Val Müstair/Taufers/Glurns - Erstmals wurde in Südtirol eine Gemeinde außerhalb der Landesgrenzen an das eigene Kanalisationsnetz angeschlossen: Umweltlandesrat Richard Theiner hat am 29. April 2014 den Kanalanschluss der eidgenössischen Gemeinde Val Müstair an die Kläranlage Obervinschgau in Glurns offiziell in Betrieb genommen.
Die Kläranlage Obervinschgau in Glurns reinigt nun auch die Abwässer der Bündner Gemeinde Val Müstair.ZoomansichtDie Kläranlage Obervinschgau in Glurns reinigt nun auch die Abwässer der Bündner Gemeinde Val Müstair.
„Südtirol hat in den vergangenen 25 Jahren viel in seine Kläranlagen und in sein Kanalisationsnetz investiert: Über 922 Millionen Euro sind seit 1989 seitens des Landes in diesen Bereich geflossen“, wies Umweltlandesrat Richard Theiner bei der Inbetriebnahmefeier auf den hohen Standard Südtirols in der Abwasserreinigung hin. Dadurch sei es auch möglich, einen effizienten Schutz des Oberflächen- und Grundwassers im Land zu gewährleisten.
Bei dem Projekt im Obervinschgau handelt es sich um kein „übliches“ Projekt im Bereich Gewässerschutz, sondern erstmals wurde eine grenzüberschreitende Lösung umgesetzt. „Der Anschluss der Gemeinde Val Müstair an die Kläranlage Obervinschgau hat Beispielwirkung“, betont Landesrat Theiner. „Dadurch können Investitions- und Betriebskosten gespart und gleichzeitig die Umwelt geschont werden.“
Die Kläranlage Obervinschgau in Glurns ist für die Abwasserreinigung der Gemeinden Graun, Mals, Schluderns, Glurns und Taufers im Münstertal (10.700 Einwohner) verantwortlich und auf 30.000 EW (Einwohnerwerte) ausgelegt. Mit dem nun erfolgten Anschluss ist die Gemeinde Val Müstair (1.545 Einwohner) dazugekommen, deren Anschlusswert bei 4.000 EW (Einwohnerwerten) liegt. Die Einwohnerwerte berücksichtigen dabei neben der ansässigen Bevölkerung auch die Touristen, industrielle Abwässer sowie andere Benutzer (wie Kasernen, Krankenhäuser, Pendler).
Konkret verläuft die neue Hauptkanalisation Val Müstair von der Kläranlage Sot Rivas in Val Müstair über die Grenze bis zum Anschluss bei Taufers im Münstertal. Sie erstreckt sich über eine Länge von 673 Metern, davon 350 Meter auf Südtiroler Seite, und wurde zur Gänze von der Gemeinde Val Müstair realisiert. Auf dem Areal der alten Kläranlage auf Schweizer Seite erfolgt die Messung der Abwassermengen und - falls nötig - deren Begrenzung durch einen Durchflussregler, wobei eventuell höhere Mengen als die maximal zulässige Abwassermenge von 36 Litern pro Sekunde aus der Schweiz in einem Regenrückhaltebecken zurückgehalten werden.
Wie der Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, Andreas Tappeiner, betonte, seien für die Bezirksgemeinschaft keine zusätzlichen Investitionen notwendig gewesen. Auch er lobte die gute grenzübergreifende Zusammenarbeit. Von Schweizer Seite waren unter anderen der Gemeindepräsident der Gemeinde Val Müstair, Arno Lamprecht, sowie Enrico Bott, zuständig für die Abwasserentsorgung im Gemeindevorstand Val Müstair, anwesend.