Am 4. April 2022 wurde im Schlanderser Rathaus der Vertrag zum Ankauf des Kapuzinerklosters Schlanders unterzeichnet. Die Marktgemeinde Schlanders hat das Kapuzinerkloster, bestehend aus dem Klostertrakt, der Klosterkirche und dem Klosteranger, von der Kapuzinerprovinz Brixen zum Kaufpreis von 2.413.000,00 Euro (plus 9 % Registergebühren) erworben. Im Bild v.l.: BM Dieter Pinggera, Generalsekretär Georg Sagmeister, Franz Zitturi (Kapuzinerprovinz Brixen), Hermann Steiner (Wirtschaftsprüfer/Steuerberater)
„Latsch will kein zweites Naturns werden“, sagte Christoph Koch (rcm) bei der Bürgerversammlung im Latscher Culturforum. Als Naturnser weiß Koch um die Konflikte dort.
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - ...und auch an den Südtiroler Landtag: Elektrifizierung der Vinschgerbahn? Die Baustelle der Vinschgerbahn, der Tunnel auf der Töll ,steht still. Geht da etwas weiter? Die größte Baustelle im Vinschgau, der Tunnelbau in Kastelbell, steht still - Geht da was weiter? Die Fragen rund um den Nationalpark sind nicht geklärt. Was läuft da? Die Inflation frisst an den Gehältern der Arbeiter:innen und Angestellten. Werden Tarifverhandlungen konkret angegangen? Lohnerhöhungen? Ist die Armutsbekämpfung, wenn überhaupt, nur ein Lippenbekenntnis der Politik? Hat man Angestellte in den Sanitätsbetrieb zurückgeholt? Ist man in Bozen der Meinung, dass die Zweiklassenmedizin kräftig ausgebaut werden soll oder soll der Sanitätsbetrieb gestärkt werden? Ist man auf der Suche nach Fachärzten und nach Allgemeinmedizinern, nach Pflegekräften? Muss der Frühling im Tal nach Spritzmittel riechen oder kommen da Veränderungen? Kann die Stromverteilung, können die Strompreise in Südtirol anders geregelt werden? Ist bei den Spritpreisen etwas zu machen? Wie gehen wir mit dem Klimawandel um? Wie transformieren wir unsere Gesellschaft, wenn wir von fossilen Energieträgern wegkommen wollen? Ist es nicht so, dass das Schülerheim bei der Fürstenburg in Burgeis ohne ein PPP-Projekt heute noch nicht stehen würde? Sind unsere Schulen gut in Schuss? Und was macht ihr in Bozen? Was macht die Regierungspartei SVP? Was macht die Regierungsmehrheit? In unseren (vielen) Fragen haben wir Bürger wohl eines gemeinsam: So geht’s nicht!
Laas/Vinschgau - Der Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) hat im Jahr 2021 die zweite Südtiroler Sportwoche unter dem Thema „Generationsübergreifender Sport“ ausgerufen. In dieser Woche konnten die Vereine Initiativen und Projekte starten und diese beim VSS einreichen. Nun wurden die Sieger des Bezirks Vinschgau prämiert.
Die Sieger der Südtiroler Sportwoche 2021 aus dem Bezirk Vinschgau sind gleich mehrere Vereine. Der ASC Laas, der ASV Eyrs und der ASV Tschengls haben sich zusammengeschlossen, um eine wahre Woche des Sports für Groß und Klein auf die Beine zu stellen. Dabei haben die Vereine auch mit dem Schulsprengel Laas zusammengearbeitet, um unter anderem Sportvormittage in den Grundschulen Laas, Tanas, Eyrs und Tschengls zu organisieren. Die Vereine setzten die Aktivitäten zusätzlich unter dem Thema „Alte Spiele neu erleben“ und sorgten so für spannende Tage mit neuen Erlebnissen für die Kinder und für Nostalgie bei den Erwachsenen.
Der VSS überreichte nun offiziell den Siegerscheck den Präsidenten des ASC Laas, Andreas Strimmer und des ASV Eyrs, Benedikt Zangerle, im Beisein der Bürgermeisterin von Laas, Verena Tröger, dem Sportreferenten der Gemeinde Laas, Arnold Rieger und den Lehrerinnen der Grundschule Laas. „Die Vereine haben gezeigt, dass sie mit ihrem Engagement und ihrer Motivation vieles erreichen können und dass bereits am ersten Bewegungstag 150 Kinder teilgenommen haben, bezeugt den Erfolg der Zusammenarbeit“, erklärte Josef Platter, VSS-Bezirksvertreter für das Vinschgau. Neben den Angeboten für die Grundschulen stellten die Vereine auch am Wochenende Angebote für die gesamte Familie auf die Beine. Dabei standen eine gemeinsame Wanderung und verschiedene Bewegungsspiele auf dem Programm. „Unser Ziel war es, die Dorfgemeinschaft zu stärken und alle zur gemeinsamen sportlichen Aktivität zu motivieren. Wir haben zudem versucht so viele Kinder, Erwachsene und Familien, wie möglich zu erreichen“, erklärte Simone Spechtenhauser, Initiatorin des Projektes vom ASC Laas.
Dynafit Vinschgau Cup - Nachdem im vergangenen Jahr der Dynafit Vinschgau Cup coronabedingt nicht stattfinden konnte, wurde der Cup, der zum neunten Mal stattfand, heuer wieder ausgetragen. In diesem Jahr gab es lediglich ein Rennen, nämlich jenes auf die Haideralm. Die Tagesbestzeit erzielte der Sarner Andreas Innerebner, der nach 28.07 Minuten das Ziel erreichte. Er gewann die Seniorenwertung vor Philip Plunger und Ludwig Andres. Bei den Masters ging der Sieg an den Malser Ossi Weisenhorn vor Toni Steiner und Andreas Plieger. Die schnellste Dame war Gerlinde Baldauf, Katja Angerer belegte Rang 2. Ebenfalls gab es auch heuer wieder eine Hobby- und eine Wandererwertung. Auch in diesem Jahr wurde für den guten Zweck gesammelt, insgesamt konnte man eine Spende von 315 € an die Kinderkrebshilfe Regenbogen überreichen. (sam)
Martell - Gr0ßes Lob für die Veranstalter in Martell für die Marmotta Trophy kommt aus allen Lagern. Denn die Marteller haben mit vereinten Kräften auch schwierigste Bedingungen gemeistert: Schneemangel und auch im letzten Moment unerwartet höhere Temperaturen. Und trotzdem konnte die Marmotta Trophy als ISMF Weltcup im Skibergsteigen mit großer internationaler Beteiligung vom 18. bis 20. März problemlos in Martell ausgetragen werden. Zum Individual Weltcup konnte auch der Alpencup auf derselben Strecke ausgetragen werden und am Sonntag, den 20. März der spektakuläre Sprint Rennen als ISMF Weltcup bei besten Bedingungen über die Bühne gehen.
Das Individual-Rennen Skibergsteigen am Freitag, den 18. März konnten Federico Nicolini und Martina Valmassoi (beide Italien) für sich entscheiden. Mit Nils Oberauer (Steiermark/AUT), Silvano Wolf (Vorarlberg/AUT) und Thomas Koller (Tirol/AUT) konnten sich drei Österreicher die weiteren Klassensiege sichern.
Wenngleich die Gegend unter massivem Schneemangel leidet, konnte das Organisationsteam ein perfektes Rennen auf die Beine stellen. Trotz kurzfristiger Änderungen in den letzten Tagen wurde die Originalstrecke nahezu beibehalten, bestehend aus 6 Aufstiegen mit 2 Tragepassagen und 5 Abfahr-ten mit 1.570 hm auf 18 km (bzw. 1.270 hm / 15 km und 860 hm / 10,5 km auf der mittleren / kurzen Strecke), heißt es in einer Presseaussendung.
Dieselbe Strecke konnte sogar für den am Samstag ausgetragenen Alpencup zur Verfügung gestellt werden.
Spektakulär war dann der Sprint am Sonntag. Auf super präparierten Anstiegen, die kurz vor dem Rennen nochmals an die Witterungsverhältnisse angepasst werden mussten, wurde im Skibergsteigen-Sprint um den Sieg und um gute Platzierungen gerungen. Vor interessiertem Publikum auf der Groggalm und mit Live-Übertragung in diverse Sport-Kanäle machten nicht nur die Athletinnen und Athleten eine gute Figur, sondern auch der Austragungsort Martell selbst.
Emily Harrop (FRA) und Oriol Cardona Coll (ESP) haben das Sprint-Rennen gewonnen. In der Kategorie U23 waren Samantha Bertolina (ITA) und Matteo Favre (SUI) siegreich, und die U20 dominierten Silvia Berra (ITA) und Robin Bussard (SUI).
Das Biathlonzentrum bei der Groggalm präsentierte sich als große Arena, deren Stimmung internationalen Rennen mehr als entsprochen hat.
In Martell wurde quasi aus Nichts etwas gemacht. Denn die Schneeverhältnisse waren mehr als dürftig. In einer unglaublichen gemeinschaftlichen Anstrengung ist es gelungen, an allen drei Tagen zu glänzen. Täglich waren an die 100 freiwilligen Helfer an Pistenrändern, bei der Athletenbetreuung, bei der Pressebetreuung und vielem mehr. Der Sportverein und der Alpenverein Martell, Mitglieder er Alpenvereine und des CNSAS im Vinschgau, das Regionalentwicklungszentrum 3B Martell, der Tourismusverein Latsch-Martell, Vertreter der Finanzwache und der Carabinieri, Förster vom Nationalpark Stilfserjoch - alle haben tatkräftig am Gelingen der Veranstaltungen mitgewirkt. Egon Erberhöfer, der Chef der AVS-Bergrettung, hat als Rennleiter seine ganze Erfahrung in die Waagschale gelegt und OK-Chef und BM Georg Altstätter spricht allen Beteiligten, den freiweilligen Helfern, den Organisatoren, den Sponsoren und Gönnern, gr0ßes Lob und großen Dank aus. (eb)
Nun ist auch die 3. Amateurliga in die Rückrunde gestartet. Mittendrin im Kampf um den Meistertitel und den damit verbundenen Aufstieg befindet sich das Team aus Laas, das den Herbstmeistertitel um einen Punkt verpasste. Zum Auftakt der Rückrunde konnten sich die Fans auf das Vinschger Derby Laas gegen Kortsch freuen, das zahlreiche Fans nach Kortsch lockte.
Von Sarah Mitterer
Zurück in die 2. Amateurliga – diesem Ziel ist die Mannschaft aus Laas weiterhin dicht auf den Fersen. In der Hinrunde kassierte man in neun Spielen lediglich eine Niederlage und belegte am Ende den zweiten Platz mit nur einem Punkt Rückstand auf das Spitzenteam aus Jenesien.
Zum Auftakt in die Rückrunde musste Laas nach Kortsch. Ein Laaser Pfostenschuss sorgte bereits zu Beginn der Partie für den ersten Aufreger. In der zwanzigsten Minute fiel schließlich durch Marian Platzer der erste Laaser Treffer. Am Ende feierte Laas dank der Tore des Doppeltorschützen Platzer und Georg Kaufmann einen 3:0 Auftaktsieg. Auch das Spitzenreiterteam Jenesien, das im ersten Match im Jahr 2022 auf Glurns traf, holte sich drei Punkte. Somit bleibt es im Titelkampf weiterhin spannend. Beide Teams dürfen sich keine Patzer erlauben, jeder Ausrutscher könnte am Ende ausschlaggebend im Kampf um den Titel sein. Das direkte Duell, welches vielleicht die Meisterschaft entscheiden könnte, findet am 22. Mai in Jenesien statt. Man darf auch gespannt sein, wer sich die Krone des Toptorjägers schnappt, nach zehn Spieltagen konnte Michael Höller für Jenesien 13 Mal treffen, Georg Kaufmann netzte für Laas zwölf Mal ein. Doch auch Jonas Pegoraro (Eyrs) und Philipp Traut (Laas) mit jeweils 10 Treffern könnten noch die Spitze erklimmen.
Am letzten Spieltag der 3. Amateurliga dürfen sich Derbyliebhaber noch einmal auf ein ganz besonderes Match freuen. Denn dann wird die Mannschaft aus Eyrs zu Gast in Laas sein.
Das Team aus Eyrs nahm die Rückrunde von Platz 4 aus in Angriff, hat jedoch bereits einige Zähler Rückstand auf das Spitzenduo. Kortsch hat nach zehn Spieltagen 10 Punkte auf dem Konto und befindet sich auf Position 6. Das Team aus Glurns belegt Rang 8. Am Ende der Tabelle befindet sich die Mannschaft aus Schnals, welche noch auf den ersten Sieg wartet.
2. Amateurliga
Am 10. April findet in Mals das Vinschger Derby gegen den FC Oberland statt. Der Anpfiff erfolgt um 16 Uhr. (sam)
2. Amateurliga
So oft sprach der Unparteiische in 90 Minuten beim Spiel Prad gegen Kastelbell Tschars einen Elfmeter aus. Das Match endete mit einem 2:2 Unentschieden. (sam)
Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Franz von Paula, 2. April 2022
Zählt man das künstliche Becken des Reschen-Stausees nicht mit, ist der Haidersee nach dem Kalterer See der zweitgrößte Natursee Südtirols. Er gehört zu den wertvollen, weil seltenen aquatischen Lebensräumen in unserem Land mit offener Wasserfläche sowie Schilfgürtel und Verlandungszone am Nord- und Südufer. Der Schilfgürtel am Südufer mit 7,3858 Hektaren Fläche wurde 1994 als Landesbiotop ausgewiesen, ebenso das baumbestandene Haidersee-Nordufer mit 3,9993 Hektaren Ausdehnung. Vom Fischbestand ist besonders die silbrig beschuppte Renke (Coregonus spec.) als postglaziales Relikt in diesem Binnensee zu erwähnen. Neben Stockenten und Blässhühnern sind aus der Vogelwelt der Schwimmvögel für den Haidersee aus den letzten 20 Jahren Neuzugänge als Brutvögel zu nennen so der Haubentaucher, der Zwergtaucher und die Reiherente. Ein besonderes Kleinod im Laubwaldbestand des Nordufers ist der sibirische Karmingimpel als Neuzugang der letzten Jahre. Für diese Zugvogelart besteht laut dem Zweiten Südtiroler Vogelatlas (2017) bis jetzt ausschließlich am Haider See Brutverdacht.
Frostberegnungswasser aus dem Haidersee
Im heurigen Frühjahr soll nun aus dem Haider See Wasser für die Frostberegnung der Obstanlagen im Vinschgau entnommen werden, weil - wie bekannt - der Druckstollen aus dem Reschensee zum Schludernser Werk derzeit saniert wird. Antragsteller für diesen außerordentlichen Wasserabfluss aus dem Haidersee ist die Energiegesellschaft Alperia Hydropower. Das Wasser aus dem Haidersee kann dabei nicht über den Reschener Druckstollen abgeleitet werden, sondern muss über das natürliche Etschbett über Burgeis, Schleis und Laatsch abfließen. Der Antrag spricht von einer Wassermenge von 6000 Litern pro Sekunde. Diese Ableitung von 6 Sekundenkubikmetern würde im engen Bett der jungen Etsch zu einem enormen Schwallbetrieb führen. Und dieser Schwall bringt eine starke Zunahme der Fließgeschwindigkeit, er mobilisiert das Sohlensediment und führt zu einer erheblichen Eintrübung des Gewässers. Das Gutachten des Südtiroler Landesamtes für Umweltprüfungen vom 15. März 2022 zu dieser Wasserableitung ist mit folgender Begründung negativ: „Die Fischbestandskontrollen, welche die Fischereibehörde bei Burgeis in den letzten Jahren durchführte, haben immer einen sehr guten Fischbestand ergeben, welcher sich vor allem aus Bachforellen und Mühlkoppen in allen Altersklassen sowie einigen Marmorierten Forellen zusammensetzt. Gerade in den Monaten März/April befinden sich die Fischeier noch in einer Entwicklungsphase bzw. es beginnt bereits die empfindliche Schlupfphase. Das geplante Ablassen des benötigten Frostschutzwassers aus dem Haider See würde diese Entwicklungsphase dramatisch beeinträchtigen, sodass von einer weitgehendsten Zerstörung des diesjährigen Jahrganges des Fischbestandes in diesem Gewässerabschnitt ausgegangen werden muss. Aufgrund der schwerwiegenden fischökologischen Auswirkungen kann dem angesuchten Vorhaben nicht zugestimmt werden.“
Die (Mühl-)Koppe ist unser „Tolm“
Die Rote Liste der gefährdeten Tierarten Südtirols von 1994 gibt bei den Fischen für unser Land eine Artenanzahl von 26 Fischarten an. Davon gelten 23 % als stark gefährdet und 38 % als gefährdet. Zu den stark gefährdeten Arten gehört auch die (Mühl-)Koppe (Cottus gobio), dialektal der „Tolm“, was Tödel oder Trottel bedeutet. Die Koppe ist in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft als Natura 2000-Art eingestuft. Ihr despektierlicher Name ist auf das seltsame Verhalten und das Aussehen dieser Fischart zurückzuführen: Die Koppe hat keine Schwimmblase, sinkt deshalb an den Gewässergrund ab und hält sich dort in klaren, steinigen Bächen, aber auch in stehenden, sauerstoffreichen Gewässern der Kaltwasserzone der Forellenregion bis in 2.000 Metern Höhe auf. Verwandtschaftlich gehört die Koppe zu den Drachenköpfen: Der abgeplattete Kopf ist wie der schuppenlose, keulenartige Körper teilweise mit Stacheln und Strahlen bedeckt. Auch die vordere der beiden Rückenflossen ist strahlenartig, und die großen Brustflossen weisen ebenfalls Strahlenspitzen auf. Meist verharrt die Koppe am Gewässergrund regungslos und verlässt sich auf ihre grün-braun-graue Tarnung. Erst bei unmittelbarer Berührung zeigt sie Fluchtreaktion, schwimmt dann aber seltsam ruckartig nur kurze Strecken.
Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Koppe weniger stationär ist als gedacht und große Wanderungen innerhalb der von ihr besiedelten Gewässersysteme unternimmt. Flache Seitenarme sind ein zentrales Element des Lebensraumes, denn dort bauen Koppen ein Nest, in welches das Weibchen 100 – 300 Eier in Klumpen ablegt, die dann vom Männchen bewacht werden. Dieser einheimische Drachenkopf betreibt also Brutpflege!
Wichtig für die Koppe ist, dass Gewässerökosysteme auf ihrer ganzen Länge zugänglich bleiben. Nicht nur Querbauwerke sind hinderlich, sondern auch verkrautete Abschnitte, die von Koppen nicht überwunden werden können. Nährstoff-eintrag durch Gülle oder aus der Luft, der das Zuwachsen von Seitengewässern fördert, stellt leider heute vermehrt auch in höheren Lagen der Alpen ein Problem dar, dem der Tolm trotzen muss. Und besonders auch der Schwallbetrieb in Bächen ist der Koppe Tod.
Ein einordnender Vergleich
Damit die 6 Kubikmeter pro Sekunde Wasserableitung aus dem Haider See vorstellbar werden, habe ich mir die derzeitige Durchflussmenge an Wasser in der Etsch an der Pegelmessstelle in Eyrs besorgt. In den 16 Tagen zwischen dem 8. und dem 23. März sind an dieser Messstelle durchschnittlich 3,82 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die Etsch abgeflossen. Mit anderen Worten: Die Entnahme von 6 m³/s Wasser aus dem Haidersee entspricht der eineinhalbfachen Menge des Abflusses in der Etsch bei Eyrs im heurigen März! Unschwer vorauszusehen, dass der Schilfgürtel und die Nassvegetation am See als ökologisch wertvoller Brutraum für Fische und Schwimmvögel trockenfällt.
Unser Landeshauptmann erklärt die Nachhaltigkeitsziele
Szenenwechsel: Schlanders, am Donnerstag, 17. März dieses Jahres, Abendveranstaltung im Schönherr-Kultursaal: Unser Landeshauptmann Arno Kompatscher präsentiert und erklärt die Nachhaltigkeitsziele für unser Land Südtirol. Die Broschüre „Gemeinsam für die Nachhaltigkeit“ wird verteilt. Kurzvortrag des Landeshauptmannes mit professioneller Moderation, technisch gekonnter Regie und Bürgerbeteiligung via Mobiltelefon, Bündelung der Fragen aus dem Auditorium mittels Telefonbeschlagwortung und Antworten des Landeshauptmannes. Keine direkten Fragen, sondern Artikulation über die Technik der Mobiltelefonie und Filterung. Schade drum!
Ich schreibe einige Kernaussagen unseres Landeshauptmannes aus seinen Statements mit: Wir müssen drei Krisen bewältigen: die Klimakrise, die Biodiversitätskrise und die Ressourcenkrise…. Die 17 Ziele zur Nachhaltigkeit sind von den Vereinten Nationen definiert und enthalten soziale, wirtschaftliche und Umweltziele… Innerhalb der Ziele und einzelner Zielgruppen gibt es Zielkonflikte… Ein Ziel muss so realisiert werden, dass für ein anderes Ziel kein Schaden entsteht…Wie werden vieles neu oder anders machen oder gar lassen müssen….Zur Kontrolle der Ziele gibt es bereits einen Maßstab mit den 87 Instrumenten des Landesstatistikinstitutes ASTAT, international sind dazu 150 Parameter definiert worden… Die Umsetzung der Nachhaltigkeit ist ein partezipativer Prozess…Wir werden bei uns selbst, jeder für sich, beginnen müssen, unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
Ermächtigung zur Wasserentnahme
Gegen das oben schon erwähnte negative Gutachten aus dem Amt für Umweltverträglichkeit unterzeichnet der Landeshauptmann die Verwaltungsmaßnahme zur Wasserentnahme aus dem Haider See für die Frostberegnung in den mittelvinschgauer Apfelkulturen 2022.
In der Rubrik „Vorausgeschickt“ auf der Titelseite der Tageszeitung „Dolomiten“ in deren Ausgabe vom Montag, 21. März d. J. schreibt Notburga Pardatscher Abarth meines Erachtens völlig zurecht: „In diesem Fall liegt die Entscheidung bei der Politik. Nachhaltigkeit gehört in ihren Verantwortungsbereich – aber nicht nur. Sie muss ein wichtiger Aspekt bei Entscheidungen im Alltag sein, aber jeder Einzelne und jede Einzelne muss abwägen, ob es nicht höchst an der Zeit ist, im Sinne der Nachhaltigkeit einen Schritt aus der Komfortzone zu machen.“
Es bleibt nur zu hoffen, dass wegen ausbleibender Frostnächte kein Wasser aus dem Haidersee entnommen werden muss und die Sanierung des Druckstollens aus dem Reschensee bis zum 4. April d. J. – wie angekündigt – fertiggestellt wird. Sonst werden die ökologischen Schäden am Haidersee und an der jungen Etsch groß sein.