Zusslrennen
Zusslrennen PradAm Unsinnigen Donnerstag, beim Zusslrennen, zieht die Fasnachtsgruppe in zwei Umzügen durch das Dorf. Beim ersten Umzug ziehen sechs weißgekleidete Männer, die sogenannten Schimmel, einen Pflug (Orl) durch die Gassen des Dorfes. Ein uraltes Symbol welches für Fruchtbarkeit steht.  Dahinter folgen der Fuhrmann mit der Goaßl, dieser treibt die Schimmel an und lenkt den Pflug. Es folgt der Sämann, welcher Sägemehl als Ersatz von Korn in die Furche und somit auch in die Zuschauer streut. Danach folgen Bauer und Bäuerin, Knecht und Dirn und schließlich das Paar „Zoch und Pfott“. Alle diese Personen tragen verschiedene landwirtschaftliche Arbeitsgeräte mit sich. Damit wird der Gang aufs Feld in der warmen Jahreszeit dargestellt.
Beim zweiten Umzug begleiten die weiß gekleideten und mit bunten Blumen geschmückten Zussl die Paare. Die Zussl tragen große, schwere Kuhschellen um die Mitte des Leibes und verursachen damit einen Höllenlärm. Somit vertreiben sie den Winter und die Kälte und wecken das Korn zum gedeihen auf. Daher der alte Prader Volksspruch,, Viel Zussl, viel Kourn´´ Zoch und Pfott aber rennen durch die ZuschauerInnen, die Pfott versucht Männer, der Zoch Frauen zu küssen.

Proder Maschger
Proder MaschgerEine für den Alttiroler Raum einzigartige Brauchtumsform sind die ,,Proder Maschger´´. Dieser Brauch, welcher vom Fasnachtssonntag bis Fasnachtsdienstag stattfindet, zieht, angeführt vom Bajatz, acht Paare in festgelegter Reihenfolge von Gasthaus zu Gasthaus. Sie führen dort verschiedene nach alter Tradition eingeübte Tänze vor. Nach Forschermeinungen geht der Brauch in die Zeit der Donaumonarchie zurück und sollte eine Art Hochzeitszug darstellen. In ihrer jeweiligen Tracht und Kleidung treten folgende Paare, ausschließlich Männer auf. Herr und Frau, Tuxner und Tuxerin, Bauer und Bäuerin, Steirer und Steirerin, Zigeuner und Zigeunerin, Zillertaler und Zillertalerin, Mohr und Mohrin und schließlich Zoch und Pfott. Dieses Paar ruft bei den Zuschauern die größte Begeisterung hervor, ihr plumpes und ausgelassenes Treiben ist jedes Jahr eine mortz Gaudi.  

Pflugziehen in Stilfs
01 Stilfs Umzug Vogelperspektive1 kleinBeim Pflugziehen in Stilfs wetteifern zwei Gruppen von Paaren miteinander.  Die erste Gruppe sind die Bauersleute. Der Bauer leitet selbst den Pflug, der vom Schimmel und den jungen Ochsen gezogen wird. Ihm folgen die Bäuerin, Altbauer und Altbäuerin, Knechten und Dirnen. Ihnen tritt die Gruppe des Gsindls entgegen. Sie versuchen den Umzug zu stören. Das Gsindl sind Paare von armen Leuten, Pfannenflickern, Krämern, Uhrmachern, Bettelleuten und anderen. Die weiblichen Figuren des Gsindls sind schwarz bemalt und beschmieren die Zuschauerinnen mit Ruß oder schwarzer Farbe. Sie werden Zussln genannt. Zum Abschluss des Umzuges essen die Bauersleute vor der Kirche Knödel, Kraut und Würste. Das Gsindl versucht was von den Speisen zu erhaschen, sie werden dabei ruhig an die Knödel herangelassen, am Rückweg aber werden sie unter großen Beifall der Zuschauer von den Drischlern verdroschen.

O Reim, Reim …….
Scheibenschlagen, ein alter Brauch!
Scheibenschlagen PradVon vielen Feuerbräuchen, die das Jahr über in den verschiedenen Gebieten des Alpenraumes stattfinden, zählt das Scheibenschlagen mit Sicherheit zu den ältesten. Der Termin dieses Brauches ist der erste Sonntag in der Fastenzeit und heißt im Vinschgau „Scheibenschlogsunnta“ oder „Kassunnta“, im Burggrafenamt-Passeier „Holepfannsunnta“.
In Prad wird das Scheibenschlagen an vier verschiedenen Orten gepflegt, welche mit den Ortsteilen zusammenhängen. Diese Orte sind am Prader Berg in der Nähe des Verklairhofes, in Koatlack am Scheibegg oberhalb der Laschaurwiesen, im Unterdorf am Rosskopf und in Agums in der Nähe des Mitterhofes. Diese traditionelle Veranstaltung wird von den Scheibenschlagern selbst organisiert und ohne jegliche finanzielle Unterstützung von außen durchgeführt, es ist sozusagen ein Treffen unter Gleichgesinnten. Wenn sich der Brauch auch Jahr für Jahr auf dieselbe Weise wiederholt, so bleibt er doch einmalig und wichtig für die Dorfgemeinschaft.

Texte und Fotos Gilbert Stillebacher

Fotos und Filme dieser vier Bräuche sowie eine Buchvorstellung gibt es am
Samstag, den 09. Februar 2019 um 20.00 Uhr im Nationalparkhaus aquaprad in Prad
Eine Gemeinschaftsaktion der Filmfreunde Prad und Stilfs, vom BA, dem Tourismusverein, den Bäuerinnen und weiteren unterstützenden Vereine von Prad

Bildungsausschuss Prad

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Publiziert in Ausgabe 2/2019

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