Dienstag, 06 Februar 2018 00:00

„Die Matratze muss sich dem Menschen anpassen und nicht umgekehrt“

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s35 5819Der Vinschgerwind hat bei Andreas und Markus De Stefani vom Einrichtungshaus De Stefani in Mals nachgefragt, welche Schlafumgebung fördernd für einen guten Schlaf ist, welche Matratze für wen geeignet ist und nicht zuletzt welches Zubehör das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem i ist.

Vinschgerwind:Beginnen wir mit dem Schlafzimmer: Wie sollte dieses eingerichtet sein, um eine gesunde Schlafumgebung zu haben?


Andreas De Stefani: Beim Einrichten wird den anderen Räumen meist mehr Beachtung geschenkt und das Schlafzimmer kommt leider oft zu kurz. Wichtig ist natürlich ein passendes Bett und die richtige Matratze zu wählen. Störfaktoren wie Lärm und grelles Licht sollten vermieden  und der Fernseher aus dem Zimmer verbannt werden, vor allem wenn man Schlafprobleme hat.
Markus De Stefani: Bei Schlafproblemen ist auch ein kühles Schlafzimmer wichtig, die Raumtemperatur sollte unter 18 Grad Celsius liegen und eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent haben. Dafür sorgen natürliche Materialen wie z. B. Massivholz, aber auch Lehmputz an den Wänden sorgt für ein gutes Raumklima.

Vinschgerwind: Stichwort: Gutes Raumklima. Teilen Sie die Meinung, dass sich Zirbenholz positiv auf die Gesundheit auswirkt?
Markus De Stefani: Die Wirkung des Zirbenholzes wurde von einem österreichischen Institut, dem Johanneum Research wissenschaftlich belegt. Die ätherischen Öle der Zirbe haben durchaus positive Auswirkungen, so spricht man etwa von ca. vier Herzschlägen pro Minute weniger wenn man in einem Zirbenbett schläft.
Andreas De Stefani: Auch wenn das Bett bereits besteht, kann man die Zirbe ins Schlafzimmer bringen: es gibt Tellerlattenroste aus Zirbe, Unterbetten mit Zirbenflocken,  eines unserer neuesten Matratzen Modelle, hat sogar einen Platz für ein Heublumen, Lavendel-,  Minze-  oder Zirben-Kissen ausgespart.
Vinschgerwind:Die Wahl des Bettes:  Wie wichtig ist das Bett? Stichwort: Boxspringbett oder Massivholzbetten.
Markus De Stefani: Boxspringbetten sind ein Trend. Der Aufbau ist etwas anders als beim traditionellen Bett: Es gibt beim Boxspringbett keinen Lattenrost. Das Bettgestell ist eine Box mit Metall-Federn im Inneren. Darauf liegt eine Taschen-Federkern-Matratze und idealerweise ein Topper.  Boxspringbetten findet man vorwiegend im Hotelbereich, immer mehr auch im Privaten Bereich. Durch die Federn, die innen hohl sind, ist ein guter Luftaustausch gegeben.
Vinschgerwind: Was findet man vorwiegend in den Vinschger Schlafzimmern?
Andreas De Stefani: Massivholzbetten unbehandelt oder mit geölter Oberfläche.
Vinschgerwind: Wie man sich bettet, so liegt man. Damit ist wohl in erster Linie die Matratze gemeint. Können Schlafprobleme mit der Matratze zusammenhängen?
Andreas De Stefani: Das kann sein, muss aber nicht. Nicht immer ist die Matratze für Schlafprobleme verantwortlich. Es ist grundsätzlich so: Mit einer guten Matratze kann sich der Körper einfach besser regenerieren, die Belastungen des Tages lassen sich besser wieder ausgleichen.
Vinschgerwind: Gute Matratze, schlechte Matratze: Was heißt das eigentlich?
Andreas De Stefani: Eine gute Matratze lagert die Wirbelsäule perfekt. Wenn ich Seitenschläfer bin, muss die Matratze im Schulter- und Beckenbereich einsinken und im Hüftbereich stützen. Das heißt Lattenrost und Matratze zusammen müssen in unterschiedlichen Bereichen so stützen und nachgeben, damit die Wirbelsäule gerade ist.
Markus De Stefani: Eine schlechte Matratze stützt nicht im richtigen Ort, hat oft zu wenig Schulterabsenkung, das heißt ich habe zu viele Druckpunkte auf Schulter und Hüfte. Man fühlt sich unwohl, man dreht sich im Schlaf öfter und man ist orthopädisch nicht richtig gebettet. Zudem gibt es unterschiedlichste Materialien, die sich in ihrer Qualität und Langlebigkeit sehr unterscheiden.
Vinschgerwind: Demnach können auch Rückenschmerzen mit der Matratze zusammenhängen, müssen aber nicht.
Markus De Stefani: Richtig, mit einer guten Matratze gleiche ich aber die Belastungen während des Tages perfekt aus, indem die Wirbelsäule unterstützt und die Bandscheiben sich wieder regenerieren können. Natürlich kann auch die beste Matratze nicht alle Rückenprobleme kurieren, vor allem wenn die Ursache eine andere ist.
Vinschgerwind: Kommen wir zu den Matratzentypen. Kaltschaum, Latex oder Federkern? Welche Matratze ist für wen geeignet?
Andreas De Stefani: Jedes Material hat seine Eigenheiten. Kaltschaum ist sehr punktelastisch und hat ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Der Rohstoff ist aber synthetisch.
s36 big ann in astnuss natur geoelt milieu 2Vinschgerwind: Sprich: Wird aus Erdöl gewonnen.
Andreas De Stefani: Richtig, Latex ist hingegen ein Naturprodukt, ist sehr elastisch aber auch sehr schwer. Wir sprechen immer von reinem Naturlatex, denn ansonsten sind wir wieder beim synthetischen Produkt.
Markus De Stefani: Wie gesagt: Naturlatex ist im Vergleich zu anderen Materialien sehr schwer. Das heißt eine Latexmatratze kann schon 30 - 40 Kilogramm auf die Waage bringen. Das schreckt natürlich ab, und erschwert das Ein- und Ausbetten. Andererseits ist eine Latexmatratze sehr elastisch und hat weniger Materialermüdung als synthetisch hergestellte Matratzen.  Man beachte jedoch: Naturlatex ist zwar natürlich aber noch lange nicht ökologisch. Es kommt aus den Tropen, das heißt: lange Wege, keine regionale Wertschöpfung und die Produktion ist nicht immer ethisch vertretbar.
Vinschgerwind: Und Federkernmatratzen?
Andreas De Stefani: Es gibt hier verschiedene Typen: Früher wurden meist Matratzen mit Bonellfederkern verkauft. Bei dieser Art von Federkern sind alle Federn miteinander verbunden, diese Matratzen sind flächenelastisch und geben nicht punktuell nach - sprich bei starkem Druck hängt die Matratze durch. Bei hochwertigen Federkern-Matratzen sprechen wir meist von Tonnentaschen-Federkern, jede Feder steckt in einer eigenen Tasche, dadurch können sich die Federn einzeln bewegen und die Matratze ist punktelastisch und somit sehr anpassungsfähig.
Markus De Stefani: Ein guter Luftaustausch zeichnet Federkern-Matratzen aus, das heißt sie sind besonders für Personen geeignet, die zum Schwitzen neigen. Auch für schwergewichtige Personen sind Federkern-Matratzen ideal, da sie sehr formstabil sind. Natürlich haben Federkern-Matratzen Metall im Inneren, die Federn hochwertiger Matratzen sind meist entmagnetisiert.

Vinschgerwind: Hart oder weich? Welcher Härtegrad ist für wen geeignet?
Andreas De Stefani: Weder zu hart noch zu weich. Viele Menschen glauben eine harte Matratze sei besser, das ist ein Irrglaube aus der Vergangenheit, stimmt so aber nicht. Auf einer zu harten Matratze kann man sich nicht entspannen, es entstehen unter Umständen Durchblutungsstörungen, Verspannungen oder sogar Nervenquetschungen. Eine zu harte Matratze zwingt den Schläfer meist zu einer Bauchlage, die verdrillte Halswirbelsäule wird dadurch sehr belastet und Bandscheibenvorfälle werden begünstigt.  Ist die Matratze zu weich, hängt die Wirbelsäule durch und das ist eben auch nicht ideal. Grundsätzlich empfehle ich aber lieber etwas weicher zu liegen als zu hart. Wichtig ist: Die Matratze muss sich dem Menschen anpassen und nicht umgekehrt.
Vinschgerwind: Welche Rolle spielen Liegezonen und Matratzendicke?
Markus De Stefani: 90 Prozent der Matratzen haben heute bereits 7 Zonen, die sich ideal an den Körper anpassen. Mehr als 7 Zonen haben wenig Sinn.
Andreas De Stefani: Bei der Matratzendicke geht es vor allem um die Kernhöhe, der Bezug macht circa 1 bis 2 Zentimeter aus.
Markus De Stefani: Wir empfehlen für Erwachsene eine Kernhöhe von mindestens 16 Zentimeter. Grundsätzlich gilt: Je höher die Kernhöhe, um so komfortabler ist die Matratze. Bei Kindern reicht aufgrund des geringeren Gewichts eigentlich eine Kernhöhe von 12 bis 14 Zentimetern aus.
Vinschgerwind: Wie wichtig ist der Lattenrost?
Andreas De Stefani: Mindestens genauso wichtig wie die Matratze! Das wird leider von den meisten Leuten unterschätzt. Wenn die Unterlage schlecht ist, dann kann dies auch die beste Matratze nicht ausgleichen. Wichtig ist, dass die Federleisten individuell gelagert sind. Es gibt Lattenroste, die spezielle Schulterabsenkungen haben und individuell einstellbar sind. Tellerlattenroste beispielsweise bieten nochmals eine bessere und punktgenaue Anpassung.
In Deutschland wurde bereits vor mehreren Jahren eine Studie gemacht, 250 Testpersonen wurde lediglich der Betteinsatz ausgetauscht. 91 Prozent der Testschläfer gaben an, weniger unter Rückenschmerzen zu leiden.
Vinschgerwind: Themenwechsel: Unterscheiden sich Männer und Frauen in den Anforderungen an die eigene Matratze? Ihre Erfahrung.
Markus De Stefani: Auf jeden Fall. Gerade Männer haben in der Regel breitere Schultern und brauchen eine ausgeprägte Schulterzone bzw. Schulterabsenkung. Bei den Frauen ist eine Härtegradverstellung im Beckenbereich sehr wichtig. Diese erlaubt auch eine Anpassung bei Gewichtsschwankungen, die zum Beispiel eine Schwangerschaft mit sich bringen kann.
Vinschgerwind: Eine Frage zum Zubehör: Ist ein Unterbett noch zeitgemäß? Und was gilt es beim Kissen zu beachten?
Andreas De Stefani: Das Kissen sollte der bevorzugten Schlafposition angepasst werden. Seitenschläfer brauchen ein etwas höheres Kissen. Der Bezug sollte atmungsaktiv sein. Es gibt individuelle Kissen, die je nach Schulterbreite gewählt werden können. Man kann das ideale Kissen sogar ausmessen. Schmerzen im Nackenbereich können zum Beispiel durch die richtige Höhe des Kissens gelindert werden.
Markus De Stefani: Das Unterbett ist heute teilweise durch die hochwertigen und waschbaren Matratzenbezüge abgelöst worden. Natürlich kann man eine zusätzliche Auflage auf die Matratze geben, dann sollte diese aber die gleichen Eigenschaften haben wie der hochwertige Matratzenbezug, ansonsten gibts nämlich einen Komfortverlust. 

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