Südtirol - Die Vorbereitungen für die Umsetzung des neuen Gesetzes für die Raumentwicklung in Südtirol sind kurz vor Abschluss: „Wir sorgen auf allen Ebenen dafür, dass das Landesgesetz Raum und Landschaft so gut als möglich am 1. Juli in Kraft treten kann“, erklärt die zuständige LR Maria Hochgruber Kuenzer. Eine solche Vorbereitung ist die Einrichtung der Verzeichnisse von Sachverständigen aus verschiedenen Bereichen. Gefragt sind Fachleute aus den Sektoren Baukultur, Landschaft, Landwirtschafts- und Forstwissenschaften, Natur, Naturgefahren, Raumordnung, Soziales und Wirtschaft.
Interessierte Fachleute können sich seit Freitag, 29. Mai 2020 online (registro@pec.prov.bz.it) eintragen. Mit ihrer Eintragung stellen sich die sachverständigen Frauen und Männer aus den acht Bereichen den Gemeinden für eine Benennung als Mitglieder der neuen Gemeindekommissionen Raum und Landschaft zur Auswahl.
Die neuen Kommissionen entsprechen nicht mehr den bisher wirkenden Baukommissionen. Vielmehr sieht das neue Gesetz in jeder Gemeinde eine kommunale Raumordnungskommission vor. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Arten an Kommissionen: War es bisher die Aufgabe der Baukommission, über die Umsetzung von Projekten zu entscheiden, ist es die Zuständigkeit der neuen Gemeindekommission für Raum und Landschaft, Planungen vorzunehmen und die Entwicklung der Ortschaften zu steuern. Die Entscheidungen, wo innerhalb des Siedlungsgebietes gebaut werden darf – und wo nicht –, werden für das ganze Siedlungsgebiet getroffen und in den Planungsinstrumenten eingetragen.
Partschins - In der Gemeinde Partschins und zwar bei der Einmündung der von Partschins kommenden Stampfgasse in die Staatsstraße SS 38 auf der Töll ist man einem möglichen Kreisverkehr einen Schritt näher gekommen. Das Ingenierbüro Pohl&Partner hat in einer Kreisverkehrsstudie den Abbruch eines Teiles des Felberwirtshauses vorgeschlagen. Das ist ein Teil jenes Gebäudes und zwar der vordere Teil von Reschen kommend, der die Engstelle an der Töller Kreuzung bildet. Die Kubatur, die abgebrochen werden soll, kann auf einer anderen Bauparzelle in der Gemeinde Partschins wieder aufgebaut werden. Dafür wurde der Gemeinde Partschins ein Grundstück angetragen. Allerdings liegt das besagte Grundstück im Landschaftsplan der Gemeinde in der Bannzone. Um die Kubaturverschiebung auf das angetragene Grundstück zu ermöglichen, hat die Gemeinde im September 2019 mit Gemeindeausschussbeschluss eine Änderung des Landschaftsplanes in die Wege geleitet, damit das Grundstück aus der Bannzone herausgenommen werden kann. Die Kommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung hat allerdings das Ansinnen mit einem negativen Gutachten zu Beginn des Jahres abgelehnt. Eine Verlängerung der Verbauung in der Zehentstraße stehe „im Widerspruch zum landschaftlichen Schutzziel“. Die Gemeinde Partschins blieb stur und hat mit einem Gemeinderatsbeschluss am 18. Februar 2020 (sh. Vinschgerwind Nr. 5 2020) auf die Abänderung des Landschaftsplanes beharrt.
Nun war die Landesregierung am Zug. Am 28. April 2020 hat die Landesregierung der besagten Änderung des Landschaftsplanes zugestimmt. „Die Landesregierung stellt fest, dass die Abweichung vom Gutachten der Kommission (für Natur, Landschaft und Raumentwicklung) als begründet anerkannt werden können und befürwortet daher den Antrag wie vom Gemeinderat beschlossen.“ (eb)
Vinschgau - Viele Betriebe im Vinschgau litten (oder leiden immer noch) an der Corona-Krise, einer Krise, die durch die weltweite Verbreitung eines tödlichen Virus namens ,,COVID-19“ entstand. Auch die Bahnhofbars an den Gleisen der Vinschgerbahn blieben hiervon nicht verschont.
von Jacqueline Kneissl
Eine Bar ist eine Lokalität oder eine gastronomische Ausstattung, die primär Getränke und kleinere Gerichte wie Toasts, Baguettes usw. ausschenkt und verkauft. Im Gegensatz zu einer ,,normalen“ Bar lebt die Bahnhofbar vor allem von Touristen und Einheimischen, die mit dem Zug verreisen, damit Ausflüge machen oder ihn als öffentliches Transportmittel verwenden. Aufgrund der eingeschränkten Reisefreiheit in der Corona-Krise fielen (oder fallen) diese Haupteinnahmequellen weg, was ein ökonomisches Problem für die Vinschger Bahnhofbars darstellt.
Maria Rinner, Angestellte in der Bahnhofbar und Bäckerei ,,Gleis 2“ in Naturns, erzählt uns, dass ihr Lokal nicht so viel von der Krise gespürt hat: ,,Unsere Bar mussten wir zwar zeitweise schließen, jedoch durfte unsere Bäckerei immer geöffnet bleiben. Das heißt, dass wir immer arbeiten durften, was uns natürlich sehr gefreut hat.“ Während der gesamten Corona-Krise war besonders die Abwesenheit der Touristen auffällig. Aber auch wenige Einheimische sind sehr vorsichtig und trauen sich nur langsam wieder heran, einen Kaffee in einer Bar zu genießen. Maria Rinner geht davon aus, dass uns das Thema ,,Coronavirus“ noch länger beschäftigen werde.
Bahnhofbars im Obervinschgau waren (oder sind) stärker von der Krise betroffen, die Gesetze zum Virus zwangen sie nämlich zur zeitweiligen Schließung ihrer Lokalitäten. Auch nach den Lockerungsmaßnahmen dürfen sie nur mehr knapp ein Viertel der herkömmlichen Gästeanzahl in ihrem Lokal begrüßen. Die wenigen Leute, die tatsächlich in die Bahnhofbars kommen, halten sich allerdings teilweise nicht an die vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen: Sie finden es beispielsweise überschüssig, eine Mundschutzmaske zu tragen und haben teils nicht einmal eine bei sich.
Wanderexerzitien mit benediktinischen Impulsen mit Prior P. Philipp OSB u. Wanderführer Siegfried Tappeiner: In diesen Tagen wollen wir neben den Wanderungen innehalten und auf die Wurzeln unseres Lebens schauen. Sie geben uns den nötigen Halt und die Kraft für unser Tun, Denken und Handeln in der Gegenwart. Anhand des Lebens des hl. Benedikt wollen wir unsere Verwurzelung, unseren Standpunkt anschauen und ausschauhalten in unser Leben.
von Albrecht Plangger - die Rückkehr zur Normalität in Rom geht nur sehr schleppend vor sich. Einige Gastbetriebe und Geschäfte öffnen, aber es ist „Trübsaal“ pur. Beim „Ristorante Gino al Parlamento“ gab es früher zwei Essensturnusse zu Mittag und am Abend. Am 4. Tag der Öffnung waren wir zu dritt im Lokal bei zur Hälfte reduzierten Tischen. Der Wirt erwägt wieder das Lokal zu schließen… Etwas Leben werden hoffentlich die Touristen bringen. Einige sind schon wieder da. Auf der Fahrt von Bozen zum Zug nach Bologna habe ich am 3. Juni 11 Holländer, 7 Deutsche und 2 slowakische Autos „überholt“. In der Abgeordnetenkammer haben wir jetzt etwas mehr Ordnung bei den Abstandsregeln der sog. „distanziamento sociale“ erreicht. Die Hälfte der Abgeordneten sitzt im Plenarsaal im Schachbrettmodell, ein Viertel auf den Zuschauertribünen und ein weiteres Viertel im sog. „Transatlantico“ – dem Parlamentariertreff, welcher extra dazu umfunktioniert wurde. Es geht in den nächsten Wochen vor allem um die Verteilung von ca. 55 Milliarden. Es sollen ca. 10.000 Abänderungsvorschläge zum Gesetzesdekret formuliert worden sein, zur Abstimmung will man aber max. 800 zulassen, das heißt für uns „Komponente ethnische Minderheit“ max. 10 Abänderungsvorschläge. Viele „Wünsche“ werden leider auf der Strecke bleiben, aber es sind auch Erfolge möglich, wenn man sich auf wenig konzentriert und sich nicht auseinander-dividieren lässt. Heute stimmen wir noch über ein Gesetzesdekret zur Schule ab. Der hat nichts oder nur wenig mit dem möglichen Schulbetrieb im Herbst zu tun. Es gibt dort einen positiven Ansatz zu den Abendschulen in Südtirol, daher werden wir dafür stimmen, aber grundsätzlich müsste der Schulbetrieb wieder umgehend aufgenommen werden. In Nauders und Val Müstair ist der Schulbetrieb seit 18. Mai aktiv. Mit einigen Beschränkungen (Klassenteilungen, praktische Aktivitäten) aber mit Montag 8. Juni im Val Müstair schon wieder ganz normal wie in Vor – Covid 19 Zeiten. Bravo die Nachbarn ! Ohne Schule keine Rückkehr zur Normalität !
Eine neue Vereinbarung ermöglicht 15 Studierenden aus Südtirol eine medizinische Grundausbildung in Hamburg: Bewerbungen für das Wintersemester 2020/21 sind bis 12. Juli möglich.
Die fünfzehn vom Land Südtirol geförderten Studienplätze an der der Hamburger Niederlassung der staatlichen Universität für Medizin Neumarkt am Mieresch sind Medizinstudierenden vorbehalten, die bereit sind, vier Jahre im Dienst des Südtiroler Sanitätsbetriebes zu arbeiten. Sie müssen dies innerhalb von zehn Jahren nach Abschluss der Facharztausbildung tun. Im Gegenzug übernimmt das Land Südtirol die jährlichen Studiengebühren für die Mindeststudiendauer von sechs Jahren in Form einer Rückerstattung.
Mit diesen neuen Studienplätzen ab kommendem Herbst an der UMCH in Hamburg unterstützt das Gesundheitsressort des Landes Südtirol erneut angehende Medizinstudierende auf der Suche nach einem Studienplatz: Bereits im März hatte eine Vereinbarung mit der Salzburger Paracelsus Medical University vorerst acht Studienplätze ermöglicht, für die sich 58 Interessenten beworben haben.
Gesundheitslandesrat Thomas Widmann erklärt das Ziel: "Für die zukünftige Entwicklung im Südtiroler Gesundheitswesen brauchen wir kreative Lösungen, um im internationalen Wettbewerb um Ärzte- und Pflegepersonal mitmitschen zu können." Ein Weg dazu sei, interessierten Südtiroler Maturantinnen und Maturanten zusätzliche Möglichkeiten für ein Medizinstudium zu eröffnen: "Denn die Studienplätze in diesem Bereich sind trotz der großen Nachfrage sehr begrenzt", sagt Widmann.
Ähnliche Vereinbarungen strebe man auch mit weiteren Medizinischen Universitäten im In- und Ausland an, ebenso wie mit Fachhochschulen für Gesundheitsberufe.
Bewerbungen innerhalb 12.Juli 2020
Die vom Land geförderten Plätze werden aufgrund der Rangordnung der regulären Aufnahmeprüfungen der UMCH vergeben. Zusätzliche Voraussetzung ist der Besitz des Zweisprachigkeitsnachweises B2 (Deutsch-Italienisch) des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens vor Studienbeginn (Oktober 2020). Bewerbungen können bis zum 12. Juli 2020 eingereicht werden, der Aufnahmetest erfolgt am 13. Juli.
Nähere Auskünfte über Studienzulassung, Kosten und Bewerbungen gibt das Landesamt für Gesundheitsordnung (Tel. 0471 418150/54, gesundheitsordnung@provinz.bz.it) oder der Bereich "Gesundheit und Leben" auf der Internetseite des Landes Südtirol.
LPA/gst
Kindergeld, Familiengeld, Familiengeld Plus: Das Land Südtirol unterstützt Familien mit unterschiedlichen finanziellen Leistungen. Im Jahr 2019 kamen den Familien über 73 Millionen Euro zu Gute.
Für Familienlandesrätin Waltraud Deeg steht fest: "Auch die aktuelle Krise hat gezeigt, dass es gut ist, wenn Familien neben strukturellen Leistungen auch direkte finanzielle Leistungen beziehen. Diese Leistungen müssen gesichert und für Familien in Notlagen ausgebaut werden." In Südtirol sei, im Gegensatz auch zur gesamtstaatlichen Ebene, der öffentlichen Hand Familie einiges Wert. Das zeige sich auch an höheren Zahlen der Kinder pro Frau (1,71 in Südtirol, 1,29 in Italien) und den Neugeborenen pro 1000 Einwohner (10,0 in Südtirol, 7,3 in Italien). Neben den Familiengeldern seien zudem Maßnahmen wie steuerliche Erleichterungen, die Vorteilskarte EuregioFamilyPass Südtirol sowie Sachleistungen (u.a. Schülertransport, günstige Tarife Kleinkindbetreuung und Kindergarten, Schulbücher und Mensadienste) wichtige Unterstützungsleistungen für Familien. "Wir nutzen unsere autonomen Spielräume, um Lücken auszugleichen – beispielsweise auch bei der rentenmäßigen Absicherung der Erziehungszeiten", sagt Deeg.
Inforeihe "Mami sorgt vor" zeigt Wirkung
Bei der rentenmäßigen Absicherung der Erziehungszeiten werden Eltern in Südtirol (und im Trentino) über einen Beitrag der Region unterstützt. Im Jahr 2019 haben 2001 Mütter und Väter um diesen Beitrag angesucht, insgesamt wurden dabei Geldmittel im Ausmaß von 2,85 Millionen Euro an die Familien weitergegeben. "Der stete Zuwachs an Ansuchen und ausbezahlten Beiträgen ist sicher darauf zurückzuführen, dass mehr Eltern von dieser Möglichkeit wissen. Unsere Vortragsreihe 'Mami sorgt vor' hat dazu sicherlich beigetragen", hebt Landesrätin Deeg hervor. Ursprünglich wäre eine nächste Vortragsrunde für Frühjahr geplant gewesen, derzeit laufen die Vorbereitungen, eine digitale Form der Inforeihe aufzubauen.
Über 27.000 Familien beziehen das Landeskindergeld
Im Jahr 2019 bildete wiederum das Landeskindergeld, das einkommensbezogen und abhängig nach der Familiengröße ausbezahlt wird, mit 33,4 Millionen Euro den Großteil der finanziellen Leistungen für Südtiroler Familien. 27.623 Familien, also ca. die Hälfte aller Südtiroler Familien mit minderjährigen Kindern, haben im Vorjahr mindestens eine Monatsrate des Landeskindergeldes erhalten. Durchschnittlich haben Familien dabei einen Monatsbetrag von 109 Euro erhalten. 15.143 Familien mit Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr haben 2019 mindestens für ein Monat das Landesfamiliengeld bezogen. Insgesamt wurden für diese Leistung 33,1 Millionen Euro ausbezahlt. "Die Familiengelder sind für viele Familien in Südtirol ein wichtiger, stabiler und etablierter Bestandteil ihres Familieneinkommens. Die hohe Anzahl an Begünstigten und die zur Verfügung gestellten Geldmittel sprechen für eine hohe Akzeptanz der Leistungen", betont ASWE-Direktor Eugenio Bizzotto.
Wenn sich die Eltern die Erziehungszeiten teilen und auch Väter Elternzeit beanspruchen, unterstützt dies das Land Südtirol mit dem Landesfamiliengeld +. Seit der Einführung dieser Leistung im Jahr 2016 haben 328 Väter diesen Zusatzbetrag erhalten, im Durchschnitt wurden 1.300 Euro an die Familien ausbezahlt. "Leider ist diese Unterstützung vielen Familien im Land nicht bekannt. Das wollen wir ändern und Väter dazu animieren, Erziehungsarbeiten bewusst zu übernehmen – dies kommt den Kindern, aber auch den Vätern selbst zugute", ist Landesrätin Deeg überzeugt.
Die Auszahlung der Familiengelder erfolgt in Südtirol über die Agentur für Soziale und Wirtschaftliche Entwicklung (ASWE). Diese zahlt auch die staatlichen Leistungen Familiengeld und Mutterschaftsgeld aus, die vom Gesamtbudget 5,3 Prozent ausmachen. Die Kriterien sind dabei gesamtstaatlich festgelegt, die Geldmittel jedoch stammen aus dem Landeshaushalt. Insgesamt wurden 2,6 Millionen Euro staatliches Familiengeld an 1.519 Familien und 1,06 Millionen Euro an staatlichem Mutterschaftsgeld den 610 Antragstellerinnen ausbezahlt.
LPA/ck
In der kommenden Woche nimmt das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung West die Arbeiten an der Lawinenverbauung Hochegg im Schnalstal wieder auf.
Um Vernagt vor der Lawine Hochegg zu schützen, verbaut das Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung West der Landesagentur für Bevölkerungsschutz das Anbruchgebiet dieser Lawine. Gearbeitet wird auf über 2000 Metern Meereshöhe.
Mit diesem Projekt werden die vor sechs Jahren begonnenen Arbeiten fortgesetzt. Ab dem 3. Juni, berichtet Bauleiter und Baustellenleiter Martin Eschgfäller, werden zunächst die Steige adaptiert und die Arbeitswege eingerichtet, dann erfolgen die Bohrungen für Anker und das Setzen von Ankerplatten. Nach einem Projekt von Roland Schweitzer wird die Mannschaft um Vorarbeiter Stefan Kobald voraussichtlich den ganzen Sommer über die nächsten zwei Reihen Schneenetze zu den bereits bestehenden neun dazu errichten. Geplant sind circa 270 Laufmeter Netze, die im Tal zusammengebaut und anschließend mit Hubschrauber in das Anbruchgebiet der Lawine geflogen werden.
Der Weiler Vernagt, so ist der Lawinenchronik der Gemeinde Schnals zu entnehmen, war in der Vergangenheit immer wieder von der Lawine Hochegg bedroht. Zuletzt ging im Jahr 1986 eine Staublawine bis zum Stausee ab; die Straße war vier Tage lang unterbrochen.
LPA/mac
Größere Gruppen, gesicherte Finanzierung und eine verlängerte Frist für Projektansuchen sollen in den kommenden Monaten zahlreiche Sommerbetreuungsprojekte ermöglichen.
Auf Vorschlag von Landesrätin Waltraud Deeg hat die Landesregierung heute (26. Mai) der Zusatzfinanzierung für Projekte der Sommerbetreuung ihre Zustimmung erteilt. Den Gemeinden und Organisatoren könne damit eine wichtige finanzielle Stütze geboten werden. "Wir waren und sind die ersten im gesamten Staatsgebiet, die Betreuungsangebote planen und umsetzen. Aufgrund der strengen Sicherheitsauflagen und der kleineren Gruppengrößen ist die Organisation im heurigen Jahr für alle Involvierten eine besondere Herausforderung. Es braucht daher die Zusammenschau und Mithilfe vieler. Mit dem heutigen Beschluss schaffen wir eine stabile finanzielle Basis für die Anbieter von Sommerbetreuungsprojekten, was sich als eine organisatorische Basis für zahlreiche Familien niederschlägt", betont Familienlandesrätin Deeg. Die Sommerbetreuung habe sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Unterstützung bei der Vereinbarkeit in der Zeit der langen Sommerferien entwickelt. "Nach langen Wochen der sozialen Isolation von Kindern und Jugendlichen im Lockdown nimmt die Sommerbetreuung heuer noch mehr als in den Vorjahren einen besonderen Stellenwert ein. Auch für die Familien ist die Abhaltung der Projekte heuer umso wichtiger, vor allem dann, wenn ein oder beide Elternteile während des Ausnahmezustandes einen Großteil ihrer Urlaubstage bereits aufgebraucht haben", sagt die Landesrätin.
Projektansuchen bis 25. Juni einreichen
Der heutige Beschluss ist die Basis dafür, dass noch bis zum 25. Juni 2020 von öffentlichen und privaten Körperschaften (ohne Gewinnabsicht) Betreuungsprojekte für Kinder von drei bis 15 Jahren eingereicht werden, die im Zeitraum der Sommerferien organisiert. Kinder und Jugendliche mit Behinderung können bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres an einem Sommerprojekt teilnehmen. Die Projektträger erhalten in diesem Jahr einen Beitragssatz von 80 Prozent, wodurch ein Großteil der Ausgaben von Landesseite übernommen wird. Koordiniert wird die Sommerbetreuung von den Gemeinden, über welche die Projekte von den Organisatoren eingereicht werden. Im Vorjahr hatte das Land insgesamt 331 Projekte mit 10,2 Millionen Euro unterstützt.
"Unser Ziel ist es, durch die finanzielle Absicherung der Organisatoren möglichst viele Projekte zu unterstützen. Einerseits können wir somit Eltern entlasten, andererseits geht es aber auch darum Kindern soziale Kontakte zu ermöglichen", unterstreicht Landesrätin Deeg. Die Aufstockung der Finanzmittel sei zudem ein wichtiger Beitrag dazu, dass eventuelle Mehrkosten für die Organisatoren nicht von den Familien gedeckt werden müssten. Es gehe darum, die Teilnahmegebühren in einem vertretbaren Ausmaß zu halten. Landesrätin Deeg erinnert zudem daran, dass durch das jüngste Dekret der römischen Regierung auch der sogenannte Babysitter-Bonus für die Bezahlung von Sommerprojekten genutzt werden könne. Für die Details zur Abwicklung müsse man noch auf das entsprechende Rundschreiben des Nationalen Instituts für soziale Fürsorge (NISF/INPS) warten, das für heute (26. Mai) erwartet wird.
Größere Gruppen dank LH-Verordnung
Gleich wie bei den bereits laufenden Betreuungsdiensten für Kleinkinder und für den Notdienst in Kindergarten und Schule gelte es jedoch auch bei der Sommerbetreuung auf die Einhaltung der notwendigen Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen zu achten. Diesbezüglich wurden entsprechende Richtlinien in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb erarbeitet und den interessierten Projektorganisatoren bereits übermittelt. Neu hingegen ist die Regelung der Gruppengrößen. Durch die Übernahme der staatlichen Vorgaben in der jüngsten Verordnung des Landeshauptmannes (Nr. 28 vom 22. Mai 2020) können nun mehr Kinder an den Projekten teilnehmen. Dabei gelten folgende Größen: fünf Kinder bei Gruppen von Drei- bis Fünfjährigen, sechs- bis elfjährige Kinder können in Gruppen zu siebt betreut werden, Jugendliche ab zwölf Jahren dürfen in Zehnergruppen an Projekten teilnehmen. Wenn Kinder unterschiedlicher Altersgruppen zusammengeschlossen, gilt aufgrund des Durchschnitts der Altersgruppe die Maximalzahl für die niedrigere Einheit.
LPA/ck
Vinschgau - Wie kann der Tourismus auch im Vinschgau wieder starten? Von der Politik in Deutschland, in Österreich, in Italien und in der Schweiz sind Grenzöffnungsdaten für die Zukunft genannt. Bei den möglichen Gästen und bei den einheimischen Touristikern paaren sich Verunsicherung mit Zuversicht. Die Zuversicht überwiegt. Zwei Beispiele aus den lokalen Kraftwerken des Tourismus -aus der Ferienregion Obervinschgau und aus dem Tourismusverein Partschins.
von Erwin Bernhart
Die Corona-Pandemie hatte zur Folge, dass die Grenzbalken innerhalb Europas herabgelassen sind. Offene Grenzen gibt es seit längerem nicht mehr. Der Lockdown in den europäischen Ländern hat den Schengen-Raum zerschellen lassen. Letzthin hat das die Flüchtlingskrise vor rund 5 Jahren zum Teil bewirkt. Heuer ist es die Corona-Krise. Dass Personen innerhalb des Schengenraumes frei reisen können, ist eine der größten Errungenschaften innerhalb der europäischen Gemeinschaft, inklusive der Schweiz. Diese Errungenschaft hat sich nicht nur in den Köpfen und Herzen der Europäer breit gemacht, diese Errungenschaft ist auch von größter Bedeutung für den Tourismus, für die Wahl des Ferienortes, für Unbeschwertheit, für ein gutes Stück Freiheit.
Der Schengenraum ist zerbrochen, die Staaten haben ihre Grenzen dicht gemacht. Aber der Schengenraum wird derzeit wieder allmählich gekittet. Nicht von der Europäischen Union, sondern in Verhandlungen zwischen Einzelstaaten.
So hat etwa die Bundesrepublik Deutschland seit Mitte Mai ein Datum in die Zukunft genannt: „Sofern die Entwicklung des Infektionsgeschehens dies zulässt, strebt der Bundesinnenminister ein Ende aller Corona-bedingten Binnengrenzkontrollen zum 15. Juni 2020 an. Dasselbe gilt für die luftseitigen Grenzen zu Italien und Spanien.“
Dieser 15. Juni gilt nun als Marke, an der sich andere Staaten anlehnen. Auch Österreich. Allerdings hat Bundeskanzler Sebastian Kurz eine Öffnung der Grenze zu Italien zum genannten Stichdatum kürzlich ausgeschlossen, was zu großem Aufschrei auch in Südtirol geführt hat. Dabei hat Kurz nur das wiederholt, was im Bundesministerium für Inneres seit längerem auf der Warnliste steht: „Für ganz Italien gilt die Sicherheitsstufe 6 (Reisewarnung). Vor Reisen nach Italien wird aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus (COVID-19) gewarnt. Das gilt auch für Südtirol, Vatikan (Hl. Stuhl) und San Marino.“
Was aber die Medien Südtirols erst kürzlich wahrgenommen haben, steht seit längerem fest und ist auch auf der Webseite des Bundesministeriums für Inneres nachzulesen: „Die Durchreise durch Österreich ohne Zwischenstopp ist erlaubt, sofern die Ausreise sichergestellt ist.“ Heißt im Klartext: Deutsche Urlaubsgäste oder Urlaubsgäste aus der Schweiz können nach Südtirol bzw. nach Italien reisen und dabei Österreich durchqueren.
Der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte ist seinerseits in die Grenzdebatten der Nordländer hineingegrätscht und hat eine generelle Grenzöffnung zum 3. Juni angekündigt. Somit hat Conte den Ball in den Norden zurückgespielt. Mit Wohlwollen hat man dies in Tourismuskreisen Südtirols aufgenommen.
Dieser zumindest angerissene internationale Kontext ist wichtig, um das Verhalten, die Hoffnungen, die Vorbehalte und die Zuversicht der Touristiker in Südtirol und so auch im Vinschgau zu verstehen oder nachgehen zu können.
Näher beleuchten wollen wir zwei Beispiele, wie mit den oben genannten Rahmenbedingungen gepaart mit den Sicherheitsbestimmungen vom Land Südtirol und von Italien umgegangen, kommuniziert und gewerkelt wird.
Ferienregion Obervinschgau:
Die Super-Wintersaison 2019/2020 wurde abrupt beendet, sagt die Geschäftsführerin der Ferienregion Obervinschgau Karin Meister. Lockdown. Alle Beherbergungsbetriebe geschlossen, keine Gäste. Zwei Monate sind die Mitarbeiterinnen der Ferienregion in den Lohnausgleich gegangen. Die Zweigstellen in Burgeis und in Glurns sind geschlossen. Nur eine Mitarbeiterin und Meister selbst haben die Stellung im Malser Büro gehalten. Im Mai ist dann noch eine Mitarbeiterin dazugekommen. „Im Mai sind bei uns normalerweise Wanderer und Kulturreisende zu Gast“, sagt Meister. Heuer ist kein Gast, wie überall in Südtirol, zu Gast in den Gemeinden Mals, Schluderns, Glurns und Taufers. Aber: Das Tourismusbüro in Mals ist seit Mai als SAD-Schalter für Einheimische operativ - zum Verlängern der Bus- und Zugkarten, zum Aufladen derselben. Eine Dienstleistung, die sich im Hintergrund abspielt.
„Die Buchungslage ist noch vorsichtig“, sagt Meister, „aber die Buchungen nehmen täglich zu.“ Auch die Anfragen werden immer mehr. „Das entwickelt sich gut“, ist Meister vorsichtig optimistisch. Die Vermieter seien guter Dinge.
Ab dem 3. Juni werden alle Mitarbeiterinnen an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, ab Mitte Juni werden auch die Büros in Burgeis und in Glurns wieder besetzt und operativ sein. „Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass wir mit Juli Gäste da haben werden“, sagt Meister.
Seit vergangenem Montag besteht die Möglichkeit, dass Beherbergungsbetriebe und Hotels geöffnet sind. Ohne Gäste kaum vorstellbar. Dabei sind die Tourismusbetriebe vom Tourismusbüro aus gut gecoacht worden. „Wir fordern seit Wochen unsere Vermieter auf, mit ihren Stammgästen gute und freundschaftliche Kontakte zu pflegen. Wir erstellen E-Mail-Vorlagen, Texte für die sozialen Medien, die von den Vermietern mit ihren Gästen geteilt werden können“, sagt Meister.
Wöchentliche Informationen gibt es in virtuellen Konferenzen von Seiten der IDM und vom LTS (dem Landesverband der Tourismusorganisationen Südtirols). Wichtig, sagt Meister, sei, dass die kurzfristige Buchbarkeit, vor allem online, gegeben ist. Die Leute müssen wissen, dass sich der Gast, aufgrund der gegebenen Unsicherheiten kurzfristig informiert. IDM und LTS stellen kostenlose Tools für die online-Buchbarkeit zur Verfügung.
Tourismusverein Partschins
Karin Thaler, die Direktorin des Tourismusvereines Partschins, sagt Ähnliches. Unglaubliche Sachen habe man gemeinsam mit der IDM entwickeln können. Mit der Kampagne #alleswaswirlieben von IDM und eigenen Bildern wurden die Gäste über die schönen Dinge aus Südtirol informiert. Die Apfelblüte in Partschins ist so virtuell kommuniziert worden. Den Gastgebern wurden Anleitungen und Bilder für die Sozialen Medien aufbereitet und zur Verfügung gestellt.
Grafiken erstellen, Texte schreiben, Anfragen von Gästen und Fragen von Vermieter beantworten, Informationen einholen und weitergeben: „Meine vier Mitarbeiterinnen und ich sind nicht in den Lohnausgleich gegangen, wir waren im Home-Office und immer operativ“, sagt Thaler und sie sagt in Klammer, dass „unsere Webleitungen äußerst langsam“ seien. In den Videokonferenzen haben sich kreative Geschichten entwickelt, neue Videozusammenschnitte, Omas Geheimtipps für gutes Essen, Filme zum Kneippen für zuhause, 100 Rezepte: Gäste wurden emotionalisiert, die Sehnsucht nach Urlaub stimuliert und die Bindung zwischen Gastgeber und Gast aufrechterhalten. „Wir haben die Gäste gluschten gemacht“, lacht Thaler.
Die Erstberatung gegenüber den Gastgebern betraf die erste Stornowelle. Man soll mit den Stornos kulant sein, man solle versuchen die Buchungen zu verschieben.
Die Aussage vom österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz, dass eine Grenzöffnung zu Italien frühestens im August möglich sein werde, habe eine zweite Stornowelle ausgelöst. Für die Gastgeber bitter sei es, in diesen Zeiten bereits getätigte Anzahlungen zurückzuzahlen.
Karin Thaler lobt die IDM. Denn die wöchentlichen Videokonferenzen mit IDM-Fachleuten und den Tourismusdirektoren und Tourismusvereinspräsidenten haben gute Aufklärung gebracht, über Inhalte von Gesetzesdekreten, über politisch genannte Termine, über gesetzliche Möglichkeiten. Auf den Internetseiten der Tourismusvereine gibt es einen Link „Sicher Reisen“ in acht Sprachen, der über die aktuellen Entwicklungen und Sicherheitsbestimmungen in Südtirol aufklärt. Für Gastgeber genauso wichtig wie für die Gäste.
„Die Vermittlung von Sicherheit ist die zweite Phase“, sagt Karin Thaler. Die Gäste sollen die Richtlinien wissen, das Distanzhalten, das Tragen von Mund- und Nasenschutz usw.. Nach dem Motto: Mit unseren Sicherheitsmaßnahmen kannst du die Freiheit genießen. „Wir sind in einem Status des Beobachtens, des Informierens und des Kommunizierens“, fasst Thaler die vergangenen Wochen zusammen. Die Stimmung sei durchwachsen. Aber Jammern helfe nichts. Man wolle den Schwung nicht verlieren. Also Vollgas. Trotz schwieriger Prognosen.
Erschreckend sei, wie sich politische Aussagen auf das Verhalten der Leute, der potenziellen Gäste auswirken, sagt Thaler.
Nach einer massiven Bewerbung italienischer Gäste ist seit letztem Freitag die Bewerbung der DACH-Märkte operativ. Südtirol wirbt in Printmedien, sowie online in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz mit „Sicherheit und Freiheit“. Das „DACH“ setzt sich aus den Bezeichnungen dieser Länder zusammen - D für Deutschland, A für Österreich und CH für die Schweiz.
Im unteren Vinschgau werden die auch für das touristische Angebot wichtige Texelbahn und die Unterstellbahn ab dem 29. Mai geöffnet sein. Im Obervinschgau wird der Sessellift am Watles und die Hütten am 20. Juni in Betrieb gehen. In der Ferienregion Obervinschgau werden die Bunkerführungen bestehen bleiben, ebenso werden die Kulturstätten - ohne Führung - ihre Tore im Sommer geöffnet haben. Kloster Marienberg wird am 15. Juni sein Museum eröffnen.
Die Wanderwege dürften im Obervinschgau ähnlich tip-top sein, wie sie es in Partschins sind. Die Wanderwege werden dort vom Tourismusverein betreut.
Eventabsagen trifft alle Ferienorte. Die Sport-Großveranstaltungen Stelvio Marathon und Ortler Bike sind abgesagt. In Partschins „Gaudenz rockt“. Heuer wäre im Juni mit der Band „Black Peter“ der historische Ansitz bespielt worden. Noch offen ist in Partschins ein mögliches Highlight: Am 5. August wäre das bayrische Kabarett-Urgestein Gerhard Polt zu Gast. „Das werden wir erst Anfang Juni bestätigen oder absagen können“, sagt Karin Thaler. Bis 31. Juli gilt nämlich der Ausnahmezustand in Italien und das Landesgesetz Südtirols - Menschenansammlungen sind bis dahin verboten. Im Obervinschgau warten die Almen auf Gäste, im Untervinschgau steht mit dem Angebot „Gsund bleibm“ rund um den Partschinser Wasserfall, den Wäldern und Gewässern eine ortstypische Geschichte bereit.
Im Vinschgau sind die Natur, die Kulturstätten, die Aufstiegsanlagen, die Beherbergungsbetreibe - auch für Gäste - vorbereitet. Fraglich ist im internationalen Zusammenhang, ob die Attraktivität des Vinschgau aufgrund der geringsten Corona-Zahlen gestiegen ist.
Derweil gilt es, den auch für den Tourismus entscheidenden Vorgang auf internationaler Ebene zu beobachten: Das Kitten des Schengenraumes - das Heben der Grenzbalken.