„Ich hatte nie vor, soviel auf einmal in Angriff zu nehmen. Aber wenn man bei einem so alten, ehrwürdigen Gebäude etwas anfängt, dann kommt das eine zum anderen“, sagt Abt Markus Spanier.
Was geschieht im Kloster Marienberg? Was wird da gemacht? Die Umgebung des Klosters verändert sich - Beispiel Klosteranger, jene Wiese, die sich in einer kühnen Wölbung unterhalb von Marienberg steil an die Klostermauern schmiegt. Vor dem Schliniger Tor sind Zementsäcke, Baugerät, Sand. Im Hof steht ein Gerüst. Das sind nur die sichtbaren Zeichen eines Umbruchs. Was will der Abt? Wohin bewegt sich das Kloster?
Abt Markus empfängt mit Schwung, redet bedächtig, zwingt sich zu Pausen und in seinen Worten schwingt so etwas wie Baufieber mit. Darauf angesprochen, sagt Abt Markus den eingangs erwähnten Satz.
Im Herbst werden es zwei Jahre, seit Pater Markus im Konvent zum Abt gewählt worden ist. Und in dieser Zeit hat er gar einiges in Angriff genommen, einiges ist ihm als Erbschaft von Vorgänger Abt Bruno Trauner zugefallen.
Im Haus hat der Umbau der Küche, dort, wo einst Bruder Gallus und Bruder Heinrich gewerkelt haben, eine kleine Lawine an Umbauten und Restaurierungen ausgelöst. Die Küche war das Erste, was Abt Markus in Angriff genommen hat. Nun steht sie kurz vor der Fertigstellung. „Wenn ich die Küche machen lasse“, sagt Abt Markus, „dann steht in dieser Zeit das Refektorium (der Speisesaal des Konvents, Anm. d. Red.) leer da. Es würde also Sinn machen, auch das Refektorium zu restaurieren.“ Die Vertäfelung des Refektoriums ist inzwischen abgelaugt, erstrahlt in neuem Glanz, ein neuer Eichenboden ist verlegt, alle störenden Elemente sind aus dem Saal entfernt, ein passendes Mobiliar kommt demnächst dazu. Dem Abt zur Seite steht kein Geringerer als der Architekt Werner Tscholl.
Dass der Umbau der Küche länger als gedacht dauert, hat handfeste Gründe. Alle Abstellräume wurden als Depot hinter die Küche verlegt. Beim Graben ist man dann auf eine Pflasterung gestoßen und man hat den ursprünglichen, romanischen Zugang für das Kloster entdeckt. Dieser Umstand rief das Denkmalamt auf den Plan. Der Bau verzögerte sich aufgrund der Sicherstellungen durch die Experten vom Denkmalamt.
Abt Markus ist dann baulich noch einen Schritt weiter gegangen. „Weil die Empfangshalle mit dem Küchenbereich zusammenhängt, habe ich auch diese in Angriff genommen. Die Empfangshalle ist derzeit Baustelle, ebenso die Treppe, die in die Küche und in den Kreuzgang führt.
Das, was Abt Markus Empfangshalle nennt, waren bis vor kurzem drei Räume: das Botenstübele, der Raum für den Pförtner und ein dahinterliegender Gang. Die Zwischenmauern sind entfernt und das gotische Gewölbe bildet wieder eine Einheit über dem Raum. Die Balken, die den Boden tragen, sind von Interesse für das Denkmalamt. Der Bau wurde wiederum verzögert und die Diskussion um einen geeigneten Deckenaufbau hat länger gedauert. Abt Markus ist zuversichtlich, dass die Empfangshalle in Bälde fertig sein wird.
Das eine zum anderen: Oberhalb der Empfangshalle mussten aus statischen Gründen Schleudern eingezogen werden. Der Boden des oberen Stockwerkes musste aufgemacht werden, für die Schleudern und auch für neue Wasserleitungen, weil die alten porös waren. So wird auch der erste Stock, wo einst ein Teil der Schüler untergebracht war, kurzerhand umgebaut - als Krankenstation.
„Nächstes Jahr kommt der zweite Stock dran“, sagt Abt Markus. Die ganzen Sanierungsmaßnahmen müsse man aufeinander abstimmen.
Die beiden Kreuzgänge, der innere und der äußere sind neu ausgemalt.
Wann ist genug saniert? Wo zieht Abt Markus die Grenze? Denn ein Restaurierungsbeginn in den altehrwürdigen Mauern kann leicht zu einer Sysiphos-Arbeit ausarten. Abt Markus: „Ich möchte heuer diese Arbeiten, die Küche samt Depot, die Empfangshalle samt Treppe zur Küche, das Refektorium und die Krankenstation, abschließen.“
„Meine Aufgabe ist es, das Kloster in die nahe Zukunft zu führen, Weichen zu stellen“, sagt Abt Markus, „auf der einen Seite ist dies die Führung des klösterlichen Lebens nach den Regeln des hl. Benedikt. Auf der anderen Seite müssen wir mit dem Potenzial arbeiten, welches uns gegeben ist. Sprich: Besuchern, die das wollen, zu ermöglichen am Klosterleben teilzunehmen.“ Tatsächlich hat in der Konzeption des „Abt Hermann Hauses“, welches neun Besucherzellen beherbergt, ein wichtiger Baustein gefehlt: Wie sollen jene, die für eine bestimmte Zeit das „Kloster auf Zeit“ erleben wollen, am Klosterleben partizipieren, ohne die Klausurregelung zu stören? Die Lösung ist eine Kapelle hinter der Empfangshalle, ein gemeinsamer Gebetsraum.
Zudem ist die Frage der Verköstigung für die Besucher zu klären. Abt Markus hat einige Pläne bereits in petto. „Für Fastenkurse, für Exerzitien und für kleinere Veranstaltungen sind wir demnächst gerüstet“, freut sich Abt Markus. Mit der Bewerbung halte man sich noch zurück, denn es sind noch der Zugang zum „Abt Hermann Haus“, die Verköstigungsfrage, die Schnittstellen zwischen Kloster und Besuchern zu klären und herzurichten.
Was hat es mit dem Klosteranger auf sich? Mit den angelegten Terrassen dort (sh. Bild)? „Auf den der Sonne zugewandten Seiten ist Wein gepflanzt, auf den Schattenseiten werden Beeren kommen“, sagt Abt Markus. Aus den Beeren sollen Marmelade, Schnaps und Liköre entstehen, die im Klosterladen vertrieben werden sollen. „Wir werden immer wieder nach hauseigenen Produkten gefragt“, sagt Abt Markus. Die Weintrauben der Sorte „Solaris“ hat Franz Van den dries angelegt. Van den dries, der bereits eine Weinanlage in Laatsch bewirtschaftet, soll die Pflege, das Keltern und das Abfüllen des Weines übernehmen. Eine genaue Regelung sei noch zu finden. Die Kosten haben sich das Kloster und Van den dries aufgeteilt: Terrassierung und Wasserzufuhr hat das Kloster bezahlt, Tropfberegnung, Gerüst und Pflanzen hat Van den dries bezahlt. Bevor es zur Anpflanzung gekommen ist, hatte der Verwalter des Klosters, Stefan Bernhard, einen Behördenlauf hinter sich zu bringen: Einverständnis beim Denkmalamt, bei der Landschaftsschutzkommission, der Gemeinde Mals und auch, ob diese spezielle Sorte „Solaris“ auch angebaut werden dürfe. Zuversichtlich macht Abt Markus, dass der Wein von Van den dries jüngst prämiert worden ist. Der ist aber 200 Höhenmeter tiefer in Laatsch angebaut. Abt Markus legt Wert darauf, dass der Wein biologisch angebaut wird und nicht mit chemischen Mitteln. Der Abt will das auch in Zusammenhang mit der derzeitig heftig geführten Debatte um den Einsatz von Pestiziden sehen.
Es gibt allerdings auch nicht unmittelbar Sichtbares rund um das Kloster, welches durchaus ökonomischen Einfluss auf die Klostertätigkeit hat. So hat die Klostergemeinschaft im vergangenen Herbst ein E-Werk in Probebetrieb genommen und seit heuer läuft es in Vollbetrieb. Mit mehr als 300 Kilowatt Nennleistung und einer Produktion von rund einer Million Kilowattstunden betrachtet Abt Markus dieses Erbe seines Vorgängers als willkommenes Zubrot. „Das E-Werk ist komplett fremdfinanziert“, sagt Abt Markus. „Klöster sind immer auch Kulturträger für das Umland. Von Investitionen, die getätigt werden, profitiert auch das Umfeld.“ Auch mit diesen Worten rechtfertigt der Abt das klostereigene E-Werk.
Ein anderes Geschäft ist kürzlich über die Bühne gegangen, welches den Weg frei machen wird für eine rasche Lösung der Heimfrage für die SchülerInnen der Landwirtschaftsschule der Fürstenburg. Das Kloster Marienberg hat am 21. März 2013 einen Teil der „Quadra“ verkauft. 3.588 Quadratmeter sind zu einem Preis von einer knappen Million Euro vom Kloster an die „Veba Invest“ gegangen. Deren Geschäftsführer ist Martin Zischg, der Schiegersohn von Siegfried Unterberger. Das Kaufangebot an das Kloster hat die „Wohnen GmbH“ von Peter Paul Pohl bereits im Dezember 2011 gemacht. Die „Quadra“ ist jene 1,2 Hektar große Wiese zwischen dem Widum von Burgeis und der Fürstenburg. Die gekaufte Fläche ist im Bauleitplan der Gemeinde Mals als „Zone für öffentliche Einrichtungen - Verwaltung und öffentliche Dienstleistungen“ ausgewiesen und gleichzeitig „Zone mit Privatinitiative“. Der Plan ist, dass die „Veba Invest“ von Unterberger und Pohl dort das Schülerheim errichten wird, welches vom Land dann in einer Form des Leasings abgekauft wird. Der Vinschgerwind hat über diese Pläne bereits im November 2009 berichtet. Mit der Lösung, das Heim auf PPP-Basis, Public-privat-partnership, zu errichten, erspart dem Land europaweite und langwierige Ausschreibungen. Die weitere Vorgangsweise sei Sache des Landes, sagt Abt Markus.
Ein noch nicht sichtbares Projekt innerhalb der Klostermauern ist beim Heranreifen. Abt Markus möchte eine Bibliothek errichten, mit Strahlkraft weit über das Kloster hinaus und wiederum als Schnittstelle zwischen Konvent und Gesellschaft. Derzeit ist Abt Markus beim Zusammenstellen der Finanzierung und hat schon einige dem Kloster zugeneigte Finanziers von der Wichtigkeit des Vorhabens überzeugen können. Nächstes Jahr, vorausgesetzt die Finanzierung steht, will Abt Markus den Bau der Bibliothek in Angriff nehmen. Im Untergrund des Herrengartens. „Da kommt das eine zum anderen“, wie Abt Markus zu sagen pflegt.
Das Konzept, welches Abt Markus gemeinsam mit dem Konvent entwickeln will, entspricht durchaus den Regeln des hl. Benedikt: Offenheit und Gastfreundschaft. Wobei weder Tradition noch die internen Arbeits- und Gebetsabläufe gestört werden sollen.