Dienstag, 17 September 2013 12:00

„Müll gehört in keine Feuerungsanlage“

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s44 4892s40 4896Vinschgerwind: Herr Schupfer, die nächste Heizperiode steht an. Richtiges Heizen ist ein Dauerbrenner. Wie heizt man richtig?
Richard Schupfer: Die Voraussetzung für richtiges Heizen ist, dass die Heizanlagen alle gewartet und überprüft sind. Der zweite Schritt hin zum richtigen Heizen geht über den Brennstoff. Der Brennstoff muss trocken sein, konkret: Er soll mindestens zwei Jahre lang getrocknet sein. Mindestens genauso wichtig ist die richtige Handhabung, das heißt: Man muss den Brennraum so befüllen, dass genügend Verbrennungsluft vorhanden ist.

Hanspeter Schwemm: Wichtig ist zudem, dass Kunden auf die Herstellerangaben achten.

Diese definieren genau, wie man den Ofen befüllen und beschicken soll. Aber unabhängig davon ist die Grundvoraussetzung für richtiges Heizen und richtiges Verbrennen das Einlegen des Brennstoffs, sprich des Holzes, die Handhabung, wie Richard bereits erwähnt hat. Man sollte das Holz gitterähnlich aufschichten, mit genügend Abstand dazwischen. Es ist wichtig, dass das Holz luftumspült und nicht in sich verkeilt ist, denn nur so kann eine saubere Verbrennung gelingen und ein optimaler Wirkungsgrad der Anlage erzielt werden.

Richtiges Heizen fängt beim Brennstoff an. Die Qualität eines Brennstoffs ist für schadstoffarmes und effizientes Heizen ausschlaggebend.
Hanspeter Schwemm: Das ist richtig. Ein gesundes Holz brennt natürlich besser, als ein morsches. Wichtig ist auch die Dimensionierung der Scheite. Wenn ich beispielsweise aus einem Holzprügel mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern vier Scheite hacke, dann verbrennen die vier Scheite viel sauberer und besser, als der große Holzprügel. Es wird – und das sehe ich immer wieder - viel zu großes Holz gehackt und daraus entstehen Verbrennungsprobleme - ungewollt.
Richard Schupfer: Ja, klein gespaltenes Holz liefert viel mehr Heizleistung und vielfach wird das aus reinem Unwissen außer Acht gelassen. Der Holzprügel verbrennt nicht richtig, stinkt und mottet vor sich hin. Und wie gesagt, das Holz muss trocken sein.

Wie kann der Laie feststellen, ob das Holz ausreichend getrocknet ist?
Richard Schupfer: Das kann man ganz einfach am Gewicht festmachen. Feuchtes Holz ist viel schwerer als trockenes Holz, weil es einen höheren Feuchtigkeitsgehalt hat. Beim Verbrennen im Feuerraum zischt feuchtes Holz und erbringt auch nicht die gewünschte Heizleistung.
Hanspeter Schwemm: Ich sage meinen Kunden immer: Haltet euch das Holz an die Wange. Wenn das Holz feucht ist, dann spürt ihr kühl, wenn es trocken ist, warm. Das ist jetzt eine Daumen mal Pi-Angabe, aber sie funktioniert. Ansonsten glaube ich, hat jeder Kaminkehrer einen Feuchtigkeitsmesser und jeder Kunde kann seinen Kaminkehrer zu Rate ziehen und seinen Brennstoff gezielt kontrollieren und die Feuchtigkeit messen lassen.
Richard Schupfer: Was ich noch ergänzen möchte: Speziell bei den Holznudeln ist einiges auf dem Markt. Man soll hier auf geprüfte, genormte Briketts achten und nur diese verwenden.

Wie kann richtiges Heizen  noch gelingen. Fünf Tipps.
Hanspeter Schwemm: Tipp eins: richtiges befüllen. Zweitens: kleines Material, also Spanlen zum Anfeuern nehmen.
Richard Schupfer: Nicht Reisiger, wie viele meinen.
Hanspeter Schwemm:  Dann genormte Anzündhilfen verwenden und kein Zeitungspapier.
Richard Schupfer: Den Raum lüften. Regelmäßig, kurz und oft. Dann kommt wieder Sauerstoff in den Raum und die Verbrennung ist eine bessere.
Hanspeter Schwemm: Den Brennstoff von oben nach unten verbrennen: Die größeren Holzscheite kommen nach unten geschichtet und die Spanlen mit der Anzündhilfe werden drauf gesetzt. Mit diesem neuen Brennsystem optimiere ich meine Verbrennung. Somit brennt der Holzstock von oben nach unten, das führt zu einer verbesserten Verbrennung, zu einer erhöhten Energieausbeute und zu einer verminderten Rauchentwicklung. Das funktioniert eigentlich bei jeder Feuerstelle einwandfrei und ist optimal.

Umgekehrt gefragt: Was machen viele falsch beim Heizen, was sind die häufigsten Fehler, die Ihnen unterkommen?
Richard Schupfer: Ein häufig gemachter Fehler ist das Drosseln der Luftzufuhr. Wenn der Ofen zieht, drosseln viele die Luft mit einer Klappe oder Absperrvorrichtung und nehmen den Zug weg. Wenn ich dann den Feuerraum voll Holz habe, kann das Holz nicht mehr optimal verbrennen. Denn die Luftzufuhr optimiert die Verbrennung. Zudem bringt das Drosseln der Luft auch Rauch- und Geruchsbeläs-tigung mit sich. Statistisch gesehen ist das der häufigste Fehler, der gemacht wird.
Hanspeter Schwemm: Und Müllverbrennung.
Richard Schupfer: Das wird jetzt vor allem im Herbst wieder ein großes Thema sein. Viele werfen Papier oder Taschentücher den ganzen Sommer über in den Herd oder Ofen. Wenn es jetzt kalt wird, wird alles zusammen mit Holz angezündet und es gibt die größten Rauch- und Geruchsbelästigungen. Papier gehört auf den Recyclinghof und nicht in den Ofen oder Herd. Müll im Allgemeinen gehört in keine Feuerungsanlage, das reduziert die Lebensdauer und kann bis hin zu einem Kaminbrand führen.
Richard Schupfer: Mich fragen viele: Was soll ich tun, wenn es beim Nachbar stinkt und raucht. Für Reklamationen dahingehend sind nicht wir Kaminkehrer die richtige Anlaufstelle, sondern die Gemeinde.  
Hanspeter Schwemm: Ein dritter Fehler ist das Überbefüllen des Ofens.

Sind ein Herd oder ein Ofen heute noch zeitgemäß. Stichwort Klimahaus.
Richard Schupfer: Das ist ein heißes Thema und das fragen sich viele: Brauche ich noch einen Herd oder einen Ofen, wenn ich ein Klimahaus habe? Energetisch kann die Antwort nein lauten. Was aber das Raumklima betrifft, die ein Ofen mit seiner angenehmen Strahlungswärme verbreitet, dann ist das durch nichts zu übertreffen. Ein Ofen muss heutzutage nicht mehr primäres Heizsystem sein, er hat aber nach wie vor Wohlfühlcharakter. Und er kann in der Übergangszeit Wärmespender sein. Ich rate Bauherren auf alle Fälle einen Kamin vorzusehen.
Hanspeter Schwemm: Die Argumentation einiger Architekten, dass ein Kamin ästhetisch nicht mehr zum Design eines modernen Gebäudes passt, ist schlichtweg falsch. Denn ein Ofen ist Komfort, ist Behaglichkeit und spendet eine Wärme, auf die wenige verzichten wollen. Deshalb geht der Trend auch wieder zu den Festbrennstoffanlagen, sprich Öfen oder Herden zurück. Ich merke das stark. Und: Man muss auch sagen, mit Holz heizen ist immer noch am güns-tigsten.

Der richtige Ofen fängt bei der Dimensionierung und der Positionierung im Raum an. Was legen Sie angehenden Bauherren besonders ans Herz?
Hanspeter Schwemm: In einem Neubau spielt die Dimensionierung eine große Rolle, weil der Energieverbrauch ja dermaßen klein ist, dass es nur mehr wenig Energieleistung braucht. Die Planung bei einem Ofen ist ganz wichtig. Die Positionierung hängt immer davon ab, was der Kunde beheizen will. Das ist eine ganz individuelle Geschichte.
Richard Schupfer: Grundsätzlich gilt: Je zentraler, desto besser. Die Räume sollten im Idealfall um den Ofen aufgefädelt werden. Der Hafner berät Bauherren diesbezüglich sicher kompetent und berechnet auch die Heizleistung, die benötigt wird. Man soll hier Fachleute, und ich lege die Betonung auf Fachleute, zu Rate ziehen.

Thema Kaminplanung samt Zuluft. Entsprechend den KlimaHaus-Standards sind die neuen Gebäudehüllen sehr dicht konzipiert, alte Gebäude werden energetisch optimiert. Die für die Verbrennung erforderliche Zuluft muss daher direkt von außen zugeführt werden.
Richard Schupfer: Die Zuluft ist ein wichtiges Thema. Gerade bei einem Ankauf von einem Ofen, einem Pelletofen oder einem Herd ist die Kontrolle, ob genügend Zuluft da ist, ganz wichtig.
Hanspeter Schwemm: Dass, die für die Verbrennung erforderliche Zuluft nur direkt von außen zugeführt werden muss, ist nicht richtig. Richtig ist, dass im Aufstellungsraum ausreichend Frischluft sein muss. In welcher Form, das ist egal. Es muss in jedem Fall eine automatisierte Belüftung sein, ob das ein Rohr direkt ist oder mittels einer Unterdruckklappe in der Mauer, ist egal. Es ist jedenfalls nicht ausreichend das Fenster zu öffnen.
Richard Schupfer: Es muss permanent Frischluft zugeführt werden.
Hanspeter Schwemm: Wir haben oft ein Problem bei Sanierungen. Auf Frischluft wird da kaum oder gar nicht geachtet und wenn Fenster gewechselt werden, die Gebäudehülle isoliert wird und das alte Heizsystem bleibt, dann passiert es gerne, dass die Abzugshaube den Rauch vom Herd oder vom Ofen herauszieht. Das birgt eine erhöhte Gefahr von Kohlenmonoxid-Vergiftungen in sich. Und das wissen viele nicht: Gerade bei einer Sanierung ist auf die Zuluft-Öffnung zu achten. Und da appelliere ich an die Planer, die das vielfach außer Acht lassen. Sollte man in der Heizperiode vermehrt unter Kopfschmerzen oder Migräne leiden, könnte dies ein Hinweis einer möglichen Kohlenmonoxid-Vergiftung sein. Man kann dies von seinem Kaminkehrer auch kontrollieren lassen und die komplette Heizanlage samt Frischluftzufuhr überprüfen lassen.
Richard Schupfer: Aufzupassen ist bei Dachsanierungen. Brennbare Isolierungen werden oft zu nah an den Kamin gelegt oder der alte Kamin wird nicht mitsaniert. Wenn man ein Dach saniert, dann sollte man unbedingt den Kaminkehrer kontaktieren und um Rat fragen. Der Kamin muss beim Sanierungskonzept mitberücksichtigt werden.
Hanspeter Schwemm: Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen: Bei jeder Sanierungsarbeit des Gebäudes gehört eine Kontrolle des Kamins und der Feuerstelle dazu. Wir kommen erst vor Ort, wenn alles schon fertig und Probleme da sind und sind dann der schwarze Peter.

Die gesundheitlichen Auswirkungen von Schadstoffen, von Dioxinen, Feinstaub, Kohlenmonoxid sind?
Richard Schupfer: Die Leute müssen sich schon eines bewusst sein: Wenn ich Müll verbrenne, dann entweichen die Schadstoffe nicht alle über den Kamin, sondern bleiben zu einem Teil im Raum. Ich schade also mir, meiner Familie und meinem Umfeld. Asthma und Allergien kommen laut Studien von Müllverbrennungen.

Wie kann man in einem Haushalt im Allgemeinen Energie einsparen. Einige Tipps dazu.
Hanspeter Schwemm: Tipp eins: richtiges Stoßlüften. Dann: Die Räumen richtig temperieren, denn ein jeder Grad mehr verursacht Kosten. Zum Dritten ist da die richtige Steuerung zu nennen, sprich Heizkörperthermostate und Raumthermostate verwenden. Damit kann man sehr viel sparen.
Richard Schupfer: Heizungsregelung ist sehr wichtig, ja, da kann man wirklich sehr viel einsparen. Noch etwas kann man hier vielleicht anführen: die automatische Abbrandregelung.
Hanspeter Schwemm: Die automatische Abbrandregelung macht nichts anderes als die Feuerungsanlage mit der ausreichenden Menge an Frischluft zu versorgen. Das heißt: Eine Klappe öffnet und schließt sich je nah Verbrennungsstatus und drosselt die Zuluft in dem Maße, wie für eine ideale Verbrennung notwendig. Das ist machbar bei gemauerten Öfen, Kachelöfen, Herden, Eisenöfen, und ist bei vielen neueren Anlagen nachrüstbar.

Die Wartung und Reinigung von Öfen und Heizsystemen. Gibt es hier gesetzliche Prüfungsintervalle?
Richard Schupfer: Es gibt gesetzliche Überprüfungs- und Reinigungsintervalle für alle Heizanlagen. Für Festbrennanlagen gilt die Reinigungspflicht drei Mal jährlich, für ölbefeuerte Anlagen zweimal jährlich und für Gasanlagen einmal jährlich.  

Unabhängig vom Gesetzgeber ist eine regelmäßige Überprüfung und Wartung empfehlenswert. Warum?
Hanspeter Schwemm: Ich empfehle mindestens einmal im Jahr alle Anlagen reinigen und überprüfen zu lassen. Der Betreiber muss sich im Klaren sein, wenn etwas passiert und er die Reinigung nicht durchführen hat lassen, ist dies strafbar.
Richard Schupfer: Unabhängig vom Gesetzgeber ist eine regelmäßige Überprüfung und Reinigung eine Investition in den Brandschutz, in den Umweltschutz und in die Gesundheit. Weiteres ist hier anzuführen, dass auch in Zonen, wo eine Fernheizung besteht, eine einmal jährliche Überprüfung und Reinigung der Kamine, Herde und Öfen unerlässlich ist.
Hanspeter Schwemm: Zudem bringt eine saubere Heizanlage wiederum mehr an Heizleistung und spart Energie ein. Das heißt, wir sparen Brennstoff und Geld. Auch können wir so defekte Anlagen leichter finden und Kohlenmonoxid-Unfälle, die meist tödlich enden, vermeiden.

Letzte Frage, eine an Sie persönlich gerichtete:  Wie beheizen Sie Ihr Eigenheim und wie sparen Sie ganz konkret im Alltag – im privaten und beruflichen – Energie ein?
Hanspeter Schwemm: Ich heize einmal mit Zentralheizung, die vom Fernheizwerk Schlanders gespeist wird und habe eine Grundraumtemperatur von ca. 18 Grad eingestellt.  Die restliche Energie, die ich benötige erzeuge ich mit meinem Holzofen, güns-tig und behaglich.
Richard Schupfer: Ich heize mit einem Ofen und einer Pelletheizung. Zum Energieeinsparen: Ich glaube der Kaminkehrer spart durch seine Tätigkeit schon seit eh und je Energie ein.


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