Eine Vinschgerin bleibt nicht lange unerkannt. Wer hinhört, bemerkt die eigentümliche, leicht klappernde Redeweise der Sprechenden. Neben vielen originellen Dialektwörtern dürften die harte, kehlig-markante Aussprache von K- und P-Lauten, die Häufigkeit von zischenden Sch-Lauten, die i-Dominanz (Pōlli, Kini, inni, außi, sui, onni, siiri, hetzi), das rrollende R und die eine oder andere Vinschger Sprachspezialität dafür sorgen, dass der Vinschger Dialekt im Land und in angrenzenden Regionen gern gehört und lustvoll imitiert wird. Was freilich schwer gelingt. Doch plagen mich beim Schreiben über die mündliche, alltägliche Sprachvariante des Vinschgaus manche Zweifel, i hon Schpundus, weil es nicht eine Vinschger Dialektwelt gibt, sondern mehrere. Das Langtauferertal empfängt mit ureigenen Ausdrücken, da steht so mancher Vinschger mit fragendem Gesichtsausdruck und einem vorsichtigen Ha? Wos hosch gsogg? da.
Die Dorfbewohner rund um Haider- und Reschensee benutzen ein Lautsystem, das dem Dialekt des Oberen Gerichts (Nordtirol)
ähnelt, ein Ja wird zum Jou, das beliebte Beispiel ich habe mal eine Mütze gehabt wird als i hon amoll a Kopp kett gesprochen, während im übrigen Talbereich i hon amoll a Kopp kopp bleibt. Erzählt ein Stilfser eine Anekdote, schwingt die Sprache in einer singenden Melodik, die Latscher haben wiederum einen besonders klangvollen Umgang mit zusammengezogenen Vokalen wie ou. Innerhalb der Gemeinde Laas teilt sich der Vinschgau in zwei Großräume. Ab Eyrs aufwärts werden im Obervinschgau die Zwielaute ea verwendet, aus grün wird grean, aus schön wird schean, eine Blume ist eine Bloam, während von Laas abwärts im Mittel- und Untervinschgau die Bliamln schian und grian wachsen. Was einem Laaser natürlich über die Lippen kommt, ist für die Bewohner der Nachbardörfer schon fremd. Klingt beinahe nach babylonischer Sprachverwirrung, und das auf einer Länge von 70 Kilometern? Asou a Furm. Besonders konserviert hat sich der Vinschger Dialekt in den etwas abgeschlosseneren Seitentälern wie Schlinig, Matsch, Martell oder Schnals. Die späte Berührung mit dem Tourismus könnte auch eine Theorie dafür sein, dass sich der Vinschger Dialekt lange erhalten hat. Obwohl es zahlreiche Hinweise gibt, dass er langsam ausgeschliffen wird und sich ein Sprachbild ergibt, das dem seichten, fleasn Bachbett des Suldenbaches in Prad ähnelt, weil einige typische Phänomene seltener werden, gibt es ihn doch noch und mit ihm viele stolze Sprecher und Sprecherinnen, die sich nicht darum scheren, dass er etwas borstig klingt. Es ist den Vinschgern vorbehalten, die Fallsetzung umzuwerfen und mit dem 3. Fall zu kokettieren. Geschtern honni dir gsechn, i honn dir gearn. Bei aller Robustheit der Aussprache lässt sich im Vinschger Dialekt doch auch ganz gut schean tean, wie zahlreiche Ausdrücke und die Möglichkeiten der Verniedlichung belegen. Luis Stefan Stecher, Dichter und Maler aus Laas, hat mit seinem literarischen Werk der Korrnrliadr enthüllt, wie samtig und woach es klingen kann: Mai Maadele, mai Tschuurale, mai rutschlz Paalapirl …
In einem Punkt ist er Meister, der Vinschger Dialekt: im mehrdeutigen oder unklaren Reden. Wer zusammenkommt, der spricht, auch wenn er nichts zu sagen hat. Im Sommer heißt es Hosch worm?, morgens Bisch auf?, nach dem Wohlbefinden erkunden wir uns mit Geahts? oder Nochr?, das Tagwerk wird mit Wos geaht? geprüft und mit Jojo, loss geahn! lässt sich das Gespräch elegant beenden. Aiwoll, herrlich unscharf, aber doch gesellig, sellaweign will i itt long stirggn. Die exakte und verlässliche Seite zeigt sich in unzähligen Benennungen von landwirtschaftlichen Gegenständen und traditionellen Speisen, die nach und nach in Vergessenheit geraten, weil die Technisierung neue Möglichkeiten und Begriffe bringt, die alten weniger gebraucht werden und auch im Vinschgau modern, digital und mehrsprachig gelebt wird. Mit dem bäuerlichen Leben und Wirtschaften als ursprüngliche Lebensform ist der Dialekt am engsten verbunden. In diesem Feld steckt auch die größte Originalität, da die Wörter nicht wie heute der Standardsprache oder anderen Sprachen entnommen und lautlich angepasst wurden (Trog – Troug, Kern – Kearn, spielen – schpieln, Computer, Handy, Quarantäne), sondern phantasievolle Erfindungen sind oder sich häufig aus dem Mittelhochdeutschen entwickelt haben. Lautmalerische Dialektwörter wie s‘ Tatl, die Blootr, die Hoorleig, dr Biiz, dr Riffl, tschattrn, die Tschaltschn, eppas vrlappln, es glantschtrt, eppas drtean, maitrn, moul, murflan, prusman, groaglan, grounln, gschtrogglt, hintrschi, klumprn, Laggl, leechn, rottln, schelch, schtotzn, Schupf verwenden sui oder mir, äh wir, die Vinschger, wohl noch immer, ansonsten sind sie in den Dialektgedichten von Wilhelmine Habicher nachzulesen. Sie spielt auch mit dem Hang des Vinschgers zum Konjunktiv, zur Möglichkeitsform, der wie in anderen Dialekten absonderlich klingt: hatti, tatti, wari sind noch harmlos, wenn über andere gesprochen wird, klingt es er/sie hai gsogg/toun und möchte jemand seine Herangehensweise kundtun, lautet es i gangat, i tat, i lupfat, i sachat. Knapp und im modernen Sinn effizient ist der Dialekt mit dem vielseitig verwendbaren Wörtchen sė, es bedeutet das würde ich dir gerne schenken, bitte nimm mir das ab, da hast du - und genau so gebe ich diese Überlegungen jetzt in eure und Ihre, in enkre Hänt – sė, sie sind dazu gedacht, die Sprache weiterhin zu beobachten, zu lousn und zu reïdn, also zu pflegen, als verbindendes Element, als andauernd sich veränderndes System, das nicht ausschließt, weil es verstanden wird, und nicht einschließt, weil es großzügig vieles mit sich machen lässt.
Der Vinschger Dialekt gehört zur südbairischen Sprachfamilie, zusammen mit den Tiroler Dialekten und der Steirischen und Kärntner Mundart. Lange Zeit dominierte im Vinschgau aber die rätoromanische Sprache, wegen des rätischen Ursprungs und der jahrhundertelangen Zugehörigkeit zum Fürstbistum Chur. In Familien- und Flurnamen klingt das Rätoromanische noch nach. Im Spätmittelalter wurde dann das Deutsche modern, geistliche und weltliche Machthaber etablierten Mittel- und Neuhochdeutsch auch im Vinschgau. 1363 kam die Grafschaft Tirol zum großen Habsburgerreich und nach und nach wurden rätoromanische Schriftstücke weniger und die feudale Gesellschaft deutschsprachig. Dazu beigetragen hat die Calvenschlacht von 1499 und die folgenden Überfälle der Bündner Sieger auf die Vinschger Dörfer.
Wie sich ein traditionelles Handwerk entwickelte, florierte, endete und neu erfand, kann an der Geschichte der Gerberei und Pelzveredelung Pobitzer in Mals eindrucksvoll mitverfolgt werden. Umgangssprachlich als „Garber“ bezeichnet, haben dabei vier Generationen mitgewirkt. Als vorläufig letzter Entwicklungsschritt wurde das gesamte Produktionsgebäude der ehemaligen Gerberei vollständig renoviert und bietet nun Platz für einen Bauernladen mit Pelz- und Lederwaren, einem Bistro und Mietwohnungen. Traditionell stehen dabei weiterhin bäuerliche Produkte und lokale Kreisläufe im Sinne der Gründer im Mittelpunkt.
von Ludwig Fabi
Während des zweiten Weltkrieges erwarb Ignaz Pobitzer ein, unweit des eigenen Bauernhofes gelegenes Tischlereigebäude und eröffnete als gelernter Gerber mit fünf Gesellen eine Gerberei. Darin wurden hauptsächlich
Kuh-, Schaf-, Wildtier- und Ziegenhäute von den Bauern und Jägern aus Mals und Umgebung zu edlem Leder für die Schuster und Schneider des Vinschgaus verarbeitet.
Das Gerben ist eine der ältesten kulturellen Errungenschaften der Menschheit und hat seinen Ursprung bereits in der Altsteinzeit. Durch den Einsatz von Gerbstoffen wird das Hautgefüge von rohen Tierhäuten stabilisiert und damit zu Leder ohne Haare (Ledergerbung) oder zu Leder mit Haaren (Pelzgerbung oder Pelzzurichtung) verarbeitet. Aber bis das Endprodukt fertig ist, sind sehr viele handwerkliche Schritte nötig. Diese reichen von der Weiche, Beize, Entfettung, Entkalkung, Entwässerung, Gerbung, Glättung und Trocknung bis zur abschließenden Oberflächenbehandlung.
Bauern und Jäger brachten die Tierhäute oftmals mit der „Radelpeg“ (langer Schubkarren aus Eisen ohne Wanne) oder mit Rucksäcken zum Garber. Oft war dessen Zustand nicht mehr ganz so frisch, wie der langjährige Mitarbeiter Sebastian Habicher zu erzählen weiß, denn Tiere, die auf den Almweiden verendet waren, konnten meist nicht umgehend geborgen und geschlachtet werden.
Diese Häute mussten in der Werkstatt zuerst von Ungeziefer und andere Bakterien befreit werden. Bei Schlachtungen im Ort fragte der Garber immer nach dem Metzger, denn dann wusste er, wieviel Arbeit später auf ihn zukam und wieviel Fett vor dem Wiegen entfernt werden musste. Bezahlt wurde nach Gewicht der Häute. Mit dem Erlös konnten die Bauern den Metzger für die Schlachtung zahlen. Das reichlich zur Weiche benötigte Wasser wurde in der Gerberei Pobitzer zuerst in Becken und später in Fässern zum gerben gebracht und von der nahegelegenen Puni entnommen. Sebastian Habicher hat mehrere Jahrzehnte beim Garber viel und gerne gearbeitet. Eine Knochenarbeit war es, die Häute auf großen Marmorsteinen von der Fleischhaut zu reinigen. Seine Finger kann er dadurch nicht mehr ganz durchstrecken. „Aber wie der Schoffer will“, lautete immer seine Devise. Die Abwässer nach dem Gerbvorgang, so weiß er weiter zu erzählen, wurden über das Waalsystem wieder in die angrenzenden Felder geleitet. Das tat aber dem Wachstum des Grases keinen Schaden, im Gegenteil.
1950 übernahm der Sohn von Ignaz, Peppi Pobitzer den Betrieb. Als einer der ersten in Mals hatte er ein Transportauto und belieferte die Vinschger Schuster mit Leder. Ende der 60iger Jahre stieg sein Sohn Ignaz in die Gerberei ein und begann mit der Weißgerberei und verarbeitete die angelieferten Felle zu edlen Pelzen, welche vor allem zu Dekorationszwecken verwendet wurden. Dabei ist der Vorgang ähnlich wie bei der Lederherstellung, allerdings müssen noch die erhaltenen Fellhaare gekämmt, getrocknet und gebügelt werden. Die Gerberei Pobitzer erhielt damit ein neues Standbein und auch das Gerben entwickelte sich weiter. Wurden vorher Fichten- und Eichenrinden zur Gerbung verwendet, setzte sich nun die chemische Gerbung durch. Die Dauer der Gerbungsvorgänge verringerte sich dadurch von drei Monate auf drei Wochen. Nach dem plötzlichen Tod von Ignaz Pobitzer im Jahre 1993 führte seine Frau mit Hilfe des langjährigen Mitarbeiters Sebastian Habicher den Betrieb weiter.
Jahren ebenfalls in die Lederwelt einzusteigen, erlernte aber nicht den Beruf des Gerbers, sondern des Taschners bzw. Sattlers. Dadurch, eine gesunkene Nachfrage nach Fellen und neue Anforderungen an Gebäude und Maschinenpark bedeuteten das Aus des Gerbereibetriebes in Mals. Michael Pobitzer suchte nach neuen Wegen, um wirtschaftlich zu überleben, wollte aber Tradition, die Regionalität und hohe Qualität von Produkten wahren. Als verlässlicher Partner für die lokale Bauernwelt, sei es von Lederreparaturen an Kuhglocken über Traktorriemen bis hin zum Verkauf von Lederhosen, besonderen Pelzen und Krampusfellen, galt es den guten Namen zu halten. Da kam ihm die Idee eines Bauernladens und die erste Umbauphase wurde gemeinsam mit dem Raumgestalter Karl-Heinz Steiner in Angriff genommen. 2010 eröffnete dann der Bauernladen mit angrenzendem Verkauf von Lederwaren. Dieser ist in der großen Produktionshalle im Untergeschoss des Gebäudes untergebracht. Nach und nach wurden das restliche Untergeschoss und das Obergeschoss renoviert. Doch lokalen, bäuerlichen Produkten wollten nicht nur verkauft werden, sondern sollten auch vor Ort genossen werden. Daher reifte zudem die Idee, ein eigenes Bistro mit bäuerlichen und biologischen Produkten aus der Region zu errichten, zumal der Standort an der Hauptstraße verkehrstechnisch günstig gelegen ist. Doch die Führung eines Ladens und eines Gastronomiebetriebes schien ihm doch zu aufwendig und durch einen Zufall ist die Sozialgenossenschaft Vinterra ins Spiel gekommen. Diese hatte schon länger die Errichtung eines Gastronomiebetriebes als Ergänzung des eigenen biologischen Landwirtschaftsbetriebs ins Auge gefasst. Nach weiteren Umbaumaßnahmen wurde dann im September 2019 das Bistro Vinterra angrenzend an den Bauerladen eröffnet. Dadurch war die komplette Renovierung des ehemaligen Produktionsgebäudes Gerberei Pobitzer innen und außen abgeschlossen. Erhalten geblieben ist aber immer noch das Flair der ehemaligen Gerberei und wenn man den Bauernladen betritt, kommt einem immer noch der typische Ledergeruch entgegen, welcher gemeinsam mit verschiedenen Geräten im Park- und Eingangsbereich an das traditionelle Handwerk des Gerbens erinnern. Das Angebot im Bauerladen erstreckt sich aber weit darüber hinaus auf eine breite Palette von lokalen bäuerlichen Produkten und die Einrichtung ist kreativ und funktionell. Ebenso das Bistro, welches ebenfalls nach den Ideen von Karl-Heinz Steiner ausgebaut und eingerichtet wurde. Beide Strukturen übertragen nun das Ansinnen in die heute Zeit, gemeinsam mit lokalen Produzenten hochwertige bäuerliche Produkte zu erhalten oder vor Ort zu genießen.
Dessen Sohn Michael entschied sich mit 15 Jahren ebenfalls in die Lederwelt einzusteigen, erlernte aber nicht den Beruf des Gerbers, sondern des Taschners bzw. Sattlers. Dadurch und eine gesunkene Nachfrage nach Fellen und neue Anforderungen an Gebäude und Maschinenpark bedeuteten das Aus des Gerbereibetriebes in Mals. Michael Pobitzer suchte nach neuen Wegen, um wirtschaftlich zu überleben, wollte aber Tradition, die Regionalität und hohe Qualität von Produkten wahren. Als verlässlicher Partner für die lokale Bauernwelt, sei es von Lederreparaturen an Kuhglocken über Traktorriemen bis hin zum Verkauf von Lederhosen, besonderen Pelzen und Krampusfellen, galt es den guten Namen zu halten. Da kam ihm die Idee eines Bauernladens und die erste Umbauphase wurde gemeinsam mit dem Raumgestalter Karl-Heinz Steiner in Angriff genommen. 2010 eröffnete dann der Bauernladen mit angrenzendem Verkauf von Lederwaren. Dieser ist in der großen Produktionshalle im Untergeschoss des Gebäudes untergebracht. Nach und nach wurden das restliche Untergeschoss und das Obergeschoss renoviert. Doch lokale, bäuerliche Produkten wollten nicht nur verkauft werden, sondern sollten auch vor Ort genossen werden. Daher reifte zudem die Idee, ein eigenes Bistro mit bäuerlichen und biologischen Produkten aus der Region zu errichten, zumal der Standort an der Hauptstraße verkehrstechnisch günstig gelegen ist. Doch die Führung eines Ladens und eines Gastronomiebetriebes schien ihm doch zu aufwendig und durch einen Zufall ist die Sozialgenossenschaft Vinterra ins Spiel gekommen. Diese hatte schon länger die Errichtung eines Gastronomiebetriebes als Ergänzung des eigenen biologischen Landwirtschaftsbetriebs ins Auge gefasst. Nach weiteren Umbaumaßnahmen wurde dann im September 2019 das Bistro Vinterra angrenzend an den Bauerladen eröffnet. Dadurch war die komplette Renovierung des ehemaligen Produktionsgebäudes Gerberei Pobitzer innen und außen abgeschlossen. Erhalten geblieben ist aber immer noch das Flair der ehemaligen Gerberei, denn wenn man den Bauernladen betritt, kommt einem immer noch der typische Ledergeruch entgegen, welcher gemeinsam mit verschiedenen Geräten im Park- und Eingangsbereich an das traditionelle Handwerk des Gerbens erinnern. Das Angebot im Bauerladen erstreckt sich aber weit darüber hinaus auf eine breite Palette von lokalen bäuerlichen Produkten und die Einrichtung ist kreativ und funktionell. Ebenso das Bistro, welches ebenfalls nach den Ideen von Karl-Heinz Steiner ausgebaut und eingerichtet wurde. Beide Strukturen übertragen nun das Ansinnen in die heute Zeit, gemeinsam mit lokalen Produzenten hochwertige bäuerliche Produkte zu kaufen oder vor Ort zu genießen.
Die perfekte Symbiose in einer fast unberührten Naturlandschaft
Obervinschgau – Der Tag beginnt sehr früh. Um vier Uhr morgens beginnen die HirtInnen und SennerInnen mit ihrer Arbeit. Das Vieh bleibt im Freien, genießt viel Bewegungsfreiheit, hochwertiges Futter und ein optimales Klima. Dadurch ist die Milch von hoher Qualität und wird mit viel Können und Liebe zum weitum bekannten Vinschger Almkäse verarbeitet.
Der Obervinschgau ist geprägt von vielen kleinen Dörfern und schmalen Seitentälern an deren Ende die meisten Almen zu finden sind. In einer ruhigen Umgebung, frischer Luft und wunderbaren Aussichten meistern die SennerInnen täglich die Herausforderungen am Berg.
Die Almenwirte im Obervinschgau sind bekannt für ihre Gastfreundschaft, die regionale Küche und den einzigartigen Vinschger Almkäse. Einige erhielten Auszeichnungen, bieten eine Schaukäserei und raffinierte, traditionelle Gerichte. Alle Almen sind über familienfreundliche, meist auch fahrradtaugliche Wege erreichbar und Ausgangspunkt für weitere Wanderungen zu den umliegenden Berggipfeln.
L’Alta Val Venosta, le sue malghe e il loro formaggio
La simbiosi perfetta in un paesaggio naturale e autentico
L’Alta Val Venosta - La giornata inizia molto presto. Già alle quattro del mattino i pastori e i malgari iniziano il loro lavoro. Le mucche stanno all‘aperto, godono di molta libertà di movimento, di un mangime di alta qualità e un clima ottimale. Di conseguenza, il latte è di ottima qualità e viene trasformato con grande abilità e amore in un formaggio molto conosciuto.
La regione dell‘Alta Val Venosta è caratterizzata da numerosi piccoli villaggi e strette valli laterali, alla fine quali si trova la maggior parte delle malghe. In un ambiente tranquillo, aria fresca e con una vista meravigliosa, i malgari padroneggiano le sfide della montagna.
I padroni delle malghe dell‘Alta Val Venosta sono noti per la loro ospitalità, la cucina regionale e il formaggio speciale della malga. Alcuni hanno ricevuto premi, offrono caseificio dimostrativo e piatti tradizionali. Tutte le malghe sono raggiungibili su sentieri adatti alle famiglie, la maggior parte dei quali adatti anche per biciclette, e sono punti di partenza per ulteriori escursioni sulle cime circostanti.
Ein Tag am Erlebnisberg Watles
Von Prämajur oberhalb Burgeis erreicht man, über einen gemütlichen Wanderweg im Wald, oder mit dem Sessellift, die Bergstation und die Plantapatschhütte mit dem atemberaubenden 360° Panorama und Blick auf König Ortler. Beim Spielesee mit Holzfloß, Erlebnisrutsche und vielem mehr können sich die Kinder austoben, während die Eltern nebenan auf den Holzliegen entspannen. Die großzügige Sonnenterasse der Plantapatschhütte lädt zum Verweilen und Genießen der regionalen Küche ein. Die Abfahrt im Watles Rider zurück zur Talstation garantiert den abenteuerlichen Abschluss eines besonderen Tages.
NEU
Sommer - Saisonskarte für Erwachsene 50€,
für Senioren & Studenten 35€
und für Kinder 15€ (bis JG 2008)
Touristik & Freizeit GmbH
St. Benedikt-Straße 1, 39024 Mals
Tel. +39 0473 831 190, info@watles.net
www.watles.net
Una giornata sulla montagna d’avventura Watles
Da Prämajur sopra Burgusio su un piacevole sentiero escursionistico nel bosco o con la seggiovia, si raggiunge la stazione a monte e il rifugio Plantapatsch con un panorama a 360 gradi e vista sul Re Ortles. Al lago dei giochi con la zattera di legno, lo scivolo avventura e molto di più, i bambini possono sfogarsi mentre i genitori si rilassano sulle sdraio di legno accanto. L‘ampia terrazza soleggiata del rifugio Plantapatsch invita a soffermarsi e a gustare la cucina regionale. Il ritorno alla stazione a valle con i Watles Riders è la conclusione avventurosa di una giornata eccezionale.
NOVITÀ
Abbonamento stagionale estivo - per adulti 50€,
per anziani e studenti 35€
e per bambini 15€ (nato prima del 2008)
Turismo & Tempo Libero srl
Via San Benedetto 1, 39024 Malles
Tel. +39 0473 831 190, info@watles.net
NEU –NOVITÀ!
360° Obervinschgau - ein traumhafter neuer Rundwanderweg verbindet die Dörfer des Obervinschgaus, bietet auf neun Etappen eine Vielzahl an landschaftlichen und kulturellen Höhepunkten, und individuelle, interaktive Naturinstallationen.
360° Alta Val Venosta - un nuovo fantastico sentiero circolare collega i paesi dell‘Alta Val Venosta, offre, su nove tappe, una varietà di highlight paesaggistici e culturali e installazioni naturalistiche individuali e interattive.
Die Klostergemeinschaft wünscht sich, dass das Bistro eine Stätte der Begegnung und Gastfreundschaft werde, die weit in die Umgebung ausstrahlt im Sinne des so irdischen wie transzendent funkelnden Leitsatzes „Zum Wohl für Leib & Seele“.
von Andreas Waldner
Im Sommer 2019 wurde das Klostercafe fertig gestellt und auf den Namen INVITO getauft. Das Nebengebäude hinter den Klostermauern war eine Sägerei. Im Umwidmungsplan setzte sich das bewährte Motto des Architekten Werner Tscholl durch: Altes bleibt alt, Neues wird neu. Im Untergeschoss befand sich eine Knochenmühle, das Sägemehllager, der Betonsockel des Sägewerkes und der Skiraum der Klosterschüler (bis 1986). Diese Räume beherbergen nun Damen- Herren- und Behinderten-WC, Kühlanlagen, Getränkekeller, Dusche und WC für das Personal, Wendeltreppe und Warenaufzug. Sogar die alte Säge, die Maschine mit der Blockwagentransporteinrichtung, ist im Gästeraum oben erhalten geblieben. Rundherum wurden die Sitzgelegenheiten gruppiert. Die Räumlichkeit mit Tresen und einer Kleinküche erlaubt die Versorgung von ungefähr 30 Personen. Bei gutem Wetter stehen weitere 35 schöne Terrassensitzplätze mit rollstuhlgerechtem Zugang auf dem ehemaligen Holzeinzug zur Verfügung. Das Gebälk bleibt auf Sicht. Vor allem abends ist der Raum mit seinem indirekten Licht und der Ausleuchtung des Dachstuhls sehr beeindruckend. Alt und modern - ein Rendezvous der Gegensätze - schafft das einzigartige Ambiente. Nicht zuletzt finden die Gäste hier oben eine neue, ungewohnte Aussicht über die Dächer des Klosters. Hier hat Bruder Nikolaus über Jahrzehnte gearbeitet. Dazu gehörte u.a. das Schärfen von Sägen, Messern und Fräswerkzeug. Nach dem Schnitt wurde das Schnittholz wie Balken, Kanthölzer, Bohlen und Bretter sortiert, gelagert, getrocknet und für die Weiterverarbeitung bereitgestellt. Jetzt leitet Anni Bernhard dort das Klostercafe mit viel Fachkompetenz, Freude und Herzlichkeit, welche auch bei ihren Mitarbeitern spürbar ist. Nach dem Besuch vom Klosterhof mit Kirche, Krypta, Museum, Kutschenraum, Bibliothek, Klosterladen oder auch dem Weinberg haben die Besucher in der neuen Struktur Gelegenheit, die Eindrücke wirken zu lassen und zu entspannen.
Reduzierte Öffnungszeiten:
Aufgrund der Corona-Situation ist vom
15.06. – 15.07. von 11.30 – 17.00 Uhr geöffnet.
Normale Öffnungszeiten ab dem 15. Juli:
Vom 15. März bis 31. Oktober sowie
vom 27. Dezember bis 05. Jänner
Montag bis Samstag von 10.00 bis 17.00 Uhr
Geschlossen an allen Sonntagen und
kirchlichen Feiertagen,
ausgenommen Ostermontag und Pfingstmontag.
Marienberg betreibt eine gut besuchte Webseite, auf der jederzeit über aktuelle Events und Neuigkeiten informiert wird.
www.marienberg.it
Im Rätischen 3-Ländereck zwischen Österreich, Schweiz und Südtirol gab es in der Zwischen- und Nachkriegszeit ein illegales Berufsbild – die Schmuggler – bekämpft von den italienischen Zollbeamten oder wie der Volksmund sagte, den “Finanzern”. Der Vinschgau war zu dieser Zeit ein sehr armes Gebiet und die Menschen lebten vielfach aus der Hand im Mund. Der Krieg hatte seine Spuren hinterlassen und die Armut war groß.
Junge Burschen, die vor Kraft nur so strotzten, konnten und wollten sich mit dieser Situation nicht abfinden und versuchten sich als Schmuggler. Geschmuggelt wurde fast alles was man zum Leben brauchte. Von Tabakwaren, Kaffee, Zucker Maschinen, Vieh bis hin zu Waffen für Wilderer, alles war mit dabei. Die gut organisierten Schmuggler waren sowohl im Import als auch im Export tätig. Auch damals schon wurde versucht, Leerwege zu vermeiden und die Besten wussten genau was sie in welche Richtung mitnehmen mussten. Unterwegs waren die Jungs in den Wäldern und Bergen des oberen Vinschgau, dem Dreiländereck. Ortskundig wie sie waren, konnten sie sich sogar im Dunklen gut orientieren. Auf einer Seite trieb sie die Notwendigkeit sich einige Lira dazu zu verdienen an, auf der anderen Seite war es auch eine Sucht. So richtig amüsant wurde eine Schmugglernacht, wenn die Burschen die Finanzer nach Strich und Faden austricksen konnten. Die Beute war dann nur noch zweitrangig.
Ein richtig guter Schmuggler hatte neben den körperlichen Voraussetzungen sehr viel Grips und hatte was in der Birne. Heute kaum zu glauben, dass das Schmuggeln ohne flächendeckendes Telefon, Internet und Handy funktionierte. Man hat sich einfach gegenseitig geholfen und ein Handschlag oder ein Wort war ein unanfechtbarer Vertrag. Einmal Komplize immer Komplize.
Auf den Höfen und Almen waren bestimmte Warndienste installiert. Hängte die Laterne z.B. am obersten Fenster, war es besser einen Umweg zu machen, da die ein Zeichen für die Grenzpatrouille war, welche umherstreifte. Auch eine Fahne oder ein Fetzen Stoff am Gipfelkreuz, angebracht meistens von den Hirten, wurde als Warnung gedeutet. Es war täglich ein Katz und Mausspiel jedoch mit sehr unangenehmen Folgen für die Schmuggler die nicht schlau genug waren und von den Italienern gestellt wurden. Was den Finanzern jedoch sehr sehr selten gelang. Jeder Schmuggler wusste, dass es gefährlich ist. Daher kommt auch der etwas heldenhaft verbreitete Satz: “Wir Schmuggler sind mit einem Bein im Grab und mit einem Bein im Gefängnis, unsere Seele und unsere Gedanken werden Die jedoch nie bekommen.”
Ein halbes Jahrhundert später besuchen wir diese Wege mit unseren Drahteseln und tauchen in eine Welt der lokalen Kreisläufe zur damaligen Zeit ein. Gut war diese Zeit für die Menschen damals sicher nicht, jedoch das” ZOMHOLTN MIASMR” war von einer so großen Wertigkeit, dass es über die anderen Unannehmlichkeiten hinweghalf. So machen das Komplizen eben.
Die Komplizentour
Die Komplizentour DAS ORIGINAL wird in drei Tagen gefahren, wobei täglich zwischen 1500 und 2000 hm zu bewältigen sind. Die Tour führt uns über alte Schmugglerwege im drei Ländereck vom Reschenpass bis zum Stilfserjoch. Aus Respekt vor diesen Burschen, die mit viel Leidenschaft das tägliche Brot verdienen mussten, ist diese Tour für E-Bikefahrer nicht geöffnet. Es wird auch keinen luxuriösen Gepäcktransport geben. Wir werden mit so wenig wie möglichen Habseligkeiten im Rucksack unterwegs sein. Das Bikeshuttle wird nur am Tag eins eingesetzt um zum Startpunkt der Tour zu kommen.
Buchung
Diese Tour ist über den gesamten Zeitraum für Gruppen buchbar. Wichtige Info: Die Mindestteilnehmerzahl beträgt 3 Pers. Bei nicht erreichter Mindestteilnehmerzahl gibt es die Möglichkeit für 3 Pers. zu honorieren und die Komplizentour findet statt.
Programm
Tag 1
Reschenpass – Sesvennahütte.
48 km – 2093 hm – 2006 tm
Tag 2
Sevennahütte – Taufers im Münstertal.
43 km – 1700 hm – 2700 tm
Tag 3
Münstertal – Schmugglerscharte –
Piz Tschavalatsch – Prad am Stilfserjoch.
35 km – 1500 hm – 1700 tm
Tag 4 auf Wunsch
Wir übernachten im Tibetthaus am Stilfserjoch.
Mit den legendären Piz Umbrail schliesen wir die Tour ab.
33 km – 750 hm – 2675 tm
Kondition
Es braucht eine solide Grundkondition die es den Teilnehmern ermöglicht die Höhenmeter im Ihren Wohlfühl- Modus zu absolvieren. 500 hm Steigleistung pro Stunde sollten die Komplizen gut schaffen. Auch Tragepassagen müssen bewältigt werden.
Ein Komplize oder eine Komplizin darf nicht zimperlich sein. Es braucht einiges an Leidenschaft um am Ende das Komplizen Abzeichen mit nach Hause zu nehmen.
Testo e Foto: Gianni Bodini
Fino al 1892 Solda era raggiungibile solo percorrendo malagevoli sentieri e una mulattiera, ma a partire da quell’anno, nel quale venne inaugurata la strada costruita su iniziativa privata per promuovere il turismo alpino, si arriva a Solda comodamente. Questa conca posta a 2000 metri di quota era già abitata dal medioevo da alcune famiglie che praticavano un’agricoltura di sopravvivenza e una modesta attività mineraria.
A partire dal diciannovesimo secolo, con la nascita di quel fenomeno divenuto poi l’alpinismo, Solda divenne ben presto una meta ambita da alpinisti e viaggiatori di tutta Europa. Nel 1871 vennero registrati 200 turisti, diventati 9.500 nel 1911, prima dello scoppio della Grande Guerra. Ghiacciai e cime selvagge sovrastano questo piccolo centro e sopra tutte svetta l’Ortles, salito per la prima volta già nel 1804, che con i suoi 3.906 metri era la cima più alta in tutto l’impero austroungarico! Gli fanno da corona il superbo Gran Zebrù (il toponimo locale: Königsspitze = Cima del re, la dice tutta), la cima Vertana, il Cevedale e una trentina di “tremila”. Una buona rete di sentieri permette delle favolose escursioni, dalle più rilassanti a quelle per specialisti e una serie di rifugi alpini offre ospitalità in quota. Oggi Solda è indubbiamente il più importante centro alpino della Val Venosta e nonostante l’aumento di turisti e di hotels ha mantenuto il suo fascino dovuto in massima parte all’insuperabile panorama. La lista degli ospiti famosi è lunghissima e tra questi ne cito solamente quattro: l’esploratore e cartografo Julius Payer, Sir Winston Churchill, Reinhold Messner e Angela Merkel!
Roland Thöni aus Trafoi zählte anfangs der 1970er Jahre zu den erfolgreichsten Skirennläufern der Welt. Er kannte jede Ecke des Sommerskigebietes Stilfser Joch, wo er oft trainierte. Bei der Olympiade in Sapporo 1972 gewann er für Italien sensationell die Bronze Medaille im Slalom. Er war auch Fußballtrainer und Schafhirte.
von Magdalena Dietl Sapelza
Mit der Startnummer drei und einem Pflaster auf dem Auge stand Roland Thöni am 13. Februar 1972 im Starthaus des Olympia-Slaloms am Hang der Teine Piste im Japanischen Sapporo. Eine Viertel Stunde vorher hatte der Team-Arzt noch seinen Bluterguss am linken Auge behandelt, dener sich am Tag zuvor beim Training zugezogen hatte, als ihm eine Slalomstange ins Gesicht schlug. Damals waren die Stangen im Vergleich zu den heutigen Kippstangen noch starr und unflexibel. Die Schwellung am Auge beeinträchtigte seine Sicht. Doch Roland war hoch motiviert, so schnell wie möglich durch den Stangenwald zu wedeln und eine Medaille zu holen. Vollmundig hatte er das angekündigt. Er strotzte vor Selbstbewusstsein. Denn er wusste, dass er gut in Form war und mit den besten Skirennläufern der damaligen Zeit mithalten konnte. Und er schaffte dann auch sensationell die fünftbeste Zeit im ersten Durchgang. „Dabei habe ich minimal gesehen“, erinnert er sich. Eine weitere Behandlung folgte vor dem entscheidenden zweiten Lauf. Die angepeilte olympische Medaille war in Reichweite. Im Schnetreiben setze er alles auf eine Karte und gewann die Bronzemedaille, hinter seinem Landsmann Gustav Thöni, der Zweiter wurde, und dem Sieger Francisco Fernandez Ochoa aus Spanien. Der Erfolg der beiden Trafoier in Sapporo versetzte die Skibegeisterten im Vinschgau in einen Freundestaumel, der sich Tage später in einem riesigen Empfang widerspiegelte. In zwei „Cabriolet“, die der FIAT-Chef Gianni Agnelli – ein Freund Rolands – bereit gestellt hatte, erreichten die beiden Olympioniken den Vinschgau. „Von Partschins bis Trafoi hat jede Gemeinde etwas organisiert“, erklärt Roland. „Dieses Erlebnis war außergewöhnlich für mich. Es war ein bewegendes Gefühl, eine Olympiamedaille um den Hals zu tragen.“ In Trafoi wurde die ganze Nacht gefeiert. Roland war der Schwarm vieler Frauen und verstand es auch, diese Zuneigungen zu genießen.
Das Skifahren lernte Roland, wie auch seine vier Geschwister, im frühen Kindesalter in Trafoi unter der Obhut des Vaters Friedrich Thöni. Dieser war Betreiber eines Sportgeschäftes, Skilehrer und Pionier beim Aufbau des Sommer-Skigebietes Stilfser Joch. Jede freie Minute schnallte Roland seine „Bretteln“ an. Im Sommer verdiente er sich ein kleines Taschengeld mit dem Sammeln von Bergkräutern. Gefragt war vor allem der Alpenschafgarben für die Herstellung des Kräuterlikörs „Braulio“. Im Alter von zehn Jahren, als er bereits einige Skirennen gewonnen hatte, starb sein Vater. Roland verlor seine wichtigste Bezugsperson. „Ich kämpfte weiter, um im Skizirkus mithalten zu können. Und es war verdammt schwer“, erklärt er. 1966 durfte er mit der Österreichischen Skinationalmannschaft am Stilfser Joch trainieren. Diese bereitete sich dort auf der Weltmeisterschaft in Portillo vor. Er konnte sich mit Größen wie Karl Schranz und Heini Messner messen und einiges dazulernen.
Als aufstrebender Skirennläufer genoss er dann trainingsbedingte Freiheiten zuerst in der Heimschule in Meran und später in der Handelsschule in Mals.
Durch gute Rennergebnisse erreichte er 1970 die Aufnahme ins italienische Nationalteam. „Das ist ein harter Kampf gewesen, man hat mich oft benachteiligt“, betont er. Dass er im Fiat-Chef-Gianni Agnelli einen väterlichen Freund und Fürsprecher gefunden hatte, war hilfreich. Die beiden waren sich in Sestriere begegnet, wo sich Roland zum Training aufhielt. Agnelli bestand darauf, dass Roland ihn bei den täglichen Abfahrten ganz früh am Morgen begleite. „Sein Hubschrauber war unser Lift“, erzählt er. Roland trainierte alle Disiplinen und gewann sein erstes Slalom- Weltcuprennen in Madonna di Campiglio. Beim Hahnenkamm-Slalom in Kitzbühl 1971 erweckte er dann die Aufmerksamkeit der Weltpresse, als er im ersten Lauf mit der hohen Startnummer 72 die viertbeste Zeit fuhr. Nach dem zweiten Lauf war er Siebter in der Gesamtwertung. „Die Fernsehsender mussten die Übertragungszeit verlängern, weil ich im zweiten Lauf erst mit der Nummer 64 starten konnte“, schmunzelt er. Das war ein Jahr vor der Olympiade in Sapporo.
Nach der Bronzemedaille holte er sich noch eine Reihe guter Ergebnisse bevor er seine Karriere verletzungsbedingt beendete. „Es war eine schöne Zeit. Ich habe immer hart trainiert, aber auch ausgiebig gefeiert“, meint er.
In Sulden öffnete er 1975 mit seiner Partnerin Flora Oberkalmsteiner ein Sportgeschäft mit Skiverleih, den er seither betreut. Sohn Marc wurde 1978 geboren.
Neben dem Skisport galt Rolands Leidenschaft immer auch dem Fußball. Als Trainer eroberte er mit der Schludernser Mannschaft 1990/91 den Meistertitel. Dank seiner Beziehungen arrangierte er in Schluderns sogar den Besuch des damals besten Fußballers der Welt Diego Maradona.
Mit der Zeit wurde es immer ruhiger um Roland. Er suchte den Ausgleich in der Natur. 2008 wurde aus dem einstigen Skiass sogar ein Schäfer. Von Vertretern des Trafoier Schafzuchtverein war er gefragt worden, ob er nicht aushilfsweise einspringen könnte, nachdem der eigentliche Schäfer ausgefallen war. „Aus einem Sommer als Schäfer sind sieben Sommer geworden“, sagt er. Dem einstigen Lebemenschen Roland behagte die Abgeschiedenheit bei den Schafen. Und als Jäger beobachtete er auch die Wildtiere. Noch heute ist er oft bei Bergwanderungen anzutreffen, aber immer öfters auch als Babysitter seiner drei Enkelkinder.
Sporttrophäen sucht man vergeblich in seiner Wohnung. Alle seine Pokale hat er an Skiclubs verschenkt, als Preise für Skirennen. Auch die Bronzemedaille aus Sapporo ist irgendwie verschollen. Er nimmt es gelassen, hängt nicht an Erinnerungsstücken, denn er lebt nach dem Motto: „Die Vergangenheit ist vorbei. Nur die Gegenwart zählt.“
... nur die Gegenwart zählt.“
Stilfs auf 1300 m Meereshöhe, mit 1150 Einwohnern ist ein typisches romanisches Haufendorf mit einer Geschichte welche weit in die Bronzezeit zurückgeht und seine heutige Form in der Zeit der Bergknappen des
15. Jahrhunderts erhalten hat.
von Cornelia Knoll
Durch ein enges Tal schlängelt sich die Straße von Prad herauf. Gesäumt von freiheitstrunkenen Radfahrern die freudig dem Stilfserjoch entgegentreten und nur darauf warten, endlich das steilste Stück bis Gomagoi hinter sich zu lassen.
An der Gomagoier Kreuzung darf man sich entscheiden. Nach links ins hochtouristische Sulden? Oder doch lieber geradeaus nach Trafoi und weiter zum Gletscher des Stilfserjochs? Unser Radler entscheidet sich heute einfach rechts abzubiegen und nach wenigen Kilometern das einsam gelegene Dörfchen Stilfs zu erreichen.
Nach wenigen flachen Kehren, vorbei an wunderschön blühenden Wiesen erreicht er die Anhöhe, macht Rast und lässt seinen Blick weit hinaus ins Vinschgauertal schweifen. Sein heutiger Zielort liegt genau vor ihm, eingebettet in die Hänge des Munwarters und Chavalatsch-Massives, welche die Grenze zur Schweiz bilden.
Stilfs auf 1300 m Meereshöhe, mit 1150 Einwohnern ist ein typisches romanisches Haufendorf mit einer Geschichte welche weit in die Bronzezeit zurückgeht und seine heutige Form in der Zeit der Bergknappen des 15. Jahrhunderts erhalten hat.
Mit großem Staunen betrachtet man dieses steil in den Berghang gebaute, sonnenverwöhnte Bergdorf. Eng aneinander und übereinander liegend, getrennt durch enge Gassen und unzählige Steinstufen, stehen kleine verwinkelte blumengeschmückte Steinhäuser dort. Mittendrinn der Dorfplatz und die wunderschöne Pfarrkirche, die dem hl. Ulrich geweiht ist.
Man fragt sich wirklich, wer hier der geniale Baumeister dieser doch sehr eigentümlichen und durchdachten Architektur gewesen ist? Ein eingeborener „STILZER“, der gerade seine Kuh im Stall unter seinem Haus füttert, erzählt uns mehr davon.
„Woasch,do pa inz miassn sogor die Hennen Steigeisen trogen und die Erdäpfel miassmer festnageln, damit sie ins nit ins Tol rollen“, grinst er in dieser ganz typischen und einzigartigen Stilfser Sprachmelodie. Ein weicher, bedächtiger Singsang, welche die „Stilzer“ noch sympatischer macht, als sie eh schon sind.
Er erzählt vom großen handwerklichen Geschick der Stilfser Baumeister,die vor 500 Jahren das Dorf zuerst in Holz und Lehm terrassenförmig um die 8 Dorfquellen bauten. Später nach den verheerenden Dorfbränden im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Holz meist durch Steine vom Suldenbach ersetzt. Das Geschick der fleißigen Stilfser Handwerkermeister war jahrhundertelang weit über alle Grenzen bekannt und schenkte dem ehemals bitterarmen Dorf große Wertschätzung und Überlebensmöglichkeiten.
Heute findet man leider kaum mehr angesiedelte Handwerkbetriebe, welche das Dorf mit ihrem Unternehmerwillen beleben. Auch die Viehwirtschaft hat ihre Rentabilität im großen Maße eingebüßt und Arbeitsmöglichkeiten fehlen. Viele haben sich somit in den letzten Jahren entschieden wegzuziehen und haben oft leere, verlassene Häuser hinterlassen.
Jene, die geblieben oder neu dazu gezogen sind, versichern jedoch, dass sie nirgendwo anders leben möchten als hier und loben die Lebensqualität. Kinder die ungestört in den leeren Straßen spielen dürfen, Ruhe, Abgeschiedenheit mitten in der Natur für Einheimische und Gäste, um täglich Energie zu tanken und ein großes soziales Netzwerk, welches Familien und Senioren erlaubt, sich hier wohlzufühlen.
Doch Stilfs ist auch das Dorf der Künstler, Musiker, Historiker, Schrifsteller, Sammler, Theaterspieler und der mutigen Aussteiger die dem großen Alltagstrott der „anderen Welt“ entflohen sind. Sie alle haben hier ihre ganz eigene Bleibe und ihren Lebensmittelpunkt im Dorf oder den umliegenden Höfen gefunden.
Da gibt es z. B. das liebevoll renovierte Pfeiferhaus, in welchem regelmäßig Kunstevents der besonderen Art stattfinden. Oder das „Haus 59“ mit der kirschroten Tür, wo heimische Künstler ihre Kunstwerke einem internationalen Publikum vorstellen.
Im Stilfser Bergbau-Musem kann man der Ausstellung „Der Einstieg-Bergbau und Siedlungen am Ortler“ beiwohnen. Hier erfährt man alles über den prähistorischen Kupferbergbau, dessen Auswirkungen auf die Entstehung des Dorfes und über die Besonderheit der rätoromanischen Sprache, die in Flur-, Dorf- und Hausnamen noch immer sehr präsent ist.
Private Sammlungen jeglicher Art findet man nebenbei in alten Gewölben der Steinhäuser, wo voller Stolz über die alten Zeiten, die Schmuggler, die Karrner, die Schwabenkinder und über uralte Bräuche der Bevölkerung erzählt wird.
Mit dem Brauch des „Pfuagziechn“wird in Stilfs alle 2 Jahre der Frühling begrüßt. Ein Umzug aus Bauern, Gesinde und dem fahrenden Volk in historischer Kleidung, welcher seinen Höhepunkt mit dem „Knödelstehlen“ auf dem Hauptplatz der Kirche hat.
Dort endet auch der Umzug des „Klosens“ am 1. Samstag im Dezember. Junge Stilfser Männer in der Rolle der „bunten Esel“ und der „fratzenhaften Klaubaufe“, widerspiegeln hier in ihrem Schauspiel das Gute und das Böse; den Winter und den Frühling.
Erfüllt von unzähligen Stilfser Eindrücken macht sich unser Radler nun auf den Heimweg. Dazu wählt er den geschichtlichen „Archaikweg-Wormisionssteig“, der vor Urzeiten als wichtigste Route über die Alpen galt und das lombardische Veltlin mit dem Vinschgau verband. Diese Route führt mitten durch den Wald zurück ins Tal über die Urzeitsiedlungen und Kultplätze „Kaschlin“ und „Weiberbödele“. Beides sind bekannte archäologische Ausgrabungsorte mit wertvollen Funden aus der späten Bronzezeit sowie der früheren Eisenzeit.
Noch einmal geht der Blick zurück zu diesem besonderen charismatischen Bergbaudorf mit seiner großen Geschichte und seinen charmanten Bewohnern. Ein wertvolles Kleinod des Vinschgaus, welches darauf wartet entdeckt zu werden.
Wanderungen und Ausflugsziele in Stilfs:
Wildgehege Fragges, Nationalpark Stilfserjoch, Archaikweg mit Kaschlin und Weiberbödele, Fischerteich Stilfs, Obere und untere Stilfseralm, Piz Chavalatsch. Zur Tarscher Alm über die Furkelhütte und Goldseeweg zum Stilfserjoch.
Stilfser Besonderheiten:
Bergbaumuseum, Pfeifer Haus. Haus 59 mit der kirschroten Tür. Die Kräuterwiesen des Siegi Platzer. Die Theatervorstellungen vom „Lorgagassl“, wo der Dorfpfarrer meist die Hauptrolle spielt. Bräuche, Riten, Rituale, Pfuagziechn (ein bäuerliches Fastnachtspiel) alle 2 Jahre. Klosn (mit Esel und Klaubaufe). Am Samstag vor oder nach dem Nikolaustag. Gsungen, tonzt und gspielt im August am Tage des hl. Rochus. Uralte Volksweisen mit Ernst Thoma
Wer am höchsten Punkt steht, blickt am weitesten. Der Ortler ist mit 3.905 Metern der höchste Berg Südtirols und eine Einladung, die Welt von Oben zu betrachten. Die Gegend zu seinen Füßen geizt nicht mit Weite, Unentdecktem, stillen Orten und gelebter Gastfreundschaft.
Am besten erkundet man die weite Landschaft zu Fuß; damit bleibt Zeit für Schätze am Wegesrand, scheue Waldbewohner und die Farbenpracht von Gletschern, Felsen und Pflanzen. Wer dies alles genussvoll wirken lassen möchte, setzt sich in Seilbahn oder Sessellift und gleitet mit etwas Gletscherwind im Nacken und einem leichten Höhenrausch sanft nach Oben oder Unten.
Natur für Neugierige
Gletscherwasser im Bärenbad, Gämsenpfeifen an der Naturonda, Abenteuerwiese statt langweiligem Spielplatzeintopf oder aufgeregtes Schaukeln auf der Hängebrücke sind Garanten für einen feinen Entdeckertag in Sulden und bleiben sicher in Erinnerung. Wer höher hinauf mag, ist den Bergen nirgends so nahe wie auf den Hütten. Mal sind sie Zwischenstation auf dem Weg zu den Gipfel, mal Ziel für den besten Blick auf die Welt weiter unten oder eisige Gipfelpracht.
Unentdecktes in Fels und Flora
Mit Klettersteigset ausgestattet bietet der Klettersteig Trafoi eine gute Möglichkeit, sichere Bewegung am Felsen und eingerostetes Bergwissen wieder aufzufrischen. Mutige schweben über den Trafoi Canyon, um zum Einstieg zu gelangen. Wer lieber bodenständig bleibt, benützt einfach den Wanderweg als Zustieg. Für so manchen die erste Bergliebe und der Beginn einer großen Leidenschaft.
Der Kräuterpfad in Trafoi belebt nicht nur die Sinne und ermutigt zu genauem Hinschauen, sondern lehrt auch einen achtsamen Umgang mit der Natur und frischt vergessenes Heilwissen wieder auf. Die Gehzeit von rund einer Stunde ist lediglich eine kleine Hilfe: Wir wissen jetzt schon, dass die Stehzeiten mindestens genauso lange sein werden.
Überraschendes im Berg und Dorf
In Stilfs geht es jetzt in den Berg und in die Vergangenheit. Weil den meisten von uns die wechselvolle Geschichte des Bergbaus am Fuße des Ortlers unbekannt ist, lohnt sich der Besuch in Stilfs, und natürlich nicht nur deshalb. Die Dauerausstellung “Der Einstieg: Bergbau und Siedlungen am Ortler” am Ortseingang von Stilfs in der „Knappenstube“ des ehemaligen Feuerwehrhauses ist genauso lohnenswert wie ein Rundgang durch das Dorf: garantiert auch ohne Steigeisen machbar!
Wandertipps, Veranstaltungen und alles weitere unter
ortler.it
Laas/Allitz/Schluderns/Schlanders - Die Bauern in Laas, jene Besitzer der Allitzbach-Wiesen-Laas, jubeln. Die Bauern in Schluderns müssen auf die Beregnung in der Ebnet noch etwas warten und die Bauern in Schlanders, die von einer geplanten Speicherbeckenerweiterung in Priel profitieren würden, sind verärgert. Die Wasserversorgung der Apfelanlagen Im Vinschgau spielt eine große Rolle - auch in Zukunft.
von Erwin Bernhart
Eine gute, wenn nicht gar euphorische Stimmung herrscht am 27. Juni in Bauerskreisen in Laas und Allitz. Von den mehr als 200 Grundbesitzern der rund 320 Hektar großen Fläche der Allitzbach-Wiesen-Laas sind 137 erschienen. In einer Lagerhalle in der Obstgenossenschaft Alpe sitzen die Bauern vereinzelt auf Stühlen mit großem Abstand dazwischen. Es steht eine Abstimmung über ein Projekt an, welches ein großes Problem rund um den Allitzbach lösen soll, welches Beregnungswasser für die Litzer Bergbauern freimacht, welches für die Zukunft sauberstes Wasser für die Litzbach-Wiesen sichern wird. Der in Vinschger Bauerskreisen bestens bekannte Kalterer Ingenieur Romano Comunello erläutert rund eine Stunde lang das Projekt. Von den 137 anwesenden Besitzern sind 135 für die unverzügliche Verwirklichung des Projektes, zwei stimmen dagegen. Sektlaune bei den betroffenen Bauern.
Es ist nicht nur das Projekt-Design, das die Bauern fasziniert, es sind auch die Restkosten pro Hektar, die kaum Wünsche offen lassen dürften. Denn das Projekt wird insgesamt um die 7 Millionen Euro kosten. Und davon liegt bereits ein Finanzierungsdekret von rund 6,6 Millionen Euro über den „piano sviluppo rurale“ aus Rom konkret vor. Die Grundbesitzer selbst werden um die 1000 Euro pro Hektar berappen müssen.
Spätestens in den Trockenjahren 2005/2007 war klar, dass der Litzbach, der im Laufe der Jahrhunderte den fruchtbaren Gadriaschuttkegel aufgefüllt hat, eine Wasserversorgung a lá long nicht mehr sicherstellen kann: Der bockige Bach hat rund 200 Hektar Kortscher Wiesen zu versorgen, 160 Hektar auf Laaser Seite, 70 Hektar Litzer Wiesen und 60 Hektar in Oberallitz.
Überlegungen wurden angestellt, wie man mehr Wasser aus dem Laaser Tal auf die andere Seite bringen könnte. Seit 50 Jahren wird die im Laaser Tal gelegene Santa-Honz-Quelle (Johannisquelle) gefasst und das Wasser mit einer unter dem Dorf durchführenden Leitung auf die unteren Litzer Wiesen auf Laaser Seite geführt. Damit werden rund 160 Hektar mit Beregnungswasser versorgt. Das Santa-Honz-Wasser wurde zuvor über Kandl, von denen noch Überreste in Laas vorhanden sind, auf die andere Talseite gebracht.
Nicht in Frage kam, Wasser aus dem Laasertal-Bach zu entnehmen. Denn dieses Wasser führt zur Beregnung ungeeignetes Gletscherwasser und auch das milchige Weißwasser ist aufgrund seines Marmorgehaltes zu Beregnungszwecken nicht geeignet.
Zuhinterst des Laaser Tales gibt es eine saubere Quelle, die von der damaligen Montecatini, nachfolgend von der Edison, dann Seledison, dann Hydros und heute Alperia für die Stromerzeugung genutzt wird. „Enzianbrunn“ heißt die Wasserschüttung und sie ist so erschlossen, dass das Wasser entweder in den Zufrittstausee in Martell geleitet oder bei Bedarf direkt auf die Turbinen des E-Werks in Laas geführt werden kann.
Mit der damaligen Hydros wurden vom Bonifizierungskonsortium Vinschgau im Jahr 2009 Verhandlungen aufgenommen, das Wasser von „Enzianbrunn“ für die Vegetationsperiode nutzen zu können. „Das ist uns genehmigt worden“, sagt der Geschäftsführer des Bonifizierungskonsortiums Vinschgau Gottfried Niedermair.
Das Design bzw. das Projekt sieht nun vor, dass mit einem Rohr das Wasser aus dem Enzianbrunn gefasst wird, das Santa-Honz-Wasser wird hinzugespeist und die Leitung wird nordseitig am Dorf Laas vorbei und auch vorbei am Speicherbecken in den Laaser Mösern und dann hinauf bis in die drei Allitzer Speicher geführt. Mit dem Prinzip der verbundenen Gefäße wird das Wasser von 1870 Metern (Enzianbrunn) mit natürlichem Druck auf 1100 Meter (Allitzer Speicher) von einer Talseite zur anderen geführt. Rund 160 Sekundenliter sollen diese neuen Leitung führen. Die derzeit bestehende Leitung, die das Johanniswasser (Santa Honz) führt und die unter Laas hindurchgeht, wird stillgelegt.
„Damit werden alle 320 Hektar der Litzer-Wiesen mit Wasser aus dem Laaser Tal versorgt“, sagt Niedermair. Und damit wird Wasser vom Litzbach frei. Vor allem die Bergbauern in Oberallitz wird dies freuen, denn gerade die sind in der Vergangenheit oft unter die Räder gekommen. Man ist auch dabei, das gesamte Laaser Gebiet - und auch andere Gebiete - auf Tropfberegnung umzustellen. Einig Gebiete im Vinschgau sind bereits umgestellt.
Eine zweite Leitung besteht bereits von der Faltin-Quelle hinunter in das Speichebecken in den Laaser Mösern.
Nach einem 10-jährigen Spießrutenlauf und nach einer 8-jährigen prozedurfaulen Ämterodyssee - Landesämter, Umweltverträglichkeit, Wassermagistrat in Venedig, Genehmigungen von Unterquerungen für Zug, Straße und Etsch, Sicherheitsprojekte... kann nun mit dem Finanzierungsdekret in der Hand an die Ausschreibung gegangen werden. „In den Jahren 2021 und 2022 soll das Projekt gebaut werden“, wagt Niedermair eine Prognose.
Warten in Schluderns
Das Projekt in Laas wurde gemeinsam mit dem Projekt Ebnet Schluderns für die Finanzierung über die „piano sviluppo rurale“-Schiene eingereicht. Man hat für beide Projekte um insgesamt rund 14 Millionen Euro angesucht, mit einem Antrag für zwei Maßnahmen. Laas ist genehmigt und das Projekt in Schluderns wurde vom Antrag abgekoppelt. Warum, weiß man nicht genau, sagt Niedermair. Die Schludernser Bauern müssen noch warten, können allerdings den Sekt schon kalt stellen. Denn eine Finanzierungszusage ist bereits da. Diesmal über die Schiene „piano nazionale investimenti“, in der überwiegend staatliches Geld vorhanden ist. Schluderns ist auf der Liste der „progetti da finanziare“, sagt Niedermair. Der Zeitplan ist nachgereicht, man warte auf das Finanzierungsdekret. Dann wird die Abstimmung der Grundeigentümer kommen. Ob die Schludernser in ähnlicher Sektlaune kommen werden wie die Laaser Bauern?
Ärger in Schlanders
Weder in Sektlaune noch euphorisch sind die Bauern in Schlanders. Im Gegenteil, in Schlanders ist man verärgert. Hat man heuer im Langes bei den Frostnächten reichlich Frostkerzen angezündet und dafür von der Bevölkerung Entrüstung und Rügen ernten müssen, weil es im Talboden ordentlich „geprintschelet“ hat, hat man andererseits ein Projekt auf Schiene, welches zumindest einen Teil des Frostkerzen- und damit oft auch Geldverbrennens verhindern könnte.
Das vorhandene Speicherbecken oberhalb der Sportzone Priel soll, so das bereits fix fertige Projekt, vergrößert werden und das gespeicherte Wasser könnte einen Teil der Obstflächen - links der Hauptstraße bis zur Tankstelle und einen Teil des Gebietes bis zur Göflaner Straße - vor allem mit Frostberegnungswasser versorgen, im Sommer auch mit Beregnungswasser. Weil der Schlandraunbach vor allem im Frühjahr, wenn der Bach wenig schüttet, heillos überkonzessioniert ist, bleibt für Frostberegnung kein Tropfen. Deshalb die Frostkerzen mit Rauch und Gestank. Das vergrößerte Speicherbecken wäre Teil eines Gesamtkonzeptes.
Von der UVP ist das Projekt genehmigt, vom Amt für Stauanlagen ist ein positives Gutachten da, mit der Forstbehörde und mit dem Amt für Wildbachverbauung ist das Projekt vereinbart. Das geologische Gutachten ist ok. Eingereicht wurde das Projekt im Februar 2019, 9.000 Kubikmeter Wasserspeicher, unterirdisch, das Ufer unverbaut, 2 Meter vom Bachbett entfernt, der vorhandene Damm wird belassen. Die UVP hat im November 2019 gesagt, dass „im Wald kein Becken möglich sei“, ein Löschwasserbecken aber schon. Also hat man einen Hydranten dazugeplant.
Im heurigen Jänner wurde das Projekt in der UVP vertagt, ohne Begründung, sagt Gottfried Niedermair. Auf eine schriftliche Anfrage habe man keine Antwort bekommen.
Wo hakt es? Dies fragen sich die Bauern in Schlanders verärgert.
Niedermair sagt, dass das Amt für Landschaftsplanung das Projekt ablehne. Alle anderen Ämter haben grünes Licht gegeben. Mit großer Verwunderung hat man in Schlanders die Ablehnungsgründe aus dem Amt für nachhaltige Gewässernutzung im Schreiben vom 20. Februar 2020 zur Kenntnis genommen. „Der im Projekt vorgesehene unterirdische Bau eines Speicherbeckens in unmittelbarer Nähe des Schlandraunbaches“, heißt es da im Schreiben unter anderem, „fügt sich nicht harmonisch in die Landschaft ein und stellt somit einen untragbaren Eingriff dar (...).“ Das Projekt respektiere die Anwendung eines naturnahen Wasserbaues gemäß Alpenkonvention nicht. „Diese Form der Ablehnung steht auf keiner gesetzlichen Basis“, ärgert sich Niedermair. Für eine solche Form der Ablehnung habe man kein Verständis. Gesprächsversuche haben in der Causa nicht gefruchtet. Da draußen werdet ihr nie ein Becken bauen, war laut Gottfried Niedermair eine Aussage aus Bozen, die zu noch größerem Ärger in Bauerskreisen geführt hat.
Dann kam Corona.
Trotzdem: Für das Bonifizierungskonsortium war der nächste Schritt klar: Man hat bei der Landesregierung Rekurs gegen diese Form der ablehnenden Haltung eingereicht. Soll doch die Politik entscheiden, wenn alle Ämter grünes Licht gegeben haben - mit einer Ausnahme. Keine Sektlaune in Schlanders.