Schlanders - Caritas Beratungsstelle - Sucht entwickelt eine Eigendynamik, in der die Selbstbestimmung verloren geht. Sie bringt über die Betroffenen und über Angehörige erhebliche Belastungen und Leid. Nicht nur Substanzen wie Alkohol, Nikotin, Drogen und bestimmte Medikamente können abhängig machen. Auch Verhaltensweisen können suchtartigen Charakter annehmen, wie Spielsucht, Internet, Konsum oder problematisches Essverhalten. In diesem Sinne hat sich die Ausrichtung der ehemaligen Caritas-Anlaufstelle für Alkoholprobleme in Schlanders hin zu einer psychosozialen Beratungsstelle gewandelt. Ein fünfköpfiges Team aus Suchtberaterinnen, Psychologinnen und Therapeuten berät Betroffene und Angehörige über Behandlungsmöglichkeiten, bietet ambulante psychologische Beratungen und Therapien an, begleitet Betroffene während stationärer Behandlungsphasen (Krankenhaus/Therapieaufenthalte) und unterstützt mit Nachsorgeangeboten. Mit Verschwiegenheit, Anonymität und kurzen Wartezeiten werden hilfesuchende Erwachsene in ein professionelles Hilfs-Netzwerk eingebaut. (lu)
Vinschgerwind: Welche Hemmschwellen haben Angehörige, eine Beratungsstelle zu kontaktieren?
Oskar Giovanelli: Generell verhält es sich so, dass meist Angehörige, Vertrauenspersonen oder Ärzte mit der Beratungsstelle Kontakt aufnehmen, da die direkt Betroffenen die Auswirkungen ihres Konsums oft unterschätzen. Da in den Dörfern jeder jeden kennt, besteht oft die Angst davor, Bekannte könnten in Erfahrung bringen, dass man sich an die Beratungsstelle wendet und die Nachricht könne sich verbreiten. Besonders bei den älteren Generationen beobachten wir diese Befürchtungen. Jüngere Betroffene zeigen weniger Berührungsängste und stehen der Beratung und Behandlung offener gegenüber. Eine weitere Hemmschwelle für Angehörige ist die Angst vor Veränderung innerhalb der Familiendynamik. Wenn der Suchtkranke sich verändert, muss sich meist auch das Verhalten der anderen Familienmitglieder ändern, um eine funktionierende Dynamik aufrechtzuerhalten. Dieser Aspekt ist sehr wichtig und wird von den Angehörigen oft nicht bedacht.
Welchen Ansatz der Hilfestellungen verfolgen Sie?
Da meist Angehörige die ersten Ansprechpartner sind und die Betroffenen anfangs meist auf Druck der Angehörigen kommen und weniger aus Eigenmotivation, versuchen wir vorerst zu beraten und zu informieren. Information fördert Motivation. Aufgrund des veränderten Konsumverhaltens unterscheiden wir prinzipiell zwischen „riskantem Konsum“, „Missbrauch“ und „psychischer und/oder körperlicher Abhängigkeit“. Nachdem wir die Situation eingeschätzt haben, schlagen wir den Betroffenen ein maßgeschneidertes Hilfsprogramm vor, welches im Idealfall die Angehörigen mit einbezieht. Da die Betroffenen Experten ihres eigenen Problems sind, werden die Ziele gemeinsam vereinbart. Hierbei darf man nicht vergessen, dass jedes Problem individuell zu handhaben ist und somit die Dauer einer Behandlung sehr unterschiedlich ausfallen kann.
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