Reinhold Messner sagte in einem Interview: Die Architektur im Vinschgau ist die beste in ganz Südtirol, denn die Vinschger sind kreativer. Gemeint sind Künstler wie Architekten. Beste Voraussetzungen für Bauherren. Und doch: Die Entscheidung für einen Architekten will sorgsam getroffen sein.
von Angelika Ploner
Nimmt man’s genau, ist ein guter Planer vieles: Er ist Entwerfer, er ist Manager, er ist Kostenplaner und er ist nicht zuletzt auch ein stückweit Psychologe. Zusammengefasst: Der Architekt ist Ansprechpartner bei der wahrscheinlich kostenintensivsten Investition im Leben von Bauherren. Er plant, lenkt, organisiert und überwacht das ganze Bauvorhaben vom ersten Vorprojekt bis zum letzten Detail, ob das nun ein Neubau, eine Sanierung, ein Umbau oder eine Erweiterung ist. Die Arbeit ist komplex, umfasst eine Kostenschätzung und -kontrolle, die Baugenehmigung, das Vor- und Ausführungsprojekt, die Bauleitung, die Bauabrechnung, die Klimahausberechnung und vieles mehr. Und deshalb ist die Wahl des Architekten wichtig und alles andere als einfach.
Der Architekt ist eine Vertrauensperson, die Bauherren seine Auftraggeber. Das ist das Spannungsfeld, in dem sich die mehrmonatige Zusammenarbeit abspielt und am Ende ein Traumhaus stehen soll. Und die Zusammenarbeit ist schließlich ausschlaggebend, ob sich ein Bauprojekt weiterentwickelt, konkrete Formen annimmt oder ob das Ganze ins Stocken kommt und das ganze Projekt strauchelt. Das Streitpotential ist ein großes, eine gemeinsame Streitkultur nicht unwichtig. Rege Diskussionen für die gegenseitige Inspiration sind nämlich unabdingbar.
Das wichtigste Entscheidungskriterium dürfte die Stilrichtung eines Architekten sein. Fachzeitschriften, Wohnmagazine, auch der „Vinschgerwind“ mit seinen Sonderthemen sind hier Ideenfundus und helfen nicht nur beim Sammeln und Suchen von Stilrichtungen der Architekten, sondern auch beim Konkretisieren der eigenen Vorstellungen. Denn je präziser die eigenen Vorstellungen sind, desto leichter lässt sich auch der passende Architekt finden. Eine weitere Möglichkeit kann das Internet sein. Jeder Architekt hat meist eine Homepage mit einer Liste von realisierten Bauten. Diese allfälligen Referenzen können weitere Entscheidungshilfen sein. Konkreter wird das Ganze, wenn Objekte besichtigt werden. Denn das eine sind Fotos, das andere – viel Wichtigere – ist das prüfende Auge vor Ort. Und hier können Fragen an die Hausbesitzer für zukünftige Bauherren besonders dienlich sein. Denn über Erfahrung geht nun mal nichts: War die Zusammenarbeit mit dem Architekten zufriedenstellend? War er ein guter Berater? Hat er den Zeitplan eingehalten? Hat er den Kostenrahmen eingehalten? Was waren seine Stärken und Schwächen? Sind irgendwelche Schäden oder Mängel bei der Ausführung entstanden?
Referenzen und Erfahrungsberichte hin oder her, grundsätzlich gilt: Wer einen guten Zuhörer hat, findet meist auch einen guten Architekten. Nur ein Architekt, der zuhören kann und zu dem Vertrauen gefasst wird, kann nämlich jenes Haus planen, das dann auch wirklich den gestellten Anforderungen gerecht wird, baulich, ästhetisch und auch finanziell. Apropos finanziell. Ist die Entscheidung für einen Architekten gefallen, ist eins wichtig: das Finanzielle gleich anfangs zu klären und ein Honorar festzusetzen.
Wichtige Infos finden für Bauherren auch unter www.arch.bz.it - Bauherren Info.
Schritt für Schritt.
1. Sich kundig machen. Fachzeitschriften, Themen-Beilagen in Zeitungen (z.B. Vinschgerwind), Fachliteratur in der Buchhandlung oder Recherchen im Internet eignen sich, um die persönlichen Vorstellungen vom Traumhaus zu konkretisieren und Stilrichtungen von Architekten, um damit allfällige Referenzobjekte zu finden.
2. Referenzobjekt besichtigen und Gespräch mit den Bewohnern suchen. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Architekten?
Wurden sämtliche vereinbarten Leistungen erbracht?
Wurden Kostenrahmen und Zeitplan eingehalten?
War der Architekt ein guter Berater, auch bezüglich der Vergabe der Bauarbeiten an zuverlässige Baufirmen und Handwerker? Erschien er bei der Bauausführung generell kompetent? Antworten auf diese Fragen können zukünftige Bauherren einen wichtigen Schritt weiter-bringen.
3. Persönliches Gespräch mit dem Architekten ansetzen. Im persönlichen Gespräch erkennen Bauherren am besten, ob ihre Vorstellungen und jene des Architekten korrespondieren und man Vertrauen aufbauen kann. Vertrauen ist Voraussetzung für eine fruchtbare Zusammenarbeit.