Erinnerungen bewahren

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Stilfs - Viele Interessierte waren am 27.01 der Einladung zur Filmvorführung nach Stilfs gefolgt welcher der rührige Verein „Ortler Sammelverein Erster Weltkrieg“ und der Bildungsausschuss Stilfs organisiert hatten.
Präsentiert wurde ein Film zum Tuckettjoch und Hinterem Madatsch, wo im Jahre 2018 verschiedenste archäologische Vermessungsarbeiten an den ehemaligen Kriegsstellungen des 1.Weltkrieges getätigt wurden. Unter der Leitung des „Ortler Sammelvereines Erster Weltkrieg“ und Frau Dr. Waltraud Engl (damalige Direktorin des Amtes für Kunstdenkmäler) wurde diese Flug-Spurensuche organisiert und Mitarbeiter eines spezialisierten Unternehmens zur digitalisierten Vermessung auf die Gipfel geflogen.
Gerhard Holzer, Obmann des Vereines, führte gekonnt durch den sehr aufschlussreichen Film der unter anderem mit alten Fotos,Filmen und Dokumenten die Zeit des 1. Weltkrieges im ewigen Eis dokumentierte. Auch heute stehen am Tuckettjoch und an der hinteren Madatschspitze noch viele dieser Zeitzeugen: Baracken und Überreste aus Holz, welche wohl leider irgendwann dem Zahn der Zeit zum Opfer fallen werden und als Zeitzeugen für immer verloren sind.
Dies betonte auch Eberhard Reinstadler, welcher maßgeblich an der Erstellung dieses Filmes beteiligt war. Er erklärte diese spezielle digitalisierte Vermessungstechnik, welche als Resultat ein 3 D-Modell jedes einzelnen alten Gebäudes, jeder Baracke und jeder Stellung zum Ziele hat.Somit bliebe allen nachfolgenden Generationen diese Geschichte erhalten und könne durch 3-D- Animation virtuell erlebt werden.
Einen weiteren Höhepunkt des Abends präsentierte Melanie Platzer, die neue Präsidentin des Vereines. Sie stellte ihre Diplomarbeit vor, welche sie unter anderem über das „Marodenbüchlein“ geschrieben hatte (momentan im Museum in Sulden ausgestellt). Dieses zwanzig-Seiten-Dokument aus dem Jahre 1915 ist eine akkurat geführte Aufzeichnung aller damaligen Krankheitsfälle der Gebirgssoldaten. Man findet dort Diagnosen wie Brustkatharr, Influenza, Ohrenabszesse, eitrige Wunden und Magen-Darm Erkrankungen.
Melanie Platzer erklärte den Anwesenden, dass es vor allem durch die andauernde Kälte, Nässe und des steten Hungers zu solchen Erkrankungen der Soldaten kam und es kaum Möglichkeiten gab diese auszukurieren.
Franz Angerer aus Sulden übergab daraufhin dem Verein noch ein ganz besonderes Geschenk: Einen voll bepackten Kriegs-Medizinkasten (Bild) aus der K.u.K-Zeit, welcher, gefunden im Dachgeschoss des heimatlichen Hotel Post in Sulden, seine eigene berührende Geschichte erzählt.
Zum Abschluss des Abends wurde noch eine kurze Diskussion und Fragestellung gewährt und auf die wichtige Aufgabe des Ortler Sammelvereines hingewiesen. Es sei ihnen wichtig durch das Sammeln, Archivieren, Dokumentieren von Kriegsrelikten die Erinnerung nicht verblassen zu lassen und durch Ausstellungen es jedem Interessierten zugänglich zu machen. Dafür bräuchte der Verein aber auch einen Ort der Dauerausstellung, der sicherlich in der Festung Gomagoi seinen besten Platz hätte.

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