Montag, 14 März 2016 09:26

Nationalpark Stilfserjoch - Der Stieglitz Vogel des Jahres 2016

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300B1Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Klemens Maria Hofmeister, II. Stadtpatron von Wien, 15. März 2016

Der Naturschutzbund (NABU) Deutschlands hat den Stieglitz oder Distelfink  zum Vogel des Jahres 2016 auserkoren. Diese Auswahl macht sich die Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz Südtirols zu eigen. Mit der Wahl des Distelfinks zum Vogel des Jahres 2016 soll der fortschreitende Struktur- und Artenverlust in der Kulturlandschaft in den Mittelpunkt des Interesses gerückt werden.

Nach dem scheuen Waldvogel und Taggreif Habicht, der 2015 zum Vogel des Jahres ausgerufen worden war, soll der Stieglitz zum Botschaftsträger für mehr Vielfalt und Farbe in den Landwirtschafts- und Siedlungsgebieten werden. Steht der Stieglitz doch für vielfältige und abwechslungsreiche Lebensräume. In der intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft, aber auch in den Siedlungsräumen fehlen 442B3solche abwechslungsreichen Lebensräume beispielsweise mit Ruderalstreifen und Samen von - aus unserer Sicht des Nutzdenkens despektierlich so genannten - Unkräutern bereits häufig. Und damit fehlt dem Körner- und Samenfresser Stieglitz die Nahrung. Mehr Blumenwiesen, vogelfreundliche Hausgärten und öffentliche Grünflächen mit heimischen Wildkräutern und der Verzicht auf Pestizide helfen dem zierlichen Finkenvogel.

Kennzeichen und Wissenswertes
Der Stieglitz ist kleiner als der Sperling. Die Altvögel haben einen weißschwarzen Kopf mit roter Gesichtsmaske. Im Wellenflug ist die auffällige gelbe Flügelbinde ein  gutes Erkennungsmerkmal. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt und gemustert. Der Ruf „stieglitt“ ist namensgebend. Der zweite Name Distelfink leitet sich aus den Disteln als bevorzugte Futterpflanze ab. Mit seinem spitzen Schnabel zieht der Stieglitz die Samen aus den Samenkörbchen der Disteln und anderer Korbblütler. Im Winterhalbjahr nimmt der Stieglitz auch gerne Samen von Birken, Erlen, Lärchen und Kiefern an. Dann fliegen die Stieglitze öfters in Flugtrupps mit Erlenzeisigen. Während der Brutzeit nimmt der Stieglitz zur Jungenaufzucht und deren Ernährung mit Eiweißen auch Blattläuse und Insekten auf. Stieglitze füttern ihre Jungen mit halbreifen Samen, eben Läusen und Insekten, die sie im Kropf einweichen und zur Fütterung portionsweise auswürgen.

Bewegungskünstler
175B3Nicht nur das Fangen von Insekten, sondern auch der Nahrungserwerb beim Samenfressen erfordert komplizierte Bewegungen und Anpassungen an besondere Verhältnisse. Beim Stieglitz können beispielsweise 7 verschiedene Bewegungsweisen beim Sammeln festgestellt werden. Nahrung wird zum Beispiel vom Boden aufgepickt oder auf einem Ast sitzend, wobei sich der Vogel mitunter weit vorbeugen muss. Stieglitze können aber auch kopfunterhängend an Samenständen von Sonnenblumen picken.

Nestbau
Der Stieglitz baut sein Nest in einem windsicheren Astquirl in hohen Obstbäumen oder in hohen Sträuchern. Das Nest besteht aus einem sorgfältig gebauten Napf, der vom Weibchen aus filzigem Gras, Moos und Pappelwolle geflochten wird. Beim Sammeln des Nistmaterials wird das Weibchen vom Männchen begleitet. Das Weibchen brütet allein. Während der Brutzeit wird es vom Männchen gefüttert. Um die Jungen kümmern sich beide Eltern gemeinsam. Der Brutbeginn fällt in der Regel auf Anfang Mai, das Gelege besteht aus 4-6 Eiern, die auf weißlichem Grund besonders am stumpfen Pol braunschwarz oder rot gesprenkelt sind. Die Brutzeit beträgt 12-14 Tage, die Nestlingszeit 14-15 Tage.

Teilzieher
Stieglitze sind Teilzieher. Die meisten Vögel ziehen im Oktober nach Süd- und Westeuropa, zum Teil überwintern sie auch in Mitteleuropa. Im März wandern sie wieder zurück in ihre Brutgebiete.
Der Stieglitz ist Brutvogel von Westeuropa bis Mittelsibirien und in Nordafrika. In Südtirol weist der der Stieglitz heute nicht nur ein geschlossenes Verbreitungsgebiet auf, auch die Dichte seines Vorkommens ist wieder relativ gut. Laut Südtiroler Vogelatlas hatte der Bestand zwischen 1960 und 1980 seinen Tiefpunkt erreicht. Im Talbereich war er nur sehr selten anzutreffen, am besten hielt er sich in P1040090den Mittelgebirgslagen. Immer laut Vogelatlas erholte sich anfangs der 80er-Jahre der Bestand in Südtirol zusehends, und es begann eine erfreuliche Ausbreitung, so im gesamten Etschtal von Meran südwärts mit den ausgedehnten Obstkulturen. Oberhalb von 1.000 Metern Meereshöhe nimmt der Bestand rasch ab, Beobachtungen zur Brutzeit oberhalb von 1.500 Metern sind Ausnahmen. In den Höhenlagen seines Vorkommens bevorzugt der Stieglitz Waldränder, auch sonnige Wegränder mit Distelgruppen, lockere Föhren- und Lärchenbestände, in denen er am Vinschgauer Sonnenberg auch überwintert. Im Allgemeinen liebt der Stieglitz aber die „Unkrautfluren“, Wegböschungen, Eisenbahndämme und Straßenränder, wo es meist eine Fülle von fruchtenden Korbblütlern gibt. Stieglitze suchen meist eine Pflanze mit vielen Samen sorgfältig ab und kehren, wenn sie gestört werden, oft wieder darauf zurück. Untersuchungen der Futterpflanzen haben aber ergeben, dass DSC 6358meistens einige Samen zurückbleiben. Wahrscheinlich ist das Herausklauben auch der letzten einzelnen Samen für den Stieglitz nicht mehr lohnend genug. Andererseits bleiben hier dann für die Pflanzen noch Samen zur Vermehrung übrig. Der Stieglitz rottet auf diese Weise seine Futterpflanzen nicht aus. Dies besorgt vielmehr der Mensch, dort wo er in der intensiven Agrarlandschaft und in den Siedlungsräumen den Ackerkräutern und Disteln keine Chance mehr lässt. Wer dem Stieglitz helfen will, soll Ruderalstreifen an Feldrainen und Grundstücksgrenzen stehen lassen, Herbizide und Pestizide vermeiden, einen vogelfreundlichen Garten pflegen mit Aussaat von Sonnenblumen und anderen Korbblütlern wie Schmuckkörpchen („Gretl auf der Staude“) als Futterpflanzen und Astquirle in hochstämmigen Obstgehölzen stehen lassen und nicht herausschneiden.

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