Beginnt Golf?

geschrieben von Ausgabe 1-19

s6 golfGlurns/Vinschgau - Vorsicht ist geboten beim Thema Golf im Vinschgau. Zu viele Ansätze zu einem Golfplatz wurden in der Vergangenheit versemmelt und begraben. Nun beginnt sich, vorerst zart, etwas zu rühren und zwar in Glurns. Wenn die bisher glücklichen Zufälle weiterhin glücklich bleiben, könnt’s mit einer Golfübungsanlage was werden.

von Erwin Bernhart

Sepp Hofer ist einer, der seine Worte wohl wählt. Es sei der Beginn von etwas, das werden könnte, sagt Hofer im Hinblick auf eine mögliche Golfübungsanlage.


Luis Frank, der BM von Glurns, sagt, dass man bei Glurns eine Naherholungszone machen möchte, die auch eine Golfübungsanlage enthalten könne.
Bei Sepp Hofer und Luis Frank laufen Netzwerke und Zufälle für den Golfsport zusammen, wie sie es bisher noch nicht gegeben hat. Beide sind zur Zeit zentrale Protagonisten, die von einer Verwirklichung einer Golfübungsanlage nicht mehr nur noch träumen. Beide arbeiten mit gebotener Vorsicht dahin, den Golfplatztraum zu konkretisieren. Wie diese zwei Stränge zusammengefunden haben, zeichnet der Vinschgerwind nach.
Vor mehr als einem Jahr, am 14. Dezember 2017, wird der Amateursportverein „Golffreunde Venusta Vallis“ gegründet. Bei der Gründungsversammlung sind 53 Leute dabei. Eine beachtliche Anzahl von Golfsportlern oder Golfinteressierten, zumal in der Vergangenheit mehrere Ansinnen, einen Golfplatz im Vinschgau zu errichten, grandios gescheitert sind. Aber das Interesse am Golfsport ist im Vinschgau vorhanden. Auch nachdem in Lichtenberg der dortige Übungsplatz vor mehr als zwei Jahren dicht gemacht hat. Zum Präsidenten des Vereines ist Sepp Hofer gewählt. Der pensionierte Hofer war lange Zeit VizeBM in Prad und er war auch Direktor der s6 8708Sportoberschule Mals. Innerhalb des vergangenen Jahres ist die Anzahl der Mitglieder der Golffreunde auf rund 80 angewachsen. Die Mitglieder sind zwischen St. Valentin und Naturns gestreut - ein talübergreifender Sportverein. Namhafte Hoteliers, große Namen aus der Wirtschaft, junge Leute sind mit von der Partie. Hannes Reichelt, der bekannte Abfahrer aus Österreich, ist Ehrenmitglied. „Viele große Sportler spielen Golf“, sagt Hofer. Auch weil Golf ein ausgleichender Sport ist, bei dem die Psyche, die Konzentration, Gelassenheit und Ruhe eine große Rolle spielen. Ein Golfübungsplatz wäre für die Sportoberschule und für die Athleten aus allen Bereichen dort eine gute Ergänzung.
Die Sportoberschule ist ein Zugang zu einer Golfanlage. In den Statuten der „Golffreunde Venusta Vallis“ steht unter anderem, dass man für die Promotion, für die Verbreitung und für die Förderung dieser Sportart im Vinschgau eintreten wolle. Es gehe auch um die Jugend, sagt Hofer. Um sich im Golfsport betätigen, müssen die Golffreunde lange Wege auf sich nehmen: Nach Lana etwa oder nach Mieming bei Seefeld. Die Golffreunde sind Mitglieder beim Golfclub Quellenhof in Passeier. Dort steht eine Golfübungsanlage.
Eine Golfübungsanlage ist Voraussetzung dafür, selbst einen Golfclub gründen zu können. Erst ein Golfclub kann bei der Federazione Italiana Golf (FIG) eingetragen werden und dessen Mitglieder dann bei Turnieren teilnehmen.
Im Statut der Golffreunde steht als Hauptanliegen auch, dass man sich auf die Suche nach einem geeigneten Platz für eine Golfübungsanlage im Vinschgau begeben werde.  Bei der Gemeinde Prad habe man, so Hofer, dieses Anliegen des Vereines dargelegt und nachgefragt, ob Interesse nach einer Golfübungsanlage bestünde. Die Gemeinde Prad hat kein Interesse.
Die Gemeinde Glurns kam dann eher durch glückliche Umstände und Zufälle ins Spiel. Ein Ausgangspunkt war die Umweltmaßnahme, welche der Bozner Ingenieur Hannes von Hepperger in seinem Ansuchen um die Rambachkonzession vorgeschlagen hat. Hepperger hätte demnach rund zwei Hektar Wiesen in der Nähe des Laatscher Sportplatzes von Teerküchenmeister Klaus Mair abgepachtet und dort eine Art Naherholungszone mit Spazierwegen und Ähnlichem realisiert. Die Gemeinde Glurns bzw. die Rambach Konsortial GmbH als Konzessionsnachfolgerin findet diese Umweltmaßnahme als verlegen und sinnlos. Etwas Gleichwertiges oder sogar etwas Besseres wurde gesucht.
Den Glurnsern spielt nun ein zeitlich gelegen kommender  Zufall in die Hände. Die Pfarrei Glurns möchte den alten Stadtsaal samt Widum renovieren, möglicherweise Wohneinheiten für begleitetes und betreutes Wohnen schaffen. Das dafür benötigte Geld soll über Grundverkläufe hereinkommen. Ein zusammenhängendes Grundstück der Pfarrei befindet sich auf dem St. Martiner Schuttkegel im Süden von Glurns, rund 4,6 Hektar. Einen Teil davon will die Pfarrei verkaufen und zwar etwa soviel, um die Renovierungsgeschichte stemmen zu können. So sind 2,7 Hektar auf dem Markt. Die Gemeinde Glurns möchte den Grund erwerben. Eine Grundsatzdiskussion dazu hat der Gemeinderat am 30. November 2018 geführt unter dem Titel „Ankauf von Grundflächen für die Ausgleichsmaßnahme für das Kraftwerk am Rambach“. Jedes einzelne Gemeinderatsmitglied äußerte sich dem Grundankauf, gegenüber positiv, der sich auf rund 730.000 Euro belaufen könnte. Ein Vorkaufsrecht haben allerdings die angrenzenden Grundstücksbesitzer. Einer davon ist Walter Rizzi mit seiner großen und durch die Überdachung weit hin sichtbaren Kirschanlage am Schuttkegel. Rizzi hat ein Kaufangebot hinterlegt. BM Luis Frank hat mit Rizzi geredet und in der Gemeinderatssitzung gesagt, dass Rizzi keine Schwierigkeiten machen wolle. Mit allen anderen Anrainer wolle Frank reden. Denn jene, die ein Vorkaufsrecht haben, müssten eine Verzichtserklärung abgeben, damit der Weg für einen Ankauf von Seiten der Gemeinde frei würde.
„Damit würden die Gründe der Pfarrei öffentlicher Grund bleiben“, sagt BM Frank. Es ergebe sich eine win-win Situation. Der Pfarrei wäre geholfen und die Gemeinde Glurns würde den Grund für eine ökologische Golfübungsanlage den Golffreunden gegen Pacht zur Verfügung stellen. „Sportliche Betätigung in Form von Golf mit Spazierwegen in einer Naherholungszone: das ist unsere Idee einer Umweltmaßnahme, die gewinnbringend für die Gemeinschaft ist, gleichzeitig zur wirtschaftlichen Entwicklung beiträgt und ein Impuls für Wertschöpfung darstellt“, fasst es BM Frank zusammen.
s7 alois frank bm glurns 1Dass vor diesem Hintergrund Gespräche zwischen den Golffreunden und der Gemeinde Glurns in einvernehmlicher Stimmung verlaufen können, ist klar. Zudem zeigt sich BM Frank nicht das erste Mal neuen Wegen gegenüber aufgeschlossen.
Neben  den positiven Effekten einer Golfübungsanlage für die einheimische Bevölkerung, für die Jugend, für die Sportoberschule heben sowohl Frank als auch Hofer die Bedeutung für den Tourismus hervor. Tatsächlich sind viele Touristiker im Tal gespannt, ob sich in Glurns jener Traum verwirklichen lässt, der in allen anderen Landesteilen bereits Wirklichkeit ist. Denn jede Bezirksgemeinschaft hat mindestens einen Golfplatz oder eine Golfübungsanlage. Außer der Vinschgau.
Die Touristiker sind informiert und halten sich noch im Hintergrund. Der HGV Präsident Manfred Pinzger sagt dem Vinschgerwind, dass man am Rande involviert sei. Gemeinsam mit Sepp Hofer habe er ein Gespräch mit EURAC-Vertretern geführt, ob eine Studie über eine Golfübungsanlage Vor- und Nachteile aufzeigen könne. Pinzger sagt aber auch, dass er sämtlichen Golfplatzgeschichten im Vinschgau sehr kritisch gegenüberstehe, denn in der Vergangenheit sei vieles im Sand verlaufen. Wenn aber die Rückendeckung vor Ort vorhanden und es erwünscht sei, dann stehe der HGV durchaus bereit.

Noch bleiben alle Akteure im Understatement, wie sagt  man, positiv gestimmt aber keine Euphorie, bevor nicht alles in trockenen Tüchern ist.
Klar sei, sagt Hofer, dass man, wenn schon, eine ökologische Golfanlage machen werde. Eine solche habe er am Gut Bergkramerhof in der Nähe von München bereits besichtigt. Mit den Umweltschutzverbänden, vor allem mit der Umweltschutzgruppe Vinschgau, wolle man über ein solches Vorhaben reden, sagt Hofer. Ein Übungsplatz also, der aus „Driving Range“ und einigen Übungsfeldern für kurze Schläge bestehen könnte. Daneben vielleicht 4 Bahnen.
Klar sei auch, dass eine solche Golfübungsanlage neben den Hoteliers im Vinschgau auch von jenen des Val Müstair und auch von jenen des Oberen Gerichts, also von Nauders bis Landeck, begrüßt würde. Denn eine Golfanlage in Hotelnähe kann durchaus ein zusätzlicher Buchungsgrund sein. Das wissen die Hoteliere genau.
Allerdings mahnt Hofer zur Vorsicht mit den eingangs erwähnten Worten: „Es ist der Beginn von etwas, das werden könnte.“ Allerdings fügt Hofer hinzu, es gehe nur gemeinsam.

 

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