Notice: Only variables should be passed by reference in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/components/com_k2/views/itemlist/view.html.php on line 323

Wolfgang Platter, zum Tag des Hlg. Benedikt, 11. Juli 2019

Weltweit sind heute über 25.000 verschiedene Arten wilder Orchideen beschrieben, die in fast allen Klimazonen außer in der unwirtlichen Polarregion gedeihen. Die mitteleuropäischen und mediterranen Orchideen sind nicht viel mehr als eine Handvoll der großen Artenfülle. Einige der europäischen Wildorchideen stelle ich Ihnen heute im Bild vor.
Die einheimischen Orchideen haben eine außerordentlich weite ökologische Amplitude: Bestimmte Arten kommen im Tiefland auf sumpfigen Nassstandorten vor, andere wiederum etwa in den Trockenrasen des Hochgebirges weit oberhalb der Baumgrenze, einige im tiefen Schatten bestimmter Wälder, viele brauchen Licht und Wärme. Die meisten Orchideen ziehen Kalkböden vor.
Der Großteil der tropischen und subtropischen Arten lebt epiphytisch, d.h. als Baum- oder Felsbewohner. Unsere heimischen Wildorchideen hingegen wurzeln als ausnahmslos terrestrische Pflanzen im Boden. Viele Arten weisen Knollen auf.

Einkeimblättler
Orchideen gehören zu den Einkeimblättrigen Pflanzen wie z.B. die Gräser und die Liliengewächse. Den Einkeimblättrigen Pflanzen sind die parallelnervigen Blätter eigen. Die Blattformen unserer Orchideenarten sind recht einfach, je nach Art eiförmig, schmal- oder breitlanzettlich. Meist sind die Laubblätter an der Oberfläche glänzend. Besonders interessant sind die verschiedenen Bestäubungsmechanismen. Die Orchideenblüte dreht sich beim Aufblühen um 180° und die vormalige Blütenoberseite wird im erblühten Zustand zur Unterlippe und bildet den Landeplatz für die Bestäubungsinsekten. Die oberen Kronblätter sind öfters helmartig ausgeformt. Orchideen geben ihren Pollenstaub nicht einzeln ab, sondern als sogenannte Pollinien in klebrigen Pollenpaketen. Diese Pollenpakete werden den Bestäubungsinsekten von oben auf deren behaarten Rücken geklebt und so zielgerichtet auf die Narbe der nächsten angeflogenen Blüte übertragen. Der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) hat die Unterlippe als Kesselfalle ausgebildet, in der er das Bestäubungsinsekt kurzzeitig gefangen hält bis die Bestäubung der Blüte vollzogen ist. Die Blüten der Ragwurz (Ophrys spec.) ahmen in Form und Farbe hingegen täuschend Insektenweibchen nach wie Hummeln oder Fliegen, sodass die betörten Insektenmännchen deren Begattung versuchen und so zu Überbringern der Pollenpakete werden.

Keimung
Auch im Hinblick auf Samen und Keimung weisen die Orchideen Besonderheiten auf. Die in den Orchideenfrüchten heranreifenden Samen gehören zu den kleinsten der Blütenpflanzen. Wenn sich eine Fruchtkapsel öffnet, rieseln staubfeine Körnchen heraus und werden vom leisesten Windhauch verblasen. 100.000 solcher Samenstäubchen wiegen weniger als ein Gramm. Den Samenwinzlingen fehlt das Nährgewebe, deshalb sind sie zum Keimen auf die Mithilfe von bestimmten Pilzen angewiesen, die ihnen die Nahrung vermitteln und mit denen sie eine Symbiose eingehen. Fehlt dieser Pilz, kommt es nicht zur Keimung. Orchideen sind am Beginn ihres Lebens mycotroph, d.h. sie leben ausschließlich von den durch den Mykorrhiza-Pilz gelieferten organischen Stoffen.

Geschützt
Alle einheimischen Wildorchideen-Arten sind streng geschützt! Bitte graben Sie daher keine Pflanzen aus, ohne den richtigen Mykorrhiza-Pilz gehen sie in ihrem Steingarten ohnehin ein. Als Pflückblüten würden sie schnell verwelken und auch zum Herbarisieren eignen sich die Orchideen schlecht. Bestaunen Sie die Blüten, riechen Sie an den betörenden Düften mancher Arten, fotografieren Sie, aber respektieren sie den Artenschutz.
Die Familie der Orchideen ist stammesgeschichtlich noch sehr jung, vielleicht die jüngste Pflanzenfamilie überhaupt. Diesem ihren jugendlichen Alter in der Evolution ist die außerordentliche Flexibilität und Dynamik bestimmter Gattungen wie der Ragwurz (Ophrys) und der Knabenkräuter (Orchis) zuzuschreiben ebenso wie die relativ häufige Bastardisierung verwandter Arten.

 

Publiziert in Ausgabe 14/2019

Ausgaben zum Blättern

titel 19 24

titel Vinschgerwind 18-24

titel vinschgerwind 17-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.