Schlanders/Vinschgau - Für eine aktive Teilnahme bei den Gemeinderatswahlen im Mai und ein starkes Miteinander als Bauernstand wurde auf der Bauernbund-Bezirksversammlung in Schlanders geworben. Obmann Joachim Weiss unterstrich, dass es ein gutes Gerüst für die Landwirtschaft brauche.
Auf ein insgesamt schwieriges Landwirtschaftsjahr blickte der Obmann des Bauernbund-Bezirks Vinschgau, Joachim Weiss, auf der Bezirksversammlung heute (26. Februar) in Schlanders zurück. Ein verregnetes Frühjahr, Spätfröste, starke Windböen und ein regnerisch-kühler Herbst hätten allen Bereichen der Landwirtschaft zugesetzt. „Im Grünland hat sich die Witterung in einer schlechten Futterqualität niedergeschlagen, den Obst- und Weinbauern haben die Pilzkrankheiten einiges abverlangt. Gelitten haben besonders die Vinschger Marille und die Kirschen. Beim Gemüse gab es nach einem sehr verhaltenen Start letztendlich zufriedenstellende Erntemengen und -qualitäten.“
Zudem bekomme die Landwirtschaft die Unsicherheit der Unternehmen und der Konsumenten zu spüren, die sich in den steigenden Preisen für Betriebsmittel und beim Verkauf der bäuerlichen Produkte zeigten. „Das macht eine langfristige Planung schwierig.“ Trotz allen gebe es einen Lichtblick, unterstrich Weiss: „Die jüngsten Aussagen des neuen EU-Agrarkommissars Christophe Hansen lassen hoffen.“ Hansen hatte jüngst verkündet, dass die Agrarpolitik vereinfacht werden müsse, damit jüngere Menschen für die Landwirtschaft gewonnen werden. In den kommenden Wochen will Hansen seine Vision für die Landwirtschaft vorstellen.
In seinem ersten Jahr als Bezirksobmann sei Weiss viel in den Ortsgruppen unterwegs gewesen. Oft sei er dabei auf die politische Situation angesprochen worden. „Mein Eindruck ist, dass unser Landwirtschaftslandesrat voll hinter der Landwirtschaft steht. Auch unsere bäuerlichen Abgeordneten leisten gute Arbeit und wir als Südtiroler Bauernbund versuchen, Fels in der Brandung zu sein.“ Doch es brauche ein gutes Gerüst dahinter, und damit meinte Weiss die Mitglieder, die sich aktiv einbringen sollen, in die Diskussionen innerhalb der Landwirtschaft ebenso wie in den politischen Gremien und hier besonders in den Gemeinden: „Je mehr wir im Gemeinderat sind, umso besser schaffen wir es, im Dorf und vor allem für die Landwirtschaft mitzuentscheiden“.
Landesrat Luis Walcher sprach über die politischen Herausforderungen und versuchte, die Lösungen dafür aufzuzeigen. So habe er sein Amt angetreten, um zunächst abzuschließen, was an Aufgaben noch nicht abgeschlossen war: „Im Nachtragshaushalt wurden so weitere Gelder zugeteilt.“ Dann erst könne man mit neuen Ideen starten. Die politischen Schwerpunkte seien die Instandhaltung des ländlichen Wegenetzes, die Unterstützung der Alm- und Berglandwirtschaft, die Aufarbeitung von Borkenkäfer-, Windwurf- und Schneedruckschäden in den Wäldern, der Schutz der Kulturen vor Frost, Hagel oder Trockenheit und nicht zuletzt das Wolfsmanagement. Auch an der Entbürokratisierung wird gearbeitet. „Wir wollen viel mehr digitalisieren, um der Zettelwirtschaft zu begegnen. Unser Ziel ist es, dass die landwirtschaftlichen Betriebe so geführt werden können, dass sie der bäuerlichen Familie ein gutes Einkommen garantieren und dass möglichst viele junge Leute den Hof weiterführen und übernehmen wollen“, meinte der Landesrat. Das sei nachhaltig. Dafür brauche es aber ein starkes Netzwerk, und ein starker Zusammenhalt sei gefragt.
In dieselbe Kerbe schlug auch Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner: „Gemeinsam mit dem Landesrat und dem Ressort arbeiten wir für die Bäuerinnen und Bauern und für einen lebendigen ländlichen Raum“, unterstrich er und plädierte für eine starke Interessensvertretung. „Wir diskutieren intern sehr intensiv, um zu einer gemeinsamen Linie zu finden und sprechen dann mit der Politik. Damit sind wir sozusagen die ,Gewerkschaft‘ der Bauern, bringen uns mit unserem Fachwissen ein und vertreten transparent und klar die Anliegen der landwirtschaftlichen Betriebe und Familien im Land.“ Dafür brauche es den Einsatz vieler, Geschlossenheit und Zusammenhalt. „Der Bauernbund kann viel erreichen, wenn die Mitglieder mit Einsatz und Kraft hinter ihm stehen. Alle haben da Mitverantwortung“, schloss Rinner. Rückhalt bekam er vom Landtagsabgeordneten Sepp Noggler und von SBB-Landesobmann-Stellvertreter Michael Kaufmann, die in ihren Grußworten zu Einigkeit aufriefen.
In der anschließenden Diskussion ging es um Themen wie Natura 2000, die Maschinenförderung und die steigenden Preise für Maschinen, der Verkauf der Höfe an Nicht-Bauern, fehlende Gelder aus Brüssel und natürlich den Nationalpark-Plan. (r)