Dienstag, 05 November 2013 00:00

Der Vinschgau wählt anders

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Während in den letzten Tagen die Wahlergebnisse bis ins kleinste Detail und auch bis zur Ermüdung medial breitgeschlagen worden sind, pickt sich der Vinschgerwind interessante Details im Vinschgau heraus. Das Ergebnis: Der Vinschgau wählt anders als die restlichen Bezirke Südtirols.

Zusammengestellt  von Heinrich Zoderer, Angelika Ploner und Erwin Bernhart

83,6% haben im Vinschgau gewählt. 2008 waren es noch 81,2%. Der Vinschgau ist der einzige Bezirk Südtirols, in dem die Wahlbeteiligung zugenommen hat. In Glurns sind die WählerInnen besonders fleißig zu den Urnen gegangen: 86,4% (2013) - 2008 waren es im Stadtl noch 78,6%. Landesweit lag 2013 die Wahlbeteiligung bei 79,7%.

25 Stimmen bekommt Scelta civica in Mals, Bruno Pileggi aus Mals bekommt 21 Stimmen.

378 Stimmen bekommt Josef Noggler bei der Briefwahl, 399 Arnold Schuler, 94 Martin Daniel von den Grünen, 32 Peppi Stecher von den Freiheitlichen.

Die Gemeinden am unteren Talrand wählen anders: In Naturns, in Plaus und in Partschins bekommt Arnold Schuler am meisten Vorzugsstimmen bei den SVP-Wählern, gefolgt von Arno Kompatscher, Richard Theiner und Sepp Noggler. Roselinde Gunsch Koch ist dort nahezu unbekannt.

900 Stimmzettel wurden in Schnals abgegeben, davon waren 868 gültig, 18 weiße Stimmzettel und 14 ungültige Stimmzettel.

svp-logo

Die SVP fällt in 4 Gemeinden unter die 50% Marke: Naturns (49,6), Partschins (45,2), Schlanders (49,3), Prad (48,5)

16.422 Stimmen bekam die SVP 1998 im Bezirk Vinschgau (75,4%), 11.878 Stimmen (54,8%) bekommt  sie 2013.

Kompatscher-IV81.107 Stimmen bekommt der SVP-Spitzenkandidat Arno Kompatscher in Südtirol, davon 4.521 im Vinschgau. Das ist Platz 4 nach Richard Theiner, Josef Noggler und Arnold Schuler. In allen anderen Bezirken Südtirols erhält Kompatscher am meisten Vorzugsstimmen.

59,5% (2.072 Stimmen) bekam die SVP 2008 in Naturns. 2013 waren es 49,6% (1.682 Stimmen).

26.649 Stimmen bekommt Richard Theiner  in Südtirol, 8.125 im Bezirk Vinschgau, das  sind 1.754 weniger als 2008. Landesweit bekommt er 2.700 Stimmen mehr.

IMG 1361Mit 31.319 Stimmen ist Arnold Schuler der große Wahlsieger. Es ist ein plus von 14.097 Stimmen und Platz zwei bei den Vorzugsstimmen. 5.404 Stimmen bekommt Arnold Schuler im Bezirk Vinschgau,  das sind 1.915 mehr als 2008 und Platz drei der Vorzugsstimmen. Schuler wird in allen Vinschger Gemeinden auf Platz 3 gewählt und gilt so als dritter Bezirkskandidat. Die Ausnahme bildet Taufers: Dort ist Roselinde Gunsch Koch auf Platz 3 und Schuler auf Platz 5.

IMG 41151.316 Stimmen bekommt Josef Noggler in Mals (minus 273 Stimmen), Richard Theiner bekommt 1.219 Stimmen (minus 420).

12.690 Stimmen bekommt Josef Noggler in ganz Südtirol,  das ist Platz acht und insgesamt 5.494 Stimmen mehr als 2008, 7.428 erhält er im Bezirk Vinschgau,  695 mehr als 2008.

IMG 4294Auf Platz 30 der SVP Vorzugsstimmen mit landesweit 3.987 Stimmen landet die SVP Bezirksobfrau Roselinde Gunsch Koch. Im Vinschgau erhält sie 3.211 Stimmen und Platz 5 der Vorzugsstimmen.

In 4 Vinschgauer Gemeinden bekommt Josef Noggler am meisten Vorzugsstimmen: Graun, Glurns, Mals und Laas.

Während Theiner in Latsch und Noggler in Mals trotzt Stimmenverluste jeweils unangefochten auf Platz 1 gewählt werden, gelingt Koch Gunsch in Taufers nur der 3. Platz.

In Plaus sackt die SVP von 65,3% (265 Stimmen) im Jahre 2008 auf 51,3% (214 Stimmen) ab.

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Mit 22,9% und 4.958 Stimmen sind die Freiheitlichen klar die zweitstärkste politische Kraft im Vinschgau.

IMG 4350437 Stimmen bekommt Peppi Stecher von den Freiheitlichen in Mals, 2008 waren es 252 Stimmen. Landesweit bekommt er 2.392 Stimmen und landet auf Platz 8 auf der Liste der Freiheitlichen. Es fehlen 281 Stimmen auf den Einzug in den Landtag.

3.368 Vorzugsstimmen von insgesamt 4.958 Listenstimmen bekommt Pius Leitner im Bezirk Vinschgau, 157 Stimmen mehr als die SVP Bezirksobfrau Roselinde Gunsch Koch.

In 6 Gemeinden erhalten die Freiheitlichen mehr als 25%: Stilfs, Schluderns, Plaus, Partschins, Martell, Latsch.

18 Andre Pirhofer1500 Stimmen heimst der Latscher André Pirhofer von den Freiheitlichen landesweit ein. 1258 im Bezirk Vinschgau.

29,0% (121 Stimmen) bekommen die Freiheitlichen in Plaus. 2008 wares es 20,9% (85 Stimmen)

In 6 Gemeinden erhalten die Freiheitlichen mehr als 20%: Naturns, Prad, Schlanders, Kastelbell, Laas, Mals.

103 Stimmen haben die Freiheitlichen in Schluderns verloren. 2008 waren es 391 Stimmen und 30,8%, 2013 waren es 288 Stimmen und 26,4%. Romina Eberhöfer aus Schluderns war beide Mal die Freiheitliche Kandidatin. Die SVP hat in Schluderns - als einzige Gemeinde Südtirols - von 50,8% (2008) auf 52,5% (2013) zugelegt.

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Mit 7,3% und 1.587 Stimmen erreichen die Grünen ihr bisher bestes Ergebnis im Vinschgau und sie werden viertstärkste politische Kraft vor dem Bündnis BürgerUnion-Ladins Dolomites-Wir Südtiroler, welche im Bezirk Vinschgau 2,5% erhalten.

Die Grünen erzielen in 2 Gemeinden mehr als 10%: Schlanders und Glurns.

11,7% ist das beste Ergebnis der Grünen im Vinschgau, erreicht in Glurns.

IMG 7055789 Stimmen bekommt Martin Daniel von den Grünen in ganz Südtirol, davon 497 im Bezirk Vinschgau.

 

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Von 5,8% auf 9,8% und insgesamt 2.126 Stimmen hat die Süd-Tiroler Freiheit im Vinschgau zugelegt.

Die Süd-Tiroler Freiheit erzielt mehr als 10% in 9 Gemeinden: Plaus, Naturns, Partschins, Kastelbell, Schlanders,  Laas, Prad, Stilfs, Schluderns.

359 Stimmen bekam die Süd-Tiroler Freiheit in Schlanders, 358 Stimmen die Grünen.

464 Stimmen (13,7%) bekommt die Süd-Tiroler Freiheit in Naturns. 2008 waren es 232 Stimmen (6,7%)

IMG 70141473 Stimmen bekommt Benjamin Pixner von der Süd-Tiroler Freiheit, davon 732 im Vinschgau. Es ist Platz 5 auf der Liste der Süd-Tiroler Freiheit.

 

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IMG 700321 Stimmen bekommt Christina Taraboi in Mals, 2008 erhielt sie 102 Stimmen.


Kommentar

Die SVP hat die Landtagswahlen 2013 glänzend verloren: Mehr als 80.000 Vorzugsstimmen für den Spitzenkandidaten Arno Kompatscher und dem gegenüber steht der Verlust der absoluten Mehrheit. Ein Spannungsfeld, welches vieles übertüncht. Dass Kompatscher so viele Vorzugsstimmen erhalten hat, hat nur zu einem Teil mit seiner Unverbrauchtheit, mit seiner Jugend und mit seiner Eloquenz zu tun. Das Wahlverhalten, welches in den vielen Vorzugsstimmen für Luis Durnwalder in den vergangenen Legislaturen gegipfelt ist, hat sich offensichtlich fortgesetzt. Die SVP-Wähler wollen einen starken Mann an der Spitze. Weiterhin. Auch wenn man Kompatscher nun Hoffnungsträger und Erneuerer nennt.
Auf der anderen Seite hat der patriotische Flügel zugelegt: Die Freiheitlichen und die Süd-Tiroler Freiheit sind erstarkt. Und dies ohne Pufferzone zur SVP hin. Das Beispiel in Partschins verdeutlicht diese Zuwächse. In Partschins ist der patriotische Block bei diesen Landtagswahlen prozentmäßig gleich stark wie die SVP. Die Freiheitlichen sind dort auf 27,7 Prozent, die Süd-Tiroler Freiheit auf 15,3 Prozent und die Unionsliste von Andreas Pöder auf 2,2 Prozent der Stimmen gekommen. Die SVP auf 45,2 Prozent.
Auch die Grünen haben zugelegt. Mit 8,7 Prozent der Stimmen haben sie drei Sitze im Landtag.
Und der Vinschgau?
Trotz der Verluste der SVP insgesamt ist der Vinschgau erstarkt: Der Plauser Arnold Schuler ist in der SVP-Wählergunst Nummer 2 im Land. Der Latscher Richard Theiner, SVP-Obmann, die Nummer 3. Und Sepp Noggler ist an die 8. Stelle in der SVP Liste gereiht. Aufgrund dieses Wahlergebnisses stehen dem Vinschgau drei Landesräte zu. Für Arnold Schuler und Richard Theiner ist die Berufung in die Landesregierung wohl nur noch Formsache. Bei beiden dürfte es  höchstens  spannend werden, welche Bereiche ihnen der designierte LH Arno Kompatscher zugestehen wird. Dabei ist nicht sicher, ob der bisherige Landesrat für Gesundheit und Soziales, Richard Theiner, dieses Ressort weiterhin führen wird.
Sepp Noggler ist der bestgewählte Bauernvertreter, den der Südtiroler Bauernbund ins Rennen geschickt hat. Überträgt Arno Kompatscher dem Sepp Noggler das Ressort Landwirtschaft, würde er gar mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Der Bauernbund wäre wohl beruhigt. Die Noggler-Wähler auch. Und der Sepp hätte die Aufgabe, die Keimzelle oder den Brandherd gegen den Pestizideinsatz vor seiner eigenen Haustür - in der Gemeinde Mals - in Schach halten zu müssen, damit sich dieser Brandherd nicht zum Flächenbrand auswirkt. Die Apfelbauern wären auch beruhigt. Und der Kompatscher dann auch.
Erwin Bernhart


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