Betrieben direkt helfen

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Der Einzelhandel ist jener Bereich, der mitunter am stärksten von der Corona -Krise betroffen ist. Der Vinschgerwind hat mit dem hds-Bezirkspräsidenten Dietmar Spechtenhauser gesprochen.

 

Vinschgerwind: Die Corona-Krise trifft den Handel – Lebensmittel ausgenommen – sehr stark. Was ist Ihrer Meinung nach das Gebot der Stunde?
Dietmar Spechtenhauser: Die Situation ist sehr hart für uns. Niemand kennt Vergleichbares. Wir müssen uns, wie alle anderen auch, der sozialen Verantwortung stellen und die verordneten Pflichtschließungen akzeptieren. Ich denke, wir tun gut daran die Zeit für positive Gedanken zu nutzen, die bisherigen Abläufe neu zu definieren und eventuell, wo möglich auch neue Wege zu gehen.

Vinschgerwind: Was erwarten Sie sich von der Politik? Wie kann den Kaufleuten konkret unter die Arme gegriffen werden?
Spechtenhauser: Am meisten ist uns sicherlich geholfen, wenn wir sobald es irgendwie möglich ist, wieder aufsperren können. Der Druck wächst von Tag zu Tag und das in jeglicher Hinsicht. Waren, die bezahlt werden müssen und nicht verkauft werden können, Mieten die zu zahlen sind, sonstige Fixkosten wie Strom, Heizung, Telefon, Internet, Verwaltung usw. Besonders den kleinen Betrieben direkt zu helfen, was die Landesregierung nun auch mit Verlustbeiträgen für Betriebe bis zu 5 Vollzeitbeschäftigte zugesagt hat, ist in dieser Phase sicherlich sehr, sehr wichtig. Die schnelle Auszahlung derselben ebenso. Für die größeren Betriebe gibt es für zwei Jahre zinsfreie Überbrückungskredite und weitere Unterstützungsmaßnahmen. Damit werden die größten Sorgen etwas abgefedert, aber es beseitigt nicht das Problem.

Vinschgerwind: Was ist Ihre größte Sorge? Welche Geschäfte sind die Sorgenkinder?
Spechtenhauser: Besonders betroffen sind natürlich junge Unternehmen, die noch keine oder nur eine schwache Eigenkapitalisierung haben, ebenso peripher gelegene Betriebe, welche es bereits zu „normalen Zeiten“ schwer hatten. Natürlich auch Betriebe, die vor kurzem erst investiert oder an die junge Generation übergeben haben. Alle modeunterworfenen Branchen sind stark von dieser Schließung betroffen – ihre Produkte „altern“ in den Geschäften, ohne je von Kunden gesehen worden zu sein.

Vinschgerwind: Bei allem Leid: Gibt es etwas Positives. Stichwort Nahversorgung.
Spechtenhauser: Ja, es gibt auch durchaus Positives in der Wahrnehmung der Bevölkerung. Wir merken eine sehr starke Wertschätzung der flächendeckenden Versorgung durch unsere großteils familiengeführten Geschäfte mit Gütern des täglichen Gebrauchs, wie Lebensmitteln und medizinische Produkte durch Apotheken u.v.m. Der Einkauf wäre in dieser besonderen Zeit viel komplizierter, wenn wir nur mehr in den größten Ortschaften des Tales Geschäfte hätten, wie es in benachbarten Regionen der Fall ist.
Neben den vielen, vielen negativen Aspekten, kann es für den Einzelnen positiv sein, dass man sich Dingen widmen kann, die in Vergangenheit vielfach vernachlässigt wurden und viele merken auch, dass es nicht immer schneller, besser, höher oder billiger gehen kann. Manchmal täte uns Menschen sowieso etwas Entschleunigung gut. Wir werden uns auch bewusst, dass die Gesundheit das höchste Gut ist, das wir besitzen.

Vinschgerwind: Was unterscheidet den Handel im Vinschgau vom restlichen Südtirol?
Spechtenhauser: Ich denke nicht, dass sich der Handel im Vinschgau, wesentlich vom restlichen Land unterscheidet. Vielleicht hat sich einiges durch die periphere Lage erhalten, was andernorts bereits verschwunden ist. Nachdem es bei uns eigentlich keine vergleichbaren Tourismushochburgen wie Gröden oder das Burggrafenamt gibt, ist es der Handel von jeher gewohnt, vorwiegend von einheimischen Kunden zu leben. So gesehen, leiden wir vielleicht etwas weniger, weil wir auch weniger gewohnt sind. Was uns noch unterscheidet, dass wir aktuell im ganzen Vinschgau von Reschen bis Schnals nur 12 Infizierte haben und „Gott sei Dank“ keinen Corona-Todesfall. Trotzdem müssen wir alle Restriktionen mitmachen, das ist schon sehr hart für uns.
Vielen Dank, dass ich dieses Interview geben durfte und ich wünsche allen VinschgerInnen, dass sie gesund und so gut wie möglich durch diese Zeit kommen.
Interview: Angelika Ploner

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