Leserbriefe - Meinungen 6-19

geschrieben von Ausgabe 6-19

Unverständliche Entscheidung der Ärztekommission
Die Ärztekommission unter anderem hat die Aufgabe, den Invaliditätsgrad eines Menschen einzustufen, ihn herabzustufen oder ihn hinaufzustufen. Ich stelle mir die Frage, wo diese Damen und Herren wohl studiert haben. Völlig unverständlich ist mir, wie die Ärztekommission ihre Einstufung zu folgenden Diagnosen bei einer Person gekommen ist. Der Patientin wurden folgende Diagnosen attestiert: Clusterkopfschmerz, Adipositas, Adnexetomie, akute Blinddarmperforation, OP paralytischer Ileus, LAP-Zysten linker Eierstock, Endometriose, Verwachsungsbauch, Axiale Hiastushernie mit Reflux, Barrett Ösophagus, Karpaltunnelsyndrom links operiert rechts zu operieren, Depression, Überlastungssyndrom, Lumboischialgie bei Discushernie L5/S1.
Die Patientin ist weiters auf Sauerstoff in Heimtherapie angewiesen und nimmt täglich starke Schmerzmittel zu sich. Die Patientin bekam von der Ärztekommisssion einen Zivilinvalidenprozentsatz von 67 % zugesprochen. Ein paar Prozent zu wenig, um in den Genuss der „ja so hohen“ Zivilinvalidität zu kommen. Ich frage mich, welche Diagnosen es wohl noch braucht (sterben?), um als Mensch angesehen zu werden und nicht nur als Nummer.
Sepp Wallnöfer, Schluderns


Am 10. März hat Monika Hauser dem Malser BM Ulrich Veith folgenden Brief zukommen lassen:
Lieber Ulrich Veith,
ich möchte Vandana Shiva und Ihnen gratulieren zur erfolgreichen Pressekonferenz in Rom. Solche Orte, an denen aufgeklärt, gemahnt und gefordert wird, sind so nötig, um immer wieder unmissverständlich deutlich zu machen, dass es dringend und zwar heute ein Umdenken braucht!
Gerade Frauen und Mädchen in Entwicklungs- und Schwellenländer sind besonders Betroffene der Ausbeutung durch neoliberale Wirtschaftspolitik und den verheerenden Folgen der Klimakatastrophe. Den Zusammenhang zwischen Gewalt von Männern gegen Frauen und der Gewalt gegen die Natur zeigt Vandana Shiva seit Jahrzehnten auf.
Frauen arbeiten beispielsweise in der Kleidungs- und Blumenproduktion, wo als extrem oder hoch gefährlich eingestufte Pestizide benutzt werden, von den allgemein ungerechten Arbeitsbedingungen ganz abgesehen. Bei einer Studie in Indien traten bei 83,6 Prozent der interviewten Frauen, die im Baumwollanbau tätig sind, Vergiftungen auf.
s12 monika hauserDa in den meisten Entwicklungsländer in der Landwirtschaft weit über 60 Prozent Frauen arbeiten, sind gerade Bäuerinnen massiv gefährdet. Nur wenige Anwender*innen wissen über die Risiken Bescheid und benutzen regelmäßig hochgefährliche Pestizide der Klassen 1a und 1b. Zudem schützen sich viele Bäuerinnen während der Feldarbeit nicht ausreichend, da Schutzkleidung und Atemmasken meist nur schwer erhältlich, zudem teuer und unkomfortabel bei der tropischen Hitze sind. Sicherheitsanweisungen werden häufig in Fremdsprachen angegeben oder werden nicht verstanden – nicht nur von Analphabet*innen. Die Menschen unwissend zu halten, ist hier Strategie.
Unterernährung und Infektionskrankheiten verstärken die negativen Auswirkungen der Pestizid-Vergiftungen noch. Langzeitschäden für Gesundheit und Umwelt sind vorprogrammiert. Vor allem die Situation schwangerer Frauen ist schockierend: Pestizide können direkt in die Plazenta gelangen und so den Fötus schädigen, daher gibt es sehr hohe Fehlgeburtenrate. Leider werden Langzeitschäden wie Krebs, Erbgutschäden oder Störungen des Hormonsystems kaum erfasst.
Und wie grausam ist es, wenn die WHO Suizide und Suizidversuche durch Pestizide auf jährlich 2 Millionen Fälle schätzt.
Bekämpft werden müssen weiterhin die großen Konzerne und der Einfluss ihrer Lobbyisten auch auf unsere Politik – sie alle profitieren in skrupelloser Weise vom massiven Einsatz der Pestizide. „Buy one, get one free“ ist eine beliebte Methode, um ihre Produkte zu vermarkten – sarkastischer geht es wohl kaum noch!
Danke für Euren Kampf gegen diesen Teufelskreis – für unser Ökosystem, welches ja bereits ein nachhaltig geschädigter Lebensraum ist! Denn es gibt keine Alternative zum Handeln, und es gibt keine Alternative zur Vision von einer pestizidfreien Welt bis 2030! Und erst recht keine zu Vandana Shivas „Bewegung der lebendigen Demokratie“, wie sie im Vinschgau an manchen Orten vorbildhaft gelebt wird!
Herzlich, Ihre Monika Hauser
medica mondiale e.V.
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied
Köln, 10. März 2019


Schätzgeld
Es ist schon eine Weile her  als wir mit unseren Gästen unser Oktoberfest in der OK Bar Agums feierten. Neben  Bier und Musik, Tanz und Wein schätzten die Gäste das Gewicht des Kürbis. Das „Schätzgeld“ und eine Zugabe von uns als Wirtsleute spendeten wir der Krebshilfe im Vinschgau und überwiesen € 350,00  am 7.3.2019 der Südtiroler Krebshilfe. Wir sagen Danke all unseren spendablen Gästen.
Marion und Goggo – OK Bar Agums

Olle welln a guate Luft
Der Bürgermoaschtr von Mols
hot in Rechnungshof am Hols.
Er hot eppes toun, wos man nit tuat,
des findet der Re-hof gor nicht guat.
Die Obstimmung über die Pestizide,
wor epper decht kuan guate Idee.
Damit die Luft isch nimmer schlecht
weart’s Gift verbotn, mir hobn’s Recht.
Viele hobn gegn’s „spritzn“ gstimmp,
a poor sein ober drüber verstimmp.
Dia hob’nen ban Re-hof oungeklog,
er isch schuldig, sell isch kuan Frog.
Drum trifft man sich iatz vor Gericht,
um zu klearn, dia leidige Gschicht.
Wer recht hot, sell isch nu nit klor.
Wer tuat liagn, wos isch wohr?
Wohr isch, olle welln a guate Luft
und Pestizide sein kuan „Duft“.
Norbert Kofler, Prad

Vollgas in Naturns
Das war die Überschrift zum Bericht über die Tourismus-Vollversammlung in Naturns (Vinschgerwind, 7.3.2019). Am Schluss mit dem aufschlussreichen Hinweis: Erfreut über „Vollgas“ zeigte sich der Vize-BM...
Nicht nur, dass Vollgas bislang vielen Menschen das Leben zerstört hat, Vollgas hat es in der Entwicklung der vergangenen Jahre in Naturns reichlich gegeben - immer in die richtige Richtung? Mich kann niemand überzeugen, ein Vollgas-Wirtschaften mit der Einstellung „nach mir die Sintflut“, wäre nachhaltig, verantwortungsvoll und zukunftsorientiert, vor allem nicht für die nachfolgenden Generationen. Was wir brauchen in einer immer hektischer werdenden Zeit ist „Entschleunigung“ und weniger „noch mehr“ und „noch mehr“, in Richtung eines alles zerstörenden Massentourismus. Die jährlich kontinuierlich zunehmende Zahl an Touristen wählen unser Land als Urlaubsdestination wegen der einmalig, unvergleichlich schönen Naturlandschaft mit dem Hauptanziehungspunkt der Welt schönsten Berge, die Dolomiten. Es ist eine an Dummheit grenzende Vorstellung, die Gäste kämen wegen Glastürme, Hängebrücken, Aussichtsplattformen oder indem man stark frequentierte und beliebte Höhen-Wanderwege in anspruchslose Promenaden verwandelt. Die zunehmenden Warnungen, selbst von Seiten der Wirtschaft und Tourismusexperten, vor einer Überschließung und dem Verschandeln unserer Landschaft in ein Tourismuskarussell, sind ernst zu nehmende Mahnungen an alle Verantwortlichen für ein weiterhin lebenswertes Südtirol. Oder wäre, wie bereits in manchen Dolomitentälern, ein für Einheimische nicht mehr leistbares Wohnen erstrebenswert? Nicht Vollgas, sondern Vernunft und Verstand, wäre im Interesse aller dringend anzuraten.
Walter Pöder, Naturns

Steter Tropfen höhlt den Stein
Der Bürgermeister Ulrich Veith und der Großteil der Malser Bevölkerung sind ganz sicher auf dem richtigen Weg, wenn sie ohne chemisch-synthetische, giftige Spritzmittel die Landwirtschaft im oberen Vinschgau betreiben wollen! Denn die ständige in den Spritzmonaten mit zum Teil giftigen Pestiziden geschwängerte Luft im bewohnten Talkessel kann auf Dauer doch nicht gesund sein, auch wenn die Spritzmittel noch so verdünnt sind! Denn „Steter Tropfen höhlt den Stein“ und so auch die Gesundheit von Mensch und Tier. Alle Luftverschmutzer, ob Autoabgase, Feinstäube, Spritzmittel u.s.w. müssen sehr stark reduziert werden. – So wie der „Obervinschger“ in der Kunst und Architektur seinen eigenen sehr erfolgreichen Weg geht, so wird er auch in der Landwirtschaft seinen vorausdenkenden, erfolgreichen und europaweit vorbildhaften gesunden Weg gehen, ohne dass man ihn ständig von den Obrigkeiten im Lande belehren und behindern muss! Danke dem Bürgermeister Ulrich Veith und seinen Mitstreitern für ihren „Kampf“ um eine gute Gesundheitsvorsorge durch die Reduzierung der Pestizide zu erreichen, sowie um ein vielfältiges Landschaftsbild zu erhalten.
Gögele Ernst, Plaus

Ökowende bis 2030
Zorn und Ärger sind keine guten Ratgeber! Anstatt den Überbringer schlechter Nachrichten wie das Umweltinstitut München in Misskredit zu bringen, sollte die Südtiroler Landwirtschaftspolitik endlich die negativen Auswirkungen von chemisch-synthetischen Pestiziden auf Umwelt und Gesundheit der Menschen ernst nehmen.
Seit Jahren zeigen Messdaten, dass chemisch-synthetische Pestizide weit über die eigentlichen Zielgrundstücke hinaus auffindbar sind. So wurden südtirolweit auf Kinderspielplätzen, auf Bioflächen oder in Wohngebieten Pestizid-Cocktails gemessen, die dort nichts verloren haben.
Das Bienensterben, der gravierende Rückgang von Schmetterlingen und Hummeln sind in Südtirol eindeutige Hinweise für einen ökologischen Konflikt, der zwischen der industriellen Landwirtschaft, Tourismus und Wohnen zu eskalieren droht.
Daher ist Südtirol gut beraten, sich mit voller Kraft auf die Ökowende 2030 zu konzentrieren und alle Maßnahmen zu treffen, den exzessiven Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden einzuschränken und schrittweise bis zum Jahr 2030 aus der Pestizid-Wirtschaft auszusteigen.
Landtagsfraktion der Grünen
Hanspeter Staffler, Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba

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