Samstag, 28.10.2023
Die Fahrt wird begleitet von Herbert Raffeiner
und Architektin Christa Mair
Start: 7.15 Uhr - Tschengls Kirchplatz
7.20 Uhr Gasthof Edelweiss, 7.25 Uhr Laas Pfarrkirche
Anmeldung bei Ruth Kuntner 347 9291 112
oder Brigitte Schönthaler 333 5386 135
Führungen im Minnehaus in Lajen
1. Gruppe um 9.30 Uhr und 2. Gruppe um 10.45 Uhr
ab ca. 13.00 Uhr
Törggelen im Buchfelder Hof (Kosten übernimmt jeder selbst)
Rückfahrt ca. 16.00 Uhr
Bildungsausschuss Laas-Eyrs-Tschengls-Tanas-Allitz
Schlandes/Vinschgau - Der KVW Vinschgau hatte am 27. September zur Buchvorstellung „Wir brechen das Schweigen“ ins Bürgerheim geladen. Vertreterinnen vieler KVW Zweigstellen des Vinschgau sind der Einladung gefolgt. Weil die Buchautorin Verena Oberbichler und der geistliche Assistent im KVW Charly Brunner sich aufgrund der Verkehrslage verspäteten, hat Sigrid Prader die Zeit genutzt, um auf eine wichtige Studie hinzuweisen. „Langzeitfolgen von Gewalt“, vor allem von sexualisierter Gewalt, wolle man in einer Studie untersuchen und aufbrechen. Die Studie wird als Projekt in Zusammenarbeit mit der Uni Trient, mit dem Forum Prävention - Familie, mit dem Frauenmuseum Meran und mit medica mondiale von Monika Hauser durchgeführt. Es gehe, so Prader, um transgenerationelle Langzeitfolgen von sexualiserter Gewalt. „Wir möchten in die Vergangenheit zurückblicken, in die Kriegszeit, in die Nachkriegszeit, und die dort stattgefundene sexualisierte Gewalt in Gesprächen aufarbeiten“, so Prader. Denn solche Traumatas können innerhalb der Familie vererbt werden, in Form von Tabus, von Schmerz, von Verhaltensweisen usw., die sich auf die Nachkommen auch in zweiter oder dritter Generation auswirken können. In Südtirol herrsche nach wie vor so etwas wie eine „Schweigekultur“ über das Thema sexualisierte Gewalt, was eines der schlimmsten Verbrechen vor allem an Mädchen und Frauen sei. „Die Zeit ist reif“, sagte Prader, „um Wege finden zu können, auch für jung Generationen offen darüber sprechen zu können.“ Es gehe in der Studie vor allem darum, jenen Generationen Stütze und Hilfe anbieten zu können, die damals von keinem sozialen Netz aufgefangen werden konnten. Aufgrund der geringen Bildungsgrade sei es auch nicht möglich gewesen, eine Sprache für die Verbrechen finden zu können.
Die Studie wendet sich an mögliche Teilnehmerinnen aus dem Vinschgau. „Ziel der Forschung ist es, die Weitergabe von Traumata aufzuzeigen, sie zu unterbrechen und zu verstehen, welche Folgen sexualisierte Gewalt für Betroffene und ihre Nachkommen haben kann.“ Ingrid Kapeller vom Forum Prävention ergänzte: „Die geschulten traumasensiblen Interviewerinnen kommen nicht aus dem Vinschgau und es besteht keine Überforderung. Alle Gespräche sind vertraulich und anonymisiert.“
Der KVW Vinschgau unterstützt diese Form der Aufarbeitung, die von 25 Einrichtungen begleitet wird. (eb)
Freiwillige, die an der Studie teilnehmen möchten, wenden sich an Andrea Fleckinger
andrea.fleckinger@unitn.it
Stilfserjoch/Schlanders - Die Schüler der beiden 5. Klassen der TFO Schlanders steigen aus dem Bus und sofort ist die Kälte – so hoch oben auf 2757m - zu spüren. Dabei ist es ein sonniger Herbsttag mit nur wenig Wind.
Die Maturanten treffen Tragust Benjamin, er ist Mitglied im Ortler Sammlerverein Erster Weltkrieg. Dieser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Stellungskrieges während des 1. Weltkrieges im Ortlergebiet zu erzählen und die Relikte, die heute noch entlang der Front zu finden sind, aufzubewahren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Er informiert die Schüler zunächst darüber, dass bis zum Jahre 1918 quer zur Passhöhe des Stilfser Jochs die Grenze zwischen Italien und dem Königreich Österreich-Ungarn verlaufen ist und liefert Erklärungen über die Kriegsführung in den Bergen, bevor sich die Schüler die kleine Ausstellung im Museum Carlo Donegani mit einigen der Fundstücke, die geborgen wurden, ansehen: alte Helme, Schuhe, Handgranaten, Munitionskisten und Alltagsgegenstände der Soldaten.
Anschließend machen sich die Jugendlichen auf den Weg Richtung Furkelhütte. In den informativen Zwischenstopps erfahren die Schüler, dass Österreich-Ungarn die Berge zuerst den Italienern überlassen und sie an der Festung Gomagoi aufhalten wollte, aber der österreichische Leutnant Steiner, der von der Ostfront zurückkehrt und die Wichtigkeit der Berge erkennt, ändert die Strategie, denn fortan galt: „wer die Berge kontrolliert, kontrolliert auch die Täler“.
Tragust führt die Schülergruppe zu den Ruinen eines großen Truppenlagers, dem sog. „Lempruchlager“, benannt nach dem Kommandanten des Verteidigunsabschnitts Ortlerfront, das sich im toten Winkel der italienischen Artillerie befunden hat. Auf dem weitläufigen Gelände sind die Fundamente der Baracken zu erkennen. An der Goldseestellung hören die Schüler, dass sich dort eine österreichische Artilleriestellung befunden hat, die die italienischen Linien unterhalb des Stilfser Jochs unter Beschuss nehmen konnte. Erklärt wurde auch, wie die Stellungen aufgebaut waren: Ganz vorne waren die Kanonen positioniert, dahinter die Lager für Vorräte und Munition, gefolgt von den Unterkünften für die Soldaten und den Offiziersunterkünften.
Alexander Weirather und Matthias Zwick (r)
Seit 14 Jahren gibt es im Rahmen der „Vinschger Palabira Tage“ in Glurns auch das „Morgenerwachen“, eine musikalisch-literarische Wanderung bei Sonnenaufgang, konzipiert und durchgeführt vom Oberschullehrer und Historiker Christof Anstein aus Glurns. Um 7 Uhr in der Früh treffen sich die Teilnehmer:innen in der Frauenkirche im Stadtzentrum zu einer besinnlichen Einstimmung. Anschließend gibt es eine rund 2-stündige Wanderung mit mehreren Haltepunkten. An den verschiedenen Stationen werden Texte vorgelesen und es erklingt Musik. Bei der Morgenwanderung erleben die Teilnehmer auch den Sonnenaufgang, Vogelgezwitscher und die verschiedenen Stimmungen auf den ganz unterschiedlichen Wegen entlang der Etsch, durch Wiesen und Felder, vorbei an Wäldern, Kapellen und Kirchen. Die Morgenwanderung wird mit einem Frühstück in einem Palabirnanger abgeschlossen. Christof Anstein und dem OK Palabir ist es bei den bisherigen Morgenwanderungen gelungen, jedes Mal einen anderen Weg zu gehen, andere Texte und eine andere Musik auszuwählen und immer in einem anderen Palabirnanger zu frühstücken. Beim 14. Morgenerwachen am Sonntag, den 10. September sorgte David Frank mit seiner steirischen Harmonika für den musikalischen Teil. An den 9 Stationen der Morgenwanderung las Christof Anstein einen fiktiven Reisebericht von Thomas Brandstätter aus Wien. Das Frühstück gab es im Groznanger unter dem blühenden Palabirnbaum von Karl und Monika Riedl an der Glurnser Stadtmauer.
Heinrich Zoderer
„Die Birnen der Helene“
Ein fiktiver Reisebericht von Thomas Brandstätter, Wien (Auszüge)
Die passende Kleidung
Ich war immer voll der Bewunderung für das strebsame, ländliche Leben, so auch an diesem Morgen, als ich feststellen musste, um halb sechs Uhr morgens bereits zu den Spätaufstehern zu gehören. Die gestern noch verwaist wirkende Gaststube war nun Zentrum des örtlichen Patriachats. Lediglich dem Umstand, auf meiner bisherigen Reise so manchem Dinner beigewohnt zu haben, hatte ich es zu verdanken, zu diesem von mir unterschätzen Festakt nicht völlig unpassend gekleidet erschienen zu sein, wenngleich natürlich meine Aufmachung nicht mit der prächtig-trachtenreichen Garderobe der ansässigen Bevölkerung zu vergleichen war. Auf meine Frage, ob es denn schon Kaffee gäbe, wurde ich sogleich belehrt, dass an einem solch hohen Feiertage die Ehrung der heiligen Helene sowie der himmlische Segen weitaus wichtiger wären als ein banales Frühstück. Weiters wurde, wie mir später durch den Wirt übersetzt wurde, das Fehlen eines geeigneten Ansteckstraußes an meinem Hut bemängelt. Mir wurde versichert, es wäre unmöglich, der Messe beizuwohnen, ohne sein ‚Piirnstraißl‘ zu tragen.
Der richtige Platz
Mit der ureigenen Präzision jahrzehnte-, wenn nicht jahrhundertelanger Tradition fand jeder Mensch seinen Platz und fügte sich in den festlichen Umzug ein, der dem Aufmarsche einer Armee, um nichts nachzustehen schien. Da mein geneigter Führer und Gastgeber nicht ausfindig zu machen war, blieb es mir überlassen, einen geeigneten Platz in diesem Umzug zu finden. Die einherschreitenden Männer waren eher meines Alters, so dass ich mich aufs gerade Wohl neben einen dicklichen Mann mit Glatze und Schnurrbart gesellte, der knapp hinter dem Mann marschierte, der sich im späteren Verlauf als der Bürgermeister herausstellen sollte. Die vor uns gehenden Fahnenträger straften mich zwar mit missbilligenden Blicken, doch war ich das nun an diesem Morgen schon beinahe gewohnt. Auch schien sich meine Sorge zu bewahrheiten, dass meine so trachtenferne Garderobe Unwillen auf mich zog.
Militärisch akkurat aufgereiht
Die ersten Sonnenstrahlen tauchten alles in ein sanftes Licht und machten den Ort wohl schöner als er eigentlich war. So wand sich der prächtige Zug durch die engen und durchaus malerischen Gassen, bis er an den Stufen der örtlichen Pfarrkirche Halt machte. Auf ebendiesen Stufen hatte eine ältliche und eher säuerlich dreinblickende Klosterschwester mit beeindruckender Haube die örtliche Kinderschar bereits militärisch akkurat und natürlich nach Geschlecht getrennt aufgereiht. Da standen nun die Knaben mit exakt gescheiteltem Haar, leuchtend weißen Hemden und ebensolchen Strümpfen und kurzen Lederhosen, zwei Schritt davon getrennt die Mädchen in ihren hellblauen Dirndln mit den weißen Schürzen, die langen Haarsträhnen zu sauberen Zöpfen geflochten, geschmückt mit leuchtend blauen Seidenmaschen. Einige von ihnen trugen bunte Blumensträuße in ihren Händen, Wiesenblumen, wie ich erkennen konnte, welche sie mit wacklig unsicherem Hofknicks den örtlichen Honoratioren übergaben, welche diese mit dem ureigenen überlegenen Lächeln des alternden Würdenträgers entgegennahmen. Zwei der Kleinsten, je ein Knabe und ein Mädchen traten vor und begannen mit leicht leiernder singender Stimme eine wohl barocke Ballade vorzutragen, in welcher das Leben, Wirken und das glorreiche Sterben der heiligen Helene besungen wurden.
Die Bäume segnen
Irrtümlicherweise dachte ich an dieser Stelle zuerst, die Messe hätte ein Ende gefunden, wurde allerdings am Verlassen der Kirche durch eine der Klosterschwestern gehindert und so vor einem größeren Fauxpas bewahrt. Wieder nahm der Festzug Form an, und unter Lobgesängen der Kinder zog ein gar festlicher Flurumgang rund um das Städtchen. Vor jedem größeren Birnbaum hielt der Festzug, und der Priester sprach ein paar Worte zu jedem Baum, bevor dieser durch Weihwasser gesegnet wurde. Als nun die Mauern des Städtchens einmal umrundet waren, schritt man nun einen Hügel hinan. Auf der weitläufigen Wiese, welche sich nun ziemlich am höchsten Punkt befunden haben dürfte, wurden nun die letzten Bäume gesegnet. Ein uralter Birnbaum, vermutlich wirklich von der heiligen Helene höchst selbst gepflanzt, bildete den erhabenen Abschluss. Der hiesige Schützenverein ließ es sich nicht nehmen, mit archaisch anmutenden Vorderladern einen dreifachen Salut auf die heilige Helene zu schießen.
Kartenspiel und Birnenschnaps
Zunehmend verschwanden mit der späten Stunde die Frauen und Kindern. Die Männer blieben übrig und so fand ich mich zu späterer Stunde zwischen einer Gruppe Bauern wieder, welche sich bemühten mir abwechselnd beim Kartenspiele oder einem recht seltsamen Wettkampf, bei dem versucht wird, den Gegner mittels eines eingehakten Fingers sprichwörtlich über den Tisch zu ziehen, Teile meiner Habe abspenstig zu machen- mit mäßigem Erfolg. Mit einem gewissen Stolz kann ich nun zwei Kisten Birnenschnapses sowie einen Gehstock mein Eigen nennen.
Glurns - Die 3 Jungs, Leo Anstein, Leon Ruzzon und Maximilian Sagmeister, aus Glurns, alle 8 Jahre alt, hatten dieses Jahr eine besondere Idee. Sie haben an 5 Nachmittagen ein Standl gemacht mit viel Allerlei zu verkaufen. Verkauft wurden Steine, Spielzeug, Bastelsachen und vieles mehr. Ziel war Geld zu sammeln für hungernde Kinder. Die Jungs machten das auf Eigeninitiative. Den Jungs war es besonders wichtig, jeden Euro zu spenden. Sie verzichteten bewusst auf gemeinsames Pizza essen. Sie wollte etwas Gutes tun. Am Montag den 3. Oktober luden sie Petra Theiner, vom Verein, „Hoffnung auf einen besseren Morgen ein“ um ihr die wirklich stolze Summe von EURO 204,29 zu überreichen. Petra war zutiefst bewegt und betonte, dass wir solche Hoffnungsträger für die Welt brauchen. Sie erzählte den Buben und Müttern, wie sie das Geld einsetzen wird. Sie wird für die Müllkinder Essenspakte kaufen. Petra bedankte sich aus tiefstem Herzen. Ein besonderer Dank gilt den Müttern für die Mithilfe aber auch all jenen die etwas gekauft haben. Vergelt´s Gott.
Petra Theiner
Mals/Preisverleihung - Im Kulturhaus von Mals wurde am 5. Oktober zum 24. Mal das Gabriel-Grüner-Stipendium und zum 9. Mal der Gabriel-Grüner-Schülerpreis vergeben. Erinnert wurde dabei auch an Gabriel Grüner, dem aus Mals stammenden und 1999 im Kosovo ermordeten Journalisten vom Magazin Stern.
von Heinrich Zoderer
Für das Stipendium haben 21 Zweier-Teams aus dem deutschen Sprachraum ein Exposé für eine Reportage eingereicht. Wie Peter Grüner, der Bruder von Gabriel, in seiner Laudatio ausführte, geht es bei der Bewertung um Aktualität, Relevanz, Umsetzbarkeit und Professionalität. Den Preis in der Höhe von 6.000 Euro erhielten die Autorin Nora Belghaus und die Fotografin Helena Lea Manhartsberger. Sie wollen mit ihrem Reportage Projekt „Unter der Erde die Wahrheit” ein Team forensischer Anthropologen in Mexiko begleiten, die nach der Identität der „Verschwundenen“ suchen. Anhand körperlicher Überreste werden die vielen namenlosen Toten identifiziert, damit für die Angehörigen die Trauerarbeit beginnen kann. Der Gabriel-Grüner-Schülerpreis ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Bildungsausschuss Mals, der Gemeinde Mals, der Wochenzeitschrift FF, der Reportage Agentur Zeitenspiegel und der Pädagogischen Abteilung der Südtiroler Landesregierung. Schülerteams von Südtiroler Oberschulen schreiben Reportagen und machen Fotos dazu. Im Laufe des Schuljahres werden die Schüler:innen in vier Workshops von erfahrenen Journalisten der FF und vom Zeitenspiegel begleiten. Am Ende ermittelt eine Jury die Sieger. In diesem Jahr gab es zwei Siegerteams. Sophia Steinegger und Leonie Rita Pichler vom Kunstgymnasium Meran überzeugten mit ihrer Reportage „Karimas Weg in die Freiheit“. Nachgezeichnet wird die Flucht von Karima und ihrer Familie von Afghanistan nach Innsbruck. Beatrix Stricker und Veronika Liensberger vom Gymnasium Walther von der Vogelweide in Bozen wurden für ihre Reportage „Zuhaus im Mutterhaus“ über das Klosterleben der Tertiar-Schwestern in Brixen ausgezeichnet. Den Festvortrag hielt Walter Wüllenweber vom deutschen Wochenmagazin Stern. Er sprach über den Wert eines kritischen Journalismus, der nicht nur aus mutigen Journalisten, sondern auch aus neugierigen Fotografen besteht. Der Rai Journalist Roman Drescher moderierte die Preisverleihung und führte Interviews mit den Preisträgerinnen. Valentin Moriggl spielte auf seiner Ziehharmonika.