Dienstag, 14 Oktober 2014 09:06

Was alles nicht verdaut wird...

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s28 WP 20140910 002Schlanders - Um zu überleben, müssen wir täglich essen und darum zählen Essstörungen zu den latenten Erkrankungen, die meist schwer vom Betroffenen und vom Umfeld als solche erkannt werden. Die Caritas-Beratungsstelle in Schlanders bietet Beratung und Hilfen zu Essstörungen an, gerade weil immer mehr Menschen ihre Schwierigkeiten/Probleme über das Essen zu lösen versuchen.

von Ludwig Fabi

Die Ess-Brechsucht (Bulimie), die Magersucht (Anorexie) und die Binge-Eating-Störung, bei der es zu periodischen Heißhungeranfällen (Fressanfällen) mit Verlust der bewussten Kontrolle über das Essverhalten kommt, zählen zu den bekannten Krankheitsbildern rund um die Essstörungen.

Diese werden interdisziplinär mit einem ernährungs- und psychotherapeutischen Ansatz behandelt. Das heißt konkret, dass der Dienst für Diät und Ernährung im Krankenhaus Meran und die Caritas Beratungsstelle in Schlanders eng zusammenarbeiten, um den Körper und die Psyche der betreffenden Personen wieder in Einklang zu bringen. Essstörungen haben aber wie Süchte im Allgemeinen eine Vorlaufzeit und oft stehen nicht verdaute Erlebnisse und Probleme am Anfang eines falschen Essverhaltens. Wie man sogenannte „Frühwarnmechanismen“ für Essstörungen erkennen kann und welche vorbeugenden Maßnahmen es gibt, haben wir bei der Psychotherapeutin Martina Trafoier von der Caritas Beratungsstelle in Schlanders nachgefragt:

Vinschgerwind: Ist Über- bzw. Untergewicht bereits eine Essstörung?
Nein. Das Gewicht allein sagt nichts darüber aus, ob jemand an einer Essstörung leidet. Es gibt Menschen, die von Natur aus sehr zart gebaut sind und wenig wiegen, oder eben mehr wiegen und schwerer sind. Ausschlaggebend, ob es sich um eine Essstörung handelt, ist das Zusammenspiel von Gewicht, Kontrollverlust beim Essen, erlebter Leidensdruck und dass Essen zu einem lebensbestimmenden Thema wird.

Welche Personen sind besonders gefährdet?
Wir wissen, dass nach wie vor junge Mädchen am stärksten betroffen sind. Dann folgen  Frauen im mittleren Erwachsenenalter. Wir beobachten jedoch seit einigen Jahren zunehmend junge Männer, die essgestörtes Verhalten entwickeln.

Gibt es auch bei den Essstörungen sogenannte Einstiegsdrogen?
Damit es zu einer Essstörung kommt, müssen mehrere Faktoren zusammentreffen. Oft beobachten wir dass zu Diätverhalten gleichzeitig eine emotionale Überforderungssituation kommt.  Diese Gleichzeitigkeit begünstigt die Entwicklung einer Essstörung. Wollte man eine „Einstiegsdroge“ benennen, so kann man sagen, dass Diät nie hilfreich ist.

Was kann man vorbeugend tun?
Ich kann wesentlich zur Vorbeugung beitragen, wenn ich meine Vorbildfunktion wahrnehme.  Kinder lernen am Modell und wenn sie täglich eine Mutter oder einen Vater erleben, die auch nur beiläufig den eigenen Körper aburteilen, hinterlässt dies einen tiefen Eindruck. Anders gesagt, ein wertschätzender freier Umgang mit der eigenen „Unperfektion“ schützt Kinder vor Essstörungen. Ein weiterer Punkt ist ein möglichst natürliches, freies Essverhalten ohne Diäten und Tabus. Wenn dann aber doch Anlass zur Sorge besteht, ist es besser, sich möglichst früh an Beratungsstellen zu wenden. Oft reicht eine Informationsberatung, um konkret vorbeugen zu können.

Caritas-Beratungsstelle Schlanders
Öffnungszeiten Büro Schlanders – Widum
Mo. bis Do. von 09.00 – 12.00 Uhr
und 14.00 – 17.00 Uhr
Fr. von 09.00 – 12.00 Uhr  – Im Sprengel Mals und Naturns nach Vereinbarung
Tel.: 0473 621 237  E-Mail: psb@caritas.bz.it

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