Dienstag, 04 Oktober 2016 09:26

Auf karolingischen Pfaden

s30sp23 7159Kloster St. Johann in Müstair - Anlässlich der Europäischen Tage des Denkmals - „OASEN“ am 10. September hielt das Kloster St. Johann in Müstair seine Pforten offen und mit der Öffnung des Klostergartens hoben die benediktinischen Nonnen sogar die Clausur für diesen Bereich auf. Der Medizinhistoriker Johannes Gottfried Mayer verschaffte in einem Vortrag Einblick in die Klostermedizin, einer Epoche der europäischen Medizingeschichte. Die Grundlagen dafür schuf der hl. Benedikt in seiner Klosterregel. Im Mittelalter sorgten die Mönche und Nonnen für die medizinische Versorgung der Bevölkerung. Dazu nutzten sie Wissen aus der Antike und fügten Kenntnisse der arabischen und europäischen Volksmedizin hinzu.
Parallel dazu gab es Führungen durch Kreuzgang, durch das Klostermuseum, durch den Plantaturm. Bei einer Führung durch den jungen Studenten Jakob Raffeiner hat der Vinschgerwind  teilgenommen. Im Jahr 1983 ist das Kloster St. Johann in die Liste der Weltkulturerbestätten aufgenommen und damit in seiner kunst- und kulturhistorischen Bedeutung geadelt worden. Die Gründung des Klosters wird dem Kaiser Karl dem Großen im Jahr 775 zugeschrieben, der der Legende nach das Kloster nach einem überstandenen Sturm am Wormsjoch im Münstertal gestiftet haben soll. Gesicherte Messungen und Funde weisen jedenfalls in das 8. Jahrhundert zurück, so befindet sich die älteste, aus dem Jahr 785 stammende und noch tragende Balkendecke Europas in der Heiligkreuzkapelle.
Eingeführt werden die Besucher im Kreuzgang mit einer akustischen Anregung und zwar mit einer hell klingenden Schlagglocke, die die Nonnen einst zu den Tagesgebeten gerufen hat. Eine mehr als 1200 Jahre umfassende Zeitreise beginnt auch mit Marmor- und Glasfragmenten, mit kunstfertig konservierten Fresken. Eine Besonderheit bildet der Plantaturm, ursprünglich als Wehrturm gebaut und später als Wohnturm, als „Kloster im Kloster“ genutzt. Als Speisesaal (Refektorium), im Stock darüber als Schlafsaal (Dormitorium), ein Teil als Küche, später ein Teil als Wohnung für den katholischen Pfarrer.
Mit reichen Bildprogramm ist die Klosterkirche ausgestattet - Fresken aus karolingischer Zeit, aus der Romanik auch. Die restaurierten Fresken in der rechten Apsis sind mit lebendigen Farben, die romanische Bildreihe über den Kirchenpatron, Johannes den Täufer, ist mit wunderbaren Details bestückt.
Ein Besuch des Welterbe-Kloster St. Johann, so ist unser Fazit, verspricht eine spannende und wer sich darauf einlässt lohnende  Zeitreise.

Infos auf www.muestair.ch

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Publiziert in Ausgabe 20/2016

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