Dienstag, 01 April 2014 00:00

Die Zappel-Philippe

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s20 9371Schlanders - Er gaukelt und schaukelt, er trappelt und zappelt ... - Kinder mit ADS oder ADHS werden oft mit dem Zappel-Philipp in Hoffmanns Struwwelpeter verglichen. Eine Podiumsdiskussion jüngst in Schlanders zeichnete ein umfassendes Bild über diese neurobiologische Krankheit.

von  Angelika Ploner

Ans Stillsitzen ist oft kaum zu denken, sie zappeln, schaukeln auf dem Stuhl, laufen in der Klasse herum und schauen zum Fenster hinaus. Zuhause gibt es viel Gezeter und Geschrei vor den Hausaufgaben, weil Kinder mit ADHS nicht zuzuhören scheinen und unkonzentriert wirken.

Im Volksmund werden Kinder mit dem ADHS-Syndrom auch gerne Zappel-Philippe genannt, in Anlehnung an den bekannten Struwwelpeter des Heinrich Hoffmann. Doch ADHS kürzt eigentlich das recht lange und auch schwierige Wort Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom ab. Der Unterschied zu ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) liegt einzig in der Hyperaktivität. Doch ADS- wie auch ADHS-Kinder fordern Eltern, Lehrer und Erzieher heraus, bringen sie an die Grenzen, das wurde jüngst bei einer Podiumsdiskussion in Schlanders mehrfach betont. Provokant trug diese den Titel: „Konzentrationsstörung? Schlecht erzogen? ADHS?“ Denn Eltern von ADHS-Kindern sind gerade diesem Vorwurf oft ausgesetzt, dass ihre Kinder nicht krank, sondern einfach nur schlecht erzogen wären. Fakt ist, dass AD(H)S eine genetisch bedingte neurobiologische Krankheit ist. Reize und Informationen prasseln auf AD(H)S-Betroffene permanent ein, und können nicht gefiltert, nicht koordiniert oder reguliert werden. AD(H)S Kinder oder Erwachsene leiden demnach unter einer ständigen Reizüberflutung.  
Mit Medikamenten, Ritalin ist das bekannteste, kann in schwerwiegenden Fällen geholfen werden, die Nebenwirkungen sind nicht unumstritten. ADHS-Kinder, die Ritalin einnehmen, sind in Italien in einem Register einzutragen, Ritalin unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz. Doch zurück zu einer zentralen Frage des Abends: Was brauchen Kinder, die an einer Aufmerksamkeitsstörung leiden? Petra Küspert, eine der Rednerinnen am Podium brachte es auf den Punkt: einen genau strukturierten Tagesablauf, häufige und kurze Lernspannen, kurze und knappe Aufforderungen, wenig Sitzplatzwechsel, wenig Frei- oder Gruppenarbeiten und nicht zuletzt das Raus in die Natur. Ist Montessori-Unterricht für AD(H)S Kinder geeignet? Ist unser Schulsystem überhaupt noch zeitgemäß? Wie kann ich AD(H)S erkennen? Wie geht es mit AD(H)S Betroffenen nach dem 18. Lebensjahr weiter?
Die Fragen aus dem Publikum wurden von nicht weniger als zehn Personen am Podium beantwortet: Von der Struktur des Montessori-Unterrichts hänge es ab, ob dieser für AD(H)S-Kinder geeignet ist oder nicht. Kinder müssten sich auch ein Stück weit dem Schulsystem anpassen und nicht umgekehrt, so wie man sich später den Dingen, die das Leben bereithält, anpassen müsse (Direktor Reinhard Zangerle). AD(H)S werde im Kompetenzzentrum AD(H)S getestet (Giulia Paolin, Kinderneurologin) und es gebe auch ein Kompetenzzentrum für Erwachsene (Albin Steck, psychologischer Dienst).


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