Dienstag, 17 Dezember 2013 09:06

Leserbriefe

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

s10sp1-098von Don Mario Pinggera

Vor wenigen Tagen traf ich einen Bischof, der mir etwas ratlos schilderte, dass an seinem Ordinariat, der diözesanen Behörde, einiges nicht so läuft, wie er sich das vorstellt. Als ich ihn bat, konkreter zu werden, sprach er davon, dass die Ordinariatsräte, das Domkapitel und der Generalvikar mehr oder weniger ein Eigenleben führen. Absprachen gibt es so gut wie keine. Nach einer kleinen Pause sagte ich ihm sehr deutlich, dass es vielleicht an ihm liegen könnte, indem er seine Leitungsaufgabe nur ungenügend wahrnimmt. Und ich wies darauf hin, dass wir seit Jahrzehnten wieder einen Papst haben, der seine Leitungsaufgabe wahrnimmt, der nicht nur da ist, Bücher schreibt oder reist (was auch wichtig ist), sondern der bei der eigenen Behörde die Zügel in die Hand nimmt. Der Bischof gab mir etwas resigniert recht und meinte, es sei nicht unbedingt seine Stärke, zwischen sich konkurrierenden Mächten zu vermitteln. In der Tat: Die Aufgabe der Leitung wird oft unterschätzt. Mit fatalen Folgen! Weil nämlich dann andere das Zepter in die Hand nehmen, die es gar nicht in die Hand nehmen dürften. Dann werden eben jene unheilvollen Seilschaften gebildet, die nach Loyalität entscheiden und nicht nach Kompetenz. Unsere Kirche hat dafür bitteres Lehrgeld zahlen müssen, angefangen von Skandalen um die Vatikanbank über Ernennungen von teilweise völlig ungeeigneten Bischöfen bis hin zum Missbrauchsskandal, der immer noch in der Aufarbeitung befindlich ist. Mit sehr viel Mut und Entschlossenheit greift Papst Franziskus beispielsweise in der Glaubenskongregation oder auch im Staatssekretariat ein. Gut! Sehr gut! Gott stehe ihm bei! Er ist hier übrigens auch ein Beispiel für viele andere hierarchische Strukturen: Auch in der freien Wirtschaft braucht es Leitung, ebenso in Regierungen und Gemeindeverwaltungen. Wenn etwas in Schieflage gerät, Angestellte drangsaliert werden oder die Kunden von der guten Laune der sie Bedienenden abhängig werden, dann stimmt meistens die Leitung nicht. Im Wort Leitung steckt leiten, also etwas eine Richtung geben. Das braucht Umsicht, Konsequenz, Beharrlichkeit und in persönlichen Belangen eben auch ein weites Herz. Der heilige Benedikt sagt über den Abt, der das Kloster leiten soll, wichtiger als das Vorstehen sei das Vorsehen. Und das verlangt ein scharfes Auge, wache Ohren, Aufmerksamkeit und besonnenes Handeln.


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2917 mal
Mehr in dieser Kategorie: « Leserbriefe Leserbriefe »

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.