Sulden/Martell - Die Gewitterlinie vom 15. August am späten Nachmittag hat im Westen und Osten Südtirols zu Murgängen in mehreren Bächen geführt.
An mehreren Bächen seiner Zone haben sich am 15. August am späteren Nachmittag nach heftigen Gewittern mit Starkregen Murgänge ereignet, legt der Direktor des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung West Peter Egger dar. Am Rosimbach in Sulden war am 15. August Abend unmittelbar nach dem Murgang der stellvertretende Wildbach-Vorarbeiter Werner Wallnöfer im Einsatz. Tags darauf, berichtet der koordinierende Techniker Julius Staffler vom Landesamt für Wildbachverbauung West, wurden vier Bagger angefordert, um das Bachbett von geschätzten 30.000 Kubikmeter Murmaterial auszuräumen.
In Martell sind am Nachmittag des 15. August gegen 16.30 Uhr drei kleinere Muren und eine größere Mure niedergegangen: Am Hölderlegraben gingen etwa 3000 Kubikmeter bis in die Plima nieder und haben dabei eine kleine Brücke am Uferweg mitgerissen, fasst der koordinierende Techniker des Landesamtes für Wildbachverbauung West Roland Schweitzer zusammen. Noch am Abend hat die Wildbachverbauung mit Vorarbeiter Hansjörg Stricker mit den Aufräumarbeiten begonnen, auch bei den kleineren Muren im Stachelgraben, im Schöntalgraben und im Reitgraben. Auf dem Forstweg zur Soyalm haben die Arbeiter der Wildbachverbauung gestern umgehend mit der Räumung von Murmaterial begonnen, um Autos die Rückfahrt ins Tal zu ermöglichen. Die Schutzbauten hätten ihre Funktion erfüllt und schlimmere Folgen verhindert, betonen die Techniker.
„Auch im Osten des Landes sind nach den Starkereignissen Schäden aufgetreten“, fasst der Direktor des Landesamtes für Wildbachverbauung Ost Sandro Gius zusammen.
„Extremwetterlagen treten immer heftiger und häufiger auf“, unterstreicht Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler: „Wegen der zunehmenden Starkniederschläge gilt es, die Schutzmaßnahmen zu verstärken, und wir müssen deshalb den Bevölkerungsschutz auf eine neue Stufe heben. Dies wird ein langer und aufwändiger Prozess, der den Einsatz von guten und erfahrenen Leuten fordert und auch umfangreiche finanzielle Mittel benötigt. Mein Dank geht an die stets abrufbereiten Mitarbeiter der Wildbachverbauung und die ebenfalls immer einsatzbereiten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren.“
An der Wetterstation Sulden/Madritsch wurden am späteren Nachmittag des Hochunserfrauentages 50 Liter pro Quadratmeter Niederschlag innerhalb einer Stunde gemessen, erklärt Dieter Peterlin vom Landesamt für Meteorologie und Lawinenwarnung: Die Gewitterlinie ist am späteren Nachmittag von Westen nach Osten durchgezogen, und zwar langsam und hat deshalb große Regenmengen verursacht.
Schlanders/Schaufenster Basis - Im Meraner Raum gab es Anfang der 2000 Jahre neonazistische Gewalttaten, Festnahmen und Hausdurchsuchungen. Im Juni 2006 wurden 42 Hausdurchsuchungen gegen 70 Verdächtige in ganz Südtirol durchgeführt. Dabei wurden Schlagringe, Dolche und Propagandamaterial des rechtsextremen Netzwerkes Blood & Honour gefunden. Es gab in Südtirol Treffen und „Wanderwochen“ von Neonazis aus dem deutschsprachigen Raum. 2009 deckte die Polizei eine Gruppe auf, die unter den Namen „Naturnser Hitlerjugend“ agierte. Die junge Politikwissenschaftlerin und Sozialarbeiterin Mara Stirner aus Schlanders, die in Berlin lebt, hat sich intensiv zusammen mit dem Designer und Fotografen Alexander Indra aus Lana, der ebenfalls in Berlin lebt, mit der rechtsextremen Szene, der Punkbewegung und den antifaschistischen Gruppen besonders im Burggrafenamt auseinandergesetzt. Stirner arbeitet über erinnerungspolitische Themen und recherchiert vor allem zum Thema Rechtsextremismus. Für das multimediale Projekt „Springerstiefel & Lederhosen“ hat Stirner Interviews mit Jugendlichen aus dem Burggrafenamt geführt, eine Chronik rechtsextremer Gewalttaten erstellt und Publikationen aufgearbeitet. Die Interviews wurden in vier Kapitel (Gewalt, Strukturen, Konsequenzen und Widerstand) zusammengefasst und können auf YouTube angehört werden. Für Stirner sind diese Vorkommnisse Teil der Südtiroler Geschichte, die aufzuarbeiten sind. Es geht darum sich mit den Themen Rechtsextremismus und Antifaschismus auseinanderzusetzen und eine klare Haltung zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser Recherche können beim „Schaufenster“, einem Ort der Begegnung von Basis Vinschgau, in der Fußgängerzone Schlanders besichtigt bzw. angehört werden. Romina Roman, eine Künstlerin aus Salzburg, die in Laas lebt, war die Kuratorin dieser multimedialen Ausstellung und die Moderatorin bei der Vernissage am 10. August. (hzg)
Cornelia Hülmbauer:
Oft manchmal nie.
Residenz Verlag, 2023.
Wie war es damals, seine Kindheit und Jugend in den 80er und 90er Jahren auf dem Land zu verbringen? Zwischen Bauernregeln, Katholizismus und klassischen Rollenbildern? Die Ich-Erzählerin beschreibt in kurzen Episoden und Gedächtnisbildern ihre Kindheit in einer österreichischen Provinz. Als Tochter eines Autowerkstattbesitzers an der Bundesstraße pendelt sie zwischen Schule und Werkstatt und erzählt in einfacher Sprache und ohne sprachlich auszuschmücken von banalen Alltagssituationen. Vom Decken des Mittagstisches, vom Einkaufen im Lebensmittelgeschäft mit der Großmutter, von der Inventur in der Autowerkstatt, bei der jede helfende Hand gebraucht wird. Das Mädchen beobachtet die Umgebung und ihre Mitmenschen präzise und erkundet auf eigene Faust die Welt - in einer konservativen Zeit, in der es eigentlich nichts zu hinterfragen gab. „Beschließen alle Mädchen einmal auszureißen?“, „Schwitzen alle Mädchen zu viel?“ – Mädchen müssen schlank sein, nicht dreckig sein und dürfen nicht als Lehrling in der Autowerkstatt beschäftigt werden. Ein gesellschaftliches Korsett das früh auferlegt wird. Hülmbauer thematisiert in ihrem Debütroman auch die Folgen der Globalisierung. Die „große Autowerkstatt in der Stadt“ zieht zunehmend Kunden ab und führt den Familienbetrieb in finanzielle Schwierigkeiten, mit einem unweigerlichen Ausgang. Wie stark der Roman an die Biographie Hülmbauers angelehnt ist bleibt offen. Es ist allerdings stark anzunehmen, dass die Autorin auf ihre eigene Kindheit und Heimat zurückblickt.
Anna Alber
ÜBER DIE AUTORIN
Cornelia Hülmbauer ist 1982 in Niederösterreich geboren. Sie studierte Anglistik, Kunstgeschichte und Sprachkunst in Wien und Malta. Auszüge aus ihrem Debütroman wurden mit dem Marianne-von-Willemer-Preis 2021 und dem Emil-Breisach-Preis 2021 ausgezeichnet. Gerhard Ruiss nominierte den Roman „Oft manchmal nie“ für den Franz-Tumler-Literaturpreis 2023.
von Don Mario Pinggera
Vor kurzem wurden beinahe beiläufig die Kirchenaustritte in Südtirol erwähnt. Während beispielsweise in Deutschland, Österreich oder auch der Schweiz der Kirchenaustritt oft finanziell motiviert ist, fällt dieser Grund in Südtirol weg. Ein grosser Teil der Austritte gehen schon seit längerem auf das Konto der zahlreichen Missbrauchsfälle. Aber warum treten Menschen explizit aus der Kirche aus, obwohl daraus keinerlei finanzielle Ersparnis resultiert? So ein Austritt hat Konsequenzen: er wird im Taufbuch vermerkt, eine katholische Eheschliessung ist nicht mehr möglich, ebenso eine kirchliche Bestattung sowie die Möglichkeit, eine Tauf- oder Firm Patenschaft zu übernehmen. Die Konsequenzen sind also durchaus gewichtig. Bevor sich allerdings die Kirche als Institution beschwert, indem immer wieder von «Gläubigenmangel» gesprochen wird, sollte besser die Frage gestellt werden: Kann es sein, dass die Kirche die Menschen nur noch bedingt oder gar nicht mehr anspricht? Ihre ureigenste Aufgabe ist es, den Glauben und die frohe Botschaft zu verkündigen. Und da gibt es definitiv «Luft nach oben», wie so oft und so treffend gesagt wird. In Zeiten, in welchen immer mehr Seelsorgeeinheiten geschaffen werden (müssen), sind alle gefragt: Die Priester genauso wie die Gläubigen. Schliesslich wird bei der Taufe ja hoch und heilig versprochen, «Verantwortung in Kirche und Welt» zu übernehmen. Immer noch wird viel zu viel auf und in die Priester projiziert. Das fängt damit an – und ich spreche aus Erfahrung – dass beispielsweise vor einer Taufe zuerst das Restaurant reserviert wird und dann erst kommt der Priester. Er wird dann schon Zeit haben. Hat er aber nicht! In unseren Pfarreien gibt es zahlreiche Aufgaben, die so wichtig sind und die keinerlei sakramentale Kompetenz und somit auch keinen Priester erfordern. Dazu zählen sämtliche administrativen und finanziellen Belange, aber auch Krankenkommunion und Beerdigungen. Solange Beerdigung und Messe zwangsgekoppelt bleiben, wird sich die Situation aufgrund zunehmenden Priestermangels weiter zuspitzen. Es ist für einen Priester eine Zumutung – neben allem anderen – zusätzlich drei bis vier Beerdigungen pro Woche vorbereiten und leiten zu müssen. Die Verantwortlichen in den Seelsorgeeinheiten sind gut beraten, umgehend an den runden Tisch zu sitzen. Mit einem «weiter so» würde man die Pfarreien vor Ort zwangsläufig in die aktive Sterbehilfen gleiten lassen.
Tschengls/Laas - Am 9. Februar 1958 wurde das Krankenhaus Schlanders eröffnet und bereits am 3. April 1958 wurde die Vereinigung der Freiwilligen Blutspender Vinschgau (AVIS) in Schlanders gegründet. Seit 65 Jahren arbeiten die freiwilligen Blutspender im Hintergrund und spenden ihr wertvolles Blut. Blut kann Leben retten, andererseits kann es nicht künstlich hergestellt werden. Derzeit hat die Blutspendervereinigung im Vinschgau 1.145 Mitglieder, wie Roland Wallnöfer, der Präsident bei der 65. Generalversammlung am 11. Februar mitteilte. Jahrzehnte lang wurde der Verein von Hans Kaufmann aus Laas geprägt, der seit der Gründung bis 1978 als Mitglied des Vorstandes und von 1978 bis 2009 als Präsident der Vinschgauer Sektion tätig war. Anschließend prägten vor allem drei Personen den Verein. Neben der nach wie vor engagierten und stets einsatzbereiten Sekretärin Ilse Thoma waren es Herbert Raffeiner aus Tschengls und Hermann Schönthaler aus Laas. Herbert Raffeiner war viele Jahre Blutspender und Präsident der Vereinigung von 2008 bis am 09.02.2019. Jahrelang arbeiteten er und sein Vorstand sehr gut mit der Landesorganisation der Südtiroler Blutspender unter der Präsidentschaft von Erich Hanni zusammen. Schwierigkeiten gab es, als Diego Massardi zum Präsidenten der Südtiroler Blutspender gewählt wurde. Raffeiner, der bei den Versammlungen den Mitgliedern immer Gesundheit, Gelassenheit und Geduld wünschte, verlor die Geduld und trat verärgert als Präsident zurück. Hermann Schönthaler war ebenfalls langjähriger Blutspender und Mitglied des Verwaltungsrates und Vize Präsident von 2009 bis 2022. Für ihre Verdienste und die langjährige Tätigkeit bei der Vereinigung der Freiwilligen Blutspender Vinschgau bekamen sie deshalb eine Ehrenurkunde. (hzg)
Latsch - Das 250. Bestandsjubiläum der Bürgerkapelle Latsch wurde am ersten Augustwochenende gebührend gefeiert. Im Angebot stand alles, was ein unterhaltsames Musikfest ausmacht.
von Maria Raffeiner
Latsch war Schauplatz eines dreitägigen Festprogramms. Auf alle Wettersituationen vorbereitet, empfing die Bürgerkapelle (BK) am Freitag an die 2000 Feierlustigen aus dem ganzen Land und über die Grenzen hinaus, die sich von „Southbrass“ aus Südtirol und den legendären „Fäaschtbänklern“ aus der Schweiz mitreißen ließen. Mit ihren Hits elektrisierten „die Fäaschtis“ die Menge, sie tanzte und sang ausgelassen. Die Freitagnacht zog viel junges Publikum an. Blas- und Volksmusikinstrumente mischten die Genres so auf, dass unvergessliche Konzert- und Partystimmung aufkam. Am Samstag standen dann Vinschger Blasmusikmatadore auf der Bühne: Beim gemütlichen „Dämmerschoppen“ unterhielten „Oberwind“ und „Grenzenlos“. Wie an den anderen Tagen bewirtete die BK ihre Besucher:innen.
Den festlichen Höhepunkt stellte der Sonntag dar. Hochwürden Johann Lanbacher zelebrierte die Festmesse, umrahmt von den Nachbarkapellen Tarsch und Goldrain/Morter. Die Jubelkapelle, Gastkapellen und Fahnenabordnungen ergaben in ihren Trachten ein feierliches Bild. Die BK bereichere, wie der Ortspfarrer betonte, seit 250 Jahren das Dorfleben zu frohen und traurigen Anlässen. Der Einsatz der Musikant:innen erfordere viel Zeit, zeuge aber auch von freudigem Mut im Alltag. Anna Pedross, die Obfrau der BK Latsch, verlieh in ihrer Festrede dem Stolz über den Verein Ausdruck. Sie richtete ihren Dank an die engagierten Mitglieder. Ihrer Einladung waren mehrere Vinschger Musikkapellen sowie der Musikverein Rötenbach (D), die Stadt- und Jugendkapelle Calw (D), der Musikverein Frastanz (A) und die Musikkapelle Kaunertal (A) gefolgt. Landesrat Philipp Achammer überbrachte seine Glückwünsche: In der heimatverbundenen und weltoffenen Ausrichtung und in guter Jugendarbeit sehe er das Erfolgsrezept der Traditionskapelle. Bürgermeister Mauro Dalla Barba unterstrich als ehemaliges Mitglied der BK die sinnstiftende Verbindung, die sich durch den Zusammenhalt bilde. Maria Kuppelwieser sprach als Kulturreferentin der Gemeinde Latsch, aber auch als ehemalige Obfrau der BK und als Festorganisatorin ihren Kolleg:innen Anerkennung für ihre Leistungen aus und dankte allen involvierten Vereinen sowie der Bevölkerung für die erwiesene Wertschätzung. Für sie sei die BK auch eine Familie. In dieselbe Kerbe schlugen die Obmänner Pepi Ploner (VSM) mit den Worten „Musik ist Heimat“ und Florian Müller (VSM-Bezirk Schlanders) mit „Hier ist Leidenschaft spürbar.“ Deutlich war der Appell Ploners in Richtung Politik, das Ehrenamt stärker zu schützen und zu fördern.
Anschließend führte die Jubelkapelle den Festumzug an. Zwanzig Gruppen und geschmückte Festwagen zogen vom Lacusplatz zum Festplatz, begleitet von Marschmusik und dem Applaus der Schaulustigen. Mit Konzerten, Kinderprogramm, einem großen Glückstopf und dem Duo „Die Contadinos“ klang das Jubiläumsfest aus.
Kolping im Vinschgau - Vor einigen Tagen legte Kolping International Cooperation e.V. seinen Spenden Jahresbericht 2022 vor. Darin blickt die Entwicklungsorganisation des Internationalen Kolpingwerkes auf ein erfolgreiches Jahr 2022 zurück: 170 Projekte in 39 Ländern wurden von der Kolpingzentrale in Köln aus begleitet – von beruflicher Bildung bis hin zur Förderung von Kleinbauern und Kleinunternehmen. Für die Armutsbekämpfung in Afrika, Asien, Lateinamerika sowie Mittel- und Osteruropa standen insgesamt Mittel von rund 10,81 Millionen Euro zur Verfügung, davon etwas mehr als 2 Prozent von Kolping Südtirol.
Besonders erfreulich entwickelten sich die Spendeneinnahmen: „Während die öffentlichen Förderungen seit einiger Zeit zurückgehen, erlebten wir 2022 mit Blick auf die Spendenbereitschaft das beste Jahr in der Geschichte unseres Vereins“, berichtet Generalsekretär Markus Demele. Mit einer Spendensumme von 5,74 Millionen Euro konnte das Ergebnis vom Vorjahr noch einmal um 22 Prozent gesteigert werden. “Gerade vor der schwierigen weltpolitischen und wirtschaftlichen Lage im letzten Jahr, die auch viele Menschen hierzulande hart getroffen hat, ist diese Steigerung umso beeindruckender. Sie zeigt zudem das große Vertrauen, das die Spender in unsere weltweite Entwicklungszusammenarbeit besitzen“, so Demele weiter. Mit 2,2 Millionen Euro kam ein Großteil der Spenden für die Ukraine-Nothilfe, die die osteuropäischen Kolpingverbände seit Kriegsbeginn gemeinschaftlich leisten.
In der nächsten Ausgabe mehr!
Otto von Dellemann
Maria Mair aus dem Passeiertal zog als 20-Jährige zu ihrem Mann Karl Holzer nach Kortsch in den „Riederhof“. Dort lebten drei Parteien. Mit unermüdlichem Fleiß gelang es dem Paar, Hausanteile zu kaufen und den Landwirtschaftsbetrieb zu vergrößern.
von Magdalena Dietl Sapelza
Kennengelernt hatte Maria ihren Karl in Meran. Sie arbeitete dort als Hausmädchen, er absolvierte die Militärausbildung. Auch nachdem er nach Schlanders abkommandiert worden war, bleiben beide in Kontakt. Karl übernahm den Hof in Kortsch und führte Maria 1955 in der Riffianer Wallfahrtskirche zum Traualtar. „I hon in a Brondstott inni ghairatet unt a finschtre Kuch kopp“, erklärt sie.
Maria wurde 1935 auf dem „Schupferhof“ in Schweinssteg bei St. Leonhard in Passeier geboren. Sie hatte acht Geschwister, von denen vier starben. Die Familie zog auf Wunsch des Großvaters auf den „Wahlerhof“ ihres verstorbenen Onkels, um dort dessen drei Kinder mitzuversorgen. Die Schule besuchte Maria nach halbstündigem Fußmarsch in einer Bergschule bei Tall. Sie erinnert sich noch gut an die verdunkelten Fenster während des Krieges, an den Mangel an Zucker und an die Speckseiten, die tagsüber im Heu versteckt wurden, um sie nicht abgeben zu müssen. Im Alter von 14 Jahren kam Maria zu einem Großbauern nach Schenna. Ihr Tag begann um 3.00 Uhr und endete spät in der Nacht. „Oft bin in pan Melchen ingschlofn“, betont sie. „Und wenn di Bäuerin a Rasterle gmocht hot, hon i gmiaßt di Kuch putzn.“ Sie wollte den Dienst quittieren, doch ihr Vater ließ sich vom Großbauern immer wieder dazu überreden, ihr Arbeitsverhältnis zu verlängern. Erst als 18-Jährige verließ sie den Hof und lernte bei einer Schneiderin in Plars nähen. „I hon lai seffl verdiant kopp, dass i hon kennt a Nähmaschin kafn unt di Nohterin zohln“, erinnert sie sich. Um sich einen Spitzenunterrock kaufen zu können, nahm sie eine Notlüge zu Hilfe und gab dem Vater vor, Geld für den Zahnarzt zu brauchen. Als Hausmädchen bei der jüdischen Familie Steinhaus in Meran blühte Maria auf. „Sel isch mai zweite Homat gwesen“, schwärmt sie. Ihr Anfangslohn waren 7.000 Lire. Schon kurz darauf bekam sie 10.000 Lire ausbezahlt. „I hon s‘ Gelt in Bett untern Tschillnsock versteckt unt olz gsport“, verrät sie. Aus Stoffen alter Kleider, die ihr die Hausherrin überlassen hatte, nähte sie sich neue. Hübsch angezogen begleitete sie ihre Freundin zum Treffen mit Vinschger Militaristen, unter denen sich ihr Mann Karl (Jg.1932) befand. Vor der Hochzeit erhielt sie von Frau Steinhaus 20.000 Lire als Geschenk. Dieses Geld und ihr Erspartes waren im Hof in Kortsch bitter nötig. „Miar hobm hort oungfongen“, erzählt sie. „Miar hobm Pech in Stoll kopp unt amol sogor a Kuah gmiaßt laichn, dass miar a Milch kopp hobm“, erzählt sie. Beim Bau einer neuen Küche half ihr der Schwiegervater, der ein geschickter Tischler war. „Pa ihm hot sogor dr Karl Grasser glearnt“, sagt sie. Maria war überall gefordert, bald auch als Mutter von sechs Kindern. Während ihr Mann im Laaser Marmorwerk arbeitete, hielt sie ihm daheim den Rücken frei. Sie versorgte die Kleinen, das Vieh und verrichtete Feldarbeiten. Sie war 1959 die erste Frau in Kortsch, die einen Traktorführerschein erwarb. Später kam der Autoführerschein dazu. Alles, was Maria und Karl erwirtschafteten, steckten sie in den Hof. Sie kauften die Anteile der Mitbesitzer und erwarben Grundstücke. Regelmäßig nahmen sie Kredite auf. Um diese zu tilgen, nahm Maria alle Arbeiten an, die sich boten, in der Obstgenossenschaft, in Gasthöfen und einiges mehr. „Miar hobm olm gorbatet unt decht nia koa Gelt kopp“, sagt sie. In ihrem Tatendrang gebremst wurde Maria durch eine offene Wunde am Fuß und durch die Brustkrebserkrankung 1981. Den Krebs besiegte sie nach schmerzlicher Chemotherapie. Der „offene Fuß“ plagt sie bis heute.
Maria ließ sich nie unterkriegen. Neben der Arbeit auf dem Hof übernahm sie die Pflege ihrer Eltern im Passeiertal und schaute dort auf dem Hof ihres Bruders nach dem Rechten. „Selm bin i zwoamol in dr Woch inni gfohrn unt oft nimmer schlofn gongen“, erzählt sie. Eine bedrückende Zeit brach an, als ihr Mann 1993er Jahre an Lungenkrebs erkrankte. Ein Jahr später starb er. Kurz zuvor hatte sie ihm noch mit einem Urlaub in Portugal den Wunsch erfüllt, einmal zu fliegen. „I hon an guatn Monn kopp“, betont sie. „Unt iatz hon i guate Kindr.“ Sehr zu schaffen macht ihr das Augenlicht, das nach einer Netzhautablösung schwer beeinträchtigt ist. Dennoch bemüht sie sich, täglich die Zeitung zu lesen. Sie jammert nicht. „I bin zfriedn, wenns asou blaibt“, meint sie. Nun hat sie viel Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen. „I denk oft, mai Lebm isch a Film gwesn. Wenn i zruckdenk, frog i mi, wou sain di Jahrlan bliebm?“
Verein Südtiroler Herzstiftung
Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Alle Herzsportgruppen in Südtirol starten im September mit dem Herzturnen, so auch die in Mals und Schlanders.
Mitglieder der Herzsportgruppen sind in der Regel Personen, die von chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen sind. Nach entsprechender ärztlicher Bescheinigung jedes einzelnen Teilnehmers trifft sich die Gruppe regelmäßig, normalerweise 1 x pro Woche. Die Trainings, Übungen und Spiele sind auf die Belastbarkeit der einzelnen Teilnehmer abgestimmt, d. h. jeder kann entsprechend seines Leistungsvermögens mitmachen/mit trainieren. Durch die fachkompetente Anleitung gewinnen die Teilnehmer an Selbstsicherheit und Selbstvertrauen und können so das erlernte Wissen und die gemachten Erfahrungen eigenständig und eigenverantwortlich in Alltag, Beruf und in der Freizeit umsetzen.
Die wöchentlichen Trainingseinheiten der Herzsportgruppen im Vinschgau beginnen heuer wieder im September, und zwar:
In Mals, dienstags ab 5. September in der Turnhalle des Oberschulzentrums.
Betreut wird die Gruppe wiederum vom Übungsleiter Dilitz Stefan (Trainer und Sportlehrer an der Sportoberschule Mals), die ärztliche Aufsicht übernimmt Dr. Antonio Galicchio.
Interessierte wenden sich an den Koordinator der Herzsportgruppe Herrn Hubert Folie Tel. 3421982414 - folhub@gmail.com
In Schlanders, donnerstags ab 7. September in der Turnhalle der Mittelschule Schlanders
Wie in den letzten Jahren wird die Herzsportgruppe vom Übungsleiter Florian Pohl (Diplom- und Sportlehrer) betreut. Für die ärztliche Aufsicht ist wiederum Dr. Weiss Helmuth zuständig.
Verein Südtiroler Herzstiftung https://herzstiftung.org
Interessierte wenden sich direkt an den Koordinator der Herzsportgruppe Schlanders Herrn Walter Gemassmer, Tel. 335287837
gemassmer.walter@rolmail.net
Vinschgau, Prad, Schlanders, Vetzan - 6 Konzerte an 6 Tagen – Junge Talente bewegen mit der Kammermusik
Am Donnerstag 3.08.23 begannen die Venusta-Musica-Konzerte mit einem Kirchenkonzert in der Pfarrkirche von Schlanders. Es spielte u.a. der talentierte 18-jährige Maximilian Haller aus Schlanders. Er begeisterte mit Orgelwerken von J.S. Bach und Bruhns. Weiter ging es am Freitag mit dem Trio „ArTre“ Marcello Defant, Violine; Renzo Sbrissa, Cello und Giacomo Batterino am Klavier im Aqua Prad. Sie konzertierten mit der 20-jährigen Sophy Masiero, einem Trompetentalent aus Prad und Ramona Zueck aus Laas, die mit ihrer klaren Sopranstimme überzeugte. Am Samstag fesselte die begabte Pianistin Flora Stecher Alonso Lilo und der Nachwuchsgeiger Niccolò Ampezzan aus Belluno im Kulturhaus von Schlanders das Publikum. Am Sonntag spielten die jüngsten Talente für ihre Familien und Freunde in der Musikschule von Schlanders. Das Konzert am Montag in der Gärtnerei Schöpf in Vetzan wurde Emil und Benedikta Sachsalber-Schöpf gewidmet. Am Dienstag 8.08.23 fand der Abschluss der Konzerte im Schlosshof der Mittelpunkt-Bibliothek Schlandersburg statt. Die jungen Musiker berührten unter der Leitung des Trio „ArTe“ (siehe oben) mit romantischer Musik aus allen Epochen. Der Verein „Venusta Musica EO“ organisierte mit der Unterstützung von den Raiffeisenkassen Vinschgaus, dem Raiffeisenverband und der Firma Best Board alle Aufführungen. Es soll ein neuer Zugang zur Kammermusik geschaffen werden, welche mit unserer früheren Stuben- und Hausmusik vergleichbar ist. Mit wenigen Personen und Instrumenten dient das Musizieren dem Zeitvertreib, der Unterhaltung und der persönlichen Weiterentwicklung. Musik ist eine universelle Sprache und verbindet die Menschen. (chw)