Ab Montag, 18. Mai wird in Kindergärten und Grundschulen bis zum Schulende am 16. Juni vormittags ein Notdienst eingerichtet. Die Online-Anmeldung dazu ist morgen, Mittwoch, 13. Mai möglich.
Die Landesregierung hat heute (12. Mai) über die Details der Einrichtung des Notdienstes für Kindergartenkinder und Schülerinnen und Schüler der Grundschuleentschieden. Landesrat Philipp Achammer hat diesen Beschluss, der von allen drei Bildungsdirektionen gemeinsam eingebracht wurde, in der heutigen Landesmedienkonferenz vorgestellt. "Selbstverständlich würden die Kinder die sozialen Kontakte nach der langen Zeit des Lockdowns wieder brauchen. Aber wir sind leider noch immer in einer Ausnahmesituation, die einen besonderen Gesundheitsschutznotwendig macht. Deswegen müssen wir die beteiligten Gruppen so eng wie möglich halten", betonte Landesrat Achammer einleitend.
Grundsätzlich gilt – ähnlich wie bei anderen Betreuungsnotdiensten – eine verkleinerte Gruppengröße von Kindern im Kindergarten und von sechs Kindern in der Grundschule, die von einer Bezugsperson über einen bestimmten Zeitraum, getrennt von anderen Gruppen, betreut werden. "Ich habe in den vergangenen Tagen viel Bereitschaft und Verantwortungsbewusstsein vom Bildungspersonal gespürt", unterstrich Landesrat Achammer. Man biete in Südtirol einen Dienst, der staatsweit in diesem Moment leider einzigartig sei und sehe dieses Engagement als Unterstützung für jene Familien, die in einer sehr prekären Situation seien und keine andere Möglichkeit hätten. "Wir müssen Schritt für Schritt zur Normalität zurückkehren und dabei zuallererst die Gesundheit aller Beteiligten schützen", hob der Landesrat hervor. In einem zweiten Moment seien dann auch weitere Schritte machbar.
Betreuung von 8.00 bis 12.30 Uhr
Wer sein Kind für den halbtägigen Notdienst von 8.00 bis 12.30 Uhr anmelden möchte, muss dafür am morgigen Mittwoch, 13. Mai (ab 0.00 Uhr) online auf der Landeswebseite der Deutschen Bildungsdirektion das entsprechende Anmeldeformular herunterladen und ausfüllen. Dem Formular ist auch eine Kopie des Personalausweises beizulegen. Eine wesentliche Voraussetzung dabei ist, dass beide Eltern berufstätig sind und keine andere Möglichkeit der Betreuung der Kinder besteht. Zudem darf es keine Möglichkeit zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung, zu smart working oder home office für die Eltern geben. In der Zeit des Notdienstes müssen beide Eltern oder Erziehungsverantwortliche nachweislich im Dienst sein. Berücksichtigt werden auch Kinder, die sich in einem prekären Familienumfeld befinden und vom Sozialdienst begleitet werden. Dass die Betroffenen diese Voraussetzungen erfüllen und dass sie aufgrund der Vorrangkriterien Anrecht auf den Notdienst haben, müssen sie durch eine Eigenerklärung nachweisen.
Auswahl und Reihung
Eine Kommission, bestehend aus Vertretungen der Schuldirektion bzw. Kindergartensprengels sowie der Gemeinde, nehmen am Donnerstag, 14. Mai eine Reihung aller angemeldeten Kinder vor und entscheiden auf der Basis der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten und Plätze über deren Zulassung zum Notdienst. Sollte es mehr Anmeldungen als freie Plätze geben, wird jenen Eltern Vorrang eingeräumt, die in den Bereichen öffentliches Gesundheitswesen, Pflegebereich, Behörden der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, Katastrophenschutz, Lebensmittelversorgung und Personal, das den Notdienst garantiert, tätig sind. Wenn zu viele Anträge gestellt werden, sollen im Kindergarten ältere Kinder, in der Grundschule jüngere Schüler vorgereiht werden. Auch die Anzahl der Geschwisterkinder in der Bildungsstufe wird miteinbezogen.
Notdienst für Kinder und Schüler mit Beeinträchtigung
Eltern von Kindergarten- oder Grundschulkindern mit einer Beeinträchtigung können das Ansuchen um Zulassung zum Notdienst an jenen Kindergarten oder Schule richten, in denen ihr Kind regulär eingeschrieben ist. Jugendliche mit Beeinträchtigung, die eine Mittel-, Ober- und Berufsschule besuchen, müssen für den Notdienst bei der jeweiligen Bildungsdirektion angemeldet werden. Begleitet werden diese Kinder oder Jugendlichen am Vormittag von einer oder einem Mitarbeiterin/Mitarbeiter für Integration, die Kinder sind dabei integrierter Teil einer bereits bestehenden Gruppe in Kindergarten oder Schule oder werden, je nach Beeinträchtigungsbild, alleine begleitet.
Notdienst heißt nicht Öffnung der Schulen
Der Landesrat für italienische Bildung, Giuliano Vettorato, hob bei der virtuellen Landesmedienkonferenz hervor, dass man mit dieser Maßnahme die Familien unterstützen wolle. Allerdings sei es wichtig zu betonen, dass es sich hierbei nicht um die Wiederöffnung der Schulen handle, sondern um einen reinen Notdienst. "Das Um und Auf ist für uns der Schutz und die Sicherheit für Kinder und Personal", erklärte Landesrat Vettorato.
LPA/ck
Lichtenberg - In die Wespen gestirget hat der Vinschgerwind. Dann sind die Telefone heiß gelaufen: Der Vinschgerwind ist einem Hinweis nachgegangen, wonach die Baustelle für die neue Feuerwehrhalle in Lichtenberg an zwei Seiten nicht gesichert sei (sh. Bild) und dies eine Gefahrenstelle vor allem für Kinder darstelle. Von der Wiese her könne die Baustelle ungehindert betreten werden. Dies sei sowohl der Gemeinde Prad als auch dem Amt für Sicherheit mitgeteilt worden, sagt Stefan Wallnöfer. Beim Sicherheitskoordinator Manfred Lechner nachgefragt sagt dieser, dass die Baustelle von allen Seiten umzäunt sei und es bislang keine Beanstandungen von Seiten des Bauherren, der Gemeinde Prad, gegeben habe. Der Vorarbeiter Rainer Klotz hat sich nach den Anrufen sofort zur Baustelle begeben. Zwei LKW sind aufgefahren und die Baustelle wurde subito fachgerecht umzäunt. So kann’s gehen, wenn Misstände gemeldet werden und der Vinschgerwind beginnt, die Sachen abzuklären. Wenn’s der Sicherheit dient, soll’s so sein. (eb)
Mals/Italien/Europa - Am 7. Mai 2020 wurde in verschiedenen Orten von Europa zeitgleich protestiert. In Belgien, in Deutschland, in Frankreich, in Litauen, in Dänemark und auch in Italien und zwar in Mals. Die milcherzeugenden Bauern, von denen in Europa rund 110.00 im EMB (European Milk Board) vereinigt sind, protestierten gegen das Ansinnen der EU-Kommission, als Krisenmanagement im Milchsektor 30 Millionen Euro in die private Lagerhaltung stecken zu wollen. Im Klartext: Das Geld soll in privat hergestellte Pulvermilch investiert werden, weil aufgrund der Corona-Krise der Milchabsatz eingebrochen ist.
Markus Hafner, Milchbauer in Mals und seit 16 Jahren als Übersetzer beim EMB tätig, hat aus Solidarität mit den europäischen Bauern eine eigene Protestaktion auf seinem Paulihof in Mals gemacht: Hafner ließ Milchpulver auf seinen Schirm regnen. Milchüberschüsse und vor allem die Lagerhaltung in Form von Milchpulver drücken den Milchpreis in Europa und zerstören mit Dumpingpreisen auch Teile des afrikanischen Marktes.
Das EMB fordert in Brüssel seit längerem eine gemeinsame Milchmengenreduktion. Es müsste ein Programm gestartet werden, auf das in jedem EU-Land zugegriffen werden kann. Milcherzeuger, die bereit sind, ihre Produktionsmenge zu reduzieren, bekommen über dieses EU-Programm eine Entschädigung je nicht produziertem Liter Milch. Hafner forderte gemeinsame Verantwortung von der EU, von den Bauern und von den Konsumenten. Bei der Protestaktion sekundiert wurde Hafner von Sepp Sachsalber, Mitglied des Bauernbund-Ortsausschusses Mals. Sachsalber betonte, dass die Regulierung der Milchmenge von den Milchhöfen ausgehen müsse. Südtirol stehe als genossenschaftlich organisierte Milchverarbeitung verhältnismäßig gut da.
Als positives Beispiel für das Übernehmen von Verantwortung wurde der Aufruf von Bergmilch auf die freiwillige Milchreduktion im März dieses Jahres genannt. Bergmilch habe als erster Milchhof Europas zu einer solchen Aktion aufgerufen. Kühe in Kurzarbeit sozusagen.
Hafner appellierte an die Konsumenten und auch an die Tourismustreibenden, lokale Milchangebote zu kaufen. Es gehe um ein Miteinander und um gegenseitige Wertschätzung. (eb)
Seit rund 15 Jahren wird in Göflan nach einer geeigneten Trasse für den Radweg gesucht. Auf der Strecke zwischen dem „Hoamatgampl“ und „Holzbrugg“ soll nun der untere Teil zwischen Göflan und Holzbrugg gebaut werden.
von Heinrich Zoderer
Auf dem rund 80 km langen Radweg zwischen Reschen und Meran fehlt nur das 3 km lange Teilstück in Göflan. Nach langen Diskussionen wurde vor fünf Jahren eine Radtrasse in den Bauleitplan eingetragen. Für das erste Baulos zwischen Göflan und Holzbrugg (1.650m) liegt nun ein Ausführungsprojekt vom Planungsteam „Pfeifer Partners“ aus Eppan vor, das demnächst ausgeschrieben und gebaut werden soll. Der geplante Radweg beginnt beim Dorfplatz zuerst auf der orografisch linken Seite und führt an der neuen Dorfbar, der Feuerwehrhalle und dem Kinderspielplatz vorbei. Nach einigen 100 Metern wechselt der Radweg auf die orografisch rechte Seite der Etsch und führt auf der Dammkrone entlang der Etsch bis Holzbrugg, wo er in den bereits bestehenden Radweg einmündet. Zur Überquerung der Etsch wird eine Stahlbrücke, so wie in Latsch, mit einer Spannweite von ca. 23 Metern errichtet. Am Radweg wird ein Holzzaun, bzw. neben den Obstanlagen eine kleine Betonmauer mit Maschendrahtzaun errichtet. Außerdem sollen Hecken gepflanzt werden. Die Baukosten für das erste Baulos betragen rund 4 Millionen Euro. Für den oberen Teil des Radweges zwischen Göflan und dem sogenannten Hoamatgampl (1270m Länge) gibt es eine Trassenvariante, aber noch kein Ausführungsprojekt. Die ursprüngliche Variante, die im Bauleitplan vor fünf Jahren eingetragen wurde, soll in einigen Teilen abgeändert werden. Wie Urban Rinner, der Generalsekretär der Bezirksgemeinschaft Vinschgau in einem Gespräch mitteilte, will man durch die neue Variante einem Feuchtgebiet und möglichen Steinschlägen ausweichen und den Radweg nicht zu nahe bei der Etsch bauen. Der Radweg soll im oberen Teil bis zum Göflaner Sportplatz auf der orografisch rechten Seite, teilweise neben dem bestehenden Fahrweg, verlaufen und beim Sportplatz über eine Stahlbrücke auf die orografisch linke Seite geleitet werden. Von dort führt er bis zum Dorfplatz auf der orografisch linken Seite. Teilweise müssen Stützmauern errichtet werden. Die gesamte Radstrecke wird auf bestehenden Güterwegen gebaut, teilweise in bestehenden Obstanlagen neben der Etsch. Zusätzlich zu diesen Bauprojekten muss im Obervinschgau bei Laatsch in der Gemeinde Mals wegen Steinschlag ein neues Teilstück des Radweges gebaut werden. Wie Rinner mitteilte, gibt es außerdem bereits Planungen für neue Radwege von Goldrain nach Martell und von Spondinig nach Gomagoi.
Vom wind gefunden - Händewaschen zählt neben dem Masken tragen und Abstand halten zu den drei Grundregeln in der neuen Normalität im Coronazeitalter. Was heute völlig selbstverständlich ist, war früher überhaupt nicht selbstverständlich. Bis Ende des 19. Jahrhunderts starben Mütter in Europa nach der Geburt selbst in den besten medizinischen Einrichtungen oft am Kindbettfieber. Der deutsch-ungarische Arzt Ignaz Semmelweis leistete auf dem Gebiet der Händehygiene Pionierarbeit. Semmelweis arbeitete im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Die Patientinnen, die von den männlichen Ärzten und Medizinstudenten betreut wurden, starben im Vergleich mehr als doppelt so oft als jene Patientinnen, die von Hebammen betreut wurden. Morgens führten die Studenten im Rahmen ihrer Ausbildung Autopsien durch, bei denen die Ärzte sie teilweise assistierten. Im Anschluss gingen sie auf die Entbindungsstation. 1847 führte Semmelweis neue Regeln zur Händehygiene ein. Nachdem die Angestellten damit begonnen hatten, sowohl ihre Hände als auch ihre Instrumente zu reinigen, fiel die Mortalitätsrate auf der Entbindungsstation rapide. Eine gründliche Händehygiene in Krankenhäusern hielt allerdings erst nach 1870 Einzug, aber es dauerte noch ungefähr 100 Jahre, bis auch die allgemeine Öffentlichkeit die entsprechenden Regeln umsetzte. Heute wissen wir, wie wichtig Händewaschen ist, nun gibt es sogar einen Welthändehygienetag am 5.5. Das Datum symbolisiert die zweimal fünf Finger des Menschen. (hzg)
Vinschgau - Die Situation ist nicht mehr tragbar. Viele Bergbauern im Vinschgau leiden unter der hohen Rotwilddichte. Auf den Wiesen der Höfe oberhalb von Tanas halten sich derzeit jede Nacht 80 bis 90 Stück Rotwild auf, die sich sattfressen. Ähnlich ist die Situation bei Plawenn. Ein großer Futterverlust zeichnet sich ab, der die Existenz der Bergbauern bedroht. Die Wildschaden-Vergütung sei minimal und gleiche die großen Futtereinbußen nicht aus, wettert ein Bauer (Name der Redaktion bekannt). Denn ein großes und unterschätztes Problem seien die Kotperlen, die das Gras verunreinigen. Auf seinem Hof sei im vergangenen Jahr eine Vielzahl an Siloballen unbrauchbar gewesen. Die Rinder hätten das Futter nicht mehr gefressen. Die Situation sei auf Dauer nicht mehr akzeptabel und er sehe sich gezwungen, Zäune zu errichten, obwohl ihm bewusst sei, dass diese die Landschaft verschandeln. Man müsse sich eben selbst helfen, wenn nichts passiert. Tatsache ist: Es ist einfach zu viel Wild da. Auch die Förster klagen über Wildverbiss. Die Coronakrise hat die diesjährige Auslesejagd gebremst. Seit dem 8. Mai ist diese wieder möglich. Die Bauern richten nun einen dringenden Appell an die Jagdverantwortlichen im Land und an die Jäger. Sie fordern eine sofortige und effiziente Wildentnahme. (mds)
„Namenlose“ heißt der neue Song von Singer-Songwriter Dominik Plangger. „Das ist ein so schönes und wichtiges Lied“, sagt Plangger-Förderer Konstantin Wecker.
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
liebe Leserinnen und Leser
Zu einer guten Zeitung gehört ein gutes Team! Viele haben über die letzten Jahre zum Erfolg unserer Bezirkszeitung beigetragen. Ihnen allen möchte ich zum heutigen Jubiläum herzlich gratulieren.
Mit Stolz blicken wir auf 15 Jahre Vinschgerwind zurück. Eine Zeitspanne, in der sich Vieles verändert hat, wobei besonders die letzten Monate einen tiefgreifenden Wandel herbeigeführt haben.
Natürlich ist das Erleben dieses Zeitwandels eine Herausforderung. Den Zeitungen ergeht es dabei nicht anders als vielen anderen Markenartikeln quer durch alle Branchen der Wirtschaft. Sie müssen sich immer wieder neu behaupten, neu definieren, neue Formen finden, um attraktiv zu bleiben für die sich wandelnden Sichtweisen der Menschen und Märkte.
Die brennende Frage, die uns beschäftigt: Gelingt es, auch in den nächsten fünfzehn Jahren die Unverzichtbarkeit seriöser Zeitungslektüre zu vermitteln.
Lokalzeitungen berichten über die unmittelbare Lebenswelt der Bürger einer Region, sie informieren sie über die Neuigkeiten aus der Heimat, sie bieten Orientierung, stiften Identität, sind geistige Heimat. Fast jede gute Zeitung hat solche lokalen Wurzeln.
Denn nur dort, wo der Leser sich selbst gut auskennt, weiß er, ob die Zeitung richtig liegt. Nur im Lokalen wächst Vertrauen heran. Das Vertrauen der Leser in Sorgfalt, Kompetenz und Unabhängigkeit der Redaktion ist das wichtigste Kapital jeder Zeitung. Wer unabhängige und vernünftige Ansichten vertreten will, muss sich zuvor eine eigene Meinung bilden. Dazu sind ein breit gefächertes Informationsangebot und die Vermittlung unterschiedlicher Standpunkte notwendig.
Dieser intensive Dialog mit der Leserschaft begleitet die Redaktion durch das ganze Jahr. Aktueller, lebendiger, weltoffener und kreativer zu sein als andere, das ist und bleibt der Ehrgeiz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vinschgerwindes.
Wenn eine (Gratis-)Zeitung im immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeld heute ein Jubiläum feiern kann, so ist dies keineswegs selbstverständlich. Dies war nur durch die Solidarität und Unterstützung unserer Leser, vieler Freunde und Förderer und unserer treuen Werbekunden möglich.
Ihnen gilt mein aufrichtiger Dank.
Albert FLORA
Sie gehört nun zum Alltag auf der ganzen Welt, wird wohl Vorschrift in Europa und ist in Italien Überlebensinstrument. Manche tragen sie lässig als Halstuch, ziehen sie bei Begegnungen wie Cowboys im Staub kaum über den Mund, werden nur für Sekunden zu echten Bankräubern und verhüllen die Nase dazu. Richtige chirurgische Masken sind rarer, auch weniger schick.
Wahrnehmungspsychologisch sind solche Tücher und Masken natürlich eine Entstellung des Gesichts. Beim Betrachten eines Antlitzes fokussiert der Blick zuerst auf die Augen, und dann auf die Mund-Nasenpartie (außer bei Autisten, die andere Teile des Gesichts für interessanter halten). Über die Augen wird vor allem der alarmierende und distanzierende seelische Zustand einer Person wahrgenommen, Angst, Schrecken, Niedergeschlagenheit. Wovor alle Menschen Angst haben, sind weit aufgerissene Augen – das wissen Horrorfilmregisseure ganz genau. Der Mechanismus funktioniert im Gehirn über den Mandelkern – Menschen mit angeborenen oder erworbenen Schäden in beiden Mandelkernen haben vor schreckgeweiteten Augen keine Angst, sind aber insgesamt auch gefühlsabgestumpft. Mund und Nase hingegen dienen dem Ausdruck der Sinnlichkeit. Verführerisches, verschmitztes, genießerisches Lächeln entsteht dort genauso wie Naserümpfen bei Ekel wegen eines anheimelnden oder schlechten Geruchs. Die Augen stehen für den Fernsinn des Sehens und für von weither kommende Gefahr, Mund und Nase für die Nahsinne des Riechens und Schmeckens, deshalb auch für Parfum, Erotik, Lippenkontakt, Körperlichkeit.
Genau diese Partie soll nun in der Öffentlichkeit verhüllt sein, aus hygienischen Gründen. Das ist wichtig und soll eingehalten werden, zu allererst und beispielhaft von unseren Politikern, wenn sie es mit dem Schutz ernst meinen. Wenn sie den Virologen und Epidemiologen glauben. Es macht allerdings aus uns etwas andere Menschen, mit anderen sozialen Antennen. Gesichter werden weniger gut erkannt, siehe Bankräuber weiter oben. Die Mimik ist weitaus schlechter verständlich, weniger eindeutig, und vor allem viel weniger einladend. Die gedämpfte Stimme würde nahelegen, näher zu treten, um besser zu hören. Der verhüllte Mund und die hoffentlich mitverborgene Nase (sie scheidet beim Ausatmen besonders viel Tröpfchen in gezieltem Strom aus) gebieten Distanz und signalisieren Ansteckungsgefahr.
Ein bisschen entführen uns die Bestimmungen in den Orient. Wir achten, allerdings bei beiden Geschlechtern, besonders auf die Augen. Wir fühlen uns, vielleicht wie muslimische Frauen unter dem Schleier, in der Atmung behindert, wie unter Sauerstoffmangel, und in unserer Sprache etwas beeinträchtigt. Wir freuen uns, in der Wohnung oder allein im Freien endlich die lästigen Masken ablegen zu können. Das eigene Zuhause und die verlassene Natur bekommen den Mehrwert des freien Atmens, die Menschen, mit denen wir zusammen leben den Mehrwert möglicher Berührung, Zärtlichkeit wird noch privater und intimer.
Selbstverständlich wollen wir auf Dauer nicht so leben. Aber eine Zeitlang, im Kampf gegen feindliche Lebensprinzipien, halten wir das aus. Wir müssen eine Mode daraus machen. Dort aber, wo vor Nachlässigkeit Gefahr droht, wo im Gedränge Sicherheitsabstände fallen und Masken unter Nase oder gar Kinn gleiten, gäbe es ein einfaches, soziales, allgemein verständliches Warnsignal: Wer immer das bemerkt, hebt den Zeigefinger gegen den Himmel. Damit schwärzt er niemanden an, weist aber sofort alle Umstehenden auf bestehende Gefahr hin. Es würde an die Stelle des freundlichen Satzes treten, der etwa so lauten könnte: „Verzeihen Sie bitte, aber ich fühle mich durch Ihr unvorsichtiges Verhalten in meiner Gesundheit gefährdet“. Wollte jemand dann rasch seine Maske zurechtrücken, über die Nase hinauf, und signalisieren, es tue ihm Leid, könnte er /sie (Männer sind unvorsichtiger als Frauen) einfach beide Hände offen heben, anstelle des Satzes: „Es tut mir Leid, ich war nicht vorsichtig genug.“ Beides wäre als Abfolge von Zeichen lautlos und rasch wirksam, ein schneller, klarer Diskurs. Er würde auf der ganzen Welt verstanden. Man müsste bloß damit beginnen. Am ehesten jetzt.
Sie ist Vinschgaus erfolgreichste Rennrodlerin: Greta Pinggera. Doch neben dem Rodelsport hat die ehemaligen Weltmeisterin und Gesamtweltcupsiegerin eine weitere Leidenschaft: das Backen. Aktuell nutzt die gelernte Konditorin die freie Zeit zum Ausprobieren neuer Kreationen in der heimischen Backstube des „Café Konditorei Greta“ in Laas, aber auch das Training bleibt nicht auf der Strecke. Wie viele andere Sportler trainiert sie während der Ausgangssperre zu Hause.
Von Sarah Mitterer
Vier Podestplätze und einen Weltcupsieg – das ist die Ausbeute von Greta Pinggera in der abgelaufenen Saison. Während viele von solchen Ergebnissen nur träumen, zeigt sich Pinggera im Rückblick auf die Saison 2019/20 selbstkritisch: „Es ist nicht ganz schlecht gelaufen. Das ist Jammern auf hohem Niveau, aber wenn man es einmal gewohnt ist, zu gewinnen bzw. wenn man die Siegesluft geschnuppert hat, dann gibt man sich nicht mehr so recht mit zweiten Plätzen zufrieden.“ Dennoch meint Greta, welche im vergangenen Winter ihren Servicemann wechselte und sich erst an diese Umstellung gewöhnen musste, dass die Saison trotz allem gut verlaufen sei. In den sechs Weltcuprennen belegte sie drei Mal den zweiten Platz, stets musste sie sich ihrer Dauerrivalin und Teamkollegin Evelin Lanthaler geschlagen geben. Nur beim dritten Weltcuprennen Mitte Jänner im rumänischen Vatra Dornei nicht. Auf jener Bahn, auf der sich die 25-Jährige im Jahr 2017 zur Weltmeisterin krönte, gelang es ihr in diesem Jahr das einzige Mal Lanthaler zu schlagen und einen Sieg zu feiern. Nachdem die Landesmeisterschaften aufgrund der Corona-Krise abgesagt wurden und die Saison somit etwas früher beendet war, ging es für Pinggera in die wohlverdiente Pause. Normalerweise seien laut der Laaserin die Monate März bis Mai für sie trainingstechnisch gesehen Urlaub „aber gar nichts tun kann man als Sportlerin nicht.“ „Dadurch dass ich in den letzten Wochen viel Zeit hatte, habe ich regelmäßig trainiert. Ich halte mich mit verschiedenen Übungen zu Hause fit und habe auch bei Onlinetrainings von ProActive mitgemacht“, erklärt sie.
Neben dem Training nutzte Pinggera die Zeit, um zunächst bei ihrem Partner in der Bäckerei mitzuhelfen und nun wieder in der heimischen Backstube in Laas neue Kreationen zu testen. „Ich kann aktuell Dinge in der Backstube ausprobieren, wofür sonst wenig Zeit ist. Es wird nicht langweilig, ich finde immer etwas, das ich tun kann!“, berichtet die frischgebackene Patentante.
Bald wird die Greta wieder voll mit dem Training für die neue Saison beginnen - mit einem klaren Ziel vor Augen: „Ich will konstant vorne mitfahren und meine ewige Rivalin Evelin vielleicht einige Male öfters schlagen!“