Deutscher Nachhaltigkeitspreis für Vinschger Hanfkalkziegel

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Werner Schönthaler, geb. 1977, ist in Laas aufgewachsen. Nach seiner Schulzeit ist er in den Familienbetrieb eingestiegen. Seit acht Jahren tüftelt er am Hanfkalkstein und machte Produktion und Vertrieb des Vollziegels zu seinem Standbein im Betrieb. Wie es sich in einem Hanfhaus lebt, erprobt Werner Schönthaler in seinem Wohnhaus auf Castelatsch, einem uralten Siedlungsplatz am Tschenglser Berg. www.hanfstein.eu Werner Schönthaler, geb. 1977, ist in Laas aufgewachsen. Nach seiner Schulzeit ist er in den Familienbetrieb eingestiegen. Seit acht Jahren tüftelt er am Hanfkalkstein und machte Produktion und Vertrieb des Vollziegels zu seinem Standbein im Betrieb. Wie es sich in einem Hanfhaus lebt, erprobt Werner Schönthaler in seinem Wohnhaus auf Castelatsch, einem uralten Siedlungsplatz am Tschenglser Berg. www.hanfstein.eu

Eyrs/Düsseldorf

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis (DNP) stärkt seit 2008 in mehreren Wettbewerbssparten Unternehmen, die sich mit umweltschonenden und ressourcensparenden Leistungen hervortun. Eine Expertenjury widmet sich auch dem Bereich Design. Den Hanfziegel der Firma Schönthaler (Bausteinwerk und Baustoffhandel) aus Eyrs befand sie als zukunftsfähig und krönte ihn in der Sparte Bauwesen mit dem DNP Design 2022. Der Vinschgerwind hat bei Werner Schönthaler nachgefragt, wie es dazu kam.

Vinschgerwind: Eure Hanfsteine haben den DNP Design erhalten: Gratulation! Was macht das Produkt so umweltfreundlich?
Werner Schönthaler: Vorweg drei Zahlen: 50 % des Abfalls und 30 – 40 % der CO2 Emissionen kommen aus der Baubranche. Die Nutzungsdauer eines Hauses in Europa beträgt 30 – 50 Jahre. Bei diesen drei Zahlen müssten alle Alarmglocken schrillen. Der Baugewerbemarkt ist der größte Sondermüllproduzent, deshalb sind Hanfziegel so umweltfreundlich. Erstens mache ich aus einem Abfallprodukt der Lebensmitteltechnologie etwas Hochwertiges, denn schnell wachsendes Hanfholz wird zum Ziegel aufgewertet. Zweitens brauche ich keine Isolierung anzubringen, der Hanfziegel erreicht mit nur 38 cm Werte für das Klimahaus A. Drittens kann ich das Produkt wiederverwerten und daraus erneut Ziegel machen. Beton schafft das nicht. Außerdem hält ein Hanfkalkziegel länger, weil Kalk mit der Zeit härter wird. Der Wandaufbau besteht aus Hanf, Kalk und Sand. Das ist alles, wir arbeiten ohne Chemie und Zement. In der Preisbegründung bescheinigt man uns, dass wir eine greifbare Lösung für die Klimaproblematik anbieten.

s54 BaustoffVinschgerwind: Woher bezieht ihr den Hanf?
Werner Schönthaler: Österreich hat 600 Hektar, wovon wir alles abnehmen. Nächstes Jahr kommt Hanf aus dem Allgäu dazu, hoffentlich auch aus der Schweiz. Wir versuchen im Alpenraum zu bleiben, leider ist dort zu wenig Hanf verfügbar. Letztes Jahr mussten wir deswegen Aufträge ablehnen. Es wäre Nonsens, Hanf aus ferneren Ländern zu kaufen – aus ökologischer Sicht, aber auch aus wirtschaftlicher.

Vinschgerwind: Wie lassen sich die Hanfkalksteine verbauen und wo stehen sie, die Hanfhäuser?
Werner Schönthaler: Bei Neubauten als Außenwände in Skelettbauweise, bei Sanierungen als Innen- und Außendämmung oder als Trennwände. Wir exportieren 99 %, vor allem nach Luxemburg, Deutschland und in die Schweiz. Südtirol ist klein, aber einige Bauten gibt es schon. Es ist immer so, zuerst musst du im Ausland Erfolg haben, dann bist du erst daheim akzeptiert. Ein Wandel geht langsam, ältere Architekten oder Baufirmen sehen ihr Lebensbild zerstört, wenn ich ihre Baustoffe als Sondermüll bezeichne. Ein Wandel geht über Generationen.

Vinschgerwind: Bist du im Familienbetrieb mit dieser Produktidee vorgeprescht?
Werner Schönthaler: Ja, so war es. Mein Vater Alois hat mich dabei unterstützt, er ist noch immer aktiv im Betrieb. Der Zweig der Hanfkalksteine ist dort mittlerweile etabliert, ich betreue diesen. Es ist viel Organisation dahinter. Das Produkt ist zwar angekommen, aber Hanf ist immer anders, das macht es aufwendig. So ist das bei einem Naturprodukt. Und der ökologische Kunde ist ein schwieriger Kunde. Er hinterfragt, er ist kritisch und sensibel, da braucht es viel Beratungszeit. Aber es ist wunderschön und wir haben auch mit Stararchitekten zu tun. Gerade bauen wir mit Fuhrimann und Hächler (Schweizer Architekten) in Zürich.

Vinschgerwind: Wie gelangte der Hanfkalkstein zum DNP?
Werner Schönthaler: Ich habe telefonisch die Aufforderung bekommen, das Produkt einzureichen. Unter tausenden anderen. Wahrscheinlich ist man durch Medienberichte auf mich aufmerksam geworden, es hatte vorher einen Galileo Beitrag und einen Arte Film gegeben. Als ich Porsche als Mitbewerber gesehen habe, weil in ganz Deutschland Ladestationen gebaut werden, habe ich gedacht, da sind wir ja ein Furz dagegen. Ende Oktober informierte man mich, dass ich Finalist bin – und dann auch noch einer der Gewinner in der Sparte Design.

Vinschgerwind: Im Dezember feierte man dich wegen deiner Innovation dann in Düsseldorf.
Werner Schönthaler: Ja, das war eine große Gala. Van der Leyen (Präsidentin der Europäischen Kommission) war dabei, es gab ein 5-Gänge-Menü mit Lageder-Wein, ich konnte wahnsinnig interessante Gespräche führen. Das Netzwerk ist gewachsen und das ist Gold wert. Hannes Götsch (BASIS) hat mich begleitet, weil wir von Anfang an eine gute Zusammenarbeit hatten, das ist ein wichtiger Teil unserer Entwicklung. Auch Noa Paul war dabei, sie macht mit uns Akustikpaneele aus Hanf.

Vinschgerwind: Wie ordnest du diesen Preis ein?
Werner Schönthaler: Ich empfinde ihn als große Ehre, denn das ist einer der begehrtesten Preise in diesem Segment. Das tut einfach gut, weil wir viele Jahre verspottet und ausgelacht wurden. Wir haben viel auf den Deckel bekommen, jetzt haben wir eine Bestätigung. Der Preis macht uns bekannt und zieht interessante Kunden an. Es gibt sie, sie suchen klimafreundliche Baustoffe und so erreichen sie uns leichter.

Interview: Maria Raffeiner

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