Reschensee

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Mich schaudert es beim Gedanken, was heuer im Jänner hätte passieren können, als beim Präparieren einer Rennstrecke auf dem zugefrorenen Reschensee die Eisdecke plötzlich barst und der umfunktionierte, fast drei Tonnen schwere Mähtrac in die Tiefe sank. Die zwei Männer an Bord konnten in letzter Sekunde aus der Kabine springen und sich retten.
Am Dienstag, den 3. April wurde der Mähtrac von der Wasserrettung Meran und der Feuerwehr Reschen aus dem Obersee, so hieß der Reschensee vor der Stauung, gezogen. Dieser kann nicht wie der Stausee entleert werden. Das Eis barst also an einer der tiefsten Stellen (ca. 37 m). Es ist noch einmal gut gegangen. Die Bergungsspesen und Reparatur-
kosten übernehmen die Gemeinde und der Tourismusverein. Anzeigen gab es keine. Der Vorfall wirft aber viele Fragen auf.
Dünnes Eis ist längst eine sprichwörtliche Metapher, auf die sich immer wieder Menschen begeben. Wie dick muss das Eis sein, um begehbar, bespielbar oder befahrbar zu sein? Die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes nennt als absolute Untergrenze fünf Zentimeter Schwarzeis, damit eine einzelne Person nicht einbricht. Schwarzeis ist das klare Eis ohne Schnee und Zwischenschichten. Ab acht Zentimetern trägt die gefrorene Schicht auch Gruppen, ab 12 cm ein Schlittengespann. Ein Auto könnte ab 18 Zentimetern Eisdichte über einen zugefrorenen See fahren. 23 cm Eis tragen 3,5 t und 25,5 cm 7 t. Zur Bestimmung der Dicke des Eises eignet sich die Eisschraube. Und wie das halt bei Schwarzeis so ist: Sobald es einige Zentimeter schneit, ist es mit dem Dicker-Werden der Eisfläche vorbei. Die Schneedecke wirkt wie eine Isoliermatte.
Der Tourismusverein versucht seit einigen Jahren, die Eisflächen der Oberländer Seen für Einheimische und Gäste zu erschließen. „Sieht gut aus“, meldet Elmar von der Edelweiß-Bar mit Blick über den zugefrorenen Reschensee.
Das Eis ist fest, und der Blick hinüber zu den beiden Müttern, die ihren Nachwuchs in Kinderwägen über die Eisfläche spazieren schieben, bestätigen seine Wahrnehmung. Mehr Versicherung gibt es hier nicht und schon gar keine offizielle Genehmigung mit einem „Erlaubt“-Schild. Wer sich aufs  Eis wagt, muss das Risiko selbst tragen. (aw)

Publiziert in Ausgabe 8/2012

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