Montag, 18 Januar 2016 12:00

Handlungsbedarf

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s14 189B3Vinschgau - Die Erhaltung eines Wildbestandes im Einklang mit den Bedürfnissen der Waldentwicklung und der Land- und Forstwirtschaft: Dieses Ziel nannte heute (11. Jänner) Landesrat Schuler bei der Vorstellung einer Analyse der Verbissauswirkung des Rotwildes auf die Verjüngung im Forstinspektorat Schlanders.

Rund zwei Drittel des Südtiroler Waldes schützen vor Naturgefahren. „Es besteht enormer Handlungbedarf“, unterstrich Forst- und Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler, „um die Funktionen des Waldes, vor allem auch als Schutzwald, zu gewährleisten und das Gleichgewicht zwischen Wild, Lebensraum und Kulturlandschaft zu gewährleisten“.

Die Verbissschäden seien je nach Zone und Baumart verschieden; durch den Verbiss können bestimmte Baumarten ganz verschwinden, was sich negativ auf die Artenvielfalt auswirkt.
Der Vinschgau ist ein sehr sensibler Lebensraum, weil dort etwa die klimatischen Voraussetzungen zum Teil extrem sind und die Walderneuerung hemmen. Zugleich ist der Vinschgau ein hervorragender Rotwildlebensraum. Allerdings können zu hohe Schalenwilddichten den Wald nachhaltig schädigen.
In den 1990er-Jahren wurde von der Abteilung Forstwirtschaft eine Untersuchung über den Einfluss des Schalenwildes auf die Entwicklung des Waldes in Südtirol durchgeführt. Aus diesen landesweiten Erhebungen ging hervor, dass im Obervinschgau und im zentralen Teil des Nationalparks südtirol-weit die höchsten Verbissbelastungen an den Jungbäumen zu verzeichnen sind. Im Gebiet des Nationalparks Stilfser Joch wurde 2012 erneut eine Erhebung durchgeführt, die zugleich auch als Grundlage für eine weitere selektive Rotwildentnahme im Nationalpark diente. Denn nach Einführung eines Jagdverbotes im Nationalpark im Jahre 1983 wurde erkannt, dass zu starke Vermehrung des Rotwildes den Wald nachhaltig schädigt. Ohne die jährlich durchgeführte Rotwildregulation im Park wären der Wald, seine Schutzfunktion und auch die Biodiversität langfristig gefährdet.
s14 imageIm Laufe des vergangenen Sommers wurden auch im Gebiet des Forstinspektorates Schlanders außerhalb des Nationalparks Erhebungen durchgeführt, deren Ergebnisse Luca Pedrotti, Experte für Wildbiologie und gleichzeitig wissenschaftlicher Koordinator für Wildfragen im Nationalpark Stilfserjoch, kürzlich vorgestellt hat. Der Verbiss, legte der Wildbiologe dar, ist in diesen 20 Jahren stark angestiegen, die Situation kritisch.
„Unser Auftrag“, führte Landesrat Schuler aus, „ist die Erhaltung eines Wildbestandes im Einklang mit den Bedürfnissen der Waldentwicklung und der Land- und Forstwirtschaft“. Dabei ist die Jagd der wichtigste Partner, denn nur durch eine geregelte Entnahme kann ein gesundes Gleichgewicht garantiert werden. Um den natürlichen Aufwuchs mit Jungbäumen zu ermöglichen, ist die Regulierung vor allem des Rotwildes notwendig. Die nun vorliegenden Daten im Vinschgau - innerhalb wie auch außerhalb des Nationalparks - zeigen deutlich, dass die Verbissbelastung durch das Wild für den langfristigen Erhalt der Wälder zu hoch ist.
Am 20. Jänner sind die Ergebnisse der Studie den Revierleitern sowie den Mitarbeitern des Forstinspektorates Schlanders vorgestellt worden. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Jagd, des Bauernbundes, der Landwirtschaft sowie des Forstdienstes wird anschließend die Ergebnisse bewerten und konkrete Maßnahmen für eine angemessene Wald- und Wildbewirtschaftung ausarbeiten. Diese Ergebnisse dienen für die Festlegung der Abschusspläne für das kommende Jahr. (LPA/r)

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