Dienstag, 16 Oktober 2012 00:00

Betriebsgeheimnis gelüftet

Taufers i.M.

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Das Betriebsgeheimnis rund um das Avinga-Kraftwerk in Taufers ist gelüftet. Nach jahrelangem Bohren von Seiten des Freiheitlichen Gemeinderates Fridolin Wittmer (Bild), sekundiert von den Gemeinderäten Wolfgang Kapeller und Margit Gaiser, geben kürzlich aufgetauchte Unterlagen den Fragenden Recht. „Ein Etappensieg“, sagt Wittmer. Unzählige Anfragen im Gemeinderat, mehrere Landtagsanfragen vom Freiheitlichen Pius Leitner haben zutage gebracht, was immer vermutet worden ist: Beim Avinga-Kraftwerk wird wesentlich mehr Wasser abgeleitet als konzessioniert. BM Hermann Fliri hat auf die Anfragen bisher ausweichend geantwortet, im Gemeinderat ist von Lügen die Rede gewesen.  Nach holprigem Start des E-Werkes im Jahr 2006 mit einer konzessionierten Wassermenge von maximal 20 Litern pro Sekunde, hat BM Fliri im Jahr 2011 eine bereits anstehende  Sanierung der Turbine öffentlich als Potenzierung verkauft, mit dem Hinweis auf ein Betriebsgeheimnis eines Turbinenherstellers aus dem Sarntal. Die Ausschreibung für den Ausbau der Turbine hat BM Fliri gleich selbst vorgenommen. In Taufers wurde nachgerechnet und man ist - eine Wassermenge von 20 Sekundenlitern vorausgesetzt - auf einen sagenhaften Wirkungsgrad von 148 Prozent gekommen. Taufers hat demnach ein „perpetuum mobile“, ein E-Werk, in dem mehr Strom erzeugt werden kann, als es die physikalischen Gesetze hergeben. Der Widerspruch: BM Fliri sprach nach der Potenzierung von einer elektrischen Leistung von 73 Kilowatt, der damalige Landesrat Michl Laimer sprach in der Beantwortung einer Landtagsanfrage, dass sich „laut Berechnungen der Landesämter, eine elektrische Leistung von 53 kW“ ergebe. Schon im April  ist in der Gemeinde ein Schreiben von der Amtsdirektorin Cinzia Flaim eingegangen, in dem Flaim die Gemeindeverwalter auffordert, „die Begrenzung der maximalen Wasserableitung auf den vorgeschriebenen Wert von 20 Litern pro Sekunde abzueichen“, und das innerhalb von 60 Tagen. Dies ist jedenfalls bislang nicht geschehen. Auf eine Anfrage von Fridolin Wittmer antwortete BM Fliri am 29. August unter anderem: „Damit die konzessionierte Wasserableitung von 20 l/s nicht überschritten werden kann, wird demnächst eine entsprechende Vorrichtung in die Turbine eingebaut.“ BM Fliri sitzt nun zwischen Hammer und Amboss: Für die konzessionierte Wassermenge hat er das E-Werk überdimensioniert - es müsste demnach rückgebaut werden. BM Fliri geht in die Offensive: Die Gemeinde hat inzwischen um eine Konzessionserhöhung von zusätzlichen 20 Sekundenlitern angesucht, wohl mit der Absicht, die Anlage durch die Hintertür zu legalisieren. Damit wird endlich zugegeben, was bisher im Tauferer Gemeinderat - im Gemeindeausschuss vor allem - zugedeckt worden ist und die Anfragenden öffentlich als „Stirger“ beschimpft worden sind. Fridolin Wittmer und seine Mitstreiter hatten mit ihren Vermutungen ausnahmslos Recht. Um eventuelle Schadensforderungen gegenüber den Verantwortlichen zu prüfen, liegt die Angelegenheit nun beim Rechnungshof. Politische Transparenz sieht anders aus. (eb)

Publiziert in Ausgabe 21/2012

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