Wolfgang Platter, am Tag der Hlg. Martha, 29. Juli 2021
In der Nr. 9/2021 dieser Zeitung vom 29. April d. J. hatte ich über den Beginn der Bartgeier-Bruten 2021 berichtet. Ich komme heute noch einmal auf dieses Thema zurück, weil mir seit kurzem der Dreimonatsbericht April – Juni 2021 des Internationalen Bartgeier Monitorings IBM und der Stiftung Pro Bartgeier VCF vorliegt. Dieser Trimester-Bericht enthält unter anderem eine detaillierte Übersicht für das laufende Jahr über das Brutgeschehen der derzeit bekannten Bartgeier-Paare in den gesamten Alpen und auf Korsika. Die aktuellen Ergebnisse intensiver Feldbeobachtungen vieler Experten will ich Ihnen auf dieser Doppelseite zusammenfassen.
Erfolgreiche Brutsaison
Vom Internationalen Bartgeier Monitoring IBM sind derzeit (Stand 6. Juli 2021) im Alpenbogen 74 und auf Korsika 2 Brutpaare bzw. -territorien erfasst. An Neuigkeiten zu vermelden ist, dass im Juni dieses Jahres erstmals zwei Junggeier aus Zoozuchten im Nationalpark Berchtesgaden Watzmann Königssee freigelassen worden sind. Die beiden Junggeier haben es zu Fernsehberichten in den Hauptabendnachrichten des Zweiten Deutschen Fernsehens und des Bayrischen Rundfunks geschafft. In Österreich hat sich im Ötztal ein neues Brutpaar gebildet.
In 61 der 74 Brutterritorien im Alpenbogen sind die Bartgeierpaare im abgelaufenen Winter zur Brut geschritten. Bartgeier sind bekanntlich Winterbrüter, weil im ausapernden Spätwinter das Angebot an Fallwild am größten ist. Deswegen haben die Bartgeier-Weibchen im Laufe der Evolution ihre Eiablage an die Zeit des besten Futterangebotes angepasst.
Zur Erinnerung: Der Bartgeier ist in den Alpen in den 1930er-Jahren ausgerottet worden. Als vermeintlichen Lämmerdieb mit dem Trivialnamen Lämmergeier haben wir Menschen ihn gnadenlos und bis zum Aussterben verfolgt. 1986 hat das Wiederansiedlungsprojekt in den Alpen mit Gründertieren aus zoologischen Gärten begonnen. 1997, erst elf Jahre danach ist es zur ersten Naturbrut in den Alpen gekommen. Heute gibt es in den Alpen wieder die oben genannten und derzeit bekannten 74 Brutpaare. Der Bestand der Bartgeier in den Alpen wurde 2020 auf ca. 350 Individuen geschätzt.
Zum Stand 6. Juli 2021 ergibt sich für das Brutgeschehen 2021 in den Alpen folgendes Übersichtsbild:
• Von 13 Brutpaaren ist der Jungvogel bereits ausgeflogen,
• 32 Brutpaare waren noch mit der Aufzucht des Jungvogels beschäftigt,
• 16 Bruten sind misslungen,
• 13 Paare haben nicht gebrütet,
• Für 12 der 61 brütenden Paare ist es die erste Brut.
36 Brutpaare in den Zentral- und Ostalpen
In den Zentral- und Ostalpen Österreichs gibt es inzwischen 9 bekannte Brutpaare, in der Schweiz 17 und in Italien 10, davon vier allein im Vinschgau.
Von diesen vier Vinschgauer Brutpaaren sind im heurigen Jahr alle vier Jungen ausgeflogen. Besonders erfreulich ist dabei auch, dass das Planeiler Paar nach mehreren erfolglosen Brutversuchen in den vergangenen Jahren heuer erstmals erfolgreich gebrütet hat.
Das Marteller Paar hat seit 2015 bis heuer in sieben Jahren sieben Junge zum Ausfliegen gebracht. Damit ist sein Bruterfolg 100 %. Vom Marteller Paar ist das Weibchen als „Temperatio“ identifiziert. Dieser Vogel war bei der Freilassungsaktion im Jahr 2006 mit den beiden anderen Zoozuchten „Voltoi“ und „Zufall“ in der künstlichen Horstnische im Marteller Schludertal als nicht ganz flügges Junges freigesetzt worden. Temperatio ist demnach jetzt 15 Jahre alt und hat eben 2015 in dieser Verpaarung im Alter von neun Jahren sein erstes Junges erfolgreich aufgezogen. Temperatio hat nach Erreichen der Geschlechtsreife mit seinem Paarpartner in das Tal seiner Freilassung zurückgefunden. Diese Heimatverbundenheit wird in der Verhaltensforschung als Patrophilie bezeichnet. Der Partner von Temperatio ist genetisch noch nicht identifiziert. Er stammt aber jedenfalls aus einer Naturbrut im Freiland, weil er nicht beringt ist.
Der Erfolg des Planeiler Paares
Bartgeier sind in der Regel einehig monogam. Das Planeiler Paar hatte in den vergangenen Jahren mehrmals Bruten begonnen, die alle misslangen. 2020 hatte das Paar nicht gebrütet. 2021 war die Brut des Paares erstmals erfolgreich. Es könnte sein, dass es von 2020 auf 2021 einen Partnerwechsel gegeben hat. Derzeit besteht das Planeiler Paar aus dem beringten Vogel „Blick“, einer Schweizer Freilassung, und einem subadulten Wildvogel.
Die Paare in Schnals und in Trafoi
Das Trafoier Paar besteht aus einem adulten Wildvogel und dem beringten Vogel „Jo“ aus einer Freilassungsaktion.
Das Schnalser Paar bilden der beringte Vogel „Pep Albula“ und ein adulter Wildvogel. Beide Paare haben 2021, wie oben dargestellt, wieder erfolgreich gebrütet und ihren Jungvogel zum Ausfliegen gebracht.
Der satellitentelemtrierte „Penti 2020“
Der junge Bartgeier „Penti 2020“ stammt aus einer Naturbrut im Horst Livigno. Der Vogel wurde von Bergsteigern und Ornithologen vor dem Flüggewerden in einer Abseilaktion im Horst beringt und besendert. In memoriam des allzu früh verstorbenen Nationalpark-Försters Christian Pentori wurde der Geier „Penti 2020“ genannt. Der Satellitensender dieses Geiers funktioniert noch, weil der Geier die Schwanzfedern noch nicht gewechselt hat und der Sender nicht abgefallen ist. Der Sender liefert wissenschaftlich wertvolle und interessante Daten u. a. zur Raumnutzung und zu den Flugradien. Die aktuellsten Satellitendaten vom letzten Monat Juni 2021 weisen Penti 2020 nach wie vor als stark heimatverbunden oder patrophil aus: Seine Flugradien kreisen eng um den Geburtsort Livigno herum und reichen vom Obervinschgau bis in das Unterengadin und das engere Ortlergebiet. Penti 2020 ist ein Weibchen und die Naturgeburt Nr. 349 im Alpenbogen. Nach der Besenderung in seinem Geburtshorst liegen von Penti 2020 insgesamt vier gemeldete Sichtungen mit gesicherter Ansprache vor, die letzte davon bis zum Berichtsdatum 6. Juli 2021 vom 21. Februar 2021.
... weil man sem woas, wos man hot. Einen bunten Querschnitt aus Produkten, die direkt vom Bauernhof kommen, zeigen wir hier in diesem Sonderthema. Die Hofschänke laden zum authentischen Genuss.
von Angelika Ploner
Vielfalt, Geschmack, Frische: Wir öffnen hier ein Fenster zu Produkten, die gesund und authentisch sind und einem hohen Anspruch an Qualität folgen. Mit Freude und mit Herzblut werden Tag für Tag die Höfe bewirtschaftet und als Ausdruck der bäuerlichen Tätigkeit Produkte geschaffen, die hochwertig und natürlich sind. Alle Hofprodukte sind Botschafter für ehrlichen Genuss. Auf diesen und den folgenden zwei Seiten haben wir eine Auswahl an heimischen Produkten und Bauernhöfen zusammengestellt, die Veredeltes und Wertvolles anbieten. Es ist eine Einladung an uns Konsumenten: Das zu schätzen, was vor unserer Haustüre geboten wird.
von Dietmar Spechtenhauser
Zum 22. Mal bieten die Veranstalter von marmor&marillen ein Programm rund um ihre authentischen Botschafter: Der Laaser Marmor, als edler, weißer Stein, begehrt und in zahlreichen Metropolen weltweit in öffentlichen und privaten Gebäuden und Kunstwerken zu finden, und die Vinschger Marille, die besonders wegen ihres Aromas weit über die Landesgrenzen Südtirols hinaus bekannt und geschätzt wird. Diese beiden Produkte werden jedes Jahr am 1. Augustwochenende von den Laaser:innen seit dem Jahre 2000 in den Mittelpunkt gestellt und gefeiert. 2019 konnte man so mit das 20. Jubiläum begehen. Doch dann kam Corona und wie auf der ganzen Welt, hatte auch Laas 2020 nicht die Möglichkeit ein Fest zu veranstalten. Ersatzweise gab es da die m&m-Tage. Heuer geht sich ein Fest immer noch nicht aus, aber zumindest der regionale m&m-Markt soll stattfinden dürfen.
Zwischen den mehr als 30 Ständen wird genügend Abstand sein, damit alle Freiraum zum flanieren und einkaufen haben. Seit den Anfängen legen die Veranstalter bei der Auswahl der Anbieter größten Wert auf Regionalität und Authentizität der Produkte, deren Rohstoffe und der Hersteller:innen. Damit sollen besonders die kleinen Kreisläufe des Dorfes, Tales und Landes unterstützt werden und den Besucher:innen Unikate geboten werden, die sonst kaum zu finden sind.
Die Marktanbieter:innen werden jedes Jahr animiert sich mit den Themen Marmor und Marillen auseinanderzusetzen und daraus besondere Einzelstücke zu schaffen.
Genau diese Tatsache wird geschätzt und zieht immer wieder unzählige Interessierte in den mittleren Vinschgau. Coronabedingt kann marmor&marillen heuer wieder keinen Festbereich den Vereinen bieten, dafür werden sich aber die Gasthäuser, die Cafe‘s und die beiden Dorfmetzger nach Kräften bemühen, für Gaumenfreuden zu sorgen. Dabei spielt natürlich die Marille bei den teils auch als „take-away-Gerichte“ angebotenen Speisen eine wichtige Rolle. Selbstverständlich wird es darüberhinaus eine Vielzahl an süßen Köstlichkeiten, wie Marillenkuchen, Marillenkrapfen, Marilleneis und Cocktails geben.
Wir bitten, bedingt durch die Tatsache, dass die Vereine heuer keine Verköstigung anbieten können um Nachsicht, sollte es in den Gastbetrieben einige Minuten länger als üblich dauern, bis Sie, liebe Gäste bedient werden können.
m&m - Mehr als ein Markt.
Am Wochenende des 7. und 8. August hat Laas über den Markt hinaus noch einiges zu bieten. So haben sich 6 Absolvent:innen eines Lehrganges der Berufsfachschule für Steinbearbeitung Laas zusammengetan und stellen unter dem Titel freie Steinbildhauerei ihre dabei geschaffenen Werke vom 31.07. bis 08.08.2021 in der St. Markuskirche von Laas aus. Wochentags ist diese von 14-19 Uhr, am Wochenende jeweils von 10-19 Uhr geöffnet. Eine weitere Ausstellung gibt es in der Laaser Marmorwelt zu besichtigen. Diese trägt den Namen LAAS-LIVE-ART und zeigt ebenfalls Werke von 6 Künstler:innen. Das Besondere dabei ist, dass man ihnen vor Ort bei ihrem künstlerischen Schaffen zusehen kann. Die Öffnungszeiten am Samstag, 7. und Sonntag, 8. August sind jeweils von 10-19 Uhr.
In der Laaser Marmorwelt startet für Interessierte auch die Marmor-Erlebnis-Führung um jeweils 11 Uhr und um 15.30 Uhr. Wer mehr über die Geschichte und Besonderheiten des Marmordorfes erfahren möchte, ist bei der Führung Häuser-Leute-Geschichten… auf Winkelwegen durch Laas die am Samstag, 7.August um 10 Uhr beim Laaser Bahnhof startet, genau richtig.
Sie wollten immer schon mal das Laaser Marmorwerk der Fa. Lasa Marmo besichtigen? Dann haben Sie nun bei der Marmorwerk-Tour jeweils stündlich von 17-20 Uhr am Samstag, 7. und Sonntag, 8. August Gelegenheit dazu. Treffpunkt am Eingang der Lasa Marmo.
In der Woche vom Montag, 2. bis Samstag, 7. August können Sie am Santlplatz, Nähe Bahnhof, Laienbildhauern bei ihrer Arbeit zusehen und wie sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen.
Eine Verkostung und Hofbesichtigung am Wochenende jeweils um 15 Uhr bietet der Kandlwaalhof – Anmeldung wird erbeten.
Empfehlenswert ist auch ein Besuch des Laaser Friedhofs, welcher durch die weißen Marmorgräber eine besondere Ausstrahlung bietet.
Der strahlend-weiße Marmor begegnet Ihnen nahezu im ganzen Dorf ganz nebenbei und kann in Form von kleinen Gebrauchs- bzw. Kunstgegenständen am Markt gekauft werden, die begehrten Vinschger Marillen können sie an den Verkaufsständen am Markt erwerben. Diese sind besonders zum schnellen Genuss oder zum Einkochen von Marmelade und Säften geschätzt und begehrt.
Wie Sie sehen, ist in Laas auch heuer einiges los, wenn auch zum 2. Mal in reduzierter Form und ist einen Ausflug wert. Die Meereshöhe von knapp 900 Höhenmetern verspricht zudem einen angenehmen Tag – nicht zu warm und nicht zu kühl.
Laas freut sich auf Sie –
freuen Sie sich auf Laas.
Müstair - In den kalten Wintermonaten ruhen die Restaurierungsarbeiten vor Ort. Nach dem abrupten Übergang von eisiger Kälte direkt zum Hochsommer und auch den Lockerungen der Corona Einschränkungen konnten die Restaurierungsarbeiten in der UNESCO Welterbestätte von Müstair wieder aufgenommen werden. Ende Woche versammelten sich die Arbeitsgruppe Konservierung zu einer ihrer regelmäßigen Sitzungen und parallel dazu eine Gruppe von Museums- und Denkmalschutzspezialisten. Bei diesen Treffen geht es vor allem darum, möglichst viel Know-how von Spezialisten in die konkreten Vorhaben der Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair einfließen zu lassen.
Im Vordergrund der Aktivitäten der Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair steht weiterhin die Restaurierung der Mittelapsis in der Klosterkirche mit den karolingischen Malereien und der bekannten Darstellung des Gastmahls des Herodes aus romanischer Zeit. Salome tanzt so schön, dass Herodes ihr die Erfüllung jeden Wunsches verspricht. Etwas unschlüssig, aber gedrängt von der Mutter, verlangt sie den Kopf von Johannes dem Täufer, dem Schutzpatron des Klosters in Müstair. Die Malereien aus dem 9. und 13. Jahrhundert werden neu dokumentiert, restauriert und insbesondere von Verunreinigungen befreit, die sich über die Jahre angesammelt haben.
Gleichzeitig hat sich ein Kreis von Museumsfachleuten, Vertretern der Stiftung Pro Kloster Müstair und dessen Geschäftsstelle sowie Denkmalpflegespezialisten mit Dr. Silke Langenberg, der neuen Professorin für Konstruktionserbe und Denkmalpflege der ETH Zürich an der Spitze, mit der Neugestaltung des Klostermuseums befasst. Weitgehend verborgen und nur für Spezialisten zugänglich findet sich im Kulturgüterschutzraum des Klosters eine der bedeutendsten Sammlungen an Flechtwerksteinen, die nun als Schaulager in Wert gesetzt werden soll. Die Marmorflechtsteine bildeten neben der Architektur und den berühmten Wandmalereien das bedeutendste Dekorationselement in der Gründerzeit, sprich im ausgehenden 8. Jahrhundert. Der Marmor stammt aus dem berühmten Steinbruch in Laas im oberen Vinschgau. Mit der Fahrt zum Steinbruch und der Besichtigung dieser äußerst eindrücklichen Abbaustelle, die noch heute aktiv betrieben wird, war die Absicht verbunden, zum Ursprung und Herstellungsort der karolingischen Marmorskulpturen von Müstair zu reisen. Dieser Besuch hat bestätigt, dass eine enge Zusammenarbeit von Laas und Müstair eine ganz spezielle Besucherattraktion verspricht.
Neben dem Klostermuseum wird diesen Sommer im sogenannten Haus Selm in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kloster ein Kompetenzzentrum für Frühmittelalterarchäologie und Baufoschung eingerichtet. Es besteht ein großes Bedürfnis seitens der Wissenschaft und des spezialisierten Handwerks, die reiche Erfahrung der Müstairer Bauhütte einer nächsten Generation von Spezialisten zugänglich zu machen. Die notwendige Infrastruktur für die Vermittlung und die praktische Arbeit hat bisher gefehlt. Gerade die Corona-Zeit hat wertvolle Erfahrungen gezeitigt, die noch ins Detailprogramm für den Ausbau eingeflossen sind.
Die Aktivitäten der Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair sind nach dem Abschluss der Restaurierungsarbeiten in der bedeutenden Heiligkreuzkapelle wieder voll im Gang. Es soll die Möglichkeit geschaffen werden, das langjährige angesammelte Know-how auch der kommenden Generation zu vermitteln und zugänglich zu machen.
Elke Larcher
Erinnerung - Manfred Johannes Fuchs wurde am 25. Juli 1938 in Latsch geboren. Manfreds Vater Romedius betrieb ein kleines Transportunternehmen, seine Mutter Paula die ENAL Bar in der Marktstrasse. Gemeinsam mit seinen zwei Geschwistern, Romed und Inge wuchs Manfred in Latsch auf. Bereits als Kind hatten es ihm die Flugzeuge angetan. Er schnitt sich aus Zeitschriften Flugzeuge aus und klebte sie in Sammelalben oder bastelte sich Fliegermodelle aus Pappe.
Nach der Pflichtschule ging Manfred nach Bozen und besuchte die Gewerbeoberschule um eine technische Ausbildung zu absolvieren. In München und Hamburg studierte Manfred Fuchs Flugzeugbau, mit 22 Jahren war er schon der jüngste Flugzeugbauingenieur Deutschlands. 1960 heiratete Manfred Fuchs in Pinneberg Christa Köper, gemeinsam hatten sie einen Sohn und eine Tochter. Als 1961 in Europa die ersten Schritte in der Raumfahrt unternommen wurden, war Fuchs mit dabei. So wird er als Großvater von „Spacelab“ bezeichnet, der ersten europäischen Raumstation, die Anfang der 80er Jahre in den Orbit ging. Manfred Fuchs war 1982 auch entwickelnder Kopf und Namensgeber des Projekts „Columbus“. 1982 machte er sich selbstständig, kaufte den kleinen Rüstungszulieferer OHB in Bremen und baute die Firma aus.
Manfred Fuchs‘ besonderes Interesse galt der Erforschung und Besiedelung des Mondes. Er entwickelte mit seinen Mitarbeitern die Forschungsstation „Mona Lisa“ als möglichen ersten Schritt. Zu seinem 70. Geburtstag erhielt er von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Zertifikat für ein Grundstück auf dem Erdenmond von der Fläche 1.000 Quadratmeter. Der Mond hatte ihn sein Leben lang fasziniert und eines Tages wollte er selber noch hinauf fahren.
2008 erhielt Manfred Fuchs in Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste in Sachen Raumfahrt und Satellitentechnik die Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Latsch. Als Dank stiftete Fuchs die Glasmalerei des Robert Scherer in der Nikolauskirche in Latsch.
Die Beziehung zu seinem Heimatdorf Latsch und seinen Freunden hat Manfred Fuchs immer gepflegt. Es hat ihn immer wieder nach Latsch heimgezogen. Er selbst sagte: „ Ich habe die ganze Welt gesehen, von Russland bis Südamerika, aber so ein schönes Land wie Südtirol gibt es sonst nirgends “.
Im Jahre 2010 kaufte Manfred Fuchs Schloss Annaberg. Schon als Kind soll er davon geträumt haben, eines Tages dieses Schloss zu besitzen. Manfred Fuchs hatte einen Traum. Er wollte auf Schloss Annaberg ein Raumfahrtsmuseum errichten. Es sollte eine Herberge für Forscher, ein Zentrum des Denkens und des Forschens werden.
Außerdem hatte er mit dem damaligen LH Luis Durnwalder schon das Schülersatelliten-Projekt Max Valier ins Leben gerufen. Er wollte damit seiner ehemaligen Schule in Bozen ermöglichen einen eigenen Satelliten zu entwerfen und zu bauen. Fuchs hat das Projekt sowohl finanziell als auch personell mit seinen Fachleuten von OHB unterstüzt.
Im Dezember 2011 wurde Manfred Fuchs der wichtigste deutsche Technik Preis, der Werner-von-Siemens-Ring verliehen. Der „Werner-von-Siemens-Ring – Ehrenring für Verdienste um Naturwissenschaft und Technik“ gilt als eine der höchsten deutschen Auszeichnungen auf diesem Gebiet und wird an hochverdiente Naturforscher und Gestalter der Technik verliehen.
Für den Traum eines Raumfahrtmuseum auf Schloss Annaberg war alles schon vorbereitet, geplant, alles schon in die Wege geleitet worden. Obwohl es auch kritische Stimmen gab, war Manfred Fuchs immer überzeugt von dem was er tat. Sein plötzlicher Tod am 26. April 2014 in Altenburg bei Kaltern durchkreuzte alle Pläne.
Im April 2010 hatten Manfred und seine Frau Christa in der Kapelle auf Schloss Annaberg noch ihre Goldene Hochzeit gefeiert. Unter den Gästen war auch ihr Freund Kardinal William Joseph Levada, damals Präfekt der römisch-katholischen Glaubenskongregation, welcher schriftliche Glückwünsche des damaligen Papstes Benedikt XVI überbrachte.
Manfred Fuchs hatte Beziehungen zur ganzen Welt, zu den Russen, zu Jelzin und Gorbatschow. Letzterer wollte ihm sogar eine Rakete schenken die Fuchs dann in sein Museum nach Annaberg gebracht hätte.
Auf die Frage, wie er sich selbst beschreiben würde, antwortete Manfred Fuchs:„ Anscheinend bin ich ein realistischer Träumer oder ein träumender Realist“. Sein Enkelkind Gabriel formulierte es so: „Was Opa machen wollte, hat er gemacht. Er hat viel geträumt, daran festgehalten und es auch umgesetzt“.
Peter Tscholl
Val Müstair - Aktuelle Zählungen zeigen, dass das Val Müstair im Kulturland noch eine reichhaltige Vogelwelt aufweist. Trotzdem sind Abnahmen zu verzeichnen, die aufhorchen lassen. Insbesondere die Feldlerche hat Bestandseinbußen erlitten. Dank den erarbeiteten Grundlagen können gemeinsam mit den Bewirtschaftern gezielt Fördermaßnahmen angegangen werden.
Viele typische Vogelarten des Landwirtschaftsgebiets sind im Mittelland praktisch verschwunden. Für einige dieser Arten sind die Berggebiete als noch verbliebene Rückzugsorte von hohem Wert. Aufgrund der zunehmend intensiveren Bewirtschaftung sind jedoch auch diese Gebiete – und die von ihnen abhängigen Vogelarten – unter Druck. Um die Situation im Val Müstair zu kennen, wurde auf Initiative des Naturparks Biosfera Val Müstair und mit fachlicher Unterstützung der Schweizerischen Vogelwarte im vergangenen Frühjahr das Vorkommen von zehn typischen Vogelarten des Kulturlandes im Tal untersucht.
Unter ihnen befinden sich Wiesenbrüter wie das Braunkehlchen und die Feldlerche, welche ihr Nest am Boden anlegen und auf spät gemähte, vielfältige Wiesen oder, im Falle der Feldlerche, alternativ auf Ackerkulturen mit relativ niedriger und lückiger Vegetation angewiesen sind. Ein Vergleich mit einer früheren Untersuchung aus dem Jahr 2006 zeigt, dass das Braunkehlchen zwar noch gut vertreten ist, mittlerweile aber in höhere Lagen ausweichen musste. Die Feldlerche konnte in den verstreuten Ackerflächen leider nur noch vereinzelt beobachtet werden. Ihr Bestand ist um ein Drittel zurückgegangen. Dies hängt vermutlich mit der Bewässerung der Wiesen und der intensiveren Bewirtschaftung zusammen. Weiter wurden Vögel, welche in vielfältigen Hecken brüten, erfasst. Unter ihnen befinden sich beispielsweise der Neuntöter und die Goldammer. Diese beiden Arten wurden denn auch am häufigsten nachgewiesen. Die heckenbewohnenden Vögel konzentrieren sich auf die südexponierten Hanglagen, welche noch reich strukturiert sind. In der weniger strukturreichen Talebene waren diese Arten deutlich seltener.
Die nun erarbeiteten Grundlagen bilden für die Schweizerische Vogelwarte und den Naturpark Biosfera Val Müstair die Basis für eine gezielte Information und Beratung der lokalen Partner und Landwirte. Zusammen sollen gebietsspezifische Fördermaßnahmen geplant und umgesetzt werden. Gemeinsam bietet sich die Chance, den Bestand an Kulturlandvögeln im Tal zu erhalten und zu fördern.
Franz-Tumler-Literaturpreis - Die Nominierungen: Teil 2
Mischa Mangel:
Ein Spalt Luft.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021.
Mischa Mangel zeichnet in seinem 2021 erschienen Debütroman Ein Spalt Luft die Geschichte eines Mannes nach, welcher sich auf die Suche nach Erinnerungen an seine frühe Kindheit und die damalige Beziehung zu seiner Mutter begibt. Dabei lässt der Autor ein Mosaik aus unterschiedlichen narrativen Elementen entstehen und wechselt reale mit surrealen Erzählpassagen ab. Letztere reichen von märchenhaften Textstücken über poetische Einflechtungen bis hin zur Darlegung wissenschaftlicher Kenntnisse rund um die Entwicklung von Neuroleptika im 20. Jahrhundert sowie die 2015 veröffentlichte Studie Regretting Motherhood: A Sociopolitical Analysis der Soziologin Orna Donath.
Während aus den Gerichts- und Jugendamtgutachten eine nüchterne Stimme spricht, erzählt der Vater in dialektal gefärbten Auszügen seinem Sohn von dessen ersten Lebensjahren, welche dieser bei seiner an einer Psychose leidenden Mutter verbracht hat. Obwohl die Mutter in manchen Textstellen kurz zu Wort kommt, bleibt diese Figur für den Suchenden und die Lesenden letztendlich gleichermaßen ungreifbar. Es zeigt sich, dass dieses Debüt nicht nur von der Spurensuche eines Mannes nach seiner frühen Kindheit handelt, sondern vielmehr um einen Streifzug durch die eigene Familiengeschichte, wobei anstatt eines linearen Erzählstils, die einzelnen Sequenzen sich bruchstückhaft zusammenfügen. Wie die Schwärzungen in den verschiedenen Gutachten die Eigennamen verbergen, so gibt auch die Geschichte nicht alle Antworten auf die Fragen nach der Vergangenheit preis.
Kathrin Renner
Mischa Mangel, geboren 1986, lebt in Berlin und hat Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim studiert, außerdem dort und in Marseille Kulturvermittlung/Médiation Culturelle de l’Art. Er war Finalist des Literaturpreises Prenzlauer Berg 2015.
von Christine Wielander Schuster und Lisetta Azzarone Neri
02.08. – 14.08.21,
Kapuzinerstraße 2 (ex Avimundus), Schlanders
Öffnungszeiten: 9:00 – 12:00 & 15:00 – 18:00 Uhr
Sonntag geschlossen
35 Jahre Bildungsausschuss Schlanders