Montag, 13 Mai 2013 09:06

Lebensmosaik

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s17 ddddMaria Alber, Naturns - -  Aus bunten Mosaiksteinen setzt sich unser Leben zusammen, und je älter wir werden, umso mehr Steine runden sich zu einem  Lebensbild, geformt von Liebe und Glück, von Freude und Hoffnung, von Arbeit und Einsatz im Beruf und für den Nächsten, von Heirat und Kindern, von Tradition und Moderne und der Religiosität.

von Maria Gerstgrasser

Auf ein intensives Leben kann die heute achtundachzigjährige Maria Weger, Witwe Alber, in Naturns zurückblicken. Sie wurde als älteste Tochter in Riffian geboren. Ihr Vater war Besitzer des Gasthofes „Kreuzwirt“ und eines angeschlossenen Geschäftes mit kleiner Landwirtschaft.

Die Eltern hatten, wie damals verständlich und üblich, besondere Erwartungen an die Rolle der ältesten Tochter geknüpft. Bald schon musste sie überall mithelfen und tüchtig anpacken und so ist sie früh in die Arbeitswelt hineingewachsen. Sie lernte Selbständigkeit und Verantwortung und den liebevollen Umgang mit Kunden und Gästen. Auf diesen Fähigkeiten beruhten dann beruflicher Erfolg und privates Glück.
Franz Alber, ein Verkaufsvertreter, hatte ein Auge auf sie geworfen, und bald beschlossen sie ein gemeinsames Leben im kaufmännischen Bereich. Sie haben dann in Riffian ein Geschäft geführt. In dieser Zeit gebar Maria sechs Kinder, wovon das älteste gleich nach der Geburt starb. Das jüngste Kind kam dann in Naturns zur Welt, nachdem die Familie hierhergekommen war und die Gemischtwarenhandlung des Luis Kristanell übernommen hatte. Diese befand sich an der Hauptstraße und  war durch ein großes und ungewöhnliches Warenangebot bekannt. Neben Lebensmitteln, Stoffen und Kurzwaren, sakralen Gegenständen und Schreibzeug wurden Werkzeuge jeder Art, Futtermittel für das Vieh und Baumaterialien angeboten. Es konnte sogar Kalk gelöscht werden. An die erste Zeit in Naturns kann sich Frau Alber gut erinnern. Die Einheimischen haben sie offen aufgenommen und gleich akzeptiert. Durch kaufmännisches Geschick und durch Freundlichkeit wurde bald ein treuer Kundenstock gewonnen. Der Bau des Elektrizitätswerkes trug dazu bei, ebenso die Belegschaft der gerade erst angesiedelten Ivoclar. Die bestellte Ware wurde anfänglich noch mit einem „Ziachwagele“ ausgeliefert. Die Geschäftsfrau stellte sich bereitwillig den neuen Anforderungen. Es war keine Morgenstunde zu früh. An Sonntagen waren vormittags die Geschäfte geöffnet. Vor allem machten die Bergbauern davon Gebrauch. Sie begegnete jedem Kunden mit Verständnis und Geduld. Zum Großteil oblag ihr der Dienst an der Kasse, die es im heutigen Sinne anfänglich noch nicht gab. Die einzelnen Posten wurden händisch auf ein Blatt Papier geschrieben und zusammengezählt. Dabei zeigte sie eine erstaunliche Fertigkeit und große Sicherheit. Durch die zeitbedingten Herausforderungen wurde der Verkaufsraum zu eng. So erbaute die Familie in der Bahnhofstraße ein Geschäfts- und Wohnhaus mit moderner Einrichtung und neuartigen Behelfen.
Mit der Neueröffnung stellte sich Frau Alber gleich hinter die Abteilung Stoff und Kurzwaren, wechselte aber dann wieder zur Kasse. Ihr Mann Franz betreute jahrelang die Obst- und Gemüseabteilung. Die Fähigkeiten und Liebe zur Verkaufstätigkeit hat das Ehepaar wohl an die Kinder weitervererbt, denn vier von sechs Kindern sind, zwar in unterschiedlichen Bereichen, in ihre Fußstapfen getreten. Unter der heimischen Bevölkerung ist die Bezeichnung „beim Alber“ geblieben. Geblieben ist auch die Erinnerung an Herrn Alber, auch als Wohltäter und Förderer der Vereine im Dorf, der nach langer harmonischer Ehe vor 10 Jahren verstorben ist. Jeder, der Frau Alber als tüchtige Geschäftsfrau kannte, bringt ihr heute noch Wertschätzung entgegen und freut sich, ihr auf Wanderwegen zu begegnen. Bis vor kurzem nahm sie noch an jeder AVS Seniorenwanderung teil und schafft heute noch beachtliche Wegstrecken. Über all die Jahre hindurch war sie nie krank, „hatte nie Kopfweh“, so ihre erfreuliche Aussage, sie führt noch selbständig für einen ihrer Söhne und für sich den Haushalt. Und freut sich, wenn Kinder und Enkelkinder zu Besuch kommen. Eine besondere Überraschung mag es wohl gewesen sein, als die Enkeltochter Barbara Prieth zur Miss Südtirol gekürt wurde. Frau Alber legt immer noch großen Wert auf ein gepflegtes Aussehen und gefällige Kleidung, und Besuche bei der Friseurin scheut sie nicht. An Tagesausflügen und Wallfahrten nimmt sie teil und fährt ohne Begleitung mit dem Bus nach Meran.
Schicksalsschlägen hat sie sich immer tapfer entgegengestellt und schaut nun voll Ruhe und Gelassenheit in die weitere Zukunft. Die Mosaiksteine ihres Lebens, das wir so kaum mehr kennen, werden als Wissen erhalten bleiben.

 


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