Dienstag, 17 September 2013 12:00

Ortler-Eis ist wertvolles Archiv

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s14sp1234 ortlesOrtler/Südtirol - Gletscher sind ein wertvolles Archiv. Sie geben Aufschluss über Umwelt und Klima der Vergangenheit und gleichzeitig auch über gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen. Um dieses Archiv anzuzapfen, bebohrten 2011 Experten der Abteilung Brand- und Zivilschutz der Autonomen Provinz Bozen gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam den Gletscher an der Ortlerspitze in 3859 Metern Meereshöhe. Sie drangen in bis zu 75 Meter Tiefe vor, um Eisbohrkerne zu entnehmen, die in den Laboren des Byrd Polar Research Centers der amerikanischen Universität Ohio, sowie an den Universitäten von Venedig und Innsbruck analysiert wurden. Die ersten Auswertungen zeigen, wie sich die Erwärmung der Atmosphäre auf das Innenleben des Gletschers auswirkt und ergänzen die bereits 30 Jahre währende Beobachtung der Gletscheroberflächen: Der Gletscher wandelt sich so schnell wie es in den vergangenen Jahrhunderten - und vermutlich sogar in den vergangenen Jahrtausenden – nicht der Fall war, so die Forscher. Die Eisbohrkerne machen deutlich, dass sowohl die Temperatur der Atmosphäre als auch das Schmelzen der Oberfläche in rasendem Tempo zunehmen.
Außerdem untersuchten die Wissenschaftler auch die Luftverschmutzung. Sie entnahmen Schnee aus der Oberflächenschicht des Ortlers und entdeckten darin Spuren von verschmutzenden Emissionen aus der Poebene. Dies bestätigt, dass durch die Luftzirkulation Partikel aus den umliegenden Ebenen bis hoch auf die alpinen Gletscher getragen werden.
Die Experten vom Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung hingegen installierten im Rahmen des Ortler-Projekts Sensoren am Gletscher. Sie führen damit Messungen zur Oberflächen- sowie zur unterirdischen Temperatur durch, um zu überprüfen, ob Permafrost vorhanden ist. Die ersten Analysen zeigen, dass der Gletscherboden trotz steigender Temperaturen immer noch gefroren ist. Die Datenerhebungen auf dem Gletscher boten auch die Gelegenheit für eine medizinische Studie: Die Forscher des EURAC-Instituts für Alpine Notfallmedizin begleiteten die Expedition und untersuchten, ob das Risiko der Höhenkrankheit mithilfe von Ultraschalluntersuchungen vorzeitig diagnostiziert werden kann. Ihre Studien deckten einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Symptomen der Höhenkrankheit und einer Zunahme des Durchmessers des Sehnervs auf, was mithilfe von Ultraschall festgestellt werden kann. Dieses Ergebnis gilt es noch weiter zu vertiefen, doch ist es ein neuer wichtiger Ansatz, um den Erkrankungen vorzubeugen, die für Höhenbergsteiger tödlich sein können.


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