Bei einem Treffen mit Familienministerin Bonetti hat LRin Waltraud Deeg auf die Bedeutung einer wirkungsvollen Familienpolitik hingewiesen. Ministerin Bonetti kommt im Dezember nach Südtirol.
Elena Bonetti ist seit September 2019 Ministerin für Chancengleichheit und Familie. Landesrätin Waltraud Deeg hat Bonetti heute (29. Oktober) bei einem Besuch in Rom die Familienpolitik Südtirols vorgestellt und aktuelle Anliegen besprochen. Zu diesen zählt unter anderem die Problematik im Zusammenhang mit den Familienzulagen des INPS/NISF: Dabei wird seit einigen Monaten das Landeskindergeld zum Familieneinkommen dazugezählt, wodurch die Familienzulage geringer ausfällt. Landesrätin Deeg kritisierte diesen Umstand und stellt klar: "Ministerin Bonetti und ich sind uns einig, dass sich diese Neuberechnung negativ auf die Familien auswirkt. Die finanziellen Zusatzleistungen für Familien, die vonseiten des Landes gewährt werden, müssen bei den Familien bleiben und dürfen nicht von anderen Maßnahmen absorbiert werden." Die rechtliche Klärung diesbezüglich müsse nun über das Nationale Institut für Fürsorge (NISF/INPS) erfolgen, man bleibe jedoch in jedem Fall am Ball, um eine Änderung der Neuberechnung zu bewirken, sagt Deeg.
Thematisiert wurden beim Treffen in Rom auch weitere Punkte, wie eine Verlängerung der Elternzeiten und die rentenmäßige Absicherung der Erziehungszeiten. Landesrätin Deeg regte diesbezüglich an, weitere Schritte zu setzen. Zudem berichtete Deeg über unterschiedliche Projekte und die zunehmende Netzwerkarbeit in Südtirols Familienpolitik. "Ministerin Bonetti zeigte sich sehr interessiert. Um einen persönlichen Einblick zu erhalten wird sie darum voraussichtlich im Dezember nach Südtirol kommen", berichtet Landesrätin Deeg.
LPA/ck
Höhere IRPEF-Abzüge für die Mittelschicht und steuerliche Verschlechterung für Betriebe mit unterbezahlten Beschäftigten: Steuermaßnahmen im Stabilitätsgesetz 2020 zielen auf Nachhaltigkeit ab.
Die Landesregierung hat heute (29. Oktober) den Entwurf des Stabilitätsgesetzes, das ehemalige Finanzgesetz, zum Landeshaushaltsentwurf 2020 vorgelegt.
Steuerentlastung für den Mittelstand
Auf Nachhaltigkeit zielen zwei steuerliche Maßnahmen im Stabilitätsgesetzentwurf ab: Zum einen wird der steuerfreie Betrag bei der Berechnung des regionalen IRPEF-Zuschlags von derzeit 28.000 auf 35.000 Euro angehoben, während der Prozentsatz für das zu versteuernde Einkommen über 75.000 Euro um 0,5 Prozent erhöht wird. "Somit sind niedrigere Einkommen bis zu 35.000 Euro gänzlich von dieser Steuer befreit", betonte der Landeshauptmann heute. Dieser steuerfreie Sockelbetrag entlaste auch den Mittelstand. "Die Grenze liegt bei einem besteuerbaren Einkommen von 92.000 Euro: Wer weniger verdient, zahlt in Zukunft weniger IRPEF, wer darüber liegt, muss dagegen etwas tiefer in die Tasche greifen", rechnete Kompatscher vor. "Auf diese Weise kommen wir unseren Versprechungen nach und setzen Maßnahmen für mehr soziale Gerechtigkeit. Wir entlasten zudem die Mittelschicht und verbessern die Progressivität in der Besteuerung", betonte Landeshauptmann Kompatscher.
Keine Steuerbegünstigung bei untertariflicher Bezahlung
Die zweite Maßnahme betrifft die Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden niedrigere Löhne auszahlen, als von den Tarifverträgen vorgesehen. Diese werden nicht mehr von den Südtiroler Vorteilen im Zusammenhang mit der regionalen Wertschöpfungssteuer IRAP profitieren: Zur Anwendung kommt der normale Steuersatz von 3,9 Prozent anstelle der in Südtirol sonst angewandte, italienweit niedrigste Satz von 2,68 Prozent.
Vertragserneuerung: Beträge bereitgestellt
Mit dem Stabilitätsgesetz stellt die Landesregierung auch die Mittel für die Erneuerung beziehungsweise die Verhandlungen zum bereichsübergreifenden Kollektivvertrag BÜKV für den Dreijahreszeitraum 2020 bis 2022 bereit. Es handelt sich dabei um einen Betrag von vorerst 175,5 Millionen Euro, nämlich 68,5 Millionen Euro für 2020 und 86 Millionen Euro für das Jahr 2021. Landeshauptmann, Finanz- und Personallandesrat Arno Kompatscher betonte in diesem Zusammenhang: "Wir arbeiten gemeinsam mit den Sozialpartnern daran, die vereinbarten wirtschaftlichen Besserstellungen sicherzustellen, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung möglichst gute Arbeitsbedingungen bieten zu können."
Gemeindenfinanzierung: Vorläufige Beträge festgelegt
Ein weiterer Punkt im Stabilitätsgesetz ist die Gemeindenfinanzierung. Festgeschrieben werden die Beträge, mit denen das Land in den Jahren 2020 bis 2022 den ordentlichen Fonds, den Investitionsfonds und den Amortisationsfonds für Darlehen speist. In den ordentlichen Fonds fließen demnach in den drei Jahren 2020, 2021 und 2022 jeweils 159,7 Millionen Euro, 158,8 Millionen Euro und 158,8 Millionen Euro. Für den Investitionsfonds sind 145,2 Millionen für 2020, 142,1 Millionen für 2021 und 154 Millionen für 2022 vorgesehen, für den Amortisationsfonds 39 Millionen Euro im Jahr 2020, 32 im Jahr 2021 und knapp 51 im Jahr 2022. Landeshauptmann Kompatscher betonte in diesem Zusammenhang, dass es sich bei diesen Beträgen um vorläufige Summen handle, die endgültige Dotierung erfolge auf der Grundlage des Abkommens mit dem Gemeindenverband.
LPA/sf/jw
Insgesamt 6,25 Milliarden Euro umfasst der Landeshaushalt 2020, den die Landesregierung heute im Entwurf genehmigt hat. LH Kompatscher spricht vom zweitgrößten Haushalt in der Landesgeschichte.
Die Landesregierung hat heute (29. Oktober) den Budgetentwurf für das Jahr 2020 und den Dreijahreszeitraum 2020 bis 2022 gebilligt.
Haushalt umfasst 6,25 Milliarden Euro
Der Haushalt 2020 umfasst demnach Einnahmen und Ausgaben von insgesamt 6,25 Milliarden Euro. Das sind deutlich mehr als die 5,9 Milliarden Euro des Vorjahrs. Im Vergleich zu dem am 15. Oktober von der Landesregierung behandelten Entwurf ist der Gesamtbetrag der verfügbaren Mittel um 40 Millionen Euro angewachsen.
Dies bedeutet allerdings nicht, dass im Jahr 2020 insgesamt mehr Haushaltsmittel zur Verfügung stehen. Im Gegenteil: Rechnet man den zu erwartenden geringeren Nachtragshaushalt mit, stehen dem Land Südtirol in den nächsten drei Jahren geringeren Finanzmittel zur Verfügung. "Es handelt sich aber noch immer um den zweitgrößten Haushalt in der Landesgeschichte", sagte der Landeshauptmann heute im Anschluss an die Regierungssitzung. Daher sei man noch immer in einer "komfortablen Situation", auch wenn alle Landesräte zu Einsparungen angehalten sind. Im Schnitt belaufen sich diese auf sieben bis acht Prozent je Ressort. Die Zuweisung der Geldmittel erfolgte auf der Grundlage der Prioritäten, die sich die Landesregierung gegeben hat.
Über 21 Prozent für das Gesundheitswesen
Den stärksten Ausgabenposten stellt das Gesundheitswesen mit 1,3 Milliarden Euro und 21,49 Prozent das Budgets 2020 dar. Dort seien die Ausgaben sogar geringfügig angewachsen, erläuterte Kompatscher, allerdings immer im Rahmen der vorgesehenen Spielregeln.
Die Personalkosten machen mit 1,18 Milliarden Euro 18,82 Prozent des Haushalts aus. Finanzen und Verwaltung schlagen mit 997,40 Millionen Euro und 15,95 Prozent zu Buche. Sozialpolitik, Wohnen und Familie beanspruchen 11,20 Prozent der Mittel, was 700,51 Millionen Euro entspricht. "Der demografische Wandel bedingt, dass die Zahl der Leistungsempfänger in diesen Bereichen stetig ansteigt", betonte Landeshauptmann Arno Kompatscher. 6,4 Prozent des Budgets, und zwar 400 Millionen Euro, werden für Infrastruktur, Straßen und Mobilität bereitgestellt.
Dank DANC Investitionen von fast einer Milliarde Euro
Für Investitionen sind im Entwurf zum Landeshaushalt 2020 790 Millionen Euro vorgesehen. Dieser Betrag steigt auf einen Wert von 975 Millionen Euro an, wenn die genehmigte, aber nicht vollzogene Verschuldung hinzugerechnet wird. Diese sogenannte DANC (Debt authorized and not) wurde erstmals bei der Erstellung des Haushaltsentwurfs zugrunde gelegt. Es handelt sich dabei um Mittel zur Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen, beispielsweise für den Bau von Schulen oder Seniorenheimen. "Durch das erstmals zur Geltung kommende Instrument des DANC können Bauvorhaben und deren Finanzierung schon jetzt gesichert werden, ohne auf den Nachtragshaushalt warten zu müssen“, erklärte Kompatscher. Für 2021 und 2022 belaufen sich die Investitionen (einschließlich DANC) auf 858 Millionen Euro beziehungsweise 917 Millionen Euro.
Der Haushaltsentwurf sowie das Stabilitätsgesetz und das Begleitgesetz werden nun an den Landtag weitergeleitet, wo sie zunächst in den zuständigen Ausschüssen und dann in der ersten Dezemberhälfte im Plenum behandelt werden.
LPA/sf/jw
Mit den Entwürfen für Haushalt und Stabilitätsgesetz hat die Landesregierung auch ein Begleitgesetz genehmigt. Es beinhaltet Bestimmungen zur E-Mobilität, zum Pilzesammeln und zur Facharztausbildung.
"Bestimmungen in Zusammenhang mit dem Stabilitätsgesetz" ist der Titel des Gesetzentwurfs, den die Landesregierung heute (29. Oktober) auf Vorschlag von Landeshauptmann Arno Kompatscher genehmigt hat und nun gemeinsam mit dem Entwurf für den Haushalt 2020 und das Stabilitätsgesetz dem Landtag vorlegen wird.
Das Begleitgesetz umfasst insgesamt 15 Artikel, die zum Teil technische oder rechtliche Anpassungen beinhalten. So sollen die Zahlungsbestimmungen für die Pilzesammelgebühren ab 2020 neu geregelt werden, um Missbrauch vorzubeugen (Artikel 2).
Artikel fünf des Gesetzentwurfs betrifft die Förderung emissionsarmer Fahrzeuge: "Um die umweltfreundliche Mobilität weiter anzukurbeln, wollen wir künftig neben dem Ankauf von Elektrofahrzeugen und Steckdosenhybriden auch das Leasing und die Langzeitmiete bezuschussen", sagte Landeshauptmann Kompatscher heute.
Auch die Facharztausbildung hat im Gesetzestext ihren Niederschlag gefunden. "Mit einem direkten Verweis auf die Europäische Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen stärken wir unseren Rechtsstandpunkt im Hinblick auf die Bemessung der Stipendien, die bei Teilzeit geringer sind, aber über einen längeren Zeitraum gewährt werden", erklärte der Landeshauptmann.
Neu geregelt wird mit Blick auf die großen Wasserableitungen die Bemessung der Entschädigungen bei Neuvergabe von Konzessionen kleiner und mittlerer E-Werke. Wie es bereits das sogenannte Bersani-Dekret aus dem Jahr 1999 für die großen Wasserableitungen vorsieht, soll die Entschädigung für den scheidenden Konzessionär nicht an den Marktwert der Güter gebunden sein. Dieser soll zwar mit Bezug auf die Güter, aber auch unter Berücksichtigung der Investitionen auf der Grundlage von Leitlinien bestimmt werden.
LPA/jw
Olympia im Osten, Stilfser Joch im Westen: An beiden Orten trägt der Grenzgemeindenfonds zur Aufwertung der Gebiete bei. Darin waren sich gestern LH Kompatscher und Fonds-Präsident De Menech einig.
Um die zukünftigen Projekte zur Aufwertung und wirtschaftlichen Entwicklung der Grenzgebiete zwischen Lombardei, Veneto und dem Südtirol ging es gestern (28. Oktober) bei einem Treffen von Landeshauptmann Arno Kompatscher mit dem Präsidenten des Grenzgemeindenfonds Roger De Menech. Im Mittelpunkt standen dabei die Vorbereitungen zu den Olympischen Winterspielen 2026 und das Stilfser Joch.
Fonds als "tragende Säule" für Olympia 2026
Mit Blick auf die Olympiade könnten die Mittel des Grenzgemeindenfonds zur Realisierung und Anpassung der Bob- und Rodelbahn "Eugenio Monti" in Cortina genutzt werden. Für dessen Nutzung nach den Spielen hat das Land Südtirol bereits ein zehnjähriges Abkommen mit der Gemeinde Cortina und Region Venetien unterzeichnet. Das ist laut Landeshauptmann Kompatscher wichtig: "Wir wollen keine Kathedralen in der Wüste! Wir sind überzeugt, dass die Olympischen Winterspiele zu einer großen Chance für das Dolomitengebiet werden können, wenn sie - auch bei den Infrastrukturen und der Mobilität - im Geist der Nachhaltigkeit geplant und verwaltet werden." Kompatscher und De Menech waren sich einig, dass der Grenzgemeindenfondseine "tragende Säule" in der Verwirklichung und Führung der Infrastrukturen bilden kann.
Stilfser Joch: Projekt zur Aufwertung finanzieren
Nicht nur im äußersten Osten, auch am Stilfser Joch im äußersten Westen Südtirols sehen die beiden Gesprächspartner wertvolle Einsatzmöglichkeiten für den Grenzgemeindenfonds: Um ein gemeinsames Projekt des Landes Südtirol und der Region Lombardei umzusetzen, ist die Gründung einer Gesellschaft geplant. Sie soll das ganze Gebiet mit Initiativen und Diensten für Einheimische und Touristen aufwerten. Der Grenzgemeindenfonds soll mit seinen Finanzmittel direkt zur Gründung und dem Aufbau der Gesellschaft.
So funktioniert der Grenzgemeindenfonds
Der Grenzgemeindenfonds wird jährlich von den Ländern Südtirol und Trentino mit einer Gesamtsumme von 80 Millionen Euro finanziert und soll die Gebietskörperschaften in den Grenzgebieten Südtirols und des Trentino zu unterstützen: Insgesamt sind 48 Gemeinden betroffen, 42 davon grenzen an das Trentino an, sechs an Südtirol. Das entsprechende Abkommen hatten die Länder Südtirol und Trentino mit dem Finanzministerium sowie den Regionen Lombardei und Veneto im Jahr 2010 unterzeichnet. Seit der Gründung haben die Länder Südtirol und Trentino insgesamt 720 Millionen Euro in den Fonds einbezahlt.
LPA/mb/gst
Die Begräbnisleiterinnen Karin Mitterer (Tschars) und Marianne Bauer (Naturns) haben die ersten Beerdigungen im Vinschgau ohne Priester abgehalten. Zwei Gespräche über Reaktionen, Herausforderungen und einen neuen Weg, den nicht nur die Kirche sondern die Gesellschaft geht.
von Angelika Ploner
Karin Mitterer - Tschars
Vinschgerwind: Sie haben die erste Beerdigung im Vinschgau ohne priesterlichen Beistand abgehalten. Braucht es dazu eine besondere Ausbildung?
Mitterer: Ja, zuerst ein paar Details zu dieser Ausbildung. Um Beerdigungen abhalten zu dürfen, müssen Wortgottesfeier-LeiterInnen weitere zwei Jahre Ausbildung – immer berufsbegleitend – absolvieren. Es ist dasselbe Procedere vorgesehen, wie bei der Ausbildung zum - Wortgottesfeier-Leiter. Es braucht das Einverständnis vom zuständigen Pfarrer oder Dekan und vom Pfarrgemeinderat. Hinzu kommt: Alle TeilnehmerInnen haben in Brixen ein Einzel-Aufnahmegespräch mit einer Kommission geführt. In diesem Gespräch wurde geprüft, ob man dieser Aufgabe gewachsen ist, psychologisch, liturgisch und auch im Umgang mit trauernden Menschen. Dieses Gespräch war eine Art Prüfungsgespräch, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe im Oktober 2018 die Ausbildung angefangen, die bis im kommenden Mai 2020 andauert und mit einer Studienwoche ihren Abschluss findet. In dieser zweijährigen Ausbildungszeit ist vorgesehen, drei Beerdigungen selbstständig vorzubereiten und zu leiten. Die vorbereitete Beerdigung wird vorab dem Liturgie-Professor zur Durchsicht geschickt . Der Ablauf der Beerdigung findet mit Einsegnung und Verabschiedung wie nach gewohntem Ritus statt, anders ist, dass anstelle der Eucharestiefeier eine Wortgottesfeier stattfindet. Im August habe ich meine erste Beerdigung geleitet. Es war gleichzeitig die erste Beerdigung im Vinschgau einer Laien-Begräbnis-Leiterin, d.h. ohne einen Priester.
Vinschgerwind: Wie waren die Reaktionen?
Mitterer: Es war natürlich eine Herausforderung für mich, innerhalb von zwei Tagen die ganzen Vorbereitungen zu treffen. Ich denke es ist auch eine Herausforderung für die Menschen bzw. Angehörigen, weil dieser „neue Weg“ eben NEU und noch unbekannt ist. Und Neues und Veränderungen rufen bei vielen Menschen Ängste und Unsicherheit hervor, die sich durch überzeugte Praxis mit Sicherheit in Vertrauen wandeln werden. Eine Frau die im Anschluss zu mir gekommen ist, sagte zu mir: „Ich dachte zuerst ,was wird das wohl werden ohne Priester? Nun bin ich positiv überrascht. Es war eine sehr einfühlsame und würdevolle Feier, eine Feier des Glaubens und des Trostes“. Ich denke, so wird es wohl mehreren Menschen gehen. Es hat aber auch sehr gut getan und mich in meiner Aufgabe und in meinem Dienst gestärkt und bestätigt, als die Angehörigen und noch viele Menschen aus dem Dorf mir ihren positiven Zuspruch gaben. Verstorbene zu bestatten, würdevoll zu begraben, ist ein Dienst am Menschen und ein Werk der Barmherzigkeit. Gleichzeitig ist es eine Öffnung der Kirche und für alle getauften Christen eine Chance, um aktiv zu werden. Es ist ein neuer Weg, damit Kirche lebendig bleibt.
Vinschgerwind: Fand die Kontaktaufnahme über das Bestattungsunternehmen statt oder haben die Angehörigen Sie persönlich kontaktiert?
Mitterer: In diesem konkreten Fall haben die Angehörigen mich kontaktiert, weil sie mich persönlich kennen. In der Regel ist es aber so, dass der Kontakt über das jeweilige Bestattungsunternehmen läuft. Die Angehörigen werden von diesem Informiert, dass es diese NEUE Möglichkeit zur Beerdigung ihres Verstorbenen gibt.
Vinschgerwind: Sie haben eingangs erwähnt: Um Begräbnisleiterin zu werden, muss man Wortgottesfeier-Leiterin sein. Was ist das, einfach erklärt?
Mitterer: Um Wortgottesfeier-LeiterIn zu werden, ist eine Ausbildung nötig. Diese Ausbildung zieht sich über ein ganzes Schuljahr hin, immer am Wochenende, eine berufsbegleitende Ausbildung mit einer ganzen Studienwoche als Abschluss. Die Ausbildung sieht vor, dass der/die angehende Wortgottesfeier-Leiter/in mindestens drei Wortgottesfeiern selbstständig vorbereitet und leitet. Das ist Voraussetzung für den Abschluss. Die Aussage unseres Professors ist: „Wenn ihr schwimmen lernen wollt, müsst ihr ins Wasser rein, nur Trockentraining ist zu wenig.“ Nach der Ausbildung bedarf es einer Beauftragung durch den Bischof. Ich habe diese Ausbildung im Priesterseminar, d.h. an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen absolviert und 2017 abgeschlossen. Von der Seelsorgeeinheit Naturns waren wir zu dritt damals. Die Seelsorgeeinheit Naturns umfasst die Pfarreien Naturns, Tabland, Tschars, Kastelbell, neu dazu gekommen das gesamte Schnalstal. Aktiv sind momentan neun Wortgottesfeier-LeiterInnen.
Vinschgerwind: Was ist der Unterschied einer Wortgottesfeier und einer Messe?
Mitterer: Bei der Messe bzw. Eucharestiefeier nehmen wir die Kommunion des Brotes, den „Leib Christi“ zu uns. Christus ist in diesem „Brot“ gegenwärtig, so ist der Glaube der kath. Kirche. Die Eucharestiefeier darf nur von einem Priester geleitet werden. Bei der Wort-Gottes-Feier nehmen wir die „Kommunion“ des „Wortes Gottes“ zu uns. Die Heilige Schrift ist Ratgeber und Begleiter für unser Leben. Gott spricht zu uns durch sein „Wort“, dieses Wort ist Heilig. Die Wortgottesfeier darf von einem dementsprechenden ausgebildeten und beauftragten Laien – Frauen und Männer, geleitet werden.
Vinschgerwind: Wieviele Wortgottesfeier-LeiterInnen gibt es im Vinschgau?
Mitterer: Das ist schwierig abzuschätzen.
Vinschgerwind: Wie wird man Wortgottesfeier-LeiterIn?
Mitterer: In erster Linie muss sich jemand dazu berufen fühlen, diesen Dienst auszuführen. Es ist nicht nur das Wort Gottes zu lesen und darüber zu sprechen, es geht um mehr, um viel mehr. Es ist eine große Verantwortung und Herausforderung, aber zugleich eine wunderbare Aufgabe im Dienst für Menschen und vor allem für Gott zu stehen. Die Diözese Bozen/Brixen bietet dazu die Ausbildung an. Es braucht die Einwilligung vom zuständigen Pfarrer oder Dekan und vom Pfarrgemeinderat. Die Ausbildung richtet sich an Frauen und Männer.
Vinschgerwind: Frauen in der Kirche...das ist ein Novum.
Mitterer: Ja, es sind schätzungsweise sogar mehr Frauen, als Männer, die sich zum/zur Wortgottesfeier-LeiterIn ausbilden lassen.
Vinschgerwind: Warum braucht man überhaupt WortgottesfeierleiterInnen?
Mitterer: Wandel der Kirche und Wandel der Zeit hat es immer schon gegeben nur eben in einem anderen Bewußtsein. Es ändert sich nicht das Wort das in der Bibel steht, sondern aufgrund neuer Erkenntnisse unser Verständnis für das Wort Gottes. Kirche verändert sich, so wie sich alles im Leben verändert. Man kann auch sagen es ist eine Reaktion der Kirche auf den Priestermangel. Damit aber Kirche lebendig bleibt ist es unsere Aufgabe die Glaubensgemeinschaft, ob Kinder - junge oder alte Menschen, zu hegen und pflegen. Das gelingt uns nur , wenn wir regelmäßig zum gemeinsamen Gebet und zum Lobpreis Gottes uns versammeln. Sein Wort hören ,dies in unseren Herzen verankern und danach leben, dann kann seine Liebe für uns Erfahrbar werden.
Vinschgerwind: Sie tragen eine Albe. Warum?
Mitterer: Die Albe stammt vom Lateinischen alba - „die Weiße“ und ist ein aus der antiken Tunika hervorgegangenes, knöchellanges Gewand aus weißem oder heute auch naturfarbenem Leinen oder hochwertigem Stoff. Mit Bezug auf die Alte Kirche und ihre Tradition symbolisiert die Albe das Taufgewand. Die Albe gehört einfach zum Beauftragten liturgischen Dienst dazu.
Vinschgerwind: Wie sieht die Zukunft aus?
Mitterer: Ich glaube, wo sich eine Tür schließt, da geht eine andere wieder auf. Diese Neuerungen müssen noch und werden auch noch wachsen. Es ist immer so, Neues ruft Ängste und Unsicherheit bei vielen Menschen hervor. Genau deshalb braucht dieses Wachsen Zeit und Geduld und Gottes Beistand und den haben wir, davon bin ich überzeugt.
Marianne Bauer – Naturns
Vinschgerwind: Sie haben die zweite Beerdigung im Vinschgau ohne priesterlichen Beistand geleitet. Wie waren die Reaktionen?
Bauer: Die Reaktionen waren bestärkend und motivierend. Sie zeigten mir, dass die Dorfbevölkerung diese neue Form gut annehmen kann. Die Anspannung war groß, weil auch die Erwartungen groß waren: wie wird es wohl sein - eine Beerdigung ohne Priester und dazu eine Frau. Es waren nicht nur die Rückmeldungen der Trauerfamilie und der Trauergemeinde, die mich bestärkten. Ich selbst hatte das gute Gefühl, die Menschen erreicht zu haben und ganz beim Verstorbenen zu sein. Das Schöne, Edle und Große dieses Dienstes besteht für mich darin, eine Seele begleiten zu dürfen, heimwärts, dorthin, woher sie gekommen ist, zurück zur Quelle, zum Ursprung, zu Gott.
Vinschgerwind: Was waren ihre Beweggründe für die Ausbildung zur Begräbnisleiterin?
Bauer: Ich durfte in meinem Leben so oft die Erfahrung machen, dass sich die Dinge fügen. Was kommen soll, kommt. Ich bin im Juli 2016 in Pension gegangen. Im Herbst 2016 begann an der Theologisch-Philosophischen Hochschule in Brixen ein Lehrgang zur Leitung von Wortgottesfeiern. Ich nahm die Möglichkeit wahr und fand ein neues Tätigkeitsfeld, das mir viel Freude und Genugtuung gab und gibt. Zwei Jahre später wurde ein zweijähriger Ausbildungslehrgang für Männer und Frauen zur Leitung von christlichen Begräbnisfeiern angeboten. Voraussetzung für die Aufnahme war unter anderem, dass die Teilnehmerinnen/Teilnehmer bereits Wortgottesfeiern geleitet hatten. Die Brücke zur nächsten Ausbildung und zu einem weiteren Tätigkeitsfeld war gebaut. Angesprochen hat mich auch das vielseitige Ausbildungsprogramm, aufgebaut in folgenden Modulen: “ Trauerarbeit“, „Philosophische Zugänge zu Tod und Sterblichkeit“, “Die biblische Botschaft angesichts von Tod und Sterblichkeit“, “Kommunikation und Zusammenarbeit“, “Bestattungswesen“, “Tod und Bestattung in nicht christlichen Religionen“, “Grundkenntnisse über die Liturgie der Begräbnisfeier“, “Die Homilie in der Begräbnisfeier“.
Vinschgerwind: Sie müssen während ihrer Ausbildung drei Begräbnisfeiern abhalten.
Bauer: Das ist gut so. So kann Praxis und Theorie gut miteinander verbunden werden. Die Praxiserfahrungen werden in der Gruppe reflektiert. Der Austausch ist wichtig. Jede gemachte Erfahrung ist ein Dazu-Lernen. Nicht nur für uns Teilnehmerinnen/Teilnehmer ist der Austausch wichtig und wertvoll, auch für die Verantwortlichen dieses Lehrganges. Wir betreten Neuland. Es ist die erste Ausbildung italienweit.
Vinschgerwind: Was ist Voraussetzung, was muss man mitbringen für diese Aufgabe?
Bauer: Lebenserfahrung, Bereitschaft, sich immer wieder neu mit dem Leben auseinander zu setzen, Tod als Teil des Lebens zu sehen, Einfühlungsvermögen, verbunden mit der Fähigkeit sich emotional abzugrenzen, Flexibilität, Spontaneität, Kommunikations-und Kooperationsfähigkeiten, Spiritualität und die Bereitschaft zu dienen.
Spiritualität war und ist mir wichtig. Schon früh durfte ich mich in unserer Pfarre einbringen. Seit meinem 14.Lebensjahr bin ich Lektorin. Später kam der Dienst als Kommunionhelferin dazu und die Gestaltung von Kinder- und Familiengottesdiensten. Auch in meiner fünfunddreißigjährigen Berufstätigkeit als Kindergartendirektorin und in den Jahren als Gemeindereferentin, in denen ich unter anderem zuständig war für die Bereiche „Senioren“, „Seniorenheim“ und „Friedhof“, konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln, aus denen ich heute schöpfen kann.
Vinschgerwind: Was war für Sie die größte Herausforderung?
Bauer: Es war wohl die Herausforderung, die es immer sein wird: Spontan und flexibel auf die jeweilige Situation zu reagieren: In der relativ kurzen Vorbereitungszeit alles so zu planen und zu organisieren, dass es eine Begräbnisfeier wird, in welcher der/die Verstorbene würdevoll verabschiedet wird, die Trauerfamilie Anteilnahme und Mitgefühl erfährt und sich in ihren Vorstellungen wiederfindet. Jeder Todesfall ist anders und jede Trauererfahrung ganz individuell. Die Erwartungen, die Ansprüche, die Vorstellungen und Wünsche der Trauerfamilien sind sehr unterschiedlich. Dieser Komplexität einigermaßen gerecht zu werden, ist und bleibt die große Herausforderung.
Vinschgerwind: Welche Rolle nehmen die Bestatter in dieser Entwicklung ein?
Bauer: Heute ist es ja so, dass die Bestatter die ersten Ansprechspartner für die Trauerfamilien sind. Sie informieren die Angehörigen, dass es nun diese neue Möglichkeit gibt, die Begräbnisfeier mit ausgebildeten Laien und einer Wortgottesfeier zu gestalten. Sie weisen auch darauf hin, dass Einsegnung und Verabschiedung auf den Friedhof dadurch keine Veränderung erfahren.
Vinschgerwind: Wie wichtig ist die Albe?
Bauer: Sehr wichtig. Die Albe gibt dem jeweiligen Dienst, der jeweiligen Feier Würde. Sie gibt Neutralität. Kleidung lenkt vom Wesentlichen ab.
Vinschgerwind: Wie sehen Sie das Thema Kirche und Frau?
Bauer: Gelassen. Was kommen muss, wird kommen. Viele Türen haben sich bereits geöffnet, für jene Frauen, denen es ein Anliegen war und ist, in der Kirche tätig zu sein. Ein großes Tor hat sich für Frauen durch die Leitung von Wortgottesfeiern und die Leitung von Begräbnisfeiern aufgetan. Wichtig erscheint mir, dass wir die Dienste, die uns heute anvertraut sind, mit Freude, überzeugt, begeistert, authentisch und kompetent durchführen und auf das Wirken des Heiligen Geistes vertrauen, dass sich auch die nächsten Türen öffnen können. Es war eine Frau, der sich Jesus am Ostermorgen als Erste gezeigt hat und der er den Auftrag gab, den anderen die frohe Botschaft seiner Auferstehung zu bringen.
Vinschgerwind: Wie sehen sie die Zukunft?
Bauer: Kirche ist unterwegs im Wandel der Zeit.Wenn sie bei den Menschen sein will, muss sie die Zeichen der Zeit erkennen, entsprechende Antworten finden und Gottes Wort verständlich in das jeweilige Heute hineintragen.Dazu braucht es alle: Mann und Frau, Jung und Alt, Kleriker und Laien.Nur gemeinsam wird es gelingen Kirche immer wieder neu zu bauen, Bewährtes zu bewahren und notwendige Erneuerungen herbeizuführen. Es braucht unsere Zuversicht und unser Vertrauen darauf, dass alles gut wird, dass Er sein Wort hält:„Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“.
Die Vinschger Bestatter nehmen Stellung:
Beerdigungsleiterin zu sein, ist sicherlich eine Aufgabe die große Sensibilität erfordert, denn schon die Beschäftigung mit Sterben und Tod an sich, ist immer wieder eine Herausforderung. Ein schmerzhafter Einschnitt in ihr Leben ist es für die Hinterbliebenen und für die Beerdigungsleiterin besteht die Aufgabe darin in diesem Moment der Trauerfamilie so zu so begegnen, dass sie durch dieses Werk der Barmherzigkeit, der Beerdigungsfeier, auch getragen wird. Am Ende geht es nicht nur um eine würdige Beerdigung, es geht auch um die Trauernden; daher braucht es für diesen Dienst Leidenschaft und aus dieser Leidenschaft heraus können sich viele Chancen ergeben. Es können und sollen Brücken geschlagen werden und die Menschen sollen von der christlichen Hoffnung derer getragen werden, die die Beerdigungsfeier leiten. Genau hier sehe ich unsere zwei Beerdigungsleiterinnen am richtigen Platz.
Bestattungen Christanell - Naturns
Die katholische Kirche steckt mitten in einem Prozess: die Zahl der Diener Gottes sinkt; das Durchschnittsalter der Priester dagegen steigt. Für die Zukunft ist damit zu rechnen, dass nicht mehr für alle Begräbnisdienste in einer Pfarrgemeinde ein Priester oder ein Diakon zur Verfügung stehen wird. Wir als Bestattungsinstitut finden es notwendig, dass einige Begräbnisleiter/innen in den Pfarrgemeinden aktiv werden, damit die Bedürfnisse der Angehörigen weiterhin gewährleistet werden können und die Pfarreien entlastet werden. Wir sorgen schon seit einiger Zeit für die Beisetzungsfeier der Urne im Familienkreis am Friedhof, um den Mangel an Pfarrern auszugleichen.
Bestattungen Angelus - Schluderns
Der immer größer werdende Priestermangel macht auch vor einem noch religiös verwurzelten Land wie Südtirol nicht halt. Es ist höchste Zeit sich dieser Thematik anzunehmen, darauf zu reagieren und somit auch ein immer noch großes Tabuthema speziell bei der älteren Generation anzusprechen. Wir sehen uns als Bindeglied zwischen Trauerfamilie und Kirche und sind nicht selten in arger Bedrängnis wenn es um die Festsetzung des Beerdigungstermines bzw. eines Termines für eine Urnenbestattung geht. Da ein Priester in Südtirol bereits jetzt teilweise fünf bis sechs Kirchen zu betreuen hat, ist es für uns Bestattungsunternehmen mitunter sehr schwierig einen zeitnahen Beerdigungstermin fixieren zu können. Gerade deshalb begrüßen wir diese neue Möglichkeit der würdevollen Verabschiedung eines geliebten Menschen durch die neuen, gut ausgebildeten und hochmotivierten Begräbnisleiter. Sie leisten einen vorbildlichen, wertvollen und nicht zu vergessen ehrenamtlichen Dienst am Nächsten. Für dies sei ihnen in unserem Namen und ich glaube im Namen der gesamten Bevölkerung von Herzen gedankt.
Bestattungen Tonezzer - Schlanders
Wir finden es gut, dass es diese Möglichkeit im Zeitalter des immer größer werdenden Priestermangels gibt. Wir Bestatter haben zunehmend Schwierigkeiten Priester zu erreichen. Es ist lobenswert, dass sich Laien dieser Herausforderung annehmen, denn dies ist keine leichte Aufgabe - auch vor dem Hintergrund, dass vor allem die ältere Generation mit diesem Thema Berührungsängste hat. Wir im Dekanat Mals sind in der glücklichen Lage drei Diakone Pepi Leone (Reschen), Luigi Piergentili (Mals) und Norbert Punter (Planeil) zu haben, die uns bei Beerdigungen unterstützen. Dafür sei ihnen gedankt.
Bestattungen Polin - Mals
Mals - Aus einer Anfrage von Peppi Stecher (Offene Gemeindeliste Mals) und deren Beantwortung von BM Ulrich Veith wird ersichtlich, dass ein Gemeinderatsbeschluss aus dem Herbst 2014 nicht umgesetzt und damit versemmelt worden ist. Es hat letztlich auch mit dem Friedensangebot von LR Arnold Schuler (sh. Leserbriefe) zu tun.
von Erwin Bernhart
Der Gemeinderat von Mals hatte kurz nach dem sogenannten Pestizid-Referendum im Jahr 2014 einen Beschluss gefasst, um einen versöhnlichen Gang in der Landwirtschaft einzuleiten. Beschlossen wurde, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die ein Zukunftsszenario für Landwirtschaft in der Gemeinde Mals entwerfen solle. Peppi Stecher von der Offenen Gemeindeliste Mals wollte in einer Anfrage wissen, ob dieser Gemeinderatsbeschluss eigentlich umgesetzt worden sei. Die Antwort von BM Ulrich Veith bei der Ratssitzung am 22. Oktober war für Stecher enttäuschend. Veith wies darauf hin, dass die Gemeinde Mals sehr wohl die Verbände für die Namhaftmachung ihrer Vertreter angeschrieben habe. Dann habe allerdings LR Arnold Schuler die Moderation für sein Amt beansprucht, man habe über eine Bioregion Obervinschgau gesprochen, man sei mit einem Leader-Projekt zweimal in Bozen gescheitert und dann sei nichts mehr geschehen. Wir waren der Meinung, sagte Veith, dass eine übergemeindliche Lösung anzustreben sei. Stecher wies darauf hin, dass im Gemeinderatsbeschluss die Rede von einer Arbeitsgruppe für die Gemeinde Mals war und nicht von einer Bioregion und dass im Beschluss auch keine Rede von einem Landesrat Schuler war. Schade, sagte Stecher, dass vom besagten Beschluss letztlich nichts umgesetzt worden sei.
Ein anders Scharmützel lieferte das Thema Bürgerhaushalt. Sibille Tschenett von der Offenen Gemeindeliste Mals stieß offensichtlich in eine Wunde, als sie nachfragte, ob es denn im kommenden jahr 2020 wieder einen Bürgerhaushalt geben werde. Im Jahr 2020 werde es keinen Bürgerhaushalt geben, offenbarte Veith. Tschenett sprach von Willkürlichkeit. Das habe die Arbeitsgruppe entschieden, sagte Veith. Projekte könne man aber immer einreichen und gute Projekte werden auch immer finanziert.
Johann Ziernheld sprach die Petition aus Burgeis an. Rund 250 Unterschriften seien kein Klacks, man müsse mit den Bürgern reden. Ob man da eine Bürgerversammlung im Sinne habe, wollte Ziernheld wissen. BM Veith und Referent Joachim Theiner haben einen Brief an alle Petitions-Unterzeichner geschrieben mit der Feststellung, dass sowohl die Einbahn ins Oberdorf als auch die Tröge in der Bruggergasse bleiben werden. Jene, die unterschrieben haben, seien alles Autofahrer, sagte Veith. Seit die Einbahn da sei, habe der Citybus keine Verspätungen mehr.
Schluderns/Südtirol - In Europas Staaten agieren Parteien, die zwar ihren Sitz im Europaparlament behaupten, dort aber oft nur ihre nationalen und auch persönlichen Interessen verfolgen und die sogar - wie im Falle des Brexit geschehen - den Austritt aus der Union provozieren. Durch Sezessions-Bestrebungen könnte Europas Friede, der seit über 70 Jahren herrschst, wieder gefährdet sein. Nicht zuletzt deshalb sind die Gründer der jungen Europa-Partei VOLT (Energie für den europäischen Geist), um Gemeinsamkeit bemüht. VOLT agiert seit 2018 Staaten übergreifenden und hat bei den vergangenen EU-Wahlen den ersten Sitz (Vertreterin aus Deutschland) in Brüssel erobert. Es sind vor allem junge Menschen, die sich über Grenzen hinweg zusammenschließen und sich darum bemühen, eine gemeinsame Vision zu entwickeln, vor allem auch um dem immer stärker werdenden populistischen Strömungen entgegen zu wirken. Ihre Vision ist ein demokratisches und transparentes Europa, ein starkes europäisches Parlament, eine echte europäische Regierung, die im Interesse aller Europäerinnen und Europäer handelt, um die Probleme vor dem Hintergrund gemeinsamer Werte und unter Achtung der verschiedenen Sprachen und kulturellen Unterschiede gemeinsam zu meistern. „Wir wollen einen Europäischen Pass - keinen Doppelpass“, bekräftigten die beiden Südtiroler Vertreter von VOLT, Filippo Badolato (Student an der UNI Bozen) und Simon Mariacher (Student in Wien) kürzlich in Schluderns. Unterstützt von Michael Böttner stellten sie dort ihre Bewegung vor. „Ich habe mich als überzeugter Demokrat und Europäer bereit erklärt, der Partei VOLT Starthilfe zu geben“, so Böttner. Sein Wunsch ist es, dass die neue Partei auch im Vinschgau Fuß fasst. „Ich bin geschockt was derzeit in England, in Polen, in Ungarn, in Italien unter dem Einfluss populistischer Parteien-Führer passiert. Es wird gezündelt und versucht, Demokratien auszuhöhlen“, so Böttner. Die Herausforderung ist es, sich eine große europäische demokratische Gemeinschaft vorzustellen, die dafür Sorge trägt, dass die Eigenheiten aller Staaten in ihrer Identität erhalten bleiben und die trotzdem eine gemeinsame Sprache spricht. In diesem Sinn will VOLT arbeiten. (mds)
Infos:
https://www.volteuropa.org (englisch),
https://www.voltdeutschland.org (deutsch)
Vom wind gefunden - In den deutschen Vorständen börsennotierter Unternehmen sitzen mehr Personen, die Thomas und Michael heißen, als Frauen insgesamt. Deshalb spricht man vom „Thomas-Kreislauf“. Damit wird nach der AllBright Stiftung auch der Umstand bezeichnet, dass Vorstandsvorsitzende von deutschen Börsenunternehmen bevorzugt Vorstandsvorsitzende einstellen, die sich selbst sehr ähnlich sind, da sie sich mit diesen besser identifizieren können. Also: gleiches Geschlecht, Herkunft aus einem westdeutschen Bundesland, ähnliches Alter, ähnliche Ausbildung. Das trägt zu einer großen Homogenität und Kontinuität im deutschen Top-Management bei und verzögert dringend notwendige Erneuerungen. Die USA und Schweden sind Deutschland weit voraus, der Frauenanteil in den Vorständen ist in diesen Ländern doppelt so hoch. Gute gesellschaftliche Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind wichtig für einen hohen Frauenanteil im Management. Der Ländervergleich zeigt jedoch: Wirklich entscheidend ist die Einstellung der Unternehmen. Wenn Frauen und Vielfalt im Top-Management strategisch gewollt sind, steigt der Anteil signifikant, unabhängig von den Rahmenbedingungen. Im Machtzentrum Deutschlands herrscht virile (männliche) Monokultur, obwohl man weiß, dass ein gutes Team möglichst vielfältig aufgestellt ist, um Selbstkritik, Innovationsfähigkeit und Profitabilität zu gewährleisten. Die Digitalisierung bietet nicht nur mehr Chancen für Frauen, sondern hilft in erster Linie Unternehmen, von mehr Vielfalt zu profitieren. (hzg)
Glurns - In der Stadtgemeinde Glurns können Abstimmungen im Gemeinderat äußerst knapp ausfallen. So geschehen bei der Ratssitzung vom 9. Oktober 2019. Weil eine Bauleitplanänderung sowohl den BM als auch den VizeBM betroffen haben, mussten beide den Saal verlassen. Zwei Gemeinderäte haben gefehlt. Es blieben also nur noch 8 zur Abstimmung. Die Bauleitplanänderung und die Landschaftsplanabänderung betreffen einmal eine Umwidmung von Landwirtschaftsgebiet in neues Gewerbegebiet und Umwandlung von Landwirtschaftgebiet mit Bannzone in das nicht in die landwirtschaftliche Unterschutzstel- lung einbezogene Gebiet.
BM Alois Frank und VizeBM Armin Windegger können so Gewerbegebiet nutzen, um ihre Betriebe zu erweitern.
Nach einiger Diskussion fiel die Entscheidung zugunsten der Umwidmungen aus, und mit 5 Dafür und 3 Enthaltungen äußerst knapp. (eb)