Kultur: „Am Stein"

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Bernhard Grassl Bernhard Grassl

Bernhard Grassl

Bernhard Grassl (Jahrgang 1962) ist Steinmetz/Steinbildhauer. Sein Leben spielt sich am Stein ab. Seit 1988 ist er freischaffender Künstler, er lebt und arbeitet in Laas. Seit 2009 arbeitet Grassl in den Sommermonaten zudem in seinem Bergatelier am Göflaner Berg. Bernhard erzählt: „Schon als Lehrling der Fachschule für Steinbearbeitung habe ich mich in diesen Platz verliebt. Der damalige Brucharbeiter Zangerle hat mir alles gezeigt und erklärt und so mein Interesse geweckt“. So kam es, dass es Grassl nach seiner handwerklichen Ausbildung zum Steinmetz/Steinbildhauer wieder auf den Göflaner Berg zog. „Es ist ähnlich einem Hirtenleben, du gehst gerne hinauf und im Herbst wieder gerne ins Tal hinunter. In den Wintermonaten kannst du es dann kaum erwarten bis es wieder möglich ist auf den Berg zu gehen“ sagt Bernhard Grassl. Für ihn ist das Bergatelier der ideale Arbeitsplatz. „Ich bin da weil ich vom Betrieb unterstützt werde. So etwas ist der Traum eines jeden Bildhauers. Ich habe sowohl die Unterstützung vom Betrieb als auch von der Fraktion Göflan, die mir das Maschinenhaus zur Verfügung stellt. Das sind ideale Voraussetzungen zum Arbeiten. Das Leben hier oben auf dem Marmorbruch ist zwar nicht immer schön, es kann auch kalt und einsam bergateliersein, aber es ist echtes Leben. Oft liege ich nur in der Hängematte und denke nach über Sein und Nichtsein. Was morgen ist interessiert mich nicht, morgen kann ich schon weg vom Fenster sein“ sagt er.
Bernhard Grassl will sich kein Denkmal setzen. „Ich arbeite nicht für ein NACH MIR. Wenn ich einmal nicht mehr bin können meine Figuren da oben zerfallen und ein Nächster kann sich entfalten“ sagt er.

 

Göflaner Marmorbruch

Sobald der Schnee den Göflaner Marmorbruch freigibt, wird mit der Arbeit am Bruch begonnen. Es ist der höchst gelegene bewirtschaftete Marmorbruch Europas. Jährlich werden ca. 2.000 Kubikmeter Marmor zu Tal gebracht. Gearbeitet wird von Mai bis Ende Oktober. Zum Unterschied zum Laaser Marmorbruch, der 500 m tiefer liegt, kann im Göflaner Marmorbruch in den Wintermonaten nicht gearbeitet werden, weil das Wasser gefriert. Ohne Wasser kann man nicht arbeiten. Dazu kommt im Winter die Lawinengefahr in diesem Gebiet. Das macht den Abbau in den Wintermonaten unmöglich.

 

Geschichte

Die Geschichte des Marmorabbaus in Göflan reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Als Entdecker des „Marmorbruchs bei Schlanders“ gelten die Brüder Peter und Paul Strudel aus dem Nonstal. Sie arbeiteten mehrere Jahre im Auftrag der Habsburger Kaiser am Göflaner Berg. Mit Johann Schmidinger, Waldaufseher und Steinmetz in Göflan, erhielt im Jahre 1778 das erste Mal ein privater Unternehmer die Abbaurechte zugesprochen. Nach 1830 verpachteten die Schmidinger Erben zunächst für längere Zeit ihre Bruchrechte, schließlich verkauften sie.
Durch die Wirren der Weltkriege ruhte die Abbautätigkeit ab 1921 für mehrere Jahre bis die Firma „Lasa Marmo“ den Betrieb am Göflaner Berg wieder aufnahm.
Im Jahre 2003 sicherten sich die „Tiroler Marmorwerke“ die Schürfrechte im „Göflaner Wantl“, im Sommer 2007 wurde der Betrieb an die Familie Burkhard Pohl aus Kastelbell verkauft.

 

Burkhard Pohl

burkhardAuf die Frage, was ihn dazu motivierte den Göflaner Marmorbruch zu übernehmen antwortet Pohl: „Dass er in einheimischer Hand bleibt und nicht von Chinesen gekauft wird“.
Mit viel Idealismus und Engagement übernahm Burkhart Pohl (Jahrgang 1935) mit über 70 Jahren den Marmorbetrieb. Einen Marmorbruch zu betreiben ist kein einfaches Geschäft. Wer ihn aber kennt, der weiß, dass er risikobereit, entscheidungsstark und konsequent ist. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat verfolgt er dieses Ziel mit Hartnäckigkeit. Nur so war es möglich, dass er trotz der vielen Streitigkeiten und Prozesse immer wieder die Kraft und den Nerv hatte durchzuhalten. Hut ab vor Burkhard Pohl, der trotz der vielen Hürden das Positive sieht und zuversichtlich ist. „Bezüglich der Zukunft mache ich mir keine Sorgen“ sagt er. „Marmor ist ein hochwertiges Produkt. Marmor hat Eigenschaften, die andere Materialen nicht haben. Reiche Leute wird es immer geben und Marmor wird immer gekauft werden“ so seine Meinung.
Verkauft wird über 90 % außerhalb von Europas, direkt oder über Unternehmen. „Es gibt italienische Firmen , die unseren Marmor in Italien verarbeiten und dann exportieren, z.B. nach Amerika, Kanada oder in den arabischen Raum. Am meisten geht nach Indien, die Anfragen aus China nehmen zu“ sagt Pohl.
Auf die Frage, was den Göflaner vom Laaser Marmor unterscheidet antwortet Pohl: „Geologisch ist alles Laaser Marmor. Der Laaser Marmor ist zwar etwas feinkristalliner als unser Göflaner Marmor aber wenn man ihn anschaut merkt man keinen Unterschied. Unser Marmor ist aufgrund der einstigen Erdbewegungen verbogener und verdrehter als der Laaser Marmor. Wegen seiner Härte eignet er sich besonders gut für den Außenbereich“.

 

Der weiße Stein

skulpturBernhard Grassl, der schon seit 40 Jahren mit Marmor arbeitet, kennt am besten den Unterschied zwischen Göflaner und Laaser Marmor. Er sagt: „ Für mich ist der Göflaner Marmor der Wilde und der Laaser Marmor der Ruhige in der Struktur. Ich mag beide, sowohl den Laaser als auch den Göflaner Marmor.“.
Angesprochen auf die häufig verwendete Bezeichnung „Weisses Gold“ entgegnet Grassl: „Ich kann das schon gar nicht mehr hören. Für Gold mussten Menschen sterben, für Gold wurden Völker ausgerottet. Ich will aus dem Marmor nicht weißes Gold herausholen. Marmor soll Stein bleiben. Es ist der weiße Stein“.

Peter Tscholl

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