Dienstag, 20 August 2013 09:06

Zum „Nachgedacht“

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Zum „Nachgedacht“

Liebe Frau Verena Mitterer,
herzlichen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, sich schriftlich zum ‚Nachgedacht‘ zu äußern. Es scheint mir wichtig, dass über den Glauben nachgedacht und gesprochen wird, das allein macht ihn zum lebendigen Glauben. Ganz kurz möchte ich noch ergänzend zu Ihrem Leserbrief Stellung nehmen. Die Visionen im Buch Daniel Kapitel 7 sind ganz klar historisch verortet und nur unter diesen Aspekten verständlich und lesbar. Alles andere wäre (gefährliche) Willkür. Die Visionen des 7. Kapitels beziehen sich auf die Ereignisse um 167-164 v. Chr.. Antiochus IV. (der sich selbst Epiphanes nannte), verbot jedwede jüdische Religionsausübung. Stattdessen wurden Tempel entweiht und irgendein Pseudo Kult eingeführt. Wer sich der neuen „Religion“ nicht anschloss, respektive weiter seinen jüdischen Glauben praktizierte, wurde inhaftiert und gefoltert, wer dann noch nicht „weich“ war, wurde ermordet. Die Visionen Daniels sprechen in starken Bildern: die vier Tiere, die aus dem Meer aufsteigen, wobei das vierte „furchtbar und schrecklich anzusehen war, alles frass und zermalmte…“. All diese Bilder stehen für etwas aus dem reellen Leben, wobei das vierte Tier vermutlich den grausamen Antiochus darstellte. Aber Daniel durfte auf keinen Fall öffentlich Kritik an diesem üben, deswegen spricht er in Bildern, oder in Chiffren, welche nur „Insider“ verstanden. Und die reelle Hoffnung, von der ich im ‚Nachgedacht‘ sprach, ist die Glaubensgewissheit, dass all das Furchtbare ein Ende haben muss, irgendwann, aber mit Sicherheit. Gott (bei Daniel der „Hochbetagte“) muss einfach andere Vorkehrungen getroffen haben! Nur so kann Kapitel 7 gelesen und verstanden werden. Ein Gleiches gilt übrigens für die Offenbarung des Johannes, wobei die furchtbare Bedrängnis dadurch entstand, dass zur Abwechslung hier die Christen durch das römische Reich verfolgt wurden. Auch Johannes spricht in Chiffrewn, denn auch er steht in der Gefahr, als Regimekritiker enttarnt und liquidiert zu werden.
Auf einem völlig anderen Blatt steht, was diese Texte für uns heute bedeuten können. Ganz sicher die folgende Erkenntnis: Leiden, ja zum Teil unsägliches Leiden quält die Menschheit in ihrer Geschichte. Da sind die Kriege und Diktaturen, die Menschen dahinraffen, da ist der Mann, der seine Frau schlägt, Kinder, die missbraucht werden, Politiker oder Kirchenleute, die unaufrichtig sind, Eltern, die ihren Kindern einen strafenden statt einen liebenden Gott vermitteln und vieles Schlimme mehr. Aber, und das sagen die beiden Bücher, kein Leiden dauert ewig, Leiden sind terminiert, ganz bestimmt – eine unerhörte Glaubensgewissheit! Leiden, von Menschen den Menschen zugefügt, lassen sogar Gott traurig werden. Aber Gottes Liebe hat einen längeren Atem als alles Leiden dieser Welt. Und genau deswegen sind diese Visionen so wichtig, lebenswichtig. Wenn es mir „dreckig“ geht, dann brauche ich diese Visionen, die darauf hinweisen, dass es irgendwann besser geht! Und wenn heute von Erscheinungen gesprochen wird, die sich auf unseren Gott der Liebe und auf nichts sonst berufen, dann habe ich damit absolut kein Problem. Denn genau darauf, und nur darauf hat uns Jesus in seinem Wirken hingewiesen. Legen sie aber etwas anderes nahe, dann wird mir das unheimlich.
Selbstverständlich, liebe Frau Verena, ist auch die Erscheinung des ‚Engels des Herrn bei Maria‘ für uns ChristInnen von unschätzbarer  Bedeutung. Diese war aber vor Jesu Geburt. Während des Wirkens Jesu spielen Erscheinungen, wie gesagt, kaum eine Rolle. Über die Erscheinung des Engels bei Maria jetzt zu reden, sprengte den Rahmen dieses ohnehin schon langen Leserbriefes. Übrigens hatten wir dieses Frühjahr in Prad einen Einkehrnachmittag mit gut 60 Frauen zum Thema „Frauen und Mädchen in der Bibel“, wo wir genau über diese Stelle Spannendes festgestellt haben!
Don Mario Pinggera


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