Die Salgfräulein
Jeder Grauner weiß wo d` Salg ist. Jeder kennt auch den großen Salgstein. Bergseits davon stieg früher eine breite Steinhalde hinauf, teils mit sehr großen Steinen. Dazwischen und darunter befanden sich größere und kleinere Höhlen. Jetzt sind die großen Steine abtransportiert worden, um irgendwo im Land Bäche einzuzwängen. Wir Hütebuben haben uns in den Höhlen versteckt, selbst gedrehte mit Lärchennadeln oder Laub gefüllte Zigaretten geraucht oder auch Geistergeschichten erzählt. Ein bisschen haben wir uns auch gefürchtet, denn öfters ist ein Eichhörnchen, ein Marder, oder ein Fuchs erschienen, die aber schnell Reißaus genommen haben. Uns war es auch ziemlich unheimlich, denn in diesen Höhlen sollen früher die Salgfräulein gehaust haben. Die sollen wunderschön gewesen sein. Auf dem großen Salgstein haben sie sich gesonnt, geschwätzt und auch gesungen. Früher soll man sie dabei heimlich beobachten haben können. Sobald sie das gemerkt haben, sind sie flugs verschwunden. Ganz gern sind sie auch af Zrlund gekommen und haben den Leuten nachts Arbeiten verrichtet, wie die Heinzelmännchen. Dafür haben sie die Milch einer Kuh getrunken. Wenn morgens eine Kuh keine Milch gab, wusste man, dass die Salgfräulein da gewesen waren. Niemand hat geschimpft, denn in der nächsten Zeit hat die Kuh dann doppelt so viel Milch gegeben. Danach sind sie manchmal hinauf unter die Lärche sitzen, essen und singen. Ihr Gesang soll wunderschön gewesen sein. Die alte, große Lärche steht heute noch, wenig oberhalb Z`rlund. Einmal wollte ein junger Mann die Saligen besser beobachten, sie belauschen und ihnen von ihrem Essen etwas stibitzen. Er stieg am Abend auf den Baum und zerrte einen Gatter mit. Nach Mitternacht erschienen tatsächlich die Salgfräulein, setzten sich unter den Baum, aßen Kuchen, tranken dazu Milch. Danach sangen sie so schön, dass dem Manne ganz komisch wurde. Er schwitzte und die Tropfen fielen auf die Saligen. „Wir müssen uns beeilen, es kommt zu regnen!“ Der Mann ließ das Gatter fallen. Er konnte ihn nicht länger halten. Die Fräulein sind vor Schreck darauf verschwunden und haben sich seither nie mehr sehen oder hören lassen.
Solche Geschichten hat uns der Lippavater (unser Nachbar Ludwig Plangger) abends oft erzählt. Je grausiger sie waren, umso schöner deuchten sie uns.
Paul Warger, Taufers i. M.
Noch ein Versuch
Fakt: alle Jahre wieder werden die Stilfser Straßen & Gassen radikal mit einem sehr effizienten Spritzmittel gesäubert. Im Laufe des Tages ausgebracht, am Abend jede Straßenpflasterritze, jedes Eck, jeder Winkel entgrünt, ölig & scheißbraun eingefärbt.
Schon letztes Jahr habe ich in einem Leserbrief darauf hingewiesen. Als Einzelperson. & bin darüber mit manchem Mitbürger & mancher Mitbürgerin ins Gespräch gekommen. Dabei habe ich festgestellt, dass diese Rundum Spritzerei vielen Unbehagen bereitet. Zum einen sind es gesundheitliche Bedenken, zum anderen ästhetische. Viele bemühen sich, den Platz ums Haus mit Blumen, Pflanzen zu verschönern & angenehm zu gestalten. Rundherum wird aber alles totgespritzt.
Fragen:
1) Wieso nimmt die Gemeindeverwaltung das Unbehagen der Bürger*innen nicht ernst? An diesbezüglichen Rückmeldungen fehlt es scheinbar nicht.
2) Wieso wird nicht über eine Alternative zu diesem bestimmt nicht umweltfreundlichen & gesundheitsschädigenden Verfahren nachgedacht?
& wenn man weiterhin auf taube Ohren stößt, Frage an die Betroffenen:
3) Wieso wehren wir Bürger*innen uns nicht gegen diesen offensichtlichen Humbug? Schlussendlich sind doch wir der Souverän.
Günther Pitscheider, Stilfs
HAIKU
des Monats Juni 2021
ausgewählt von der Haiku-Gruppe Südtirol
Wolken betrachten
in der Abenddämmerung,
ein Blitz schreckt mich auf.
Georg Frener, Neustift
Kontakt für die Haiku-Gruppe Südtirol
im Vinschgau: helga.gorfer58@gmail.com
„Wir sind Primar“
Die fehlende Ergänzung für normal Sterbliche sollte lauten: Wir sind Primar....Wir zwei verdienen JEDES Monat locker! das VIER-fache eines redlichen Arbeiters.
Siegfried Christanell, Naturns