Dienstag, 04 August 2015 00:00

Schluderns – Wirtschaftsraum im Blick

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s33 6586Der Wirtschaftsstandort Schluderns ist von einem Betrieb ganz besonders geprägt: der HOPPE. Das Türbeschlagsunternehmen ist der größte Arbeitgeber in der Gemeinde. Abseits davon zeichnet ein bunter Branchenmix das Dorf unterhalb der Churburg aus.

Text: Angelika Ploner  |  Foto: Magdalena Dietl Sapelza

Eine Rückblende vorab: Es war am 24. Mai 1965 -  genau vor 50 Jahren - als Friedrich Hoppe zehn Mitarbeiter für sein neues Werk in Schluderns anmeldete.

Sechs Monate später - zu Jahresende - arbeiteten bereits 122 Mitarbeiter für Friedrich Hoppe, die Mitarbeiterzahl hatte sich kurzerhand verzwölffacht. Eine unglaublich rasante Entwicklung hat sich da abgespielt, die HOPPE war und ist ein Glücksfall für Schluderns. Nicht nur deshalb hat man Friedrich Hoppe zum Ehrenbürger der Gemeinde Schluderns ernannt. „Vorausschauende Standortpolitik“, so ist’s im Unternehmensprofil nachzulesen, „war der Grund, dass Friedrich Hoppe den Schritt über die Grenzen nach Südtirol und Schluderns wagte.“ Bestimmend dabei wirkte die Philosophie dorthin zu gehen, wo Industrie gebraucht wurde und daher willkommen war und wo es genügend Arbeitskräfte gab. Beides traf auf Schluderns zu.
Die HOPPE prägt den Wirtschaftsraum Schluderns, wie kein anderes Unternehmen. 340 Mitarbeiter (Stand 1. Juli) sind derzeit im Werk in Schluderns beschäftigt, hinzu kommen 26 Leiharbeiter. Seit den internen Umstrukturierungen ist die Gießerei nun nach Schluderns gekommen. Berechnet auf den Gaspreis von knapp 4 Cent (2013) sind das rund eine Million Euro an Mehrkosten. Deshalb fordert Christoph Hoppe bereits seit Jahren, dass man die Gasleitung von Schlanders nach Schluderns weiterverlegt.
18.700 Quadratmeter nimmt die HOPPE in der Gewerbezone in Schludern ein, und war - ganz nebenbei bemerkt - die erste Ansiedlung dort. Heute nimmt das Areal eine Größe von 7,6 Hektar ein, das Gewerbegebiet in Spondinig hingegen nur einen knappen halben mit zwei Betriebsansiedlungen. Weil die Gemeinde in den Wirtschaftsstandort Schluderns investieren will, sagt Erwin Wegmann, wies man direkt neben dem Dorfzentrum neue Gewerbeflächen aus, die nun zum Verkauf stehen. Rund 125 Euro kostet der Quadratmeter.
Abseits davon zeichnet sich der Wirtschaftsraum Schluderns durch einen guten Branchenmix aus. Insgesamt zählt man im Gemeindegebiet 103 Betriebe, 47 davon sind Handwerksbetriebe, 12 hingegen Dienstleistungsbetriebe (Ärzte, Banken, Versicherungen usw.). Im Gastgewerbe (Bar, Hotel, Gasthaus usw.) sind 23 Betriebe angemeldet, im Handel 16. Öffentliche Betriebe gibt es hingegen vier. Auch die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Schluderns. Derzeit ist diese im Wandel begriffen. Der Obstanbau drängt nach oben, und hat Schluderns längst erreicht.

Kurz nachgefragt bei Bürgermeister Erwin Wegmann

Vinschgerwind: Die Vor- und nachteile des Wirtschaftsstandortes Schluderns sind?
Erwin Wegmann: Die Stärken des Wirtschaftsstandorts Schluderns sind die Flexibilität und  Aufgeschlossenheit der einheimischen Bevölkerung, die Verfügbarkeit  von hochwertigen und sehr gut erschlossenen Gewerbeflächen mit optimalen, relativ guten Verkehrsanbindungen. Schluderns müsste  jedoch beim Wirtschaftsfaktor Tourismus um einiges aufrüsten. Wir bräuchten viel mehr Betten im Vier- und Fünf-Sterne-Segment.

Wie hoch sind Lebensqualität und Kaufkraft? Schluderns ist als „familienfreundliche Gemeinde“ bekannt und zeichnet sich durch eine hohe Lebensqualität aus. Auf Grund der Wohnpolitik der Gemeinde – „alte, nicht mehr genutzte Baukubaturen“ im Dorfzentrum zu verbauen, d.h. unentgeltlich an Bauwillige des geförderten Wohnbaus abzugeben, wurde letztlich für ca. zwanzig Bauwerber geförderter Baugrund ausgewiesen.

Welche Ziele haben Sie sich als Gemeinde für die kommenden fünf Jahre in Sachen Wirtschaft gesteckt?
Für die Zukunft wird sich die Gemeindeverwaltung weiterhin  um den Wirtschaftszweig „Tourismus“, die Realisierung des „E-Werkes Konfall“, die Ansiedlung neuer, innovativer  Handwerksbetriebe, den Erhalt des sehr guten  Handels- und Dienstleistungsangebots, einsetzen. Eine der wirtschaftsfördernden Maßnahmen ist jene, die ungenützte Bausubstanz im historischen Ortskern bauwilligen Interessenten zuzuführen.

 

Erfolgreiche Genossenschaft SEG
SEG baut „letzte Meile“ des Glasfasernetzes


s34 6576s34 6569Innerhalb der nächsten drei Jahre werden alle interessierten Schludernser Betriebe und Haushalte am Glasfasernetz angebunden sein und über das schnelle Breitband-Internet verfügen. Die Energiegenossenschaft SEG übernimmt den Ausbau der sogenannte „letzte Meile“ in drei Baulosen. Mit dem Baulos 1 (Gewerbezone, Glurnserstraße, In den Tälern, Wiesenweg) wird  demnächst begonnen. Die SEG nutzt die bereits vorhandenen Verrohrungen. SEG-Kunden sind dabei im Vorteil. Sie bezahlen 100 Euro für den Anschluss. Auch Nicht- SEG-Kunden werden für eine Anschlussgebühr von 200 Euro berücksichtigt. Diese müssen sich ehestens melden.  „Im Rahmen der Genossenschaft kann man vieles machen, von dem alle profitieren – am meisten die Bürger“, betonte SEG-Obmann Sigfried Stocker kürzlich bei der Informationsveranstaltung. „Die Wertschöpfung bleibt im Ort und Arbeitsplätze werden geschaffen “. Nach längeren Verhandlungen und Überzeugungsarbeit durch die SEG-Vertreter hatte der Gemeinderat Schluderns einstimmig die finanzielle Unterstützung für das Projekt zugesagt. Siegfried Warger informierte über den Ablauf der Arbeiten und über Internetverträge, die in einem zweiten Moment mit Providern abgeschlossen werden können. Warger war treibende Kraft für die Verlegung des Glasfasernetzes, das zusammen mit den Fernwärmerohren des SEG-Fernheizwerkes in Taufers i. M. realisiert worden war. BM Erwin Wegmann erklärte: „Ich war anfangs skeptisch, doch mittlerweile bin ich überzeugt, dass es ein großer Vorteil ist, das mit der SEG zu machen.“  (mds)

 

Wir sind der Motor für die Wirtschaft
Interview mit Albert Hutter, Transalbert

Vinschgerwind: Welches sind die Vorteile des Wirtschaftsstandortes Schluderns? Ihre Meinung.
s35 8394Albert Hutter: Keine. Für ein Transportunternehmen im Vinschgau gibt es keine Vorteile. Die kürzeste Strecke über den Fernpass ist seit einigen Jahren geschlossen und wir sind gezwungen Umwege zu fahren. Das heißt jede Fahrt ist mit mindestens 38 Kilometern Umweg verbunden. Als Transportunternehmer im Vinschgau ist man nur gestraft.

Mit welchen Problemen kämpfen Wirtschaftstreibende hier in Schluderns? Und im Vinschgau?
Im Vinschgau ist die Straße ein großes Problem. Man will keine - auch nicht kleinere - Umfahrungen bauen, wir kämpfen mit Staus. Diese kosten Zeit. Und Zeit ist Geld. Zum anderen muss man für jede Unterschrift nach Bozen fahren. In den letzten fünf Jahren ist der Papierkram aufs Doppelte angewachsen. Bürokratieabbau ist ein leeres Wort und wird nur vor den Wahlen von den Politikern hinausposaunt.
Wieviele Mitarbeiter sind bei Transalbert beschäftigt?
Bei uns arbeiten 70 Mitarbeiter. Aber man darf nicht nur diese sehen. In unserem Sektor haben wird viele Lieferanten: Diesellieferanten, Reifenlieferanten ... usw. , daran hängen wiederum Arbeitsplätze.   

Drei Forderungen an die Politik.  
Beim Landeshauptmann bekommt man nicht einmal einen Termin. Der lässt sich alles von den Österreichern aufdiktieren und setzt sich für die Transporteure nicht ein. Man nimmt ein Fahrverbot so einfach hin. Also ich muss schon sagen, der Landesrat Mussner und der Kompatscher haben wenig Gehör. Da muss ich den Landesrat Sepp Noggler und den Albrecht Plangger loben. Diese waren schon etliche Male mit den Vinschger Frächtern in Innsbruck bei zahlreichen Aussprachen. Ich fordere mehr Gehör für die Frächter. Wir sind der Motor für die Wirtschaft. Wir liefern Ware weg und her. Hier braucht es mehr Bewusstsein für die Wichtigkeit der Frächter.

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