„Miar hoobm fescht folgen gmiaßt“, sagt sie. Doch nicht nur zu Hause herrschten strenge Sitten, sondern auch in der Schule. Dort hatten faschistische Lehrer das Sagen. Deutsch lernte Tresl bei einer Katakomben-Lehrerin in einer versteckten Kammer. Sie verstand nicht, warum es verboten war ein Diandl zu tragen. „Lei in Sunnta pan Kirchn hoobmers ounglegg unt norr schnell obr ozouchn“, erinnert sie sich. 1939 zimmerte ihr Vater zu ihrer Verwunderung große Kisten und sprach vom Auswandern. Gleichzeitig beteuerte er, erst gehen zu wollen, wenn er gezwungen wäre. Der Krieg stoppte die Umsiedlung und machte sich auch in Schluderns bemerkbar. Oberhalb der Churburg schlug eine Bombe ein, die die Fensterscheiben im Ortskern zum Bersten brachte. Tiefflieger attackierten den Vinschgerzug und Tresl sprang in einen Wasserwaal. Ihre Brüder zogen an die Front und sie sollte ebenfalls „einrücken“ und im „Gfrei-Hof“, einem Stützpunkt der deutschen Truppen, als Krankenschwester ausgebildet werden. Doch sie erkrankte und wurde heim geschickt. Es folgten bange Jahre bis im Frühjahr 1945 farbige Soldaten durch den Ort marschierten und den Kindern zuerst einen riesen Schreck einjagten. Es waren friedliche Amerikaner, die Kaugummis verteilten und zu erklären versuchten, dass man diese nur kauen und nicht schlucken dürfe. Im Tross der Soldaten befanden sich auch Frauen in Wohnwagen. Die Soldaten verschwanden über Nacht und mit ihnen die Frauen. Zurück blieb ein Kind. „Deis isch a riesige Aufregung gweesn“, betont Tresl. Ein Ehepaar nahm die Kleine schließlich auf.
Regelmäßig hütete Tresl Kühe und Kälber auf dem „Ganglegg“. Sie empfand es als spannendes Spiel, nach Scherben zu graben. „Afn Gonglegg honn i jedn Stoan kennt“, sagt sie. Damals wurde ihre Sammlerleidenschaft geweckt. Von „Ganglegg“ aus beobachtete sie einmal auch wie die Wassermassen des Saldurbaches, den Ortsteil Konfall in einen See verwandelten. Ihr erstes Geld verdiente sich Tresl als Hütmädchen in Lichtenberg und als Gelegenheitsarbeiterin in Obstmagazinen.1951 erhielt sie eine Saisonstelle in einem Hotel auf dem Stilfser Joch. Mit dem ersten Monatslohn von 10.000 Lire kaufte sie sich einen Mantel, der allerdings 18.000 Lire kostete und ihr die Schelte der Mutter einbrachte. Ein Donnerwetter brach los, als Tresl nach einer Liebesbeziehung mit Luis Blaas schwanger war. Sie wurde in den Keller gesperrt, damit ihr Zustand geheim blieb bis die Heirat angebahnt war. „Deis isch traurig gweesn“, sagt Tresl. 1953 freute sie sich über die Tochter Rosmarie. Sechs Jahre später lag Tochter Sabine in der Wiege. Luis hoffte auf einen Stammhalter und 1963 ging mit der Geburt von Peter sein heißersehnter Wunsch in Erfüllung. Heiterkeit erfüllte das neue Heim, in das die Familie inzwischen eingezogen war. Luis verdiente den Lebensunterhalt im Baugewerbe und Tresl versorgte die Kinder. Das Glück währte nur kurz. Beim Spielen im Garten stürzte der Kleine im Mai 1964 so unglücklich, dass er starb. Schmerz und Trauer hielten in der Familie Einzug. Tresl weinte viel und ihr Mann verschloss sich. „Deis hot fescht wea toun“ sagt sie. Es begann ein schwieriges Eheleben, das vom Tod des Sohnes überschattet war, den Luis nie überwinden konnte. Tresl setzte sich verstärkt für die Dorfgemeinschaft ein. Sie arbeitete im Helferkreis, im Pfarrgemeinderat und beim KVW. Oftmals begleitete sie eine Kollegin aus Meran, die alte Sachen aufkaufte. Erneut erwachte auch Tresls Sammlerleidenschaft.
Inzwischen ist sie Besitzerin eines kleinen Museums mit unzähligen interessanten Stücken. „Fa olz isch eppas do“, freut sie sich. Nun hat sie entschieden einige Sachen an das Frauenmuseum in Meran abzugeben. Vom Spinnrad allerdings wird sie sich nie trennen.