Dienstag, 23 Juli 2013 09:06

Paul Flora Kunstpreis 2013

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KuKEin politischer Preis. Es gibt ihn seit 2010 und er wurde vom Bundesland Tirol und dem Land Südtirol gemeinsam gestiftet. „Politisch“, weil hier wiederum eine Zusammenarbeit der beiden „Länder“ gelungen ist, wie Kulturlandesrat Sabine Kasslatter Mur anlässlich der Überreichung des Preises am 2. Juni, dem Geburtstag des Glurnser Künstlers, freudig bemerkte. Es ist also ein gesamttiroler, ein europäischer Preis und ist sicherlich im Sinne des 2009 verstorbenen Künstlers. Paul Flora wurde 1922 hier in Glurns im jetzigen Rathaus geboren und wurde auch - auf eigenen Wunsch - in seiner Geburtsstadt begraben.


Der Preis für hervorragende Leistungen in der zeitgenössischen Kunst wurde heuer anlässlich des 91. Geburtstages von Paul Flora zum vierten Mal vergeben, heuer an zwei in Wien lebende Künstler aus Tirol, an Stefan Flunger aus Zams und - mit Laaser Wurzeln - an Johanna Tinzl aus Innsbruck.
An die Preisempfänger wurde die Erwartung gerichtet, sie sollten den Südtirolern die zeitgenössische Kunst erschließen. Eine Bitte, die angesichts der gezeigten Kunstwerke: „Gerahmte Sicht auf den Rand Europas“ verständlich wird. Die paar Fotos im Foyer des Rathauses wurden vielfach gar nicht bemerkt und in ihrer Bedeutung kaum erkannt. Was soll das mit Paul Flora zu tun haben? Dazu muss bemerkt werden, IMG 4984dass diese Auszeichnung vor allem Künstler ermutigen soll, neue Wege zu beschreiten. Die Kunst lebendig zu halten, den Spuren des Meisters und Vorbildes durch ganz Europa zu folgen. Nicht nur geographisch, vor allem im Sinne von geistiger Neugier.
Dies alles finden wir auch bei Paul Flora, was immer seine spitze Feder erzählt. Er pflügt und ackert auf allen Kontinenten, Weltliteratur ist ihm selbstverständlich, Quelle für Bildung und Humor. Er zeichnet die kakanische Zeit, also das alte Österreich, das Habsburgerreich, wobei er die Verrichtung eines natürlichen Bedürfnisses seiner Majestät als Staatsaktion behandelt. Alle scharen sich um ein Zentrum. Nicht fehlen darf der herrschaftliche Doppeladler, als Abdeckung und als Siegeszeichen. Aber auch die zahlreichen Minister, Beamten, Militärs und andere Untertanen dürfen dienen, umstellen und schützen das wichtige Geschehen. Genau betrachtet sind es eigentlich nur Militärs, alle in gleicher Haltung, nur einer mit nach vorne gefalteten Händen. Der Feldgeistliche? Eine Einschätzung der Staatsdiener und Politiker aus alten Zeiten, übertragbar durchaus auf die Gegenwart.
Sicherlich sind die Reflexionen, die Geistesblitze und Entschlüsse bei dieser Beschäftigung sehr ergiebig.
Ein Wissenschaftler könnte der Frage nachgehen: Stuhlgang und Weltgeschichte. Sicherlich waren dem Künstler die leicht hingeworfenen Striche aus ganz anderen Gründen wichtig. Hier wird nur vermutet, gerätselt. Immer wird der Betrachter gefordert, muss das Bild weiterdenken. Dabei fallen mir weitere Bosheiten ein, auch politische Analogien, vor allem auf Italien bezogen. Aber es geht ja um die Bilder der beiden preisgekrönten Künstler.
RIMG0200Sie arbeiten zusammen, es wird nicht sichtbar, wer was gemacht hat. Ich bleibe bei dem einen Bild, das der Fotograf aus dem Auto heraus „geschossen“ hat. Es zeigt eine belanglose Landschaft, den Himmel durch die Windschutzscheibe, erkennbar ein See, Bäume, aber alles aus der Enge des Innenraumes. Auto als Gefängnis, zwar freiwillig gewählt, aber immerhin. Das Leben auf der Straße als „conditio humana“ erkennbar, als Befindlichkeit des modernen Menschen. Unbeschränkte Bewegungsfreiheit, Besitz großer Ländereien. Sich abspulender Reichtum wie im Kino, zumindest soweit der Asphalt reicht. Also Freiheit im Käfig? Was wollen uns die Künstler mit dem Dutzend ziemlich gleicher Fotos mitteilen?
Bei genauerem Hinschauen entdecke ich auch Brücken zur Welt des Künstlers Paul Flora. Auch er baut Bühnenbilder, zeigt immer wieder die Welt im Rückspiegel, Vergangenes. Die künstlerischen Botschaften, bei Flora als Musenküsse dargestellt, erscheinen hier auf dem Bildschirm, auf dem Monitor, als Wink aus dem Weltraum. Als Botschaft auf mein Fahrzeug, nur für mich! Wer ist der Schutzengel dahinter, von oben, unten, links und rechts? All das fällt mir ein, wenn ich an das vieläugige Maschinenwesen denke, ich meine das Fahrzeug, das sich gepanzert durch die Welt kämpft. Mit Fühlern bewehrt, fast schon selbständig denkend, ein Ungeheuer.
Nicht nur verwurzelte Tiroler, auch freundlich fauchende Drachen werden immer wieder von Flora dargestellt, als wollte er die Zukunft deuten. Dachte er bereits an China? Sicherlich nicht. Wohl aber dachte er Räume und Zeiten durchleuchtend auch an das ferne Osteuropa. Ähnlich den beiden Künstlern, die heuer mit ihren Bildern „Gerahmte Sicht auf den Rand Europas“ mit dem Paul Flora Preis ausgezeichnet wurden.  

Hans Wielander


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