Dienstag, 31 März 2015 00:00

Nachgedacht

s10sp1 098von Don Mario Pinggera

Dieses Jahr hatte ich wieder die Ehre, am Andreas Hofer Gedenktag in zwei Pfarreien als Aushilfspriester tätig zu sein. Es ist schon eindrücklich, wie die Vereine aktiv mitgestalten, allen voran auch die Schützen. An diesem Tag werden bekanntermaßen auch immer Gedenkreden gehalten. Unterschiedlicher als in den beiden Pfarreien könnten diese denn auch nicht ausfallen. Während in der kleineren Pfarrei der Schützenhauptmann eine wahrhaftige Gedenkrede von hoher Qualität hielt, wurde in der größeren Pfarrei auf die patriotische Pauke gehaut. Abgesehen davon, dass ein solcher Stil vor den Denkmälern der Gefallenen der furchtbaren Weltkriege 1 und 2 völlig deplatziert ist, werden Fantasien kolportiert, die schon erstaunlich sind. Auch hier gilt: Auch wenn man einen Blödsinn öfters wiederholt, wird er dadurch nicht richtiger! Unter anderem versteifte sich der Festredner darauf, dass die Südtiroler die österreichische Staatsbürgerschaft zusätzlich bekommen sollen. Ein frommer Wunsch! Dabei sieht das österreichische Bundesgesetz grundsätzlich KEINE doppelte Staatsbürgerschaft vor. Da ich selbst Österreicher bin, kenne ich die Problematik nur zu genau: Erst wenn ich dem Staat Österreich nachweisen kann, dass der Nichterwerb einer anderen Staatsbürgerschaft einen erheblichen beruflichen Nachteil bedeutet, kann ich vor dem Erwerb der zweiten Staatsbürgerschaft beim Amt der Wiener Landesregierung um die Beibehaltung der österreichischen Staatbürgerschaft unter Anführung der Gründe ansuchen. Und umgekehrt: Verleiht die Republik Österreich Ausländern die Staatsbürgerschaft, müssen diese vorher ihre bisherige Staatsbürgerschaft binnen 2 Jahren zurücklegen, erst dann wird die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Österreich müsste also zuerst das eigene Bundesgesetz ändern. Dass es dazu kommt, ist wohl etwas mehr als ein unrealistischer Traum. Zudem leben in Österreich über eine Million ausländische Staatsbürger und zahlen Steuern. Diese hätten dann mindestens das gleiche Recht, Österreicherinnen und Österreicher zu werden.

Ich erwarte am Andreas Hofer Gedenktag von Festrednern einen Stil, wie ich ihn in der kleineren Pfarrei antraf. Der Schützenhauptmann spannte den Bogen von den Verheerungen der beiden Weltkriege bis zu der überhaupt nicht selbstverständlichen Feststellung, dass wir seit Jahrzehnten das Privileg haben, in Frieden leben zu dürfen. Eine wahrhaft große Errungenschaft. Und, liebe Schützen, genau diese gilt es zu schützen!

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Publiziert in Ausgabe 7/2015

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