Dienstag, 08 Juli 2014 09:06

Kaiser Karl bleibt stumm

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s14 7124Uraufführung der Oper „David“ im Kloster Müstair: Das Origen Festival Cultural lud am Donnerstag, 19. Juni 2014  zur Uraufführung der Oper „David“ an ungewohntem Ort: Neben der karolingischen Klosterkirche von Müstair erhebt sich seit kurzem ein markanter Kubus. In silberschwarze Streifen gehüllt, mit großen Rundbögen. Ein Opernhaus auf Zeit – gebaut, um Kaiser Karl zu krönen.

von Elke Larcher

Origen widmet das Festivaljahr 2014 Kaiser Karl dem Großen, der vor 1200 Jahren in Aachen verstarb. In Graubünden hat Kaiser Karl bedeutende Spuren hinterlassen. Das Kloster Müstair, das während Karls Regierungszeit gegründet wurde und heute zum Welterbe der UNESCO gehört, wird in diesem Sommer zur Opernbühne.


Die Kaiserkrönung im Jahr 800
Karl wurde von Papst Leo III. am Weihnachtstag des Jahres 800 zum Kaiser gekrönt. Damals wurde die Welt neu geordnet: das byzantinische Kaisertum verlor seine Vormachtstellung in Europa. Unter Karl wuchs ein riesiges neues Reich zusammen. Die Oper lässt – ähnlich wie eine  groß angelegte Medienreportage zu einer heutigen Krönung – verschiedene Protagonisten zu Wort kommen. Die blutrünstige Kaiserin von Konstantinopel, Irene, beschimpft den Kaiser. Dessen Geliebte Regina kämpft um eine Stellung bei Hof. Den Papst plagen Gewissensbisse. Der päpstliche Mundschenk prangert die korrupten Missstände am Kaiserhof an. Der Prophet Samuel weckt Kindheitserinnerungen und bestärkt Karl in seinen Erwählungsphantasien. Karl lässt sich nicht beirren und krönt sich selbst – allen Bedenken, allen Widerständen zum Trotz. Die Kritik seiner Zeitgenossen bleibt ungehört. Karl ist die einzige Figur, die sich nicht äußert. Er bleibt stumm, kontrolliert, äußert sich nur in Gebärde - und bleibt Geheimnis.
Hinter der silberschwarzen Fassade des temporären Opernhauses verbirgt sich ein einzigartiger Bühnenraum, der die Dimensionen der Müstairer Klosterkirche im originalen Maßstab abbildet. Die hohen Apsiden des Sakralbaus sind in weißes Textil gepackt, wie moderne, elegante Abstraktionen der historischen Substanz. In diesem hohen, hehren Raum entfaltet sich das Spiel. Die Sänger treten als Chor in der mittleren Apsis auf, interpretieren den liturgischen Choral und die Motetten von Carlo Gesualdo, Momente der Reflexion im Opernfluss. Immer wieder verlassen die Sänger die Mittelapsis, um den Figuren des Stückes ihre Stimme zu leihen und in metallschimmernde Kostüme zu schlüpfen, die Martin Leuthold wie gewaltige Draperien in den Raum gestellt hat. Die Kleider, über hölzerne Franziskanerkreuze gestülpt, erinnern an barocke Kirchenstatuen.

 


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