Dienstag, 04 Februar 2014 09:06

... a Traum ...

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s19 zischgPrad am Stilfserjoch - Die Faszination, wie die Menschen früher mit primitivsten Mitteln Stuben, Böden, Tische oder Kästen gefertigt haben, lässt Thomas Zischg nicht los. Als Restaurator hat Zischg eigene Verfahren entwickelt.

von Karin Thöni Heinisch

Ausrangierte Türen, abgewetzte Stühle, kaputte Kästen und Tische, lackierte Treppen, staubige Stuben, ja ganze französische Schlösser und sogar verfaulte Oldtimer … alles „a Traum“.


Jedenfalls wenn man Thomas Zischg, seines Zeichens Prader Tischlermeister in Familientradition, fragt. Altes Holz, alte Handwerkskunst und er kommt ins Schwärmen, fast ununterbrochen und man merkt, der Mann versteht etwas von seinem Beruf.
Zischg ist Restaurator mit dem besonderen Blick, ein Tausendsassa, detailversessen und, wer kann’s ihm verdenken, mit Sinn fürs Geschäft. Vor gut fünfzehn Jahren hat er begonnen, sich auf Restaurator für Holz zu spezialisieren, jedes Jahr kommen neue Kurse und Qualifikationen dazu: Vergolden, Stilkunde, Furniereinlegearbeiten… mit seinem Restauratorenteam kann er so einen Rundumservice anbieten.
Das Alte hat ihn immer schon interessiert, Dinge mit Geschichte, Möbel aus gutem, altem Handwerk. Die Faszination, wie die Menschen früher mit primitivsten Mitteln Stuben, Böden, Tische oder Kästen gefertigt haben, lässt ihn nicht los. „Die Leute waren Profis, sie konnten noch Massivholz bearbeiten, heute können das so nur noch Wenige.“
Die Arbeitstechniken haben sich natürlich verändert: Leim, Silikon, Kleber, Furniere und die Unmengen an Arbeitsmaschinen, aber auch der billige Preis des Holzes. Früher kostete die Arbeitszeit, die Arbeitskraft fast nichts, dafür war Holz teuer und wertvoll. Fürs Schlafen und Essen und ein paar Heller oder Kronen konnte man über den Winter eine getäfelte Stube bekommen, „heute könnte man sich solche Arbeiten kaum mehr leisten.“
Damals war es noch wichtig, den richtigen Zeitpunkt für die Rodung abzuwarten, das gute Zeichen zum Schneiden des Holzes zu erwischen und man konnte es sich leisten, Holzstämme jahrelang im Wasser (!) trocknen zu lassen. Zeitdruck im heutigen Sinn kannte man ja nicht wirklich. Herausgekommen sind so zum Beispiel breite, massive Bodenbretter, von Hand geschnitten und kaum kaputt zu kriegen; Möbel, die für die Ewigkeit gedacht waren und nicht bis zur Erscheinung der nächsten Möbelkollektion.
Zischg ist vertraut mit der Arbeitsweise von früher und er ist vertraut mit der Geschichte des Holzes. Von der Gotik bis Art déco beherrscht er das Repertoire. „Unsere Leute“, so Zischg, „schätzen heute zum Glück wieder das Alte und erkennen häufig den Wert- vor fünfzig Jahren war das leider noch nicht so.“ In den Jahren damals wurde vieles für eine Bagatelle an italienische Händler verscherbelt. Truhen, Bauerntische, Stühle, Stuben wechselten so im Handumdrehen den Besitzer. Im Modernisierungswahn der 70er wurde das Alte, Massive gegen Plastik, Glas und Teppich getauscht. Und doch gibt es für den Restaurator noch genügend Arbeit: von der Restauration eines Kastens bis zu Rittersälen oder den Vinschger Bahnhöfen, häufig arbeitet er auch für das Denkmalamt. Gotische Stuben aus dem 14. Jahrhundert aber sind auch für ihn Highlights- vor allem im Vinschgau- wo Napoleons Truppen im Verwüstungswahn das meiste unwiederbringlich zerstört haben.
Ablaugen muss er häufig, übermalene Stuben aus den 30ern hauptsächlich; heute gibt es wieder eine Rückkehr zur Natürlichkeit. Darauf legt auch er großen Wert: die von ihm behandelten Möbelstücke, Stuben und Böden sind frei von jeglichen Giftstoffen, dafür hat er eigene Verfahren entwickelt. Das und die originalgetreue Restaurierung liegen ihm am Herzen: „Man darf keinen Unterschied erkennen und man muss mit den selben alten Techniken arbeiten können. Die Kunden sind oft überrascht, wenn sie ihr altes, kaputtes Möbel nach der Restaurierung sehen.
Das ist das Schönste an meinem Beruf- solche Augenblicke- und das Wissen ein Stück Geschichte bewahrt zu haben.“


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