht, ob auch auf anderen Denkmälern in unserem Lande ähnliche Inschriften angebracht sind. Für Rückmeldungen der Leser wäre ich dankbar. Es ist jedoch ein untauglicher Versuch, dem von Hitler mutwillig vom Zaun gebrochenen Krieg, der ganz Europa in Brand gesteckt hat, nachträglich über eine Geschichtslüge einen Sinn geben zu wollen. Wenn ich ein Kortscher wäre, würde ich diese Inschrift durch eine andere ersetzen. Es bräuchte ja nicht unbedingt jene aus dem Bertolt Brecht zugeschriebenen Gedicht „Stell dir vor, es kommt Krieg und keiner geht hin“ sein. Eine etwas weniger patriotisch verbogene würde genügen. Was ich aber, wenn ich ein Kortscher wäre, als heimatvergessen und wirklich störend empfände, ist die unscheinbare Tafel, die neben dem Kriegerdenkmal angebracht ist und mit der in kaum lesbaren Buchstaben an den 27-jährigen Kortscher Ludwig Stricker erinnert wird, der in der Karwoche 1938 von faschistischen Schlägern zu Tode geknüppelt wurde. Im Nachbardorf Göflan, das in patriotischen Dingen sensibler ist, würde wahrscheinlich ein Denkmal wenn nicht aus Laaser, so zumindest aus Göflaner Marmor, an diese Schandtat der italienischen Schwarzhemden erinnern.
Peter Tappeiner,
Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it
St. Valentin - Die Hoteliers- und Gastwirtejugend (HGJ) war im Rahmen der Berufsinformationskampagne in der Mittelschule von St. Valentin auf der Haide zu Gast. Dabei erfuhren die Schülerinnen und Schüler von den vielfältigen Möglichkeiten im Gastgewerbe.
HGJ-Koordinatorin Manuela Holzhammer informierte über die verschiedenen Berufe, Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen im Hotel- und Gastgewerbe.
Schlanders - Seit 2006 gibt es in allen Bezirken Südtirols Pädagogische Beratungszentren (PBZ), um Kindergärten und Schulen, aber auch Eltern und Schüler:innen vor Ort Beratung in verschiedenen schulischen Bereichen anzubieten. Freigestellte Lehrpersonen bzw. Fachleute bieten Beratung für die Bereiche Organisations- und Unterrichtsentwicklung, Integrations- und Schulberatung und für den Bereich Migration (Sprachenzentrum) an. Die Bereiche Gesundheitsförderung, Supervision und Zweite Sprache werden von Berater:innen aus Meran bzw. Bozen mitbetreut. Zum PBZ Schlanders gehören fünf Personen, die ihre Beratungsdienste anbieten und ihren Sitz in Schlanders haben: Maria Luise Muther (Schul- und Unterrichtsentwicklung), Florian Leimgruber (Sprachenzentrum), Carmen Fliri, Tanja Kaufmann und Johanna Stecher (Psychopädagogische Beratung). Dorothea Staffler (Gesundheitsförderung) hat ihren Sitz in Meran, ist aber auch für den Vinschgau zuständig. Seit dem Bestehen des Pädagogischen Beratungszentrums Schlanders waren die einzelnen Personen in verschiedenen Gebäuden untergebracht, was die interne Kommunikation sehr erschwerte.
Seit Beginn dieses Jahres sind nun alle Beratungsdienste in einem abgeschlossenen Bereich der Landesberufsschule in Schlanders untergebracht. Um den Umzug in die neuen Räumlichkeiten nach den vielen Jahren der provisorischen Unterbringung zu feiern, lud Maria Luise Muther, die Koordinatorin des PBZ Schlanders, nicht nur alle Mitarbeiter:innen, sondern auch den Bildungsdirektor Gustav Tschenett, die Abteilungsdirektorin Gertrud Verdorfer und Virginia Tanzer, die Direktorin der Berufsschule Schlanders zu einem kleinen Umtrunk und zur Besichtigung der neuen Räumlichkeiten ein. Dem PBZ Schlanders stehen nun drei Büroräume, ein kleiner Besprechungsraum und ein Vorraum zur Verfügung. Gertrud Verdorfer, die Direktorin der Pädagogischen Abteilung dankte der Hausherrin Virginia Tanzer und der „Bauherrin“ Maria Luise Muther für die durchgeführten Arbeiten und wünschte allen eine gute Arbeit und eine fruchtbare Zusammenarbeit. (hzg)
Das Problem Plastik wurde von einem großen Teil des Landtags als solches erkannt. Einstimmig nahm der Landtag kürzlich den von Hanspeter Staffler erstunterzeichneten Beschlussantrag der Grünen Fraktion an, der vorsieht „ein Forschungsprojekt in Auftrag zu geben, welches der Ursache für die beträchtlichen Mengen an Plastikmüll in der Etsch und in den Seitenbächen auf den Grund geht“. Der Beschlussantrag von Riccardo Dello Sbarba, alle öffentlichen Aufträge für die Lieferung von Lebensmitteln und Getränken aller Art künftig plastikfrei zu gestalten, wurde hingegen abgelehnt
Magnago auf dem Motorrad
Hermann Wenter aus Naturns hat in der Arunda 101 (Geschichten aus dem Vinschgau - in Kooperation mit dem Vinchgerwind) den Bericht über „Siegmundskron 1957“ gelesen und weiß dazu ein kleine Geschichte über Leo Platzgummer zu erzählen. Der „Pangarter Leo“ ist mit seinem Vater Isidor (1904 - 1965) auf dem Motorrad zur Kundgebung nach Siegmundskron gefahren. Dort wurde er gebeten, den Landeshauptmann zur Burgruine hinauf zu fahren, zumal wegen der vielen Teilnehmer ein Durchkommen mit dem Auto unmöglich war. Der invalide Dr. Silvius Magnago wurde kurzerhand aufs Motorrad gesetzt und erreichte so zwischen der gespannt wartenden Mange das Rednerpult. Damals wurden für Südtirol politische Weichen gestellt.
Auch der Leo Platzgummer (im Bild *20. April 1934 - +21. Dezember 2021) aus Tabland hat mit seinem Motorrad dafür einen wichtigen Beitrag geleistet.
Hans Wielander
Dieses Haus ist ein Erlebnis
Das Hotel Restaurant Chalavaina in 7537 Müstair wurde nun neu von der „Stiftung Chasa Chalavaina“ übernommen (...)(sh. Seite 24 Anm. d. Red.). Dieses Haus ist ein Erlebnis; die Küche mit dem russgeschwärztem Gewölbe beherbergt den ältesten noch betriebenen Holzbackofen Europas. Ein Haus, das schon seit 700 Jahre lang den Gästen zur Verfügung steht und dessen Fundamente sogar bis in die karolingische Zeit zurückgehen ist unwillkürlich Schauplatz von Ereignissen. Ein Highlight in dieser hektischen Zeit. Wir Münstertaler wünschen dem Joni Fasser viel Gesundheit und dass er nun seinen Lebensabend mit seiner Gattin Pia in vollen Zügen geniessen kann. Cun blers salüds ed stat bain!
Kurz vor der berüchtigten Calven Schlacht hielt Benedikt Fontana seine letzte Rede vom Balkon der Chasa Chalavaina an seine Jünger... am Abend vor dem grossen Ereignis die am 22.Mai des Jahres 1499 die doppelt so grosse Truppe der Habsburger in die Flucht schlugen. Fontana verlor im Kampf das Leben, seine letzte Herberge war somit die „Chasa Chalavaina“. Der schweizerische Kanton Graubünden kennt kaum einen wirkungsmächtigeren Mythos als jenen um Benedikt Fontana, den Helden der Calvenschlacht 1499. Doch kaum jemand ausserhalb der schweizerischen Eidgenossenschaft kennt den Begriff ‚Calven’ (rätoroman. Chalavaina). Wenig weitläufig ist auch der Begriff der ‚Calvenschlacht’ (rätoroman. Battaglia da Chalavaina), die im Rahmen des Schwabenkrieges 1499 zwischen einer Bündner Truppe und dem Heer vom römischdeutschen König Maximilian I. stattgefunden hat. Eine historische Persönlichkeit war für den Ausgang der Schlacht entscheidend: der Hauptmann der Bündner Truppen Benedikt Fontana. Der bekannte Dichter Simon Lemnius, geboren auf dem Hof Guad bei Sta. Maria im Münstertal, beschrieb im Jahre 1550 in seinem Werk Raeteis die Schlacht in Versform auf Latein. Lemnius betonte besonders die Rolle Benedikt Fontanas. Sterbend hätte dieser auf dem Schlachtfeld die Bündner mit Aufmunterungsworten angefeuert: «Hei fraischgiamang meiss matts, cun mai ais be ün hom da fear, quai brichia guardad, u chia hoatz Grischuns e Ligias u maa non plü.» «Frisch auf, meine Jungen, ich bin nur ein Mann, achtet meiner nicht, heute noch Bündner und Bünde oder nie mehr.» Heute erinnert in Chur ein im Jahr 1903 errichtetes Denkmal an Benedikt Fontana und die erwähnte Szene aus der Schlacht an der Calven 1499.
Giacumin Bass, Müstair
Unterschutzstellung der Malser Haide
Die einen wollen die Malser Haide unter Schutz stellen, was ich ja sehr gut finde, und die anderen wollen die Malser Haide mit einer zwei Mal überquerenden Zuglinie vernichten. Jetzt will man unbedingt, dass eine neue Zugtrasse von Mals über den Reschen gebaut wird. Auf dem Papier ist das ganz einfach zu machen, aber die Wirklichkeit schaut ganz anders aus. Man stelle sich vor, von Mals in Richtung Schleis dann durch den Berg unter Marienberg durch bis oberhalb Burgeis, dann quer über die Malser haide bis unterhalb Planeil, dort ein Kurve und her bis St. Valentin, dann links oder rechts vom Reschensee bis Nauders und dann der große Höhenunterschied bis ins Inntal (so war einmal eine Zeichnung in der Zeitung). Da muss man sich vorstellen, wie es auf der Malser Haide ausschaut. Eine Bewirtschaftung der Felder unmöglich. Und was sagen die in ST. Valentin dazu? Die Schweizer bzw. Herr Paul Stopper hat einmal gesagt, dass sie nur für eine Bahn Mals-Schulz sind, eventuell über das Münstertal, sonst zahlen sie nichts. Das wäre auch die Kürzeste und beste und billigste Lösung. Der Vinschgau kann nur für diese Lösung sein. Es werden nur Gäste aus der Schweiz in den Vinschgau kommen, nicht aus Österreich. Lange zeit schaute es gut aus mit dieser Planung Mals-Schulz bis Herr Knoll Sven mit dem Vorschlag kam, wir müssen eine Bahn ins Vaterland Österreich verbinden. Setidem gehen die Meinungen hin und her oder bleiben ganz aus. So können wir nur hoffen, dass sich die Naturschützer, die Bauernvertreter, Der HGV, die Umweltschützer und die Bevölkerung gegen eine Bahnverbindung über den Reschen wegen obiger Befürchtungen wehren.
Heinrich Thöni, Burgeis
Beobachten ohne zu urteilen
Es ist interessant zu beobachten, wie sich die Diskussionen in letzter Zeit von der Bekämpfung der Pandemie hin zur Bekämpfung anderer Meinungen entwickelt haben. Es ist interessant zu beobachten, wie unterschiedliche Meinungen im öffentlichen Diskurs von verschiedensten Seiten als schwarz oder weiß, als richtig oder falsch und als gut oder böse gewertet werden. Mittlerweile bin ich seit November 2021 in Lateinamerika unterwegs. Dabei ist es interessant zu beobachten, wie unterschiedlich sich die Regierungen aber auch die Menschen dort in der Pandemie verhalten. Man sieht, dass es auch andere Lösungsansätze gibt und diese funktionieren, wenn auch die geographischen oder politischen Voraussetzungen andere sind.
Ich fühle mich absolut nicht in der Position dazu, anderen Menschen zu sagen, was richtig oder falsch ist. Für mich sind die Herausforderungen dieser Welt zu komplex für einfache Antworten. Das Einzige, was ich machen kann, ist, die Situation zu beobachten, dabei die Emotionen bestmöglich bei Seite zu legen und mir eine eigene Meinung zu bilden. Jedoch auch offen für Gegenargumente und Diskussionen zu bleiben, denn meine Überzeugungen können auch falsch sein. Dessen bin ich mir bewusst.
Durch die Beobachtung der derzeitigen Diskussionen in Südtirol fühlt es sich für mich allmählich so an, als würden wir uns als Gesellschaft in eine Richtung bewegen, die eigentlich niemand wirklich einschlagen will. Die Menschen sind so gespalten, wie ich es in meinen etwas über zwanzig Jahren noch nicht erlebt habe. Die Akzeptanz einer anderen Meinung war meines Erachtens schon lange nicht mehr so niedrig, wie wir dies zurzeit erleben. Doch vielleicht sind diese Sorgen auch unberechtigt, ich weiß es nicht. Wir werden erst in Zukunft sehen, wo wir uns hinentwickeln werden, und für jeden Menschen wird sich dies dann auch anders anfühlen. Bis dahin hat es jede Person selbst in der Hand, in welche Richtung er oder sie unsere Gesellschaft bewegen möchte und welchen Einfluss sie oder er auf die Mitmenschen haben will.
Grüße aus Mexiko,
Johannes Marseiler, (gebürtig aus Prad)
Planail, Planeil, Planiola, Planol, ... Eine meiner Lieblingslektüren, die ich immer wieder aufschlage, ist das Buch
„Sagen aus dem Vinschgau“ von Robert Winkler. Dieses gefällt mir, weil seine Arbeit sich durch sorgfältige Wiedergabe des Gehörten auszeichnet und nicht durch den Versuch von literarischen Höhenflügen. Er stammte aus Planeil.
Foto und Text: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it
von Don Mario Pinggera - In der Tat hat die Studie zum Missbrauch durch kirchlich Bedienstete im Bistum München – Freising wenig überrascht. Es war so zu erwarten. Eine neue Qualität bekommt das Ganze allerdings, weil nun zum ersten Male ein emeritierter Papst involviert ist, Benedikt XVI. Äusserst unpassend hat er zunächst reagiert, indem er vorgab, an einer einschlägigen Sitzung im Jahre 1980 nicht dabei gewesen zu sein, in welcher es um einen Priester ging, der sich nachweislich strafbar gemacht hat. Aus der Natur der Sache ist ein mangelndes Erinnerungsvermögen in eigener Angelegenheit in einer solch prekären Situation völlig irrelevant. Benedikt zog es dann doch vor, Farbe zu bekennen, nachdem ein Protokoll eben dieser Sitzung seine Anwesenheit nachgewiesen hatte. Das alles ist starker Tabak und nicht so ohne weiteres zu verdauen. Ist es denn für einen bedeutungsvollen Mann der Kirche so schwer zu bekennen: „Ich habe einen Fehler gemacht!“? Nun wäre es zu kurz gegriffen, Benedikt XVI. alleine in die Verantwortung zu nehmen. Sein Vorgänger, Johannes Paul II. spielt hier nämlich eine bedeutende Rolle. Für ihn gab es Missbrauch in der Kirche schlicht nicht, es passte nicht in sein Bild. So hat er den Chef der „Legionäre Christi“ immer noch in den Himmel gelobt, als dessen sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche bereits bekannt waren. Er dürfte dem damaligen Leiter der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger, wohl verboten haben, in Sachen Missbrauch aktiv zu werden. Johannes Paul II. zog es stattdessen vor, Befreiungstheologen in Südamerika massregeln zu lassen, statt wirkliche Verbrecher zu eliminieren. Er zog es vor, mahnende Stimmen, die einfach nachdachten, brutal kaltzustellen. Die Verlustwalze dieses Pontifikates ist lang: Hans Küng, Eugen Drewermann, Befreiungstheologie, die drei oberrheinischen Bischöfe Kasper, Saier und Lehmann, welche 1993 ein gut durchdachtes Papier zu Geschiedenen Wiederverheirateten veröffentlichen wollten, öffentliche Bedenken durch Kardinal König oder Bischof Stecher – all diese wurden einfach abgeschmettert. Anfragen von grossen Ortskirchen wie zum Beispiel Afrika wurden ohnehin nicht gehört. Hätte Johannes Paul II. die eigene Sturheit überwunden und ehrlich kritische Stimmen erhört, wären wir jetzt garantiert nicht dort, wo wir sind! Diktatorisches Gebaren hat sich bisher immer gerächt. Und der Fokus wird sich früher oder später auf Johannes Paul II. richten. Wobei wir das Ganze jetzt ausbaden müssen – nicht mehr er! Spätestens dann wird die Erkenntnis reifen, dass man dem Geschrei von „santo subito“ besser nicht nachgegeben hätte.
pr-info Schnalstal/Ötztal
Zum Ausklang des Jubiläumsjahres „30 Jahre Ötzifund 1991 – 2021“ hat sich die Tourismusgenossenschaft Schnalstal mit der Südtiroler Gutsbrennerei Walcher etwas Besonderes einfallen lassen. Das Funddatum ist auch der Brandname dieses grandiosen Grappa Riserva Superba „19991“. Der stilvollen Geschenkpackung aus 100 % recycelten Karton ist neben den Grappa auch die älteste Karte Tirols von 1604 beigelegt. Die Karte von Warmund Ygl zeigt erstmals einen alpinen Gletscher: „Der Groß Verner – Glacies continua et perpetua“. Dieses riesige Gletschermassiv erregt in jener Zeit besonderes Interesse, da es um 1600 in Folge der „kleinen Eiszeit“ wieder in die Täler wie dem Ötztal und dem Schnalstal vordrang. In diesem gewaltigen Gletschermassiv war „Ötzi, der Mann aus dem Eis“ bereits seit 4900 Jahren im Eis eingeschlossen. 1.- Euro jeder verkauften Flasche „19991er“ geht direkt an die „Ötzi, der Mann aus dem Eis“-Stipendien. Diese Fördergelder werden an Studenten:innen vergeben, welche archäologische und wissenschaftliche Forschungsarbeiten rund um die Fundstelle, gelegen zwischen dem Ötztal in Tirol und dem Schnalstal in Südtirol, erforschen. Diese Initiative gefällt den Landeshauptmännern von Tirol und Südtirol, Günther Platter und Arno Kompatscher, zumal sich die Fundstelle im Herzen der „Euregio“ befindet. Diese nachhaltige Aktion wird auch vom Tourismusverband Ötztal unterstützt, mit welchem die Schnalser seit jeher eine gute Zusammenarbeit über die „Jöcher“ pflegen.
Partschins - Im vergangenen November konnten die SVP-Mitglieder der Ortsgruppe Partschins ihre Wunschkandidaten online oder durch Urnenwahl an den beiden Wahlstellen in Partschins und Rabland wählen. In den Ortsausschuss haben es nicht nur bereits bekannte, sondern auch neue Gesichter geschafft.
Das stark motivierte Team um die neue Ortsobfrau Jasmin Ramoser präsentiert sich sehr dynamisch und mit offenen Ohren für alle Anliegen der Mitbürger, gemeinsam mit Evelyn Tappeiner Weithaler, Anuschka Gamper, Barbara Ganterer und Jasmin Pichler (Schriftführung und Presseverantwortliche) vertritt sie die Arbeitsnehmer/innen. Weitere Akteure des Teams sind Michael Mayr (stellvertretender Obmann), der zusammen mit Rechtsmitglied Harald Schmittner und Kandidatin Birgit Egger Vertreter für die Wirtschaft ist. Tobias Nischler vertritt die Landwirtschaft. Weitere Rechtsmitglieder sind Bürgermeister Alois Forcher und Matthias Burger (Kassier).
Während der konstituierenden Sitzung am 22. November 2021 wurde der bisherige Obmann Albert Gufler mit großer Dankbarkeit für seinen jahrelangen effizienten Einsatz von Jasmin Ramoser abgelöst, die ein starkes und eindeutiges Wahlergebnis erzielt hat. Von den 195 wahlberechtigten Mitgliedern haben knapp 45 % ihre Stimmen vergeben, die Onlinewahlmöglichkeit hat guten Zuspruch gefunden. Insgesamt 8 von den 12 zur Auswahl stehenden Kandidaten gehören nun dem Ortsauschuss an. Ausständig sind zurzeit noch die Senioren- und Jugendvertretung, deren Ernennung in den nächsten Monaten stattfinden wird.
Tartsch/Bozen - Mit der Errichtung des Rückhaltebeckens im Mittellauf des Tartscherbachs wird im Auftrag des Landesamtes für Wildbachverbauung West der Hochwasserschutz der darunterliegenden Ortschaft Tartsch erhöht.
Der Tartscherbach mündet unterhalb der Landesstraße Glurns-Schluderns auf einer Meereshöhe von etwa 900 Metern als Abzugsgraben über die Valatschwiesen in den Muntaschinigbach. Trotz zeitweise geringer Abflussmengen war aufgrund des Zustandes des Bachbettes mit Ausuferungen des Tartscherbaches zu rechnen, wie bei der Erstellung des Gefahrenzonenplans für die Gemeinde Mals ermittelt worden war. Stellenweise war gar kein Bachbett vorhanden oder die Abflussquerschnitte waren unzureichend. Bei der Erstellung eines Maßnahmenkatalogs zur Verringerung der Gefahr für Wohngebiete und Infrastrukturen wurde für den Tartscherbach die Errichtung eines Geschieberückhaltebeckens vorgeschlagen sowie die Verlegung von Stahlbetonrohren im Bereich der Gemeindestraße und der Querungen durch landwirtschaftliche Wege und die Errichtung von Steinkünetten. Das erste Baulos mit der Umsetzung verschiedener Maßnahmen entlang des Tartscherbaches wurde im Frühjahr vergangenen Jahres beendet.
„Die Grundlagen der Gefahrenzonenplanung“, unterstreicht Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler, „geben uns Auftrag und Richtung. Ziel der Gefahrenzonenplanung ist es, die Lebensräume und die Menschen und ihr Hab und Gut zu sichern. Wir sind zudem bestrebt, die Bevölkerung umfassend über die Schutzmaßnahmen zu informieren.“ Die derzeitigen Arbeiten sind das zweite Baulos für die Verbesserung des Hochwasserschutzes von Tartsch, das mit Geldern des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE über das Programm „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“ 2014-2020 Achse 4 - Sicherer Lebensraum finanziert wird. Mit den Arbeiten wurde im Oktober des vergangenen Jahres begonnen, und noch vor Wintereinbruch konnten die Stahlbetonarbeiten für die Sperre fertiggestellt werden, berichtet der Direktor des Amtes für Wildbach- und Lawinenverbauung West Peter Egger. Der Bautrupp mit Vorarbeiter Florian Hofer wird die Arbeiten in diesem Frühjahr fortsetzen, sobald es die Witterungsverhältnisse zulassen. Die Tiefbauarbeiten werden voraussichtlich bis Juni dieses Jahres abgeschlossen sein.
Bisher wurden 168.000 Euro investiert, die Gesamtkosten belaufen sich auf 320.000 Euro. Ziel der Arbeiten ist, dass die blauen und gelben Zonen in Tartsch zurückgenommen werden können.
Laas - Weil die Schrägbahn still steht und kaum Aussicht besteht, diese Situation ändern zu können, ist die Fraktion Laas um Fraktionsvorsteher Oswald Angerer bestrebt, eine neue Marmorseilbahn auf Schiene zu bringen. Die Vorgangsweise wird Schritt für Schritt mit der Gemeinde Laas abgestimmt. Weit ist man noch nicht gekommen. Eine technische Schätzung liegt vor, die eine Seilbahn vom Weißwasserbruch in Richtung „Loch“, also in Richtung Talstation der Schrägbahn mit rund 9 Millionen Euro beziffert. Fraktion und Gemeinde Laas haben die Ämter in Bozen und die betreffenden Landesrä:innen, Arnold Schuler, Maria Kuenzer und Philip Achammer davon in Kenntnis gesetzt und beim Wirtschaftslandesrat die Frage deponiert, ob und wie eine solche Infrastruktur subventioniert werden könnte. Die Antwort ist bislang ausständig. Einig sind sich Fraktion und Gemeinde Laas darin, dass diese Infrastruktur in öffentlicher Hand bleiben sollte. Über eine mögliche Quotenaufteilung habe man, sagt BMin Verena Tröger dem Vinschgerwind, sich noch nicht ausgetauscht.
Man wolle sich auch mit dem Big Boss der Lasa Marmo, mit Bernhard Burgener, in einem Treffen Mitte Februar absprechen. Zu Burgener halten die Laaser gute Kontakte. Im Spätsommer 2021 war Tröger gemeinsam mit Referentin Elfi Kirmair und den Laaser Fraktionsverwaltern Oswald Angerer und Ulrich Innerhofer zu Bernhard Burgener in die Schweiz zu einem Antrittsbesuch gereist. Ein Austausch mit dem gesamten Vorstand der Lasa Marmo fand dort statt. Der heute 65-jährige Burgener wurde, das am Rande, durch Zielstrebigkeit mit 30 Jahren zum Millionär und herrscht heute über ein börsennotiertes Firmenimperium. 1994 beteiligt er sich an der Highlight Communications, die er fünf Jahre später kauft. Über das Tochterunternehmen Team Marketing AG vermarktet er für die UEFA die Champions League – die Cashcow des europäischen Fussballverbands. Zum Laaser Marmor ist er über Georg Lechner gekommen, hat sich an der stillgelegten Jennwand beteiligt, später die Lasa mitgekauft und der Laaser Marmor ist, dank Burgener, wieder weltweit bekannt.
Nun kommt Burgener im Februar wieder nach Laas, wie es sein Art ist - inkognito. Der Wunsch der Laaser ist es, solche Treffen, wenn nicht regelmäßig, so doch öfters haben zu können. Neben einer von Laas in den Ring geworfenen neuen Marmorbahn steht für die Lasa Marmo der Abbau in der Jennwand zur Debatte. Mit Burgener gibt es also viel zu bereden. (eb)
Die STA - Südtiroler Transportstrukturen AG und der Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister (lvh.apa) setzen ihre Zusammenarbeit fort. Bereits im letzten Jahr entstand das gemeinsame Bestreben, lokale Handwerksunternehmen verstärkt in die öffentlichen Ausschreibungen der Landesmobilitätseinrichtung zu involvieren. Im Bild v. l.: lvh-Vizedirektor Walter Pöhl, STA-Direktor Joachim Dejaco, lvh-Präsident Martin Haller und STA-Präsident Martin Fill
von Albrecht Plangger - „Grazie Presidente“. Als einer von 1009 „grandi elettori“ bin ich froh, dass es so gelaufen ist. Vor dem ersten Wahlgang habe ich für mich als Kandidaten nur Mattarella und Draghi gesehen. Getippt habe ich auf Draghi. Da lag ich leider falsch. Wir hatten uns dann aber - gegen meinem Ansinnen - ab dem 2. Wahlgang mehrheitlich auf Mattarella verständigt, sodass ich dann Mattarella durchgewählt habe und somit doch noch richtig gelegen bin und sogar noch eine „fette“ Wette gewonnen habe. Das Krisenmanagement der großen Parteichefs war ganz und gar nicht gut. Die Wahlmänner/Frauen haben irgendwann aufgehört, auf die Parteichefs zu hören, bis dann nach dem 7. Wahlgang (bei dem Mattarella - wenn es nach den Parteichefs gegangen wäre - weniger Stimmen kriegen sollte als beim 6. Wahlgang) mit einem neuerlichen Stimmenzuwachs kein Weg mehr an ihm vorbeiführte und die „capigruppo“ der Parlamentsfraktionen der Mehrheitsparteien um Ministerpräsident Draghi zwei Stunden vor dem offiziellen Wahlgang den Präsidenten bitten mussten, sich im Interesse des Landes nochmals zur Verfügung zu stellen, was er dann auch getan hat. „Grazie Presidente“. Wir sind mit ihm gut gefahren. Hoffen wir jetzt, dass auch der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen für ein weiteres Mandat zur Verfügung steht und gewählt wird. Beide Präsidenten pflegen eine große Freundschaft, die uns Südtirolern sehr zu Gute kommt. Ansonsten hatte das ganze „Theater“ auch seine guten und nützlichen Seiten. So suchte man das persönliche Gespräch mit den Senatoren, mit denen man sonst nur „fachlich“ per Email kommuniziert. Auch waren alle Minister und Unterstaatssekretäre dauernd vor Ort, sodass man unkompliziert das ein oder andere Anliegen unterbringen konnte. Wir Südtiroler Parlamentarier haben die Gelegenheit genutzt, mit den Landeshauptleuten von Aosta, Trentino, Friaul, Veneto und der Lombardei ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Ich wünsche dem Präsidenten viel Glück und Gesundheit und dem Ministerpräsidenten Draghi jetzt eine gute Hand bei der Regierungsarbeit, die endlich wieder durchstarten darf.