Mittwoch, 02 Mai 2012 00:00

Kann sich die MILA das leisten?

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 Bozen/Vinschgau

s4_6367Meines Erachtens ist es der falsche Weg, durch das Tieferlegen der Latte mehr Bauern für eine Umstellung auf Bio zu gewinnen, um so die steigende Nachfrage nach Bio-Produkten zu befriedigen“, sagt der Obmann von Bioland-Südtirol Michael Oberhollenzer. Derzeit wird die Biomilch von 75 Bioland-Betrieben an fünf Südtiroler Milchhöfe geliefert und nach dem Bioland-Standard verarbeitet. Auf den Verpackungen von Bio-Frischmilch prangte, als hervorragender Leumund und Garant, das Bioland Logo.


Diese Zeiten sind vorbei. Der Sennereiverband hat diese Form der Zusammenarbeit zum 31. Dezember 2011 aufgekündigt. Seit dem 1. April, solange war Kündigungsfrist, steht etwa auf der MILA-Bio-Milch ausschließlich Bio. Die Bioland-Bauern, vor allem aus dem Vinschgau und aus dem Pustertal, fühlen sich von ihren eigenen Genossenschaften im Stich gelassen. Die Sennerei Algund hat den Schritt nicht mitgemacht, angeblich weil noch für zwei Jahre Verpackungsmaterial vorrätig ist. Der Milchhof in Sterzing habe, so Oberhollenzer, bereits einen Rückzieher gemacht, weil Sterzing nicht auf das Bioland-Siegel verzichten wolle.
Nur die MILKON, die Brunecker Senni und die MILA in Bozen bleiben hart. Der Sennereiverband habe für alle Südtiroler Milchbetriebe lediglich beschlossen, anstelle des Bioland-Siegels ein einfaches Bio-Siegel auf den Produkten zu verwenden, sagt MILA Obmann Alfred Pobitzer aus Schleis.  Damit könne jeder Biobetrieb seine Milch stellen, unabhängig, welchem Bio-Verband er angehöre. „Wir brauchen dringend mehr Biomilch“, sagt der Milkon Geschäftsführer Robert Zampieri. Einige Genossenschaftsmitglieder hätten ein Problem mit dem Bioland-Verband. Zu streng seien dessen Auflagen, sagt Zampieri und: „Wir können unseren Bauern nicht vorschreiben, welchem Bio-Verband sie beizutreten haben. Wenn einer nach EU-Bio-Regeln produziert, müssen wir den auch berücksichtigen.“ Zampieri räumt ein, dass bei Bioland die fachliche Beratung und Betreuung funktioniere, die die MILKON sicher nicht bietet, aber „wir können unsere Mitglieder nicht zwingen, Bioland beizutreten.“ So sei es dann zur Kündigung mit Bioland gekommen, so dass alle Bio-Lieferanten gleich behandelt werden. „Das Problem ist ein Problem zwischen den Bauern und dem Verband Bioland, nicht aber ein Problem unserer Genossenschaft“, sagt Zampieri und wäscht sich damit die Hände. Das Bioland-Siegel sei beimVerkauf von Bio-Frischmilch nicht ausschlaggebend, sagt Zampieri.
Weil der Biomilch-Bedarf steigt und die MILKON mehr Bio-Bauern benötigt, senkt man die Latte zum Bio-Einstieg, in der Hoffnung, mehr Bauern zum Umstieg auf EU-Bio bewegen zu können. Die MILKON nimmt dabei offensichtlich kalkuliert in Kauf, dass der mühsame Aufbau von Bioland in Südtirol arg verwässert wird. Im deutschen Sprachraum genießt Bioland im Bio-Bereich hohes Ansehen.
„Die Handvoll Biobauern werden heute von den 99,9 Prozent anderen Bauern finanziert“, behauptet Zampieri, weil sich der Auszahlungspreis noch nicht auf eigenen wirtschaftlichen Beinen trage. Warum das? „Weil die Sammlung der Bio-Milch viel zu teuer ist“, sagt Zampieri.
Der Verband Bioland hat in einem geharnischten Brief an LR Hans Berger und an die Mitglieder des Sennereiverbandes schon im Jänner 2012 auf die Unterschiede zwischen den Standards von Bioland und jenen des EU-Bio hingewiesen. Und Oberhollenzer hat schon seit längerem Zampieri das Angebot unterbreitet, bei einer Vollversammlung vor Milchbauern Bioland und dessen Standards vorzustellen. Eingeladen ist er bisher nicht geworden. (eb)


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