Dienstag, 10 Januar 2017 09:26

Die Suldnerin aus dem Grödental

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s17 0520Eisiger Wind weht an diesem  Novembertag  durch das Suldental und sorgt dafür, dass die Menschen in ihrer warmen Stube bleiben. So auch die rüstige Suldnerin Emilia Pinggera, welche selbstvergessen an ihrem Zopfmuster Pullover strickt und nebenbei ihre Lebensgeschichte erzählt.

von Cornelia Knoll

Eine Geschichte welche weitab der jetzigen Heimat, in Gröden, (St. Ulrich), ihren Anfang hat. Dort wurde Emilia vor fast 80 Jahren als 2. Tochter von sechs Geschwistern in ärmlichen aber liebevollen Verhältnissen geboren; musste schon bald auf eigenen Füssen stehen und ihr eigenes Geld verdienen.


Die junge Grödnerin bewarb sich als Zimmermädchen auf der Seiser Alm. Fleißig wie sie war, wurde ihr kurz danach eine  Stelle als 2. Köchin in dem Gasthaus angeboten, welche ihr mehr Geld und vor allem größeres Können in der Kochkunst einbrachte.
Genau dies brauchte die frisch gebackene Köchin sehr, da sie unbedingt heiraten und eine Familie gründen wollte.
Gesagt, getan… Doch in Gröden fanden sich einfach keine heiratswilligen Männer; oder besser gesagt, keine Männer, welche eine fast mittellose Frau ehelichen wollten. Bereits damals; schmunzelt Emilia, wollten Grödner -Männer nur Frauen mit Geld und Besitz.
Viele Jahre blieb Emilia dem Hotel in Seis als fleißige Arbeitskraft erhalten. Doch dann entdeckte sie in einer Zeitung eine Bekanntschaftsanzeige eines jungen Mannes. Damals, vor vielen Jahren noch eine sehr ungewöhnliche Art der Brautsuche. Doch Emilia nahm all ihren Mut zusammen und meldete sich trotz heftigem Einspruch ihrer Eltern auf diese Anzeige.
Sie musste nicht lange warten. Wenige Tage später stand ein braungebrannter, lustiger Mann vor ihrer Türe, erinnert sich die nun alte Dame mit wehmütigen Blick.
Hans Pinggera ein Obervinschger Witwer und Bergbauer machte der jungen Emilia Bergmeister die Aufwartung.
Bald eroberte der 55 jährige Hans das Herz seiner neuen Bekanntschaft. Auch ihre vorher skeptischen Eltern erlagen seinem Obervinschger Charme. 3 Monate nach diesem ersten Kennenlernen heirateten die  Frischverliebten in der Kirche von Maria Trens; feierten mit Erbsensuppe, Wienerschnitzel und weißem Brautkleid.
Für Emilia einer der schönsten Tage in ihrem Leben, welcher der Beginn ihres neuen Lebensabschnittes in Sulden sein sollte.
Dort in dem kleinen Haus des Bergführers Hans, fühlte sie sich sofort geborgen. Sie betrieb mit ihrem geliebten Ehemann die kleine Landwirtschaft und versorgte die Frühstücksgäste in den vier hauseigenen Gästezimmern.
Die Geburt der beiden Töchter Beate und Sandra machte das Glück des Paares perfekt. Für viele Jahre genossen sie nun die gemeinsame Familie und das Leben in dem Vinschger Bergtal.
10 Jahre später zog Trauer in das Leben Emilias ein. Hans Pinggera erkrankte ganz plötzlich und starb kurz darauf an seiner schweren Krankheit.
Tränen laufen Emilia über die faltigen Wangen.“ Er isch setta feiner und liaber Mensch gwesn; i hatt echt koan besseren Monn finden kennt. Es isch sou schwar gwesn, dass er gongen isch“, sagt sie und betrachtet liebevoll ein altes Foto von Hans in schneidiger Skilehrer-Uniform.
Die darauffolgenden Jahre waren schwer für die Witwe, doch Emilia gab nicht auf und schaute weiterhin mit ganzer Kraft auf ihre Familie. Sie versorgte Haus und Hof und schaffte es sogar die 4 kleinen Fremdenzimmern komfortabler umzubauen.
Auch jetzt wohnen noch einige Gäste im „Haus Rosim“ in Sulden. Emilia, 80-jährig, ist ihnen weiterhin eine ,tüchtige Gastwirtin. Sogar für genügend Schneefall im Winter würde sie immer noch sorgen, berichtet sie ernsthaft. Seit 30 Jahren pilgert Emilia alleine und Rosenkranz-betend; 5 km weit ,zum heiligen Nepomuk außerhalb des Suldener Dorfes. Dort bittet sie den Herrgott täglich um ausreichend Schnee .
„A bissl komisch hobn mi die Leit schun oungschaug, wenn i do ollm ausigongen bin; grinst sie.“ Manch oaner hot woll glabt,i sei narrisch. Obr kolfn hot des Beten olm; sogor pa blauem Himmel .“!
Nun sei sie aber älter geworden sagt Emilia. Ihre Beine würden sie nimmer viele Stunden durch Wind und Wetter tragen. Sie sei heilfroh, dass es dieses Jahr bereits geschneit hätte und ihre“ Schnee-Bitt-Gänge“ diesen Winter nicht gebraucht würden.
Langweilig wäre es ihr trotzdem nie, sagt sie. Es gäbe genügend zu stricken, zu beten und interessante Geschichten über die Heiligen zu lesen.
Außerdem würde sie oft Besuch von ihren erwachsenen Töchtern Beate und Sandra und den Enkelkindern bekommen, welche nun mit ihren eigenen Familien in der Ferne wohnen .
Draußen schneit es. Emilia schaut den Flocken zu; reibt sich die abgearbeiteten Hände und meint: „Es isch a sou schean af der Welt do und i leb sou gearn. I woas dass, es im Himmel a wunderschean isch; obr nu mechet i do bleibn und nu long leben.“

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