Schutzimpfung - eine Erfolgsgeschichte der Menschheit und gelebte Solidarität

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Kommentar - Das Thema Impfen erhält seit der Corona-Krise so viel mediale Aufmerksamkeit wie lange nicht mehr. Zu Recht, denn die Impfung ist noch immer der wirksamste und sicherste Schutz vor Infektionskrankheiten, den die moderne Medizin hervorgebracht hat. Ihre größten Erfolge sind leider unsichtbar geworden. Weil die Gefahren vieler ansteckender Krankheiten gebannt werden konnten und ihren Schrecken verloren haben, nehmen wir nicht wahr, was uns durch das Impfen erspart bleibt. Viele Menschen meinen dann, Impfungen seien unnötig, weil die Krankheiten, vor denen sie schützen sollen, kaum noch auftreten. So kann ausgerechnet der Erfolg des Impfens zu einer allgemeinen Impf-Müdigkeit und Impf-Skepsis in der Gesellschaft beitragen. Der wohl größte Triumph der Impfgeschichte ist die weltweite Ausrottung der Pocken. Sie gelten durch ihre Letalität (Tödlichkeit) und Infektiosität als eine der tödlichsten Krankheiten der Menschheit. Im Jahr 1796 gelang es erstmals, eine sogenannte „Vakzine“ gegen die Pocken herzustellen und anzuwenden: Der englische Arzt Edward Jenner hatte beobachtet, dass Bäuerinnen, die sich mit den relativ harmlosen Kuhpocken angesteckt haben, immun gegen die verwandte aber ungleich gefährlichere Pockenerkrankung waren. Zur Überprüfung seiner These infizierte er einen achtjährigen Jungen mit Sekret aus den Pocken von erkrankten Kühen, und später, nach Abklingen der Krankheit, mit den echten Pocken. Der Junge zeigte wie erwartet keine Symptome der Pocken. Die Impfung nannte Jenner „Vaccination“ (aus dem Lateinischen für: „von der Kuh stammend“). Sie setzte sich als gezielte medizinische Maßnahme schnell in ganz Europa durch. Im Jahre 1980 erklärte die Weltgesundheitsorganisation die Pocken offiziell für ausgerottet. Für die vollständige Befreiung der Welt von den Pocken war eine beispiellose weltweite Impfkampagne unter der Leitung der WHO nötig. Bis heute ist die Pockenkrankheit die einzige menschliche Krankheit, die vollends besiegt wurde. Einer der neueren Meilensteine der Impfgeschichte war die Entwicklung der Schluckimpfung gegen Kinderlähmung in den 50er Jahren. Aufgrund von hohen Impfraten konnte die vorwiegend im Kindesalter auftretende Infektionskrankheit bis heute fast ausgerottet werden. Die Gefahr bleibt jedoch bestehen, wenn nicht in allen Ländern der Welt eine hohe Durchimpfungsrate beibehalten wird. Die Masernimpfung rettet jedes Jahr schätzungsweise drei Millionen Kindern das Leben. Trotzdem grassieren noch immer viele Mythen und Desinformationen rund um das Thema Impfen – manche basieren auf Unwissenheit oder mangelnder Aufklärung, andere werden gezielt gestreut. Mit einer Impfung immunisiert man nicht nur sich selbst – man schützt die Gesellschaft und die am meisten Gefährdeten gleich mit. Grund dafür ist der sogenannte Herdenschutz: Bei einer ausreichend hohen Durchimpfungsrate der Bevölkerung kann sich eine Krankheit nicht mehr ausbreiten. Impfen ist deshalb ein Akt der Solidarität, von dem sogar die Impfgegner als Trittbrettfahrer profitieren. Während man nun weltweit darauf hofft, dass uns ein Corona-Impfstoff bald schrittweise eine Rückkehr zur Normalität erlaubt, verbreiten Impfgegner und Coronaleugner bereits ihre Fake-News. Solche Desinformationen sind in Zeiten der Pandemie besonders gefährlich und können sich negativ auf die Impfbereitschaft der Bevölkerung auswirken. Eine solche Unvernunft können wir uns nicht leisten.

Andreas Waldner

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