Dienstag, 04 September 2018 09:26

Nationalpark Stilfserjoch - Plamort - Ein botanisches Erlebnis an der heutigen Landesgrenze

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DSC 0442Wolfgang Platter am Tag des Hlg. Ägidius, 1. September 2018

Nicht dass der Nationalpark Stilfserjoch, unter dessen Rubrik der heutige Beitrag über Plamort erscheint, jetzt vergrößert werden sollte. Aber historisch und naturkundlich interessante Plätze gibt es im Vinschgau selbstredend auch außerhalb der Grenzen des Nationalparks.

Deshalb möchte ich heute Plamort oberhalb von Reschen vor allem auch als botanisches Kleinod würdigen.
Die Hochebene Plamort ist ein Hochmoor im Grenzgebiet von Südtirol und Tirol auf 2.070 Metern MH. Vom Sportplatz oberhalb von Reschen erreicht man den Platz über den Forstweg in etwa 1,5 Stunden Fußmarsch. Zur etymologischen Herkunft des Flurnamens Plamort habe ich in der Literatur bisher keine Angaben gefunden. Wer kann mir weiterhelfen?

Zuerst ein Bisschen Geschichte
Der Plamortboden ist vor allem wegen der Panzersperren bekannt. Diese und die Bunkeranlagen an der Staatsgrenze waren im Zweiten Weltkrieg Teil des Alpenwalls (Vallo Alpinio) und sollten das faschistische Italien zwischen 1938 und 1943 vor einer potentiellen Invasion des damaligen nationalsozialistischen Großdeutschen Reichs schützen. Mit dem Bau einer Befestigungsanlage wurde im Jahr 1938 begonnen, diese wurde noch im selben Jahr fast vollständig fertiggestellt. Der mögliche Übergang nach Italien wurde mit einem großen Hauptbunker, der mit Panzerabwehrkanonen bestückt wurde und einigen kleineren Nebenbunkern mit Maschinengewehr-Ständen samt Mannschaftsräumen abgesichert. Im Zentrum der Anlage befindet sich eine ca. 500 Meter lange Panzersperre, die sich fast über die ganze Ebene erstreckt.  Als die deutsche Wehrmacht 1943 von Österreich aus in Italien einmarschierte, war die Anlage vollkommen funktionsfähig, jedoch wurde sie kampflos übergeben. Die Grenzsperre wurde noch bis ins Jahr 1962 gewartet und in Stand gehalten, geriet dann jedoch in Vergessenheit. Erst 2001 wurde die Anlage, inzwischen vollkommen verwaist, wieder erneuert. Seit dem Jahr 2003 ist die Anlage wieder revitalisiert und kann außerdem besichtigt werden. Die militärische Einrichtung steht schon seit einigen Jahren unter Denkmalschutz.

Plamort botanisch
Abgesehen davon, dass Plamort vor allem für Wanderer und Mountainbiker auf Transalp-Touren ein beliebtes Ziel darstellt, ist das Hochmoor mit seinen Randflächen an der Waldgrenze auch ein vegetationskundliches und botanisches Highlight. Auffällig sind die imposanten Erhebungen von  Bulten und abgesenkten Schlenken als kleinräumiger Wechsel von Feucht- und Trockenstandorten auf engem Raum.
Auf dem Weg nach Plamort kommt man über einen kurzen Seitenabstecher vom Forstweg an der Etschquelle vorbei. Von hier startet die Etsch als zweitlängster Fluss Italiens ihren 415 km langen Weg, bevor sie in die Adria mündet. Auf der Hochfläche von Plamort entspringt mit zwei Quellen das Bächlein, das bei Nauders dem Stillerbach und bei Finstermünz dem Inn zufließt. Reschen und Plamort sind damit eine Wasserscheide zwischen dem Adriatischen Meer und dem Schwarzen Meer: Der Inn fließt in die Donau und somit in das Schwarze Meer.
In Plamort habe ich im feuchtnassen Juni 2012 und im trockenheißen August 2018 fotografiert. Einige botanische Raritäten aus Plamort wie den Fieberklee (Menjanthes trifoliata), das Läusekraut (Pedicularis spec.), das Torfmoos (Sphagnum spec.) die Mondraute (Botrychium lunaria) als Farn mit eigenem Sporenträger neben den photosynthetisch aktiven halbmondförmigen und namensgebenden Blättern zeige ich in Bildern. Atemberaubend sind auch die  Ausblicke: Nach Norden auf Nauders und Finstermünz jenseits des Kammes, im Süden auf Reschen- und Haidersee mit den hier sömmernden zutraulichen Pferden als fast schon kitschig schönen Postkartenmotiven. Und auf Piz Lad, Rojen und Schöneben im Westen und die Klopairspitze im Osten.

 

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{vsig_c}0|DSC_0419.jpg|Die Etschquelle.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0471.jpg|Bulte und Schlenken im Hochmoor.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0430.jpg|Gemeines Katzenpfötchen Antennaria dioica.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0447.jpg|Fieberklee Menyanthes trifoliata.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0931.jpg|Wechsel von Wasser und Land.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|20180808.jpg|Quellbach an der Wasserscheide.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0933.jpg|Torfmoos Sphagnum spec.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0921.jpg|Deutscher Enzian Gentianella germanica.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0958.jpg|Keimlinge von Zirben aus einem Zapfen, den der Tannenhäher nicht mehr gefunden hat.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0943.jpg|Moosbeere oder Rauschbeere Vaccinium uliginosum.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0941.jpg|Krähenbeere Empetrum nigrum.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0432.jpg|Gemeine Mondraute Botrychium lunaria.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0951.jpg|Tannen-Bärlapp Lycopodium selago.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0987.jpg|Ausblick auf den Reschen- und den Haidersee.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_0984.jpg|Pferdesommer.|{/vsig_c}

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